nie dazu gekommen -- für den Grafen war also dieser Johannes noch immer viel zu spät eingesteckt worden und er hatte nicht die geringste Lust, irgend einen Schritt für seine Befreiung oder die Milderung seiner Gefangenschaft zu thun. Der Graf empfing den Pfarrer in sehr ungnädiger Weise, obwohl er früher, zwar immer nur in herablassende. Art, aber doch ganz freundschaftlich mit ihm verkeht hatter Jetzt empfing er ihn wie eine untergeordnete Person, der er Lust und Recht hatte, seine hohe Unzufriedenheit zu erkennen zu geben. Er behandelte den Pfarrer mit weg- werfender Geringschätzung und zwar so, als sei dieser al- lein an Allem Schuld, was im Dorfe geschehen war und die Augen der Behörden darauf hingelenkt hatte. Von Johannes sprach der Graf wie von dem verworfensten Menschen, dem schändlichsten Verbrecher.
Er sagte: "Jch habe mich dieses einfältigen Bauern- sohnes angenommen -- ich habe es ertragen, mit ihm in einer Gesellschaft zu sein und habe mich herabgelassen, freundschaftlich mit ihm zu sprechen -- ich hatte mir ge- dacht, daß' ein Bauernlümmel, wie er wohl grob und ungeschlachtet sein und bleiben würde, wovon er auch Beweise gab -- aber ich hatte ihn keiner solcher verruch- ten Handlungen für fähig gehalten. Jch habe eine Nat- ter an meiner Brust genährt -- ich gab ihm Obdach und ließ ihn in meinem Eigenthum den Herrn spielen --
nie dazu gekommen — fuͤr den Grafen war alſo dieſer Johannes noch immer viel zu ſpaͤt eingeſteckt worden und er hatte nicht die geringſte Luſt, irgend einen Schritt fuͤr ſeine Befreiung oder die Milderung ſeiner Gefangenſchaft zu thun. Der Graf empfing den Pfarrer in ſehr ungnaͤdiger Weiſe, obwohl er fruͤher, zwar immer nur in herablaſſende. Art, aber doch ganz freundſchaftlich mit ihm verkeht hatter Jetzt empfing er ihn wie eine untergeordnete Perſon, der er Luſt und Recht hatte, ſeine hohe Unzufriedenheit zu erkennen zu geben. Er behandelte den Pfarrer mit weg- werfender Geringſchaͤtzung und zwar ſo, als ſei dieſer al- lein an Allem Schuld, was im Dorfe geſchehen war und die Augen der Behoͤrden darauf hingelenkt hatte. Von Johannes ſprach der Graf wie von dem verworfenſten Menſchen, dem ſchaͤndlichſten Verbrecher.
Er ſagte: „Jch habe mich dieſes einfaͤltigen Bauern- ſohnes angenommen — ich habe es ertragen, mit ihm in einer Geſellſchaft zu ſein und habe mich herabgelaſſen, freundſchaftlich mit ihm zu ſprechen — ich hatte mir ge- dacht, daß’ ein Bauernluͤmmel, wie er wohl grob und ungeſchlachtet ſein und bleiben wuͤrde, wovon er auch Beweiſe gab — aber ich hatte ihn keiner ſolcher verruch- ten Handlungen fuͤr faͤhig gehalten. Jch habe eine Nat- ter an meiner Bruſt genaͤhrt — ich gab ihm Obdach und ließ ihn in meinem Eigenthum den Herrn ſpielen —
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nie dazu gekommen — fuͤr den Grafen war alſo dieſer
Johannes noch immer viel zu ſpaͤt eingeſteckt worden
und er hatte nicht die geringſte Luſt, irgend einen Schritt fuͤr
ſeine Befreiung oder die Milderung ſeiner Gefangenſchaft zu
thun. Der Graf empfing den Pfarrer in ſehr ungnaͤdiger
Weiſe, obwohl er fruͤher, zwar immer nur in herablaſſende.
Art, aber doch ganz freundſchaftlich mit ihm verkeht hatter
Jetzt empfing er ihn wie eine untergeordnete Perſon, der
er Luſt und Recht hatte, ſeine hohe Unzufriedenheit zu
erkennen zu geben. Er behandelte den Pfarrer mit weg-
werfender Geringſchaͤtzung und zwar ſo, als ſei dieſer al-
lein an Allem Schuld, was im Dorfe geſchehen war und
die Augen der Behoͤrden darauf hingelenkt hatte. Von
Johannes ſprach der Graf wie von dem verworfenſten
Menſchen, dem ſchaͤndlichſten Verbrecher.
Er ſagte: „Jch habe mich dieſes einfaͤltigen Bauern-
ſohnes angenommen — ich habe es ertragen, mit ihm in
einer Geſellſchaft zu ſein und habe mich herabgelaſſen,
freundſchaftlich mit ihm zu ſprechen — ich hatte mir ge-
dacht, daß’ ein Bauernluͤmmel, wie er wohl grob und
ungeſchlachtet ſein und bleiben wuͤrde, wovon er auch
Beweiſe gab — aber ich hatte ihn keiner ſolcher verruch-
ten Handlungen fuͤr faͤhig gehalten. Jch habe eine Nat-
ter an meiner Bruſt genaͤhrt — ich gab ihm Obdach
und ließ ihn in meinem Eigenthum den Herrn ſpielen —
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/321>, abgerufen am 25.11.2024.
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