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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
Gesandter bey jhm angelanget/ welcher angedeutet hette/ das auch
Deutsche Gesandten folgen wurden. Wenn derwegen die Deutschen
ankehmen/ solte man sie nach der dem Sultan ertheilten Ordre tracti-
ren,
vnd also fort nach Schamachie verschaffen. Wenn sie aber da-
selbst angelanget/ solte der Chan abermal eine schleunige Post abferti-
gen vnd fernere Ordre erwarten/ etc. Der König were dem Chan sonst
mit grossen Gnaden gewogen. Darauff begerte der Chan eine Rolle
vnserer Völcker/ vnd wolte daß man jegliches qualiteten, Wissen-
schafften vnd Handwercke mit gedencken solte/ absonderlich daß wir
einen Medicum Chyrurgum Maler vnd Musicanten bey vns het-
ten. Jhm wurden aber nur die Namen/ sampt dero im Comitat be-
Ein Post zum
Könige ge-
schickt.
dienten officien bezeichnet gegeben. Folgenden Tag berieffen wir die
Post heimlich/ vnd fragten was doch die Vrsache seines so lange Aus-
senbleibens/ vnd vnsers Auffhaltens wehre. Dieser/ nachdem Er mit
etwas beschencket wurde/ berichtete in Vertrawen; Daß weil des
Chans Bruder des Königes Hoffdiener eines Verbrechens halber
neulich enthaubtet worden/ vnd daher der Perser Gebrauch nach/ sel-
biges gantze Geschlechte in Vngnaden geschetzet worden/ niemand sich
hette erkühnen wollen dem König des Chans Brieff/ weil man dessen
Jnhalt nicht gewust/ zu überreichen/ biß nach verflossener Monats
Zeit/ da es der Meheter oder Königlicher Kämmerling gewaget/
vnd selbigen Brieff dem Könige vor die Füsse geleget. Der König
hette selbst nicht/ sondern ein ander am Hoffe dem Chan geantwortet.
Vnd wehre diß seine Abfertigung gewesen/ das man auff des Chans
Schreiben keine andere Antwort nötig erachtete/ als welche der Sul-
tan
von Derbent empfangen/ nemblich als der Chan vns vorlesen
lassen. Der König hette darneben befohlen/ daß/ wann vnterdessen
etwa den Deutschen Völckern von jhrer nation einiges Leid zugefüget
wurde/ der Sultan oder Chan selbige vor jhren Augen nieder Sebeln las-
sen solte. Musten also noch eine geraume Zeit liegen bleiben/ biß die
Post/ so der Chan auffs newe ablauffen ließ/ wieder zurücke kam.

Der Chan be-
sucher die Ge-
sandten aber-
mahl.

Den 25. dieses kam der Chan mit etlichen Hoffleuten/ wie auch
der Russische Poslanik mit etlichen Völckern die Gesandten zubesu-
chen/ Jm Eintrit des Chans wurde mit dreyen Steinstücken Salve
gegeben/ gleich auch im Abzuge. Der Chan aber/ weil jhre der Perser
Fasten eingetretten/ wolte weder essen noch trincken/ sondern belustigte
sich nur in vnser Music, die man seiner beliebung nach/ hören liesse.

Den 28. Januarij ist der Russische Poslanick Alexej von Scha-
machie
auffgebrochen/ vnd vorauß nach Ispahan gezogen/ dem vnser
etliche auff eine Meile das Geleite gaben. Er war auff den Chan vnd
Calenter/ weil sie jhn nach seinen Willen nicht gnugsamb tractiret
hatten/ sehr vngehalten/ that deswegen seinem Mehemandar allen
Schimpff vnd Verdruß an.

