Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. frembde art in einem künstlich geschlossenem Gewölbe beleget. Auffeiner seiten hatte der Saal einen schönen prospect hinab in einen dar- neben gelegenen lustigen Garten/ zu mahl der Saal hoch vnd der Garte dargegen ziemlich tieff lag. Von einer Gallerey am selbigen Saale sprang eine fontaine erstlich in die höhe/ vnd sturtzte sich mit einem an- mutigen Geräusche in einen andern vnter dem Saale vor dem andern Gemache gelegenen Brunnen/ dieser aber gar hinab in den dritten/ der drunten in den vorbesagten Garten vorhanden war. Welches alles man neben dem Fenster sitzend nicht ohne sondere Lust ordentlich se- hen kunte. Es erschienen auff selbigem Gastgeboth der Chan mit seinen fürnembsten Hoffleuten vnd der Königl: Marschall/ so erst von Jspa- han gekommen war; Als auff den spaten Abend Gäste vnd Wirth in guter Freundschafft vnd Vertraulichkeit wolberauschet/ wurden wir mit vielen Pferden vnd Fackeln durch die Perser nach Hauß begleitet. Den 13. dieses wurde ich neben dem Marschall vnd Hoffmeister Den 20. Dito kam die Post/ welche der Chan/ als wir noch zuEine Post Ge- P p
Reiſe Beſchreibung. frembde art in einem kuͤnſtlich geſchloſſenem Gewoͤlbe beleget. Auffeiner ſeiten hatte der Saal einen ſchoͤnen proſpect hinab in einen dar- neben gelegenen luſtigen Garten/ zu mahl der Saal hoch vnd der Garte dargegen ziemlich tieff lag. Von einer Gallerey am ſelbigen Saale ſprang eine fontaine erſtlich in die hoͤhe/ vnd ſturtzte ſich mit einem an- mutigen Geraͤuſche in einen andern vnter dem Saale vor dem andern Gemache gelegenen Brunnen/ dieſer aber gar hinab in den dritten/ der drunten in den vorbeſagten Garten vorhanden war. Welches alles man neben dem Fenſter ſitzend nicht ohne ſondere Luſt ordentlich ſe- hen kunte. Es erſchienen auff ſelbigem Gaſtgeboth der Chan mit ſeinen fuͤrnembſten Hoffleuten vnd der Koͤnigl: Marſchall/ ſo erſt von Jſpa- han gekommen war; Als auff den ſpaten Abend Gaͤſte vnd Wirth in guter Freundſchafft vnd Vertraulichkeit wolberauſchet/ wurden wir mit vielen Pferden vnd Fackeln durch die Perſer nach Hauß begleitet. Den 13. dieſes wurde ich neben dem Marſchall vnd Hoffmeiſter Den 20. Dito kam die Poſt/ welche der Chan/ als wir noch zuEine Poſt Ge- P p
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0343" n="297"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe Beſchreibung.</hi></fw><lb/> frembde art in einem kuͤnſtlich geſchloſſenem Gewoͤlbe beleget. Auff<lb/> einer ſeiten hatte der Saal einen ſchoͤnen <hi rendition="#aq">proſpect</hi> hinab in einen dar-<lb/> neben gelegenen luſtigen Garten/ zu mahl der Saal hoch vnd der Garte<lb/> dargegen ziemlich tieff lag. Von einer Gallerey am ſelbigen Saale<lb/> ſprang eine <hi rendition="#aq">fontaine</hi> erſtlich in die hoͤhe/ vnd ſturtzte ſich mit einem an-<lb/> mutigen Geraͤuſche in einen andern vnter dem Saale vor dem andern<lb/> Gemache gelegenen Brunnen/ dieſer aber gar hinab in den dritten/ der<lb/> drunten in den vorbeſagten Garten vorhanden war. Welches alles<lb/> man neben dem Fenſter ſitzend nicht ohne ſondere Luſt ordentlich ſe-<lb/> hen kunte. Es erſchienen auff ſelbigem Gaſtgeboth der Chan mit ſeinen<lb/> fuͤrnembſten Hoffleuten vnd der Koͤnigl: Marſchall/ ſo erſt von Jſpa-<lb/> han gekommen war; Als auff den ſpaten Abend Gaͤſte vnd Wirth in<lb/> guter Freundſchafft vnd Vertraulichkeit wolberauſchet/ wurden wir<lb/> mit vielen Pferden vnd Fackeln durch die Perſer nach Hauß begleitet.</p><lb/> <p>Den 13. dieſes wurde ich neben dem Marſchall vnd Hoffmeiſter<lb/> zum Chan geſchickt/ ſelbigen dem Gebrauch nach/ eine Verehrung zu-<lb/> thun/ welche war 10. Ruſſiſche <hi rendition="#aq">Arſin,</hi> oder lange Elen fein roht Tuch/<lb/> 5. <hi rendition="#aq">Arſ:</hi> blawen Atlaß/ 1. Tonne Brandwein/ Ein Flaſchen-Futter<lb/> mit ſuͤſſen Waſſern/ vnd 4. Meſſer mit zierlich außgearbeiteten Bern-<lb/> ſteinen Hefften. Als wir vermerckten/ daß es angenehm/ brachten wir<lb/> der Armener <hi rendition="#aq">Sollicitiren</hi> vor; Darauff der Chan ſich in Antwort ver-<lb/> nehmen ließ: Es hetten zwar memals/ weil die Mahumetiſche Reli-<lb/> gion geweſen/ die Chriſten zu Schamachie eine Kirche oder Kloſter ge-<note place="right">Armener be-<lb/> kom̃en Erlaub<lb/> ein Kloſter<lb/> vnd Kirche<lb/> zubawen.</note><lb/> habt/ Er were auch nie geſinnet geweſen der Armener offt wiederhole-<lb/> tes <hi rendition="#aq">ſuppliciren</hi> ſtatt finden zulaſſen/ gleichwol aber wolte Er der<lb/> Herꝛn Geſandten anſehnliche <hi rendition="#aq">Interceßion</hi> gultig ſein laſſen/ vnd den<lb/> Baw zuverfertigen nicht mehr wiederſprechen/ gab auch auff ferner<lb/> Anhalten ſolche <hi rendition="#aq">Conceßion</hi> ſchrifftlich von ſich. Die Armener er-<lb/> freueten ſich daruͤber hoͤchlich/ vnd danckten ſehr freundlich mit Erbie-<lb/> ten/ daß Sie der H. Geſandten Namen/ vnd was die der Chriſtenheit<lb/> zum beſten hierinnen gethan/ zum ewigen Gedaͤchtniß in ſelbige Kirche<lb/> wolten ſchreiben laſſen.</p><lb/> <p>Den 20. Dito kam die Poſt/ welche der Chan/ als wir noch zu<note place="right">Eine Poſt<lb/> vom Koͤnige<lb/> gekommen.</note><lb/> Niaſabath gelegen/ an den Koͤnig geſand von Jſpahan wieder zuruͤcke.<lb/> Wir hofften zwar mit Verlangen/ daß dieſer vnſer ferner Reiſe halber<lb/><hi rendition="#aq">Ordre</hi> bringen wuͤrde/ derwegen etliche der vnſerigen zum Chan ge-<lb/> hen/ vnd was des Koͤniges Brieff vnſertwegen meldete/ ſich erkundi-<lb/> gen ſolten; Der Chan aber ſagte/ daß von vnſerm Auffbruche noch<lb/> nichts gedacht wehre/ wir ſolten des Koͤniges Schreiben ſelbſt verleſen<lb/> hoͤren. Es wurde ſeinem <hi rendition="#aq">Hakim</hi> oder <hi rendition="#aq">Medico</hi> ein Brieff zuleſen ge-<lb/> geben/ welchen Er zuvor gekuͤſſet vnd an die Stirn gedruckt folgendes<lb/> Jnhaltes ablaß: Es wehre des <hi rendition="#aq">Sultans</hi> von <hi rendition="#aq">Derbent</hi> Poſt ehe als des<lb/> Chans von Schamachie angekommen mit Bericht/ das ein Ruſſiſcher<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p</fw><fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [297/0343]
Reiſe Beſchreibung.
frembde art in einem kuͤnſtlich geſchloſſenem Gewoͤlbe beleget. Auff
einer ſeiten hatte der Saal einen ſchoͤnen proſpect hinab in einen dar-
neben gelegenen luſtigen Garten/ zu mahl der Saal hoch vnd der Garte
dargegen ziemlich tieff lag. Von einer Gallerey am ſelbigen Saale
ſprang eine fontaine erſtlich in die hoͤhe/ vnd ſturtzte ſich mit einem an-
mutigen Geraͤuſche in einen andern vnter dem Saale vor dem andern
Gemache gelegenen Brunnen/ dieſer aber gar hinab in den dritten/ der
drunten in den vorbeſagten Garten vorhanden war. Welches alles
man neben dem Fenſter ſitzend nicht ohne ſondere Luſt ordentlich ſe-
hen kunte. Es erſchienen auff ſelbigem Gaſtgeboth der Chan mit ſeinen
fuͤrnembſten Hoffleuten vnd der Koͤnigl: Marſchall/ ſo erſt von Jſpa-
han gekommen war; Als auff den ſpaten Abend Gaͤſte vnd Wirth in
guter Freundſchafft vnd Vertraulichkeit wolberauſchet/ wurden wir
mit vielen Pferden vnd Fackeln durch die Perſer nach Hauß begleitet.
Den 13. dieſes wurde ich neben dem Marſchall vnd Hoffmeiſter
zum Chan geſchickt/ ſelbigen dem Gebrauch nach/ eine Verehrung zu-
thun/ welche war 10. Ruſſiſche Arſin, oder lange Elen fein roht Tuch/
5. Arſ: blawen Atlaß/ 1. Tonne Brandwein/ Ein Flaſchen-Futter
mit ſuͤſſen Waſſern/ vnd 4. Meſſer mit zierlich außgearbeiteten Bern-
ſteinen Hefften. Als wir vermerckten/ daß es angenehm/ brachten wir
der Armener Sollicitiren vor; Darauff der Chan ſich in Antwort ver-
nehmen ließ: Es hetten zwar memals/ weil die Mahumetiſche Reli-
gion geweſen/ die Chriſten zu Schamachie eine Kirche oder Kloſter ge-
habt/ Er were auch nie geſinnet geweſen der Armener offt wiederhole-
tes ſuppliciren ſtatt finden zulaſſen/ gleichwol aber wolte Er der
Herꝛn Geſandten anſehnliche Interceßion gultig ſein laſſen/ vnd den
Baw zuverfertigen nicht mehr wiederſprechen/ gab auch auff ferner
Anhalten ſolche Conceßion ſchrifftlich von ſich. Die Armener er-
freueten ſich daruͤber hoͤchlich/ vnd danckten ſehr freundlich mit Erbie-
ten/ daß Sie der H. Geſandten Namen/ vnd was die der Chriſtenheit
zum beſten hierinnen gethan/ zum ewigen Gedaͤchtniß in ſelbige Kirche
wolten ſchreiben laſſen.
Armener be-
kom̃en Erlaub
ein Kloſter
vnd Kirche
zubawen.
Den 20. Dito kam die Poſt/ welche der Chan/ als wir noch zu
Niaſabath gelegen/ an den Koͤnig geſand von Jſpahan wieder zuruͤcke.
Wir hofften zwar mit Verlangen/ daß dieſer vnſer ferner Reiſe halber
Ordre bringen wuͤrde/ derwegen etliche der vnſerigen zum Chan ge-
hen/ vnd was des Koͤniges Brieff vnſertwegen meldete/ ſich erkundi-
gen ſolten; Der Chan aber ſagte/ daß von vnſerm Auffbruche noch
nichts gedacht wehre/ wir ſolten des Koͤniges Schreiben ſelbſt verleſen
hoͤren. Es wurde ſeinem Hakim oder Medico ein Brieff zuleſen ge-
geben/ welchen Er zuvor gekuͤſſet vnd an die Stirn gedruckt folgendes
Jnhaltes ablaß: Es wehre des Sultans von Derbent Poſt ehe als des
Chans von Schamachie angekommen mit Bericht/ das ein Ruſſiſcher
Ge-
Eine Poſt
vom Koͤnige
gekommen.
P p
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |