"Johannes, denkst Du noch daran, wie ich immer sage: werden die Kinder groß, werden die Sorgen auch groß? Jch habe lange nicht davon mit Dir geredet, weil Du doch meinst, ich habe Unrecht damit und Du mach- test mir keine Sorgen -- aber Johannes, Du machst sie mir doch."
Er wollte antworten, aber sie fiel ihm gleich wieder in die Rede, indem sie fortfuhr: "Sieh, ich weiß schon, was Du mir sagen willst, daß ich ja keine Sorgen um Dich zu haben brauche, wie andere Mütter sie haben müssen, arme Mütter, wie ich nur bin, zumal die nicht wissen, wie ihre Söhne ihr Brod sich verdienen, ob sie Etwas gelernt haben, um ihr Fortkommen in der Welt zu fin- den, ob sie gut thun im Dienst und so Vieles mehr. Die Sorgen hab' ich alle nicht, weil Du so viel gelernt und so groß und angesehen worden bist, wie Niemand weiter im Dorf -- aber das sind ganz andere Sorgen, die ich um Dich habe, und die hat keine Mutter weiter!" Die Thränen traten ihr in die Augen, und sie ver- mochte nicht weiter zu sprechen, mit ihren beiden Hän- den faßte sie nach Johannes, als müsse sie ihn recht fest halten.
Er wußte nicht, was sie eigentlich meine, und weil er selbst eben mit dem Gedanken an seine Abreise beschäf- tigt gewesen war, als er sie hatte zu sich heraufkommen
„Johannes, denkſt Du noch daran, wie ich immer ſage: werden die Kinder groß, werden die Sorgen auch groß? Jch habe lange nicht davon mit Dir geredet, weil Du doch meinſt, ich habe Unrecht damit und Du mach- teſt mir keine Sorgen — aber Johannes, Du machſt ſie mir doch.“
Er wollte antworten, aber ſie fiel ihm gleich wieder in die Rede, indem ſie fortfuhr: „Sieh, ich weiß ſchon, was Du mir ſagen willſt, daß ich ja keine Sorgen um Dich zu haben brauche, wie andere Muͤtter ſie haben muͤſſen, arme Muͤtter, wie ich nur bin, zumal die nicht wiſſen, wie ihre Soͤhne ihr Brod ſich verdienen, ob ſie Etwas gelernt haben, um ihr Fortkommen in der Welt zu fin- den, ob ſie gut thun im Dienſt und ſo Vieles mehr. Die Sorgen hab’ ich alle nicht, weil Du ſo viel gelernt und ſo groß und angeſehen worden biſt, wie Niemand weiter im Dorf — aber das ſind ganz andere Sorgen, die ich um Dich habe, und die hat keine Mutter weiter!“ Die Thraͤnen traten ihr in die Augen, und ſie ver- mochte nicht weiter zu ſprechen, mit ihren beiden Haͤn- den faßte ſie nach Johannes, als muͤſſe ſie ihn recht feſt halten.
Er wußte nicht, was ſie eigentlich meine, und weil er ſelbſt eben mit dem Gedanken an ſeine Abreiſe beſchaͤf- tigt geweſen war, als er ſie hatte zu ſich heraufkommen
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„Johannes, denkſt Du noch daran, wie ich immer
ſage: werden die Kinder groß, werden die Sorgen auch
groß? Jch habe lange nicht davon mit Dir geredet, weil
Du doch meinſt, ich habe Unrecht damit und Du mach-
teſt mir keine Sorgen — aber Johannes, Du machſt ſie
mir doch.“
Er wollte antworten, aber ſie fiel ihm gleich wieder
in die Rede, indem ſie fortfuhr: „Sieh, ich weiß ſchon,
was Du mir ſagen willſt, daß ich ja keine Sorgen um
Dich zu haben brauche, wie andere Muͤtter ſie haben
muͤſſen, arme Muͤtter, wie ich nur bin, zumal die nicht wiſſen,
wie ihre Soͤhne ihr Brod ſich verdienen, ob ſie Etwas
gelernt haben, um ihr Fortkommen in der Welt zu fin-
den, ob ſie gut thun im Dienſt und ſo Vieles mehr.
Die Sorgen hab’ ich alle nicht, weil Du ſo viel gelernt
und ſo groß und angeſehen worden biſt, wie Niemand
weiter im Dorf — aber das ſind ganz andere Sorgen,
die ich um Dich habe, und die hat keine Mutter weiter!“
Die Thraͤnen traten ihr in die Augen, und ſie ver-
mochte nicht weiter zu ſprechen, mit ihren beiden Haͤn-
den faßte ſie nach Johannes, als muͤſſe ſie ihn recht feſt
halten.
Er wußte nicht, was ſie eigentlich meine, und weil
er ſelbſt eben mit dem Gedanken an ſeine Abreiſe beſchaͤf-
tigt geweſen war, als er ſie hatte zu ſich heraufkommen
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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