Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Folgenden Tag wurden die Gesandten zu einem andern Fürsten Etliche wenig Tage hernach nötigte ein ander Fürst Emirchan Den 23. Aprilis verschaffte der Daruga die Karren zur Bagagi. Des spaten Abends kam ein Troup von 20 Mann wol bewehrter sicher R r r iij
Reiſe Beſchreibung. Folgenden Tag wurden die Geſandten zu einem andern Fuͤrſten Etliche wenig Tage hernach noͤtigte ein ander Fuͤrſt Emirchan Den 23. Aprilis verſchaffte der Daruga die Karren zur Bagagi. Des ſpaten Abends kam ein Troup von 20 Mann wol bewehrter ſicher R r r iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0549" n="511[501]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Reiſe Beſchreibung.</hi> </fw><lb/> <p>Folgenden Tag wurden die Geſandten zu einem andern Fuͤrſten<lb/> zu Gaſte geladen. Dieſer Namens <hi rendition="#aq">Imam Myrſa</hi> war noch ein junger<lb/> Herꝛ/ kaum von 18 Jahren/ deſſen Mutter eine <hi rendition="#aq">Kaſu Kumuka.</hi> Seine<lb/> Bediente ſagten/ daß Er Surchow Chans Bruders Sohn were/ vnd<lb/> jhm die Haupt-Regierung/ welche Surchow Chan mit Gewalt zu ſich<lb/> geriſſen/ gebuͤret haͤtte. Sie muͤſten jhn wol in acht nehmen/ weil Sur-<lb/> chow Chan jhm heimlich nach dem Leben trachtete. Dis Panquet war<lb/> anſehnlicher/ als das geſtrige. Es wurde in einem langen Saal/ ſo nur<lb/> von Leimen auffgebawet/ gehalten. <hi rendition="#aq">Imam Myrſa</hi> ſaß mit vns/ vnd et-<note place="right">Ein Tartari-<lb/> ſches Pan-<lb/> quet.</note><lb/> lichen ſeiner fuͤrnembſten Hoffleuten an einem kleinen erhabenem Ti-<lb/> ſche auff Stuͤhlen/ ließ ziemlich wol zugerichtete Speiſen aufftragen/<lb/> vnd vnter andern ein groß gantz gebraten Lam/ von welchem ein jeg-<lb/> licher/ wo es jhm beliebte/ ſchneiden mochte. An den Waͤnden herumb<lb/> ſaſſen auff der Erden viel alte anſehnliche Maͤnner; Sie gebrauchten<lb/> beym Eſſen keine Meſſer/ ſondern zerriſſen das Fleiſch mit den Haͤn-<lb/> den. Wenn einer ein abgegeſſen Bein weg legte/ nam es der Nach-<lb/> bar/ begnabete es noch mehr/ (ſol bisweilen in die dritte vnd vierdte<note place="right">Barbariſche<lb/> Trinckge-<lb/> ſchirꝛ.</note><lb/> Hand kommen) bis es endlich einer gar entzwey ſchlug/ vnd das Marck<lb/> herauß nam. Jhre Trinckgeſchirꝛe waren lange Kuhehoͤrner/ auß wel-<lb/> chem ſie ein Getraͤncke/ <hi rendition="#aq">Bragga</hi> genant/ ſo von Hirſe gebrauet wird/<note place="right"><hi rendition="#aq">Bragga</hi></note><lb/> vnd dem Hefen an Farbe vnd Dicke gleich ſihet/ neben dem Brand-<lb/> wein friſch herumb gehen lieſſen/ bekamen in kurtzer Zeit alle gute Raͤu-<lb/> ſche/ vnd wurden ſo laut/ daß man ſein eigen Wort kaum hoͤren kunte/<lb/> vngeachtet jhr Fuͤrſt gegenwertig war. Nach dem ſie vns auff jhre<lb/> weiſe guͤtlich gethan/ lieſſen ſie vns mit gutem <hi rendition="#aq">Contentement</hi> võ ſich.</p><lb/> <p>Etliche wenig Tage hernach noͤtigte ein ander Fuͤrſt <hi rendition="#aq">Emirchan</hi><lb/> die Geſandten zu ſich/ kam auch neben noch andern die Geſandten zu-<lb/> beſuchen. Es war jhnen allen nur vmb Geſchencke zuthun/ welches<lb/> auch die meiſten empfiengen.</p><lb/> <p>Den 23. Aprilis verſchaffte der <hi rendition="#aq">Daruga</hi> die Karren zur Bagagi.<lb/> Wir lieſſen alsbald auffladen/ vermeinende den andern Tag zureiſen.<lb/> Surchow Chan aber ſchickte gegen Abend einen zu den Geſandten mit<lb/> Bericht/ daß Er gewiſſe Kundſchafft bekommen/ wie Sulthan Mah-<lb/> mud/ (ſo hieß der <hi rendition="#aq">Schemchal</hi>) mit vielen Voͤlckern den Strom <hi rendition="#aq">Koiſu,</hi><lb/> uͤber welchen wir gehen muſten/ allenthalben beleget/ vnd vns nicht<lb/> nach vnſern Willen empfangen wurde. Deswegen Er vns noch nicht<lb/> koͤnte ziehen laſſen.</p><lb/> <p>Des ſpaten Abends kam ein Troup von 20 Mann wol bewehrter<lb/> Reuter vor Tarku an/ lagerten ſich nicht ferne von vns. Die Geſand-<lb/> ten giengen mit etlichen Mußquetireꝛn zu jhnen/ vñ fragten/ wo ſie her-<lb/> kaͤhmen/ vnd was ſie wolten/ darauff ſie zur Antwort gaben: Sie we-<lb/> ren von dem Fuͤrſten zu <hi rendition="#aq">Osmin</hi> zum <hi rendition="#aq">Schemchal</hi> geſchickt/ jhm anzu-<lb/> melden/ daß etliche frembde Geſandten allhier angekommen/ welche<lb/> die zwene Fuͤrſten zu <hi rendition="#aq">Osmin</hi> vnd <hi rendition="#aq">Boinak</hi> haͤtten durch jhre Laͤnder<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R r r iij</fw><fw place="bottom" type="catch">ſicher</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [511[501]/0549]
Reiſe Beſchreibung.
