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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
Jahr gefangen gehalten worden: Als man aber des Rouchelij Arg-
listigkeit vnd Boßheit/ durch die Er viel Potentaten an einander zu
hetzen/ vnd die jhm daran verhinderlich/ vnter zutrücken sich bemühete/
vermercket/ vnd des Marquis Vnschuld erkennet/ ist er nach des Pa-
triarchen Tode wieder frey gelassen worden. Dieser hatte in seiner
Custodia die Zeit zu vertreiben die erste vier Bücher AEneidos Vir-
gilij
fertig außwendig gelernet/ daß/ wo man auch in denselben etwas
zu recitiren anfieng/ Er expedit continuiren konte. War sonst ein
Herr von 36 Jahren vnd lustigen humor.

Vnsere Reise gieng durch Churland vnd seynd wir den 14 hujusMitaw.
zu Mittage nach Mitaw ein Städlein 6 Meilen von Riga, vnd auff
den späten Abend wieder 3 Meilen biß auff ein Dorff Dublin kom-
men. Der Wirth weil es in der Nacht/ wolte vns nicht auffnehmen/
vermeinte daß wir Soldaten oder Ziegeuner wären/ welche vor wenig
Tagen auch bey jhm gewesen/ vnd dem Wirth nicht wol gelohnet:
Er ließ sich endlich noch bereden/ tractirte vns aber nur mit Keese/
Brod vnd sawrem Biere.

Den 15 Dito 7 Meilen gereiset biß zu Frawenberg/ woselbst der
Amptman vns zwar nicht auffs Schloß einnehmen wolte/ aber eine
gute Tonne Bier in vnsere Herberge schickte.

Den 16 Dito wieder 7 Meilen biß nach Badaren im PolnischenZu Badaren
von einen
Polnischen
Rittmeister
lustig tractiret.

Gebiete/ da wir bey einem alten Edelman vnd Rittmeister/ Nahmens
Johan Amboden eingekehret. Dieser tractirte vns sehr wol/ hielte
vns auch mit herrlichen Geträncke/ als alten Littawer Meeth/ Wein
vnd Bier an der Taffel über die halbe Nacht auff/ geriehte mit den
Gesandten in so gute correspondentz, daß er mit jhnen Brüder-
schafft machte. Den folgenden Morgen ließ er zum Frühestück aber-
mahl Fürstlich anrichten/ brachte seine zwo Töchter die Er den vo-
rigen Abend nicht sehen liesse/ mit zur Taffel/ ließ die Heerpaucken
lustig schlagen. Verehrete auch den Gesandten einem ein gut Rohr/
dem andern einen Degen/ Hergegen empfieng er von jeglichem ein gut
Hand Vhrlein zum Gedächtnuß. Weil wir mit dem Frühstückhalten
biß Nachmittage zu brachten/ reiseten wir selbigen Tag nicht weiter als
4 Meilen biß auff Haffshoff/ da wir vns vngegessen schlaffen legten.

Den 18 Dito biß Watzaw ein Dorff 6 Meilen.

Den 19 biß nach der Memel 6 Meilen.

Memel ist ein ziemlich Städlein/ an einem feinen Hafen der Ost-
See gelegen/ bey welchen eine Schantze von 4 Bollwercken gebawet/
vnd von den Schwedischen wol bewahret ward.

Den 20 Dito haben wir vns auff das Haff begeben zu Swentzel
3 Meilen/ Auff den Abend nach Bulcapen 5 Meilen/ Von dar hattenKönigsberg.
wir noch 8 Meilen biß nach Königsberg/ woselbst wir den 21 Februarij
mit vnsern Schlitten wol ankamen/ haben auch allhier auß mangel
des Schnees vnser Schlittenfarth geendet.

Vnter

Reiſe Beſchreibung.
Jahr gefangen gehalten worden: Als man aber des Rouchelij Arg-
liſtigkeit vnd Boßheit/ durch die Er viel Potentaten an einander zu
hetzen/ vnd die jhm daran verhinderlich/ vnter zutruͤcken ſich bemuͤhete/
vermercket/ vnd des Marquis Vnſchuld erkennet/ iſt er nach des Pa-
triarchen Tode wieder frey gelaſſen worden. Dieſer hatte in ſeiner
Cuſtodia die Zeit zu vertreiben die erſte vier Buͤcher Æneidos Vir-
gilij
fertig außwendig gelernet/ daß/ wo man auch in denſelben etwas
zu recitiren anfieng/ Er expedit continuiren konte. War ſonſt ein
Herꝛ von 36 Jahren vnd luſtigen humor.

Vnſere Reiſe gieng durch Churland vnd ſeynd wir den 14 hujusMitaw.
zu Mittage nach Mitaw ein Staͤdlein 6 Meilen von Riga, vnd auff
den ſpaͤten Abend wieder 3 Meilen biß auff ein Dorff Dublin kom-
men. Der Wirth weil es in der Nacht/ wolte vns nicht auffnehmen/
vermeinte daß wir Soldaten oder Ziegeuner waͤren/ welche vor wenig
Tagen auch bey jhm geweſen/ vnd dem Wirth nicht wol gelohnet:
Er ließ ſich endlich noch bereden/ tractirte vns aber nur mit Keeſe/
Brod vnd ſawrem Biere.

Den 15 Dito 7 Meilen gereiſet biß zu Frawenberg/ woſelbſt der
Amptman vns zwar nicht auffs Schloß einnehmen wolte/ aber eine
gute Tonne Bier in vnſere Herberge ſchickte.

Den 16 Dito wieder 7 Meilen biß nach Badaren im PolniſchenZu Badaren
von einen
Polniſchen
Rittmeiſter
luſtig tꝛactiꝛet.

Gebiete/ da wir bey einem alten Edelman vnd Rittmeiſter/ Nahmens
Johan Amboden eingekehret. Dieſer tractirte vns ſehr wol/ hielte
vns auch mit herꝛlichen Getraͤncke/ als alten Littawer Meeth/ Wein
vnd Bier an der Taffel uͤber die halbe Nacht auff/ geriehte mit den
Geſandten in ſo gute correſpondentz, daß er mit jhnen Bruͤder-
ſchafft machte. Den folgenden Morgen ließ er zum Fruͤheſtuͤck aber-
mahl Fuͤrſtlich anrichten/ brachte ſeine zwo Toͤchter die Er den vo-
rigen Abend nicht ſehen lieſſe/ mit zur Taffel/ ließ die Heerpaucken
luſtig ſchlagen. Verehrete auch den Geſandten einem ein gut Rohr/
dem andern einen Degen/ Hergegen empfieng er von jeglichem ein gut
Hand Vhrlein zum Gedaͤchtnuß. Weil wir mit dem Fruͤhſtuͤckhalten
biß Nachmittage zu brachten/ reiſeten wir ſelbigen Tag nicht weiter als
4 Meilen biß auff Haffshoff/ da wir vns vngegeſſen ſchlaffen legten.

Den 18 Dito biß Watzaw ein Dorff 6 Meilen.

Den 19 biß nach der Memel 6 Meilen.

Memel iſt ein ziemlich Staͤdlein/ an einem feinen Hafen der Oſt-
See gelegen/ bey welchen eine Schantze von 4 Bollwercken gebawet/
vnd von den Schwediſchen wol bewahret ward.

Den 20 Dito haben wir vns auff das Haff begeben zu Swentzel
3 Meilen/ Auff den Abend nach Bulcapen 5 Meilen/ Von dar hattenKoͤnigsberg.
wir noch 8 Meilen biß nach Koͤnigsberg/ woſelbſt wir den 21 Februarij
mit vnſern Schlitten wol ankamen/ haben auch allhier auß mangel
des Schnees vnſer Schlittenfarth geendet.

Vnter
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[47/0079] Reiſe Beſchreibung. Jahr gefangen gehalten worden: Als man aber des Rouchelij Arg- liſtigkeit vnd Boßheit/ durch die Er viel Potentaten an einander zu hetzen/ vnd die jhm daran verhinderlich/ vnter zutruͤcken ſich bemuͤhete/ vermercket/ vnd des Marquis Vnſchuld erkennet/ iſt er nach des Pa- triarchen Tode wieder frey gelaſſen worden. Dieſer hatte in ſeiner Cuſtodia die Zeit zu vertreiben die erſte vier Buͤcher Æneidos Vir- gilij fertig außwendig gelernet/ daß/ wo man auch in denſelben etwas zu recitiren anfieng/ Er expedit continuiren konte. War ſonſt ein Herꝛ von 36 Jahren vnd luſtigen humor. Vnſere Reiſe gieng durch Churland vnd ſeynd wir den 14 hujus zu Mittage nach Mitaw ein Staͤdlein 6 Meilen von Riga, vnd auff den ſpaͤten Abend wieder 3 Meilen biß auff ein Dorff Dublin kom- men. Der Wirth weil es in der Nacht/ wolte vns nicht auffnehmen/ vermeinte daß wir Soldaten oder Ziegeuner waͤren/ welche vor wenig Tagen auch bey jhm geweſen/ vnd dem Wirth nicht wol gelohnet: Er ließ ſich endlich noch bereden/ tractirte vns aber nur mit Keeſe/ Brod vnd ſawrem Biere. Mitaw. Den 15 Dito 7 Meilen gereiſet biß zu Frawenberg/ woſelbſt der Amptman vns zwar nicht auffs Schloß einnehmen wolte/ aber eine gute Tonne Bier in vnſere Herberge ſchickte. Den 16 Dito wieder 7 Meilen biß nach Badaren im Polniſchen Gebiete/ da wir bey einem alten Edelman vnd Rittmeiſter/ Nahmens Johan Amboden eingekehret. Dieſer tractirte vns ſehr wol/ hielte vns auch mit herꝛlichen Getraͤncke/ als alten Littawer Meeth/ Wein vnd Bier an der Taffel uͤber die halbe Nacht auff/ geriehte mit den Geſandten in ſo gute correſpondentz, daß er mit jhnen Bruͤder- ſchafft machte. Den folgenden Morgen ließ er zum Fruͤheſtuͤck aber- mahl Fuͤrſtlich anrichten/ brachte ſeine zwo Toͤchter die Er den vo- rigen Abend nicht ſehen lieſſe/ mit zur Taffel/ ließ die Heerpaucken luſtig ſchlagen. Verehrete auch den Geſandten einem ein gut Rohr/ dem andern einen Degen/ Hergegen empfieng er von jeglichem ein gut Hand Vhrlein zum Gedaͤchtnuß. Weil wir mit dem Fruͤhſtuͤckhalten biß Nachmittage zu brachten/ reiſeten wir ſelbigen Tag nicht weiter als 4 Meilen biß auff Haffshoff/ da wir vns vngegeſſen ſchlaffen legten. Zu Badaren von einen Polniſchen Rittmeiſter luſtig tꝛactiꝛet. Den 18 Dito biß Watzaw ein Dorff 6 Meilen. Den 19 biß nach der Memel 6 Meilen. Memel iſt ein ziemlich Staͤdlein/ an einem feinen Hafen der Oſt- See gelegen/ bey welchen eine Schantze von 4 Bollwercken gebawet/ vnd von den Schwediſchen wol bewahret ward. Den 20 Dito haben wir vns auff das Haff begeben zu Swentzel 3 Meilen/ Auff den Abend nach Bulcapen 5 Meilen/ Von dar hatten wir noch 8 Meilen biß nach Koͤnigsberg/ woſelbſt wir den 21 Februarij mit vnſern Schlitten wol ankamen/ haben auch allhier auß mangel des Schnees vnſer Schlittenfarth geendet. Koͤnigsberg. Vnter

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/79>, abgerufen am 28.11.2024.