Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Christi warhafftiger Leib vnd Blut/ der für euch vnd fürviele gegeben wird/ zu Bergebung ewrer Sünden/ wel- ches/ so offt jhrs nehmet/ zu Christi Gedächtniß nehmen sollet. Gott segne Euch. Sie gleuben darbey eine transsub- stantiation, daß nemblich das Brod vnd Wein warhafftig in Christi Leib vnd Blut verwandelt werde. Vnd muß der Wein allzeit ein we- nig warm gemachet werden/ weil das Blut des HErrn Christi so auß der Seiten geflossen/ vermuthlich auch warm gewesen. Sie reichen das Abendmahl auch den kleinen Kindern: den Vn- Sie verschickens auch über Land/ vnd geben das harte am Grü-Die unter- Den Krancken/ an welchen keine Artzney mehr helffen wil/ reichen Die Beichte halten Sie vor dem Abendmahl zur Bekeh- Die Beichte muß mitten in der Kirchen gleich vnterm CentroDie Beichte hei- A a
Reiſe Beſchreibung. Chriſti warhafftiger Leib vnd Blut/ der fuͤr euch vnd fuͤrviele gegeben wird/ zu Bergebung ewrer Suͤnden/ wel- ches/ ſo offt jhrs nehmet/ zu Chriſti Gedaͤchtniß nehmen ſollet. Gott ſegne Euch. Sie gleuben darbey eine transſub- ſtantiation, daß nemblich das Brod vnd Wein warhafftig in Chriſti Leib vnd Blut verwandelt werde. Vnd muß der Wein allzeit ein we- nig warm gemachet werden/ weil das Blut des HErrn Chriſti ſo auß der Seiten gefloſſen/ vermuthlich auch warm geweſen. Sie reichen das Abendmahl auch den kleinen Kindern: den Vn- Sie verſchickens auch uͤber Land/ vnd geben das harte am Gruͤ-Die unter- Den Krancken/ an welchen keine Artzney mehr helffen wil/ reichen Die Beichte halten Sie vor dem Abendmahl zur Bekeh- Die Beichte muß mitten in der Kirchen gleich vnterm CentroDie Beichte hei- A a
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Reiſe Beſchreibung.
Chriſti warhafftiger Leib vnd Blut/ der fuͤr euch vnd fuͤr
viele gegeben wird/ zu Bergebung ewrer Suͤnden/ wel-
ches/ ſo offt jhrs nehmet/ zu Chriſti Gedaͤchtniß nehmen
ſollet. Gott ſegne Euch. Sie gleuben darbey eine transſub-
ſtantiation, daