Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Bogen Rinck bey sich finden lassen. Sie mügen aber Achsen vnd an-dere Jnstrumente/ welche krum als Sensen formiret vnd Das genant werden/ zur Holtz vnd Acker Arbeit gebrauchen. Die andern Kilaner von Kesker bis Kisilagatz/ so Talisch genant werden/ weil sie dem Kö- nig allezeit Getrew gewesen/ vnd den Karib Schah vertilgen helffen/ mügen jhre Gewehre gleich andern gebrauchen. Jhre Kleidung tragen sie wegen des offt nassen Erdreichs vnnd Morassichen örter kürtzer als die andern Perser/ wie solche bey obgesetzter Brücke im Kupffer angedeu- tet ist. Sie haben eine absonderliche Sprache. Der Kilek jhre differiretDer Kilaner Sprache. zwar nur dialecto quadam von der Persischen/ der Talisch aber hat gar wenig Verwandschafft mit derselben/ deswegen sie einander nicht oder gar wenig verstehen können. Der meiste theil ist der Türckischen Religion zugethan vnd seynd Hanifaeisten. Sie seynd wegen der tem- perirten Lufft etwas bleicher von Angesicht als die andern Perser. Sie erzeigten sich gegen vns freundlich vnd gutthätig/ sonderlich die zu Ru- bar. Wir weren der guten Gelegenheit vnd sehr lustigen Orts halber gerne etwas länger geblieben/ musten aber den 21. Jan. wider auff.Von Pyle Rubar ge- reiset. Giengen eine gute weile vnter grünen öhl Bäumen/ welche zur Lincken des Rivires als ein dicker Wald dem Wege einen anmuhtigen Schat- ten gaben. Fast eine Meile von Rubar lag mitten im Strom ein Fels ohngefehr 30. Faden lang/ auff welchen alte stücken Mauren eines ge- wesenen Hauses vnd einer Brücken zusehen/ solte auch/ wie sie sagten/ vom Alexandro Magno zerstöret seyn. Nach diesem begegneten vns erst hohe felsichte/ hernach niedrige mit allerhand Bäumen bewachsene Berge; Das Erdreich war allenthalben von Graß vnd Blumen/ son- derlich Violen gantz grün vnd blaw/ das es dem Wandersman neben guter Augenlust auch lieblichen Geruch gab. Gegen Abend kamen wir in ein Dorff/ bey welchem zur Rechten auff einem Hügel ein Begräbnis eines Imam Sade in einer kleinen Capellen. Diß Dorff/ wie auch alle nachfolgende Städte vnd Dörffer durch gantz Kilan waren/ weil es alldar offt regnet/ mit Sparren vnd Schraden Dächern auff Deut- sche manier gedecket. Den 25. dieses kamen wir 5. Meilen biß zur Stadt Rescht/ erst Jhr Ackerbaw bestehet am allermeisten im Reißwachs/ vnd haben mit N n n iij
Reiſe Beſchreibung. Bogen Rinck bey ſich finden laſſen. Sie muͤgen aber Achſen vnd an-dere Jnſtrumente/ welche krum als Senſen formiret vnd Dâs genant werden/ zur Holtz vnd Acker Arbeit gebrauchen. Die andern Kilaner von Kesker bis Kiſilagatz/ ſo Taliſch genant werden/ weil ſie dem Koͤ- nig allezeit Getrew geweſen/ vnd den Karib Schah vertilgen helffen/ muͤgẽ jhꝛe Gewehre gleich andeꝛn gebꝛauchen. Jhꝛe Kleidung tragen ſie wegen des offt naſſen Erdreichs vnnd Moraſſichen oͤrter kuͤrtzer als die andern Perſer/ wie ſolche bey obgeſetzter Bruͤcke im Kupffer angedeu- tet iſt. Sie haben eine abſonderliche Sprache. Der Kilek jhre differiretDer Kilaner Sprache. zwar nur dialecto quadam von der Perſiſchen/ der Taliſch aber hat gar wenig Verwandſchafft mit derſelben/ deswegen ſie einander nicht oder gar wenig verſtehen koͤnnen. Der meiſte theil iſt der Tuͤrckiſchen Religion zugethan vnd ſeynd Hanifæiſten. Sie ſeynd wegen der tem- perirten Lufft etwas bleicher von Angeſicht als die andern Perſer. Sie erzeigten ſich gegen vns freundlich vnd gutthaͤtig/ ſonderlich die zu Ru- bar. Wir weren der guten Gelegenheit vnd ſehr luſtigen Orts halber gerne etwas laͤnger geblieben/ muſten aber den 21. Jan. wider auff.Von Pyle Rubar ge- reiſet. Giengen eine gute weile vnter gruͤnen oͤhl Baͤumen/ welche zur Lincken des Rivires als ein dicker Wald dem Wege einen anmuhtigen Schat- ten gaben. Faſt eine Meile von Rubar lag mitten im Strom ein Fels ohngefehr 30. Faden lang/ auff welchen alte ſtuͤcken Mauren eines ge- weſenen Hauſes vnd einer Bruͤcken zuſehen/ ſolte auch/ wie ſie ſagten/ vom Alexandro Magno zerſtoͤret ſeyn. Nach dieſem begegneten vns erſt hohe felſichte/ hernach niedrige mit allerhand Baͤumen bewachſene Berge; Das Erdreich war allenthalben von Graß vnd Blumen/ ſon- derlich Violen gantz gruͤn vnd blaw/ das es dem Wandersman neben guter Augenluſt auch lieblichen Geruch gab. Gegen Abend kamen wir in ein Dorff/ bey welchem zur Rechten auff einem Huͤgel ein Begraͤbnis eines Imam Sade in einer kleinen Capellen. Diß Dorff/ wie auch alle nachfolgende Staͤdte vnd Doͤrffer durch gantz Kilan waren/ weil es alldar offt regnet/ mit Sparren vnd Schraden Daͤchern auff Deut- ſche manier gedecket. Den 25. dieſes kamen wir 5. Meilen biß zur Stadt Reſcht/ erſt Jhr Ackerbaw beſtehet am allermeiſten im Reißwachs/ vnd haben mit N n n iij
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Reiſe Beſchreibung.