Den

Ander Theil der Perſianiſchen
Geſandter bey jhm angelanget/ welcher angedeutet hette/ das auch
Deutſche Geſandten folgen wurden. Wenn derwegen die Deutſchen
ankehmen/ ſolte man ſie nach der dem Sultan ertheilten Ordre tracti-
ren,
vnd alſo fort nach Schamachie verſchaffen. Wenn ſie aber da-
ſelbſt angelanget/ ſolte der Chan abermal eine ſchleunige Poſt abferti-
gen vnd fernere Ordre erwarten/ ꝛc. Der Koͤnig were dem Chan ſonſt
mit groſſen Gnaden gewogen. Darauff begerte der Chan eine Rolle
vnſerer Voͤlcker/ vnd wolte daß man jegliches qualiteten, Wiſſen-
ſchafften vnd Handwercke mit gedencken ſolte/ abſonderlich daß wir
einen Medicum Chyrurgum Maler vnd Muſicanten bey vns het-
ten. Jhm wurden aber nur die Namen/ ſampt dero im Comitat be-
Ein Poſt zum
Koͤnige ge-
ſchickt.
dienten officien bezeichnet gegeben. Folgenden Tag berieffen wir die
Poſt heimlich/ vnd fragten was doch die Vrſache ſeines ſo lange Auſ-
ſenbleibens/ vnd vnſers Auffhaltens wehre. Dieſer/ nachdem Er mit
etwas beſchencket wurde/ berichtete in Vertrawen; Daß weil des
Chans Bruder des Koͤniges Hoffdiener eines Verbrechens halber
neulich enthaubtet worden/ vnd daher der Perſer Gebrauch nach/ ſel-
biges gantze Geſchlechte in Vngnaden geſchetzet worden/ niemand ſich
hette erkuͤhnen wollen dem Koͤnig des Chans Brieff/ weil man deſſen
Jnhalt nicht gewuſt/ zu uͤberreichen/ biß nach verfloſſener Monats
Zeit/ da es der Meheter oder Koͤniglicher Kaͤmmerling gewaget/
vnd ſelbigen Brieff dem Koͤnige vor die Fuͤſſe geleget. Der Koͤnig
hette ſelbſt nicht/ ſondern ein ander am Hoffe dem Chan geantwortet.
Vnd wehre diß ſeine Abfertigung geweſen/ das man auff des Chans
Schreiben keine andere Antwort noͤtig erachtete/ als welche der Sul-
tan
von Derbent empfangen/ nemblich als der Chan vns vorleſen
laſſen. Der Koͤnig hette darneben befohlen/ daß/ wann vnterdeſſen
etwa den Deutſchen Voͤlckern von jhrer nation einiges Leid zugefuͤget
wurde/ der Sultan oder Chan ſelbige vor jhren Augen nieder Sebeln laſ-
ſen ſolte. Muſten alſo noch eine geraume Zeit liegen bleiben/ biß die
Poſt/ ſo der Chan auffs newe ablauffen ließ/ wieder zuruͤcke kam.

Der Chan be-
ſucher die Ge-
ſandten aber-
mahl.

Den 25. dieſes kam der Chan mit etlichen Hoffleuten/ wie auch
der Ruſſiſche Poslanik mit etlichen Voͤlckern die Geſandten zubeſu-
chen/ Jm Eintrit des Chans wurde mit dreyen Steinſtuͤcken Salve
gegeben/ gleich auch im Abzuge. Der Chan aber/ weil jhre der Perſer
Faſten eingetretten/ wolte weder eſſen noch trincken/ ſondern beluſtigte
ſich nur in vnſer Muſic, die man ſeiner beliebung nach/ hoͤren lieſſe.

Den 28. Januarij iſt der Ruſſiſche Poslanick Alexej von Scha-
machiè
auffgebrochen/ vnd vorauß nach Iſpahan gezogen/ dem vnſer
etliche auff eine Meile das Geleite gaben. Er war auff den Chan vnd
Calenter/ weil ſie jhn nach ſeinen Willen nicht gnugſamb tractiret
hatten/ ſehr vngehalten/ that deswegen ſeinem Mehemandar allen
Schimpff vnd Verdruß an.

Den
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[298/0344] Ander Theil der Perſianiſchen Geſandter bey jhm angelanget/ welcher angedeutet hette/ das auch Deutſche Geſandten folgen wurden. Wenn derwegen die Deutſchen ankehmen/ ſolte man ſie nach der dem Sultan ertheilten Ordre tracti- ren, vnd alſo fort nach Schamachie verſchaffen. Wenn ſie aber da- ſelbſt angelanget/ ſolte der Chan abermal eine ſchleunige Poſt abferti- gen vnd fernere Ordre erwarten/ ꝛc. Der Koͤnig were dem Chan ſonſt mit groſſen Gnaden gewogen. Darauff begerte der Chan eine Rolle vnſerer Voͤlcker/ vnd wolte daß man jegliches qualiteten, Wiſſen- ſchafften vnd Handwercke mit gedencken ſolte/ abſonderlich daß wir einen Medicum Chyrurgum Maler vnd Muſicanten bey vns het- ten. Jhm wurden aber nur die Namen/ ſampt dero im Comitat be- dienten officien bezeichnet gegeben. Folgenden Tag berieffen wir die Poſt heimlich/ vnd fragten was doch die Vrſache ſeines ſo lange Auſ- ſenbleibens/ vnd vnſers Auffhaltens wehre. Dieſer/ nachdem Er mit etwas beſchencket wurde/ berichtete in Vertrawen; Daß weil des Chans Bruder des Koͤniges Hoffdiener eines Verbrechens halber neulich enthaubtet worden/ vnd daher der Perſer Gebrauch nach/ ſel- biges gantze Geſchlechte in Vngnaden geſchetzet worden/ niemand ſich hette erkuͤhnen wollen dem Koͤnig des Chans Brieff/ weil man deſſen Jnhalt nicht gewuſt/ zu uͤberreichen/ biß nach verfloſſener Monats Zeit/ da es der Meheter oder Koͤniglicher Kaͤmmerling gewaget/ vnd ſelbigen Brieff dem Koͤnige vor die Fuͤſſe geleget. Der Koͤnig hette ſelbſt nicht/ ſondern ein ander am Hoffe dem Chan geantwortet. Vnd wehre diß ſeine Abfertigung geweſen/ das man auff des Chans Schreiben keine andere Antwort noͤtig erachtete/ als welche der Sul- tan von Derbent empfangen/ nemblich als der Chan vns vorleſen laſſen. Der Koͤnig hette darneben befohlen/ daß/ wann vnterdeſſen etwa den Deutſchen Voͤlckern von jhrer nation einiges Leid zugefuͤget wurde/ der Sultan oder Chan ſelbige vor jhren Augen nieder Sebeln laſ- ſen ſolte. Muſten alſo noch eine geraume Zeit liegen bleiben/ biß die Poſt/ ſo der Chan auffs newe ablauffen ließ/ wieder zuruͤcke kam. Ein Poſt zum Koͤnige ge- ſchickt. Den 25. dieſes kam der Chan mit etlichen Hoffleuten/ wie auch der Ruſſiſche Poslanik mit etlichen Voͤlckern die Geſandten zubeſu- chen/ Jm Eintrit des Chans wurde mit dreyen Steinſtuͤcken Salve gegeben/ gleich auch im Abzuge. Der Chan aber/ weil jhre der Perſer Faſten eingetretten/ wolte weder eſſen noch trincken/ ſondern beluſtigte ſich nur in vnſer Muſic, die man ſeiner beliebung nach/ hoͤren lieſſe. Den 28. Januarij iſt der Ruſſiſche Poslanick Alexej von Scha- machiè auffgebrochen/ vnd vorauß nach Iſpahan gezogen/ dem vnſer etliche auff eine Meile das Geleite gaben. Er war auff den Chan vnd Calenter/ weil ſie jhn nach ſeinen Willen nicht gnugſamb tractiret hatten/ ſehr vngehalten/ that deswegen ſeinem Mehemandar allen Schimpff vnd Verdruß an. Den

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/344>, abgerufen am 23.11.2024.