Folgenden Tag wurden die Geſandten zu einem andern Fuͤrſten
zu Gaſte geladen. Dieſer Namens Imam Myrſa war noch ein junger
Herꝛ/ kaum von 18 Jahren/ deſſen Mutter eine Kaſu Kumuka. Seine
Bediente ſagten/ daß Er Surchow Chans Bruders Sohn were/ vnd
jhm die Haupt-Regierung/ welche Surchow Chan mit Gewalt zu ſich
geriſſen/ gebuͤret haͤtte. Sie muͤſten jhn wol in acht nehmen/ weil Sur-
chow Chan jhm heimlich nach dem Leben trachtete. Dis Panquet war
anſehnlicher/ als das geſtrige. Es wurde in einem langen Saal/ ſo nur
von Leimen auffgebawet/ gehalten. Imam Myrſa ſaß mit vns/ vnd et-
lichen ſeiner fuͤrnembſten Hoffleuten an einem kleinen erhabenem Ti-
ſche auff Stuͤhlen/ ließ ziemlich wol zugerichtete Speiſen aufftragen/
vnd vnter andern ein groß gantz gebraten Lam/ von welchem ein jeg-
licher/ wo es jhm beliebte/ ſchneiden mochte. An den Waͤnden herumb
ſaſſen auff der Erden viel alte anſehnliche Maͤnner; Sie gebrauchten
beym Eſſen keine Meſſer/ ſondern zerriſſen das Fleiſch mit den Haͤn-
den. Wenn einer ein abgegeſſen Bein weg legte/ nam es der Nach-
bar/ begnabete es noch mehr/ (ſol bisweilen in die dritte vnd vierdte
Hand kommen) bis es endlich einer gar entzwey ſchlug/ vnd das Marck
herauß nam. Jhre Trinckgeſchirꝛe waren lange Kuhehoͤrner/ auß wel-
chem ſie ein Getraͤncke/ Bragga genant/ ſo von Hirſe gebrauet wird/
vnd dem Hefen an Farbe vnd Dicke gleich ſihet/ neben dem Brand-
wein friſch herumb gehen lieſſen/ bekamen in kurtzer Zeit alle gute Raͤu-
ſche/ vnd wurden ſo laut/ daß man ſein eigen Wort kaum hoͤren kunte/
vngeachtet jhr Fuͤrſt gegenwertig war. Nach dem ſie vns auff jhre
weiſe guͤtlich gethan/ lieſſen ſie vns mit gutem Contentement võ ſich.
Ein Tartari-
ſches Pan-
quet.
Barbariſche
Trinckge-
ſchirꝛ.
Bragga
Etliche wenig Tage hernach noͤtigte ein ander Fuͤrſt Emirchan
die Geſandten zu ſich/ kam auch neben noch andern die Geſandten zu-
beſuchen. Es war jhnen allen nur vmb Geſchencke zuthun/ welches
auch die meiſten empfiengen.
Den 23. Aprilis verſchaffte der Daruga die Karren zur Bagagi.
Wir lieſſen alsbald auffladen/ vermeinende den andern Tag zureiſen.
Surchow Chan aber ſchickte gegen Abend einen zu den Geſandten mit
Bericht/ daß Er gewiſſe Kundſchafft bekommen/ wie Sulthan Mah-
mud/ (ſo hieß der Schemchal) mit vielen Voͤlckern den Strom Koiſu,
uͤber welchen wir gehen muſten/ allenthalben beleget/ vnd vns nicht
nach vnſern Willen empfangen wurde. Deswegen Er vns noch nicht
koͤnte ziehen laſſen.
Des ſpaten Abends kam ein Troup von 20 Mann wol bewehrter
Reuter vor Tarku an/ lagerten ſich nicht ferne von vns. Die Geſand-
ten giengen mit etlichen Mußquetireꝛn zu jhnen/ vñ fragten/ wo ſie her-
kaͤhmen/ vnd was ſie wolten/ darauff ſie zur Antwort gaben: Sie we-
ren von dem Fuͤrſten zu Osmin zum Schemchal geſchickt/ jhm anzu-
melden/ daß etliche frembde Geſandten allhier angekommen/ welche
die zwene Fuͤrſten zu Osmin vnd Boinak haͤtten durch jhre Laͤnder
ſicher
R r r iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |