Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

nehmen wir Platz. Sie werden mir doch heute Ihre Gesellschaft nicht sogleich entziehen?"

Schuhmacher setzte sich. "Wenn wir ungestört sind," sagte er; "mich führt allerdings eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit zu Ihnen. -- Aber vielleicht ist in Ihrem Nebenzimmer Gesellschaft -- oder Ihre Frau Gemahlin -- --?"

"Ich bin vollkommen einsam -- es ist dies nicht das Local dazu, viel Gesellschaft zu empfangen, und was meine Frau betrifft, so ist sie ausgegangen, und ich denke, sie wird noch lange nicht wiederkommen --" der geduldige Ehemann konnte dabei doch einen leisen Seufzer nicht unterdrücken.

"Nun so bin ich zur guten Stunde gekommen," sagte Schuhmacher geheimnißvoll, "denn die Unterredung, welche ich mit Ihnen haben werde, wird allerdings keine Zeugen dulden -- -- es ist doch Niemand von Ihren Dienstboten im Vorsaal oder nebenan? Sie erlauben, daß ich nachsehe und die Thüren verschließe."

Der Geheimrath versicherte wiederholt, daß Niemand in der Nähe sei, Schuhmacher untersuchte aber doch zu bessrer Vorsicht alle Thüren, verschloß dann die äußere, setzte sich und begann:

"Daß ich mich hier befinde, geschieht nicht etwa, um die Mode mitzumachen, oder diese lächerliche Cur zu brauchen."

nehmen wir Platz. Sie werden mir doch heute Ihre Gesellschaft nicht sogleich entziehen?“

Schuhmacher setzte sich. „Wenn wir ungestört sind,“ sagte er; „mich führt allerdings eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit zu Ihnen. — Aber vielleicht ist in Ihrem Nebenzimmer Gesellschaft — oder Ihre Frau Gemahlin — —?“

„Ich bin vollkommen einsam — es ist dies nicht das Local dazu, viel Gesellschaft zu empfangen, und was meine Frau betrifft, so ist sie ausgegangen, und ich denke, sie wird noch lange nicht wiederkommen —“ der geduldige Ehemann konnte dabei doch einen leisen Seufzer nicht unterdrücken.

„Nun so bin ich zur guten Stunde gekommen,“ sagte Schuhmacher geheimnißvoll, „denn die Unterredung, welche ich mit Ihnen haben werde, wird allerdings keine Zeugen dulden — — es ist doch Niemand von Ihren Dienstboten im Vorsaal oder nebenan? Sie erlauben, daß ich nachsehe und die Thüren verschließe.“

Der Geheimrath versicherte wiederholt, daß Niemand in der Nähe sei, Schuhmacher untersuchte aber doch zu bessrer Vorsicht alle Thüren, verschloß dann die äußere, setzte sich und begann:

„Daß ich mich hier befinde, geschieht nicht etwa, um die Mode mitzumachen, oder diese lächerliche Cur zu brauchen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0127" n="121"/>
nehmen wir Platz. Sie werden mir doch heute Ihre Gesellschaft nicht sogleich entziehen?&#x201C;</p>
        <p>Schuhmacher setzte sich. &#x201E;Wenn wir ungestört sind,&#x201C; sagte er; &#x201E;mich führt allerdings eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit zu Ihnen. &#x2014; Aber vielleicht ist in Ihrem Nebenzimmer Gesellschaft &#x2014; oder Ihre Frau Gemahlin &#x2014; &#x2014;?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich bin vollkommen einsam &#x2014; es ist dies nicht das Local dazu, viel Gesellschaft zu empfangen, und was meine Frau betrifft, so ist sie ausgegangen, und ich denke, sie wird noch lange nicht wiederkommen &#x2014;&#x201C; der geduldige Ehemann konnte dabei doch einen leisen Seufzer nicht unterdrücken.</p>
        <p>&#x201E;Nun so bin ich zur guten Stunde gekommen,&#x201C; sagte Schuhmacher geheimnißvoll, &#x201E;denn die Unterredung, welche ich mit Ihnen haben werde, wird allerdings keine Zeugen dulden &#x2014; &#x2014; es ist doch Niemand von Ihren Dienstboten im Vorsaal oder nebenan? Sie erlauben, daß ich nachsehe und die Thüren verschließe.&#x201C;</p>
        <p>Der Geheimrath versicherte wiederholt, daß Niemand in der Nähe sei, Schuhmacher untersuchte aber doch zu bessrer Vorsicht alle Thüren, verschloß dann die äußere, setzte sich und begann:</p>
        <p>&#x201E;Daß ich mich hier befinde, geschieht nicht etwa, um die Mode mitzumachen, oder diese lächerliche Cur zu brauchen.&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0127] nehmen wir Platz. Sie werden mir doch heute Ihre Gesellschaft nicht sogleich entziehen?“ Schuhmacher setzte sich. „Wenn wir ungestört sind,“ sagte er; „mich führt allerdings eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit zu Ihnen. — Aber vielleicht ist in Ihrem Nebenzimmer Gesellschaft — oder Ihre Frau Gemahlin — —?“ „Ich bin vollkommen einsam — es ist dies nicht das Local dazu, viel Gesellschaft zu empfangen, und was meine Frau betrifft, so ist sie ausgegangen, und ich denke, sie wird noch lange nicht wiederkommen —“ der geduldige Ehemann konnte dabei doch einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. „Nun so bin ich zur guten Stunde gekommen,“ sagte Schuhmacher geheimnißvoll, „denn die Unterredung, welche ich mit Ihnen haben werde, wird allerdings keine Zeugen dulden — — es ist doch Niemand von Ihren Dienstboten im Vorsaal oder nebenan? Sie erlauben, daß ich nachsehe und die Thüren verschließe.“ Der Geheimrath versicherte wiederholt, daß Niemand in der Nähe sei, Schuhmacher untersuchte aber doch zu bessrer Vorsicht alle Thüren, verschloß dann die äußere, setzte sich und begann: „Daß ich mich hier befinde, geschieht nicht etwa, um die Mode mitzumachen, oder diese lächerliche Cur zu brauchen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/127
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/127>, abgerufen am 23.11.2024.