Bogen Rinck bey ſich finden laſſen. Sie muͤgen aber Achſen vnd an-
dere Jnſtrumente/ welche krum als Senſen formiret vnd Dâs genant
werden/ zur Holtz vnd Acker Arbeit gebrauchen. Die andern Kilaner
von Kesker bis Kiſilagatz/ ſo Taliſch genant werden/ weil ſie dem Koͤ-
nig allezeit Getrew geweſen/ vnd den Karib Schah vertilgen helffen/
muͤgẽ jhꝛe Gewehre gleich andeꝛn gebꝛauchen. Jhꝛe Kleidung tragen ſie
wegen des offt naſſen Erdreichs vnnd Moraſſichen oͤrter kuͤrtzer als die
andern Perſer/ wie ſolche bey obgeſetzter Bruͤcke im Kupffer angedeu-
tet iſt. Sie haben eine abſonderliche Sprache. Der Kilek jhre differiret
zwar nur dialecto quadam von der Perſiſchen/ der Taliſch aber hat
gar wenig Verwandſchafft mit derſelben/ deswegen ſie einander nicht
oder gar wenig verſtehen koͤnnen. Der meiſte theil iſt der Tuͤrckiſchen
Religion zugethan vnd ſeynd Hanifæiſten. Sie ſeynd wegen der tem-
perirten Lufft etwas bleicher von Angeſicht als die andern Perſer. Sie
erzeigten ſich gegen vns freundlich vnd gutthaͤtig/ ſonderlich die zu Ru-
bar. Wir weren der guten Gelegenheit vnd ſehr luſtigen Orts halber
gerne etwas laͤnger geblieben/ muſten aber den 21. Jan. wider auff.
Giengen eine gute weile vnter gruͤnen oͤhl Baͤumen/ welche zur Lincken
des Rivires als ein dicker Wald dem Wege einen anmuhtigen Schat-
ten gaben. Faſt eine Meile von Rubar lag mitten im Strom ein Fels
ohngefehr 30. Faden lang/ auff welchen alte ſtuͤcken Mauren eines ge-
weſenen Hauſes vnd einer Bruͤcken zuſehen/ ſolte auch/ wie ſie ſagten/
vom Alexandro Magno zerſtoͤret ſeyn. Nach dieſem begegneten vns
erſt hohe felſichte/ hernach niedrige mit allerhand Baͤumen bewachſene
Berge; Das Erdreich war allenthalben von Graß vnd Blumen/ ſon-
derlich Violen gantz gruͤn vnd blaw/ das es dem Wandersman neben
guter Augenluſt auch lieblichen Geruch gab. Gegen Abend kamen wir
in ein Dorff/ bey welchem zur Rechten auff einem Huͤgel ein Begraͤbnis
eines Imam Sade in einer kleinen Capellen. Diß Dorff/ wie auch alle
nachfolgende Staͤdte vnd Doͤrffer durch gantz Kilan waren/ weil es
alldar offt regnet/ mit Sparren vnd Schraden Daͤchern auff Deut-
ſche manier gedecket.
Der Kilaner
Sprache.
Von Pyle
Rubar ge-
reiſet.
Den 25. dieſes kamen wir 5. Meilen biß zur Stadt Reſcht/ erſt
durch huͤglichten Wald/ hernach zwiſchen viel Seiden Baͤume/ vnd
endlich durch eben Feld vnd fette Acker. Durch die Acker waren hin
vnd wider Waſſer Graben gezogen/ vnd uͤber dieſelben kleine Bruͤcken
geleget. Vnſere Leute etliche/ die ſich nicht wol fuͤrſahen/ fiehlen mit
den Pferden ins Waſſer. Dieſe Graben koͤnnen ſie hemmen/ vnd in
duͤrrer Zeit/ auch kurtz zuwor wenn ſie pfluͤgen oder auch ſeen wollen/ die
Acker gantz vnter Waſſer ſetzen.
Ackerbaw.
Jhr Ackerbaw beſtehet am allermeiſten im Reißwachs/ vnd haben
die Ackerleute jhre Haͤuſer alsbald darbey ſtehen/ je eines einen Stein-
wurff vom andern. Jhre Weiber giengen nicht ſo ſehr eingehuͤllet als
in andern Provincien. Sie tragen hoͤltzerne Tritling/ welche hinten
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Zitationshilfe: | Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 479[469]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/517>, abgerufen am 23.07.2024. |