Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.diesem geizigen Tyrannen hier zeigen, daß seine Reichthümer von Rechtswegen uns gehören müßten, und da er uns unser rechtmäßiges Eigenthum entzogen hat, so wollen wir es uns nehmen. Deshalb werdet Ihr nun uns doch nicht Uebles anthun wollen, weil wir in die Welt ein Bischen bessere Ordnung bringen mögten? Und wer von Euch arm oder dienend ist, der ist unser natürlicher Bundesgenoß und wird uns beistehen gegen diesen geizigen Tyrannen hier!" Und so sprach er noch weiter -- da stimmten ihm viele von den Bauern bei und schrien: "Ja wir wollen Euch helfen!" und mischten sich unter die Fabrikarbeiter; Andere aber, welche dies nicht mogten, ergriffen die Flucht und wurden von Steinwürfen und Peitschenhieben wieder zurückgejagt in ihre Dörfer. Einzelne, welche sich widersetzten, geriethen in ein fürchterliches Handgemenge, und eine blutige, entsetzliche Scene folgte auf die andre -- aber überall zogen die Bauern den Kürzern. Der Fabrikherr ward vor Schrecken noch bleicher, als er das hörte. -- Wo nun Hülfe finden? Das Militair konnte kaum vor dem andern Morgen kommen -- und was konnte nicht Alles geschehen bis dahin! Jetzt war es erst Mittag, und schon hatten die Leute fast alle seine Maschinen zerstört und wütheten noch in den vordern Fabrikgebäuden. Jetzt hatten sie den etwas entfernt liegenden, einzeln in den Felsen diesem geizigen Tyrannen hier zeigen, daß seine Reichthümer von Rechtswegen uns gehören müßten, und da er uns unser rechtmäßiges Eigenthum entzogen hat, so wollen wir es uns nehmen. Deshalb werdet Ihr nun uns doch nicht Uebles anthun wollen, weil wir in die Welt ein Bischen bessere Ordnung bringen mögten? Und wer von Euch arm oder dienend ist, der ist unser natürlicher Bundesgenoß und wird uns beistehen gegen diesen geizigen Tyrannen hier!“ Und so sprach er noch weiter — da stimmten ihm viele von den Bauern bei und schrien: „Ja wir wollen Euch helfen!“ und mischten sich unter die Fabrikarbeiter; Andere aber, welche dies nicht mogten, ergriffen die Flucht und wurden von Steinwürfen und Peitschenhieben wieder zurückgejagt in ihre Dörfer. Einzelne, welche sich widersetzten, geriethen in ein fürchterliches Handgemenge, und eine blutige, entsetzliche Scene folgte auf die andre — aber überall zogen die Bauern den Kürzern. Der Fabrikherr ward vor Schrecken noch bleicher, als er das hörte. — Wo nun Hülfe finden? Das Militair konnte kaum vor dem andern Morgen kommen — und was konnte nicht Alles geschehen bis dahin! Jetzt war es erst Mittag, und schon hatten die Leute fast alle seine Maschinen zerstört und wütheten noch in den vordern Fabrikgebäuden. Jetzt hatten sie den etwas entfernt liegenden, einzeln in den Felsen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="158"/> diesem geizigen Tyrannen hier zeigen, daß seine Reichthümer von Rechtswegen uns gehören müßten, und da er uns unser rechtmäßiges Eigenthum entzogen hat, so wollen wir es uns nehmen. Deshalb werdet Ihr nun uns doch nicht Uebles anthun wollen, weil wir in die Welt ein Bischen bessere Ordnung bringen mögten? Und wer von Euch arm oder dienend ist, der ist unser natürlicher Bundesgenoß und wird uns beistehen gegen diesen geizigen Tyrannen hier!“</p> <p>Und so sprach er noch weiter — da stimmten ihm viele von den Bauern bei und schrien: „Ja wir wollen Euch helfen!“ und mischten sich unter die Fabrikarbeiter; Andere aber, welche dies nicht mogten, ergriffen die Flucht und wurden von Steinwürfen und Peitschenhieben wieder zurückgejagt in ihre Dörfer. Einzelne, welche sich widersetzten, geriethen in ein fürchterliches Handgemenge, und eine blutige, entsetzliche Scene folgte auf die andre — aber überall zogen die Bauern den Kürzern.</p> <p>Der Fabrikherr ward vor Schrecken noch bleicher, als er das hörte. — Wo nun Hülfe finden? Das Militair konnte kaum vor dem andern Morgen kommen — und was konnte nicht Alles geschehen bis dahin! Jetzt war es erst Mittag, und schon hatten die Leute fast alle seine Maschinen zerstört und wütheten noch in den vordern Fabrikgebäuden. Jetzt hatten sie den etwas entfernt liegenden, einzeln in den Felsen </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0162]
diesem geizigen Tyrannen hier zeigen, daß seine Reichthümer von Rechtswegen uns gehören müßten, und da er uns unser rechtmäßiges Eigenthum entzogen hat, so wollen wir es uns nehmen. Deshalb werdet Ihr nun uns doch nicht Uebles anthun wollen, weil wir in die Welt ein Bischen bessere Ordnung bringen mögten? Und wer von Euch arm oder dienend ist, der ist unser natürlicher Bundesgenoß und wird uns beistehen gegen diesen geizigen Tyrannen hier!“
Und so sprach er noch weiter — da stimmten ihm viele von den Bauern bei und schrien: „Ja wir wollen Euch helfen!“ und mischten sich unter die Fabrikarbeiter; Andere aber, welche dies nicht mogten, ergriffen die Flucht und wurden von Steinwürfen und Peitschenhieben wieder zurückgejagt in ihre Dörfer. Einzelne, welche sich widersetzten, geriethen in ein fürchterliches Handgemenge, und eine blutige, entsetzliche Scene folgte auf die andre — aber überall zogen die Bauern den Kürzern.
Der Fabrikherr ward vor Schrecken noch bleicher, als er das hörte. — Wo nun Hülfe finden? Das Militair konnte kaum vor dem andern Morgen kommen — und was konnte nicht Alles geschehen bis dahin! Jetzt war es erst Mittag, und schon hatten die Leute fast alle seine Maschinen zerstört und wütheten noch in den vordern Fabrikgebäuden. Jetzt hatten sie den etwas entfernt liegenden, einzeln in den Felsen
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/162>, abgerufen am 16.02.2025. |