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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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schneidest Gesichter, indeß wir andern lustig und guter
Dinge sind."

Martin zog seine Beine noch weiter an und legte
ein Knie über das andere. "Das ist's ja eben, was
mich am Meisten ärgert" sagte er und sah dabei trotzig
um sich, besonders warf er dem Schulmeister einen gif-
tigen Seitenblick zu, "daß Jhr den Tag wie einen
Festtag begehen wollt, gleichsam als hättet Jhr ein Ver-
gnügen daran, den Ruin von einer Menge Menschen
zu verherrlichen."

"Lieber Martin," begann der Richter und nahm da-
bei eine Art von kluger Amtsmiene an: "Jhr dürft
gar nicht in Eurer eignen Sache Ankläger und Richter
selber sein wollen. Jhr habt nun einmal eine Wuth
auf die Eisenbahn und weil Eure Schecke keinen Ver-
gleich mit einer Locomotive aushalten kann, so schimpft
Jhr auf diese, anstatt daß Jhr sie bewundern solltet
wie wir. Auf Euch und Eurer Schecke hat doch wirk-
lich die Regierung keine Rücksicht zu nehmen, wenn sie
etwas für das allgemeine Wohl thun will."

Der Bote murmelte einige unverständliche Worte
zwischen den Zähnen und stürzte ein großes Glas Bier
auf einen Zug aus; wie er das leere Glas mit einer
derben Bewegung wieder auf den Tisch setzte, sagte er:
"Jch bin, weiß es Gott, froh, so sehr sie mir fehlt, daß

ſchneideſt Geſichter, indeß wir andern luſtig und guter
Dinge ſind.“

Martin zog ſeine Beine noch weiter an und legte
ein Knie uͤber das andere. „Das iſt’s ja eben, was
mich am Meiſten aͤrgert“ ſagte er und ſah dabei trotzig
um ſich, beſonders warf er dem Schulmeiſter einen gif-
tigen Seitenblick zu, „daß Jhr den Tag wie einen
Feſttag begehen wollt, gleichſam als haͤttet Jhr ein Ver-
gnuͤgen daran, den Ruin von einer Menge Menſchen
zu verherrlichen.“

„Lieber Martin,“ begann der Richter und nahm da-
bei eine Art von kluger Amtsmiene an: „Jhr duͤrft
gar nicht in Eurer eignen Sache Anklaͤger und Richter
ſelber ſein wollen. Jhr habt nun einmal eine Wuth
auf die Eiſenbahn und weil Eure Schecke keinen Ver-
gleich mit einer Locomotive aushalten kann, ſo ſchimpft
Jhr auf dieſe, anſtatt daß Jhr ſie bewundern ſolltet
wie wir. Auf Euch und Eurer Schecke hat doch wirk-
lich die Regierung keine Ruͤckſicht zu nehmen, wenn ſie
etwas fuͤr das allgemeine Wohl thun will.“

Der Bote murmelte einige unverſtaͤndliche Worte
zwiſchen den Zaͤhnen und ſtuͤrzte ein großes Glas Bier
auf einen Zug aus; wie er das leere Glas mit einer
derben Bewegung wieder auf den Tiſch ſetzte, ſagte er:
„Jch bin, weiß es Gott, froh, ſo ſehr ſie mir fehlt, daß

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[7/0015] ſchneideſt Geſichter, indeß wir andern luſtig und guter Dinge ſind.“ Martin zog ſeine Beine noch weiter an und legte ein Knie uͤber das andere. „Das iſt’s ja eben, was mich am Meiſten aͤrgert“ ſagte er und ſah dabei trotzig um ſich, beſonders warf er dem Schulmeiſter einen gif- tigen Seitenblick zu, „daß Jhr den Tag wie einen Feſttag begehen wollt, gleichſam als haͤttet Jhr ein Ver- gnuͤgen daran, den Ruin von einer Menge Menſchen zu verherrlichen.“ „Lieber Martin,“ begann der Richter und nahm da- bei eine Art von kluger Amtsmiene an: „Jhr duͤrft gar nicht in Eurer eignen Sache Anklaͤger und Richter ſelber ſein wollen. Jhr habt nun einmal eine Wuth auf die Eiſenbahn und weil Eure Schecke keinen Ver- gleich mit einer Locomotive aushalten kann, ſo ſchimpft Jhr auf dieſe, anſtatt daß Jhr ſie bewundern ſolltet wie wir. Auf Euch und Eurer Schecke hat doch wirk- lich die Regierung keine Ruͤckſicht zu nehmen, wenn ſie etwas fuͤr das allgemeine Wohl thun will.“ Der Bote murmelte einige unverſtaͤndliche Worte zwiſchen den Zaͤhnen und ſtuͤrzte ein großes Glas Bier auf einen Zug aus; wie er das leere Glas mit einer derben Bewegung wieder auf den Tiſch ſetzte, ſagte er: „Jch bin, weiß es Gott, froh, ſo ſehr ſie mir fehlt, daß

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/15>, abgerufen am 21.11.2024.