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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
Als wir wieder an den Strand kamen/ vnd kein Schiff sahen/ lieffen
wir eine gute weile am Vfer hinunter in meinung das Schiff wieder
einzuholen/ wir wurden aber kein Schiff/ sondern ein Both/ welches
gegen vns auffruderte/ gewar/ vermeinten anfänglich/ es wehren Co-
sacken/ war aber von vnserm Schiff vns entgegen geschickt/ auff wel-
chem wir vns wieder zum Schiffe/ so in einer krumme des Stroms
durch den Wind verarestiret gehalten wurde/ macheten. Weil aber
der Wind sich je mehr vnd mehr erhub/ blieben wir auch die Nacht
über allhier stille liegen.

Den 12. Dito versuchten wir das Schiff mit hülffe eines Drag-
gens oder kleinen Anckers vmb die Ecke zuziehen; der Dragge aber
hatte an einen im Grunde liegenden Baum gefasset/ zerreiß das Ka-
beltaw/ vnd bliebe liegen. Diß sol wegen der Bäume/ so durch das
hohe Wasser von dem Vfer in den Strom gerissen/ vnd am Grunde
verschlemmet liegen/ sich zum offtern zutragen. Vnd sagten die Ruf-Die Wolge
nimpt viel
Ancker weg.

sen/ das dahero so viel Ancker in der Wolga legen/ als ein Fürsten-
thumb werth wehre. Vnd wurde bißweilen eins ohngefehr durch ein
ander Ancker wieder herauß gezogen.

Den 13. Augusti nach dem wir Vormittage zwey Cabaken vnd
ein Dorff Wesofka, r. vorbey passiret/ kamen wir vor die Stadt
Swiatzki, so zur lincken Hand auff einen lustigen Hügel gelegen/ hatSwiatzki.
ein Schloß etliche steinerne Kirchen vnd Klöster/ ist sonst mit höltzern
Bolwercken vnd Thurmen vmbgeben. Als wir vns gegen derselbeu
wegen einer vorstehenden Drögte vor Ancker legten/ kam das Volck
heuffig an den Strand. Vnd weil zwischen vns vnd dem Strande
ein langer Sandhügel/ daß sie vns nicht wol im Gesichte haben kun-
ten/ kamen jhrer viel mit Kahnen vnd Böten gefahren/ jhrer viel
schwummen durch die enge des Stroms/ vns vnd vnser Schiff zuse-
hen. Von hier biß Casan so noch 20. W. giengen wir viel zur Rechten
liegende Kreide- vnd weisse Sandberge vorbey. Auff den Abend aberVor Casan
ankommen.

kamen wir vor der Stadt Casan vor Ancker zuliegen. Da wir dann
die Persianische vnd Cyrcassische Caravana vor vns funden. Bey der-Pag. 100.
& 103.

selben befand sich ein Persianischer Coptzi oder Kauffman/ welcher
als ein Gesandter/ dessen oben gedacht/ in Mußcow gewesen: Jtem
ein Cyrcassischer Tartarischer Printz/ Namens Mussal von Terki,
welcher nach Absterben seines Bruders vom Großfürsten die Lehn
empfangen hatte; Diese waren etliche Tage vor vns auß Mußcow
abgereiset.

Die Stadt Casan belangend/ lieget dieselbe zur lincken Hand derDer Stadt
Casan Ge-
legenheit.

Wolga 7. W. vom Strande im ebenen Felde/ an einem Rivire Ca-
sanka,
von welchen es/ wie auch das gantze Land seinen Namen bekom-
men. Es ist die Stadt zwar/ wie alle an der Wolga liegende Städte
an Rinckmauren/ Thurmen vnd Häuser mit Holtz auffgebauet/ vnd
ziemlich groß: Das Schloß aber mit starcken dicken steinern Mau-

ren/

Reiſe Beſchreibung.
Als wir wieder an den Strand kamen/ vnd kein Schiff ſahen/ lieffen
wir eine gute weile am Vfer hinunter in meinung das Schiff wieder
einzuholen/ wir wurden aber kein Schiff/ ſondern ein Both/ welches
gegen vns auffruderte/ gewar/ vermeinten anfaͤnglich/ es wehren Co-
ſacken/ war aber von vnſerm Schiff vns entgegen geſchickt/ auff wel-
chem wir vns wieder zum Schiffe/ ſo in einer krumme des Stroms
durch den Wind verareſtiret gehalten wurde/ macheten. Weil aber
der Wind ſich je mehr vnd mehr erhub/ blieben wir auch die Nacht
uͤber allhier ſtille liegen.

Den 12. Dito verſuchten wir das Schiff mit huͤlffe eines Drag-
gens oder kleinen Anckers vmb die Ecke zuziehen; der Dragge aber
hatte an einen im Grunde liegenden Baum gefaſſet/ zerreiß das Ka-
beltaw/ vnd bliebe liegen. Diß ſol wegen der Baͤume/ ſo durch das
hohe Waſſer von dem Vfer in den Strom geriſſen/ vnd am Grunde
verſchlemmet liegen/ ſich zum offtern zutragen. Vnd ſagten die Ruf-Die Wolge
nimpt viel
Ancker weg.

ſen/ das dahero ſo viel Ancker in der Wolga legen/ als ein Fuͤrſten-
thumb werth wehre. Vnd wurde bißweilen eins ohngefehr durch ein
ander Ancker wieder herauß gezogen.

Den 13. Auguſti nach dem wir Vormittage zwey Cabaken vnd
ein Dorff Weſofka, r. vorbey paſſiret/ kamen wir vor die Stadt
Swiatzki, ſo zur lincken Hand auff einen luſtigen Huͤgel gelegen/ hatSwiatzki.
ein Schloß etliche ſteinerne Kirchen vnd Kloͤſter/ iſt ſonſt mit hoͤltzern
Bolwercken vnd Thurmen vmbgeben. Als wir vns gegen derſelbeu
wegen einer vorſtehenden Droͤgte vor Ancker legten/ kam das Volck
heuffig an den Strand. Vnd weil zwiſchen vns vnd dem Strande
ein langer Sandhuͤgel/ daß ſie vns nicht wol im Geſichte haben kun-
ten/ kamen jhrer viel mit Kahnen vnd Boͤten gefahren/ jhrer viel
ſchwummen durch die enge des Stroms/ vns vnd vnſer Schiff zuſe-
hen. Von hier biß Caſan ſo noch 20. W. giengen wir viel zur Rechten
liegende Kreide- vnd weiſſe Sandberge vorbey. Auff den Abend aberVor Caſan
ankommen.

kamen wir vor der Stadt Caſan vor Ancker zuliegen. Da wir dann
die Perſianiſche vnd Cyrcaſſiſche Caravana vor vns funden. Bey der-Pag. 100.
& 103.

ſelben befand ſich ein Perſianiſcher Coptzi oder Kauffman/ welcher
als ein Geſandter/ deſſen oben gedacht/ in Mußcow geweſen: Jtem
ein Cyrcaſſiſcher Tartariſcher Printz/ Namens Muſſal von Terki,
welcher nach Abſterben ſeines Bruders vom Großfuͤrſten die Lehn
empfangen hatte; Dieſe waren etliche Tage vor vns auß Mußcow
abgereiſet.

Die Stadt Caſan belangend/ lieget dieſelbe zur lincken Hand derDer Stadt
Caſan Ge-
legenheit.

Wolga 7. W. vom Strande im ebenen Felde/ an einem Rivire Ca-
ſanka,
von welchen es/ wie auch das gantze Land ſeinen Namen bekom-
men. Es iſt die Stadt zwar/ wie alle an der Wolga liegende Staͤdte
an Rinckmauren/ Thurmen vnd Haͤuſer mit Holtz auffgebauet/ vnd
ziemlich groß: Das Schloß aber mit ſtarcken dicken ſteinern Mau-

ren/
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[215/0261] Reiſe Beſchreibung. Als wir wieder an den Strand kamen/ vnd kein Schiff ſahen/ lieffen wir eine gute weile am Vfer hinunter in meinung das Schiff wieder einzuholen/ wir wurden aber kein Schiff/ ſondern ein Both/ welches gegen vns auffruderte/ gewar/ vermeinten anfaͤnglich/ es wehren Co- ſacken/ war aber von vnſerm Schiff vns entgegen geſchickt/ auff wel- chem wir vns wieder zum Schiffe/ ſo in einer krumme des Stroms durch den Wind verareſtiret gehalten wurde/ macheten. Weil aber der Wind ſich je mehr vnd mehr erhub/ blieben wir auch die Nacht uͤber allhier ſtille liegen. Den 12. Dito verſuchten wir das Schiff mit huͤlffe eines Drag- gens oder kleinen Anckers vmb die Ecke zuziehen; der Dragge aber hatte an einen im Grunde liegenden Baum gefaſſet/ zerreiß das Ka- beltaw/ vnd bliebe liegen. Diß ſol wegen der Baͤume/ ſo durch das hohe Waſſer von dem Vfer in den Strom geriſſen/ vnd am Grunde verſchlemmet liegen/ ſich zum offtern zutragen. Vnd ſagten die Ruf- ſen/ das dahero ſo viel Ancker in der Wolga legen/ als ein Fuͤrſten- thumb werth wehre. Vnd wurde bißweilen eins ohngefehr durch ein ander Ancker wieder herauß gezogen. Die Wolge nimpt viel Ancker weg. Den 13. Auguſti nach dem wir Vormittage zwey Cabaken vnd ein Dorff Weſofka, r. vorbey paſſiret/ kamen wir vor die Stadt Swiatzki, ſo zur lincken Hand auff einen luſtigen Huͤgel gelegen/ hat ein Schloß etliche ſteinerne Kirchen vnd Kloͤſter/ iſt ſonſt mit hoͤltzern Bolwercken vnd Thurmen vmbgeben. Als wir vns gegen derſelbeu wegen einer vorſtehenden Droͤgte vor Ancker legten/ kam das Volck heuffig an den Strand. Vnd weil zwiſchen vns vnd dem Strande ein langer Sandhuͤgel/ daß ſie vns nicht wol im Geſichte haben kun- ten/ kamen jhrer viel mit Kahnen vnd Boͤten gefahren/ jhrer viel ſchwummen durch die enge des Stroms/ vns vnd vnſer Schiff zuſe- hen. Von hier biß Caſan ſo noch 20. W. giengen wir viel zur Rechten liegende Kreide- vnd weiſſe Sandberge vorbey. Auff den Abend aber kamen wir vor der Stadt Caſan vor Ancker zuliegen. Da wir dann die Perſianiſche vnd Cyrcaſſiſche Caravana vor vns funden. Bey der- ſelben befand ſich ein Perſianiſcher Coptzi oder Kauffman/ welcher als ein Geſandter/ deſſen oben gedacht/ in Mußcow geweſen: Jtem ein Cyrcaſſiſcher Tartariſcher Printz/ Namens Muſſal von Terki, welcher nach Abſterben ſeines Bruders vom Großfuͤrſten die Lehn empfangen hatte; Dieſe waren etliche Tage vor vns auß Mußcow abgereiſet. Swiatzki. Vor Caſan ankommen. Pag. 100. & 103. Die Stadt Caſan belangend/ lieget dieſelbe zur lincken Hand der Wolga 7. W. vom Strande im ebenen Felde/ an einem Rivire Ca- ſanka, von welchen es/ wie auch das gantze Land ſeinen Namen bekom- men. Es iſt die Stadt zwar/ wie alle an der Wolga liegende Staͤdte an Rinckmauren/ Thurmen vnd Haͤuſer mit Holtz auffgebauet/ vnd ziemlich groß: Das Schloß aber mit ſtarcken dicken ſteinern Mau- ren/ Der Stadt Caſan Ge- legenheit.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/261>, abgerufen am 25.11.2024.