Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Den 4. Sept. als Sontags/ in dem vnser Pastor jtzt wolte anfan- Zu Mittage kamen wir zu einem Rivir Bolloclea, so 90. W. vomBolloclea Den 5. dieses/ als wir vns kaum wieder auffgemachet/ lieffen wir 5. W. ferner ins Land/ vnd 7. W. von Zariza sollen jtzo noch rudera Vmb diese Gegend fieng ein Fischer an einer Angel neben vn- Den G g
Reiſe Beſchreibung. Den 4. Sept. als Sontags/ in dem vnſer Paſtor jtzt wolte anfan- Zu Mittage kamen wir zu einem Rivir Bolloclea, ſo 90. W. vomBolloclea Den 5. dieſes/ als wir vns kaum wieder auffgemachet/ lieffen wir 5. W. ferner ins Land/ vnd 7. W. von Zariza ſollen jtzo noch rudera Vmb dieſe Gegend fieng ein Fiſcher an einer Angel neben vn- Den G g
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Reiſe Beſchreibung.
Den 4. Sept. als Sontags/ in dem vnſer Paſtor jtzt wolte anfan-
gen zu predigen/ kamen abermal etliche Tartern von dem Cyrcaſſiſchen
Printz Muſſal geſchickt/ die Geſandten zubeſuchen/ mit vermeldung/
daß Er jtzo etwas vnpaßlich/ ſo bald Er wider geſund/ wolte Er in Per-
ſon die Herꝛn beſuchen. Der Fuͤrnemſte vnter jhnen/ ſo das Wort fuͤh-
rete/ war ein langer gehler Mann/ von Kohlſchwartzen Haaren/ vnd
groſſem langen Bart/ war mit einem ſchwartzen Schaffpeltze/ das
rauche herauß gekert/ angethan/ ſahe auß wie man den Teuffel ab-
mahlet/ Die andern ſo mit ſchwartzen vnd braunen Thuchen Roͤcken
bekleidet/ waren nicht viel freundlicher anzuſehen. Nach dem man dieſe
mit etlichen Schalen Brandwein tractiret hatte/ fuhren ſie mit Salve
ſchieſſen jhrer Strelitzen wieder ab.
Zu Mittage kamen wir zu einem Rivir Bolloclea, ſo 90. W. vom
geſtrigen Kamuſchinka vnd 90. W. von der folgenden Stadt Zariza.
Nach 10. W. giengen wir einen ſehr hohen Sandberg Strehlne r. vor-
bey/ vnd hielten am Ende deſſelben/ 60. W. dißſeit Zariza vnſer
Nachtlager.
Bolloclea
vnd Kamu-
ſchinka Ri-
vire.
Den 5. dieſes/ als wir vns kaum wieder auffgemachet/ lieffen wir
auff eine Droͤgte/ ſo nur ſechſtehalb Fuß Waſſer hatte/ muſten vns zur
ſeiten abwinden/ vnd gieng das Schiff mit groſſem Schuͤttern vollend
uͤber. Vnter deſſen lieff die Caravana vorauß biß zur Stadt Zariza,
da Sie friſche Strelitzen zur Convoi nehmen wolten. Zu Mittage
kamen wir an den Ort da es kaum eine halbe Tagereiſe zum Strom
Tanais, vnd derſelbe auff 7. Meilen neben der Wolga hin nach Oſten
laͤufft. Jtem ein wenig beſſer hinunter/ gegen Achtobska Ustga, da
die Wolga den erſten Außtritt nimpt/ vnd zur Lincken des Vfers einen
Arm ins Land wirfft/ welcher anfaͤnglich 1. W. gegen den Strom/
O. N. O. hernach aber gegen S. O. ſich wendet/ vnd ins mare Ca-
ſpium faͤlt. Allhier war altitudo poli 48. grad. 51. m.
Achtobska
Ustgaa.
1. Außgang'
der Wolga.
5. W. ferner ins Land/ vnd 7. W. von Zariza ſollen jtzo noch rudera
von einer Stadt ſtehen/ welche der grauſame wuͤterich Tamerlanus
von gebranten Steinen erbawet/ vnd in derſelben ein groß Luſthauß
auffgeſetzet/ iſt Zareffgorod (Koͤnigs Stadt) genandt worden. Nach
dem ſie aber verwuͤſtet/ haben die Ruſſen die meiſten Steine nach
Aſtrachan gefuͤhret/ vnd darvon ein groß theil der Stadtmauren/
Kirchen/ Kloͤſter vnd andere Gebaͤwe auffgefuͤhret. Es wurden noch
zu vnſer Zeit etliche Boͤte voll dahin gebracht.
Zareffgo-
rod.
Vmb dieſe Gegend fieng ein Fiſcher an einer Angel neben vn-
ſerm Schiffe einen Bieluga oder Weisfiſch/ ſo faſt vier Elen
lang/ vnd nach der Circumferentz anderthalb Elen dicke/ von geſtalt
faſt als ein Stoͤhr/ nur das Er weiſſer vnd ein groß Maul hatte/ Sie
ſchlugen jhn/ als einen Ochſen mit groſſen Hammern fuͤr den Kopff
vnd verkaufften jhn vmb 1. Thl.
Den
G g
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