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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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einig, daß Niemand so schön in der Kirche die Lieder
vorsingt und so schön die Orgel spielte, wie unser
Langer.

Aber sehen wir uns weiter um nach den Leuten, die
mit vor der Schenke sitzen.

Da ist auch der Bote Martin, der zweimal die
Woche mit seinem Planwägelchen und seiner Schecke in
die Stadt fährt. Ein Mann in den Vierzigen mit
einer kleinen gedrungenen Gestalt und einem rothen
Gesicht, dem man es recht eigentlich an der Nase an-
sieht, weß Geistes Kind er ist -- nämlich Einer, der
die hitzigen Getränke etwas liebt und der diese Liebhaberei
damit entschuldigt, daß er unterwegs bei der austrock-
nenden Straßenluft sich oft vor Durst gar nicht zu
lassen wisse. Aber daß er manchmal Einen über den
Durst trinkt, ist nur zu gewiß. Jetzt raucht er aus
einer kurzen thönernen Pfeife und sieht verdrießlich den
großen Wolken nach, die er daraus bläst. Noch einige
andere Landleute, die ich nicht erst einzeln nahmhaft
machen will, sitzen um ihn herum.

Einer von ihnen beginnt zu dem Boten: "Aber Gevatter
Martin, warum bist Du nur gerade heute so verdrieß-
lich, hast's doch lange genug gewußt, daß der Tag
einmal kommen werde, wo Du mit Deiner Schecke einen
andern Weg fahren mußt. Da sitzst Du nun und

einig, daß Niemand ſo ſchoͤn in der Kirche die Lieder
vorſingt und ſo ſchoͤn die Orgel ſpielte, wie unſer
Langer.

Aber ſehen wir uns weiter um nach den Leuten, die
mit vor der Schenke ſitzen.

Da iſt auch der Bote Martin, der zweimal die
Woche mit ſeinem Planwaͤgelchen und ſeiner Schecke in
die Stadt faͤhrt. Ein Mann in den Vierzigen mit
einer kleinen gedrungenen Geſtalt und einem rothen
Geſicht, dem man es recht eigentlich an der Naſe an-
ſieht, weß Geiſtes Kind er iſt — naͤmlich Einer, der
die hitzigen Getraͤnke etwas liebt und der dieſe Liebhaberei
damit entſchuldigt, daß er unterwegs bei der austrock-
nenden Straßenluft ſich oft vor Durſt gar nicht zu
laſſen wiſſe. Aber daß er manchmal Einen uͤber den
Durſt trinkt, iſt nur zu gewiß. Jetzt raucht er aus
einer kurzen thoͤnernen Pfeife und ſieht verdrießlich den
großen Wolken nach, die er daraus blaͤſt. Noch einige
andere Landleute, die ich nicht erſt einzeln nahmhaft
machen will, ſitzen um ihn herum.

Einer von ihnen beginnt zu dem Boten: „Aber Gevatter
Martin, warum biſt Du nur gerade heute ſo verdrieß-
lich, haſt’s doch lange genug gewußt, daß der Tag
einmal kommen werde, wo Du mit Deiner Schecke einen
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[6/0014] einig, daß Niemand ſo ſchoͤn in der Kirche die Lieder vorſingt und ſo ſchoͤn die Orgel ſpielte, wie unſer Langer. Aber ſehen wir uns weiter um nach den Leuten, die mit vor der Schenke ſitzen. Da iſt auch der Bote Martin, der zweimal die Woche mit ſeinem Planwaͤgelchen und ſeiner Schecke in die Stadt faͤhrt. Ein Mann in den Vierzigen mit einer kleinen gedrungenen Geſtalt und einem rothen Geſicht, dem man es recht eigentlich an der Naſe an- ſieht, weß Geiſtes Kind er iſt — naͤmlich Einer, der die hitzigen Getraͤnke etwas liebt und der dieſe Liebhaberei damit entſchuldigt, daß er unterwegs bei der austrock- nenden Straßenluft ſich oft vor Durſt gar nicht zu laſſen wiſſe. Aber daß er manchmal Einen uͤber den Durſt trinkt, iſt nur zu gewiß. Jetzt raucht er aus einer kurzen thoͤnernen Pfeife und ſieht verdrießlich den großen Wolken nach, die er daraus blaͤſt. Noch einige andere Landleute, die ich nicht erſt einzeln nahmhaft machen will, ſitzen um ihn herum. Einer von ihnen beginnt zu dem Boten: „Aber Gevatter Martin, warum biſt Du nur gerade heute ſo verdrieß- lich, haſt’s doch lange genug gewußt, daß der Tag einmal kommen werde, wo Du mit Deiner Schecke einen andern Weg fahren mußt. Da ſitzſt Du nun und

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/14>, abgerufen am 18.12.2024.