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Opitz, Martin: Schäfferey Von der Nimfen Hercinie. Breslau, 1630.

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einen güldenen ring/ habe versetzen wollen. Von seiner art vndt
eigenschafft laße ich die jenigen reden/ denen der geneigte Phebus
die geschickligkeit solcher dinge verliehen hatt: es komme auch gleich
diese wärme entweder von einem verborgenen kalcksteine/ oder
von dem durchdringenden zwange der winde/ oder von bestralung
der Sonnen vndt des gestirnes/ oder von der schnellen fortschies-
sung vndt gähem abfall/ oder von dem heimlichen fewer des erdt-
reichs darüber das waßer lauffen muß/ oder von andern vrsachen
her; so geben doch die kräfftigen vndt heilsamen wirckungen/ daß
es der gesundtheit des menschen (welcher wegen auch so viel blu-
men vndt kräuter wachsen mußen/ da wir jhr doch mitt einem ei-
nigen gewächse am meisten schaden) fürnemlich zum besten ge-
schehe. Taug diß waßer wol zue trincken/ sagte Venator. Des
erdtbeches/ saltzes vndt schwefels halben den es führet/ ist der ge-
schmack etwas wiederwertig/ gab ich zur antwort/ auch den au-
gen nicht allermaßen dienstlich. Die jenigen aber/ welche sich et-
wan an vnreinen weibesbildern verbrennt haben/ wil es gar nicht
leiden: vndt melancholischen oder cholerischen leuten bringt es
mehr schaden als fromen.

Du bist/ fieng Buchner zue mir an/ dieser orten nicht vnbe-
kandt. Freylich nicht/ sagte ich; ich habe mich vor etzlichen jharen
bey einer hochansehlichen gesellschafft zwey monat vber allhier
zimlich wol befunden/ vndt nicht allein das leben des stattlichen
krieges heldens Seyfriedens von Promnitz/ darvon Venator ein
vrtheil zue fellen pfleget deßen meine wißenschafft nicht würdig ist/
sondern auch vnterschiedene getichte/ mehrentheils aber in dem
wäldichinn an dem vfer dortoben/ das nechst dem siege ist/ auffge-
setzt: daß ich also erfahren/ wie auch vnsere Musen bey den zarten
Najaden nicht vnangenem sindt.

Vnter

einen guͤldenen ring/ habe verſetzen wollen. Von ſeiner art vndt
eigenſchafft laße ich die jenigen reden/ denen der geneigte Phebus
die geſchickligkeit ſolcher dinge verliehen hatt: es komme auch gleich
dieſe waͤrme entweder von einem verborgenen kalckſteine/ oder
von dem durchdringenden zwange der winde/ oder von beſtralung
der Sonnen vndt des geſtirnes/ oder von der ſchnellen fortſchieſ-
ſung vndt gaͤhem abfall/ oder von dem heimlichen fewer des erdt-
reichs daruͤber das waßer lauffen muß/ oder von andern vrſachen
her; ſo geben doch die kraͤfftigen vndt heilſamen wirckungen/ daß
es der geſundtheit des menſchen (welcher wegen auch ſo viel blu-
men vndt kraͤuter wachſen mußen/ da wir jhr doch mitt einem ei-
nigen gewaͤchſe am meiſten ſchaden) fuͤrnemlich zum beſten ge-
ſchehe. Taug diß waßer wol zue trincken/ ſagte Venator. Des
erdtbeches/ ſaltzes vndt ſchwefels halben den es fuͤhret/ iſt der ge-
ſchmack etwas wiederwertig/ gab ich zur antwort/ auch den au-
gen nicht allermaßen dienſtlich. Die jenigen aber/ welche ſich et-
wan an vnreinen weibesbildern verbrennt haben/ wil es gar nicht
leiden: vndt melancholiſchen oder choleriſchen leuten bringt es
mehr ſchaden als fromen.

Du biſt/ fieng Buchner zue mir an/ dieſer orten nicht vnbe-
kandt. Freylich nicht/ ſagte ich; ich habe mich vor etzlichen jharen
bey einer hochanſehlichen geſellſchafft zwey monat vber allhier
zimlich wol befunden/ vndt nicht allein das leben des ſtattlichen
krieges heldens Seyfriedens von Promnitz/ darvon Venator ein
vrtheil zue fellen pfleget deßen meine wißenſchafft nicht wuͤrdig iſt/
ſondern auch vnterſchiedene getichte/ mehrentheils aber in dem
waͤldichinn an dem vfer dortoben/ das nechſt dem ſiege iſt/ auffge-
ſetzt: daß ich alſo erfahren/ wie auch vnſere Muſen bey den zarten
Najaden nicht vnangenem ſindt.

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[62/0062] einen guͤldenen ring/ habe verſetzen wollen. Von ſeiner art vndt eigenſchafft laße ich die jenigen reden/ denen der geneigte Phebus die geſchickligkeit ſolcher dinge verliehen hatt: es komme auch gleich dieſe waͤrme entweder von einem verborgenen kalckſteine/ oder von dem durchdringenden zwange der winde/ oder von beſtralung der Sonnen vndt des geſtirnes/ oder von der ſchnellen fortſchieſ- ſung vndt gaͤhem abfall/ oder von dem heimlichen fewer des erdt- reichs daruͤber das waßer lauffen muß/ oder von andern vrſachen her; ſo geben doch die kraͤfftigen vndt heilſamen wirckungen/ daß es der geſundtheit des menſchen (welcher wegen auch ſo viel blu- men vndt kraͤuter wachſen mußen/ da wir jhr doch mitt einem ei- nigen gewaͤchſe am meiſten ſchaden) fuͤrnemlich zum beſten ge- ſchehe. Taug diß waßer wol zue trincken/ ſagte Venator. Des erdtbeches/ ſaltzes vndt ſchwefels halben den es fuͤhret/ iſt der ge- ſchmack etwas wiederwertig/ gab ich zur antwort/ auch den au- gen nicht allermaßen dienſtlich. Die jenigen aber/ welche ſich et- wan an vnreinen weibesbildern verbrennt haben/ wil es gar nicht leiden: vndt melancholiſchen oder choleriſchen leuten bringt es mehr ſchaden als fromen. Du biſt/ fieng Buchner zue mir an/ dieſer orten nicht vnbe- kandt. Freylich nicht/ ſagte ich; ich habe mich vor etzlichen jharen bey einer hochanſehlichen geſellſchafft zwey monat vber allhier zimlich wol befunden/ vndt nicht allein das leben des ſtattlichen krieges heldens Seyfriedens von Promnitz/ darvon Venator ein vrtheil zue fellen pfleget deßen meine wißenſchafft nicht wuͤrdig iſt/ ſondern auch vnterſchiedene getichte/ mehrentheils aber in dem waͤldichinn an dem vfer dortoben/ das nechſt dem ſiege iſt/ auffge- ſetzt: daß ich alſo erfahren/ wie auch vnſere Muſen bey den zarten Najaden nicht vnangenem ſindt. Vnter

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Schäfferey Von der Nimfen Hercinie. Breslau, 1630, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_schaefferey_1630/62>, abgerufen am 24.11.2024.