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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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Auch deine trummel lehrt/ daß die dich nicht recht ehren/
Vnd sauffen zu getrost/ nichts sehen vnd nichts hören/
Vnd machen groß geschrey. die krone die du tregst/
Ist Mutter deß geträncks/ dadurch du vns bewegst.
Viel haben Nomius den Namen dir gegeben/
Dieweil du das gesetz vnd weise recht zu leben
Gebracht hast an den tag: darunter auch ist das/
Daß niemand setzen darff den Becher oder Glaß/
Es sey dann außgebohrt. wer diß gebot darff brechen/
Muß noch einmahl daran/ vnd ohne wiedersprechen
Noch einen kehren vmb/ ich kenne manche wol
Die diese straffe nicht gar groß erschrecken sol.
Der name Liber doch ist gutfür deine wunder/
Er trifft recht vber ein; du hast jhn auch besonder
Allzeit sehr lieb gehabt: weil dein Volck weit von list
Vnd scharffen sinnen ist/ du selber lustig bist.
Dann Liber wann du kömpst aus einem vollen hafen
Geflossen in den leib/ da werden auch die Sclaven
Zu Königen gemacht: die trawrigkeit vnd schmertz
Vergehen durch den trunck/ entbunden ist jhr hertz.
Doch worvon kömpt es her/ daß sie dir hörner geben?
Ists dannher/ weil du giebst den vnterhalt zu leben/
Schenckst reichlich vnd vollauff/ daß alles da sein muß/
Wann du vns nur berührst mit grossem vberfluß?
Ists wol von dem gebrauch der alten Welt geflossen/
Dieweil sie nur den Wein in hörner eingegossen/
Eh als man Goldt gekent? mehr oder das der Wein
Vns wilde macht/ wie sonst die hörner-thiere sein?
Ists ferner auch daß du von Ammon her bist kommen?
Vnd daß du allererst die Ochsen hast genommen/
Vnd an den pflug gefügt? ists dann daß niemand kan
Vor dir versichert sein/ leuffst alle Menschen an?
Diß alles gibt man vor. doch/ mag ich dich was fragen/
Ists nicht/ dieweil du machst die männer hörner tragen?
Dann wann die Frawen sind durch diß dein kraut erfrewt/
So sind sie bey der lust/ vnd gehen was zu weit.
Man sagt/ daß Phoebus hat gemacht vor alten zeiten
Ein groß vnd schwer altar/ verbeint an allen seiten
Mit
V
Auch deine trummel lehrt/ daß die dich nicht recht ehren/
Vnd ſauffen zu getroſt/ nichts ſehen vnd nichts hoͤren/
Vnd machen groß geſchrey. die krone die du tregſt/
Iſt Mutter deß getraͤncks/ dadurch du vns bewegſt.
Viel haben Nomius den Namen dir gegeben/
Dieweil du das geſetz vnd weiſe recht zu leben
Gebracht haſt an den tag: darunter auch iſt das/
Daß niemand ſetzen darff den Becher oder Glaß/
Es ſey dann außgebohrt. wer diß gebot darff brechen/
Muß noch einmahl daran/ vnd ohne wiederſprechen
Noch einen kehren vmb/ ich kenne manche wol
Die dieſe ſtraffe nicht gar groß erſchrecken ſol.
Der name Liber doch iſt gutfuͤr deine wunder/
Er trifft recht vber ein; du haſt jhn auch beſonder
Allzeit ſehr lieb gehabt: weil dein Volck weit von liſt
Vnd ſcharffen ſinnen iſt/ du ſelber luſtig biſt.
Dann Liber wann du koͤmpſt aus einem vollen hafen
Gefloſſen in den leib/ da werden auch die Sclaven
Zu Koͤnigen gemacht: die trawrigkeit vnd ſchmertz
Vergehen durch den trunck/ entbunden iſt jhr hertz.
Doch worvon koͤmpt es her/ daß ſie dir hoͤrner geben?
Iſts dannher/ weil du giebſt den vnterhalt zu leben/
Schenckſt reichlich vnd vollauff/ daß alles da ſein muß/
Wann du vns nur beruͤhrſt mit groſſem vberfluß?
Iſts wol von dem gebrauch der alten Welt gefloſſen/
Dieweil ſie nur den Wein in hoͤrner eingegoſſen/
Eh als man Goldt gekent? mehr oder das der Wein
Vns wilde macht/ wie ſonſt die hoͤrner-thiere ſein?
Iſts ferner auch daß du von Ammon her biſt kommen?
Vnd daß du allererſt die Ochſen haſt genommen/
Vnd an den pflug gefuͤgt? iſts dañ daß niemand kan
Vor dir verſichert ſein/ leuffſt alle Menſchen an?
Diß alles gibt man vor. doch/ mag ich dich was fragen/
Iſts nicht/ dieweil du machſt die maͤnner hoͤrner tragen?
Dann wann die Frawen ſind durch diß dein kraut erfrewt/
So ſind ſie bey der luſt/ vnd gehen was zu weit.
Man ſagt/ daß Phœbus hat gemacht vor alten zeiten
Ein groß vnd ſchwer altar/ verbeint an allen ſeiten
Mit
V
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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/165>, abgerufen am 02.05.2024.