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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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gehauenen Keller erbrochen, ein Faß Wein heraufgeschroten und saßen nun um dasselbe herum und tranken die Gesundheit der neuen Zeit und der armen Leute in dem besten Französischen Weine des Fabrikherrn. Sie ruhten dabei aus von ihrem Zerstörungswerk, um sich neue Kräfte und frischen Muth zu trinken.

Nur die Factoren, Markthelfer und Kutscher waren dem Fabrikherrn treu geblieben, die Andern waren Alle gegen ihn. Helfen konnten diese wenigen Menschen gegen den überlegenen und wüthenden Feind auch nur Weniges -- durchkommen konnte jetzt auch Keiner mehr, weder herein noch heraus. Georg war auch ganz wie vernichtet -- er hatte nie weiter Etwas gekonnt als rechnen und schelten -- jetzt wußte er nicht mehr, was zu thun sei. Es blieb Nichts übrig, als auf die militairische Hülfe zu warten, die von außen das umzingelte Wohnhaus der Fabrik gleichsam wie eine Festung entsetzen mußte. Man mußte sich darauf beschränken, dieses zu verschließen und zu verrammeln, desgleichen auch den Hof, der es umgab und die nächsten Gebäude, welche noch frei waren.

Ein Gewölbe mit Vorräthen von Fleisch, Butter, Kraut und Rüben, das sich neben dem Weinkeller befand, war auch eröffnet worden -- an einem großen Feuer im Freien kochten die Weiber davon und die Männer ließen es sich dann mit ihnen trefflich schmecken, so daß jetzt Alles

gehauenen Keller erbrochen, ein Faß Wein heraufgeschroten und saßen nun um dasselbe herum und tranken die Gesundheit der neuen Zeit und der armen Leute in dem besten Französischen Weine des Fabrikherrn. Sie ruhten dabei aus von ihrem Zerstörungswerk, um sich neue Kräfte und frischen Muth zu trinken.

Nur die Factoren, Markthelfer und Kutscher waren dem Fabrikherrn treu geblieben, die Andern waren Alle gegen ihn. Helfen konnten diese wenigen Menschen gegen den überlegenen und wüthenden Feind auch nur Weniges — durchkommen konnte jetzt auch Keiner mehr, weder herein noch heraus. Georg war auch ganz wie vernichtet — er hatte nie weiter Etwas gekonnt als rechnen und schelten — jetzt wußte er nicht mehr, was zu thun sei. Es blieb Nichts übrig, als auf die militairische Hülfe zu warten, die von außen das umzingelte Wohnhaus der Fabrik gleichsam wie eine Festung entsetzen mußte. Man mußte sich darauf beschränken, dieses zu verschließen und zu verrammeln, desgleichen auch den Hof, der es umgab und die nächsten Gebäude, welche noch frei waren.

Ein Gewölbe mit Vorräthen von Fleisch, Butter, Kraut und Rüben, das sich neben dem Weinkeller befand, war auch eröffnet worden — an einem großen Feuer im Freien kochten die Weiber davon und die Männer ließen es sich dann mit ihnen trefflich schmecken, so daß jetzt Alles

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[159/0163] gehauenen Keller erbrochen, ein Faß Wein heraufgeschroten und saßen nun um dasselbe herum und tranken die Gesundheit der neuen Zeit und der armen Leute in dem besten Französischen Weine des Fabrikherrn. Sie ruhten dabei aus von ihrem Zerstörungswerk, um sich neue Kräfte und frischen Muth zu trinken. Nur die Factoren, Markthelfer und Kutscher waren dem Fabrikherrn treu geblieben, die Andern waren Alle gegen ihn. Helfen konnten diese wenigen Menschen gegen den überlegenen und wüthenden Feind auch nur Weniges — durchkommen konnte jetzt auch Keiner mehr, weder herein noch heraus. Georg war auch ganz wie vernichtet — er hatte nie weiter Etwas gekonnt als rechnen und schelten — jetzt wußte er nicht mehr, was zu thun sei. Es blieb Nichts übrig, als auf die militairische Hülfe zu warten, die von außen das umzingelte Wohnhaus der Fabrik gleichsam wie eine Festung entsetzen mußte. Man mußte sich darauf beschränken, dieses zu verschließen und zu verrammeln, desgleichen auch den Hof, der es umgab und die nächsten Gebäude, welche noch frei waren. Ein Gewölbe mit Vorräthen von Fleisch, Butter, Kraut und Rüben, das sich neben dem Weinkeller befand, war auch eröffnet worden — an einem großen Feuer im Freien kochten die Weiber davon und die Männer ließen es sich dann mit ihnen trefflich schmecken, so daß jetzt Alles

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/163>, abgerufen am 11.05.2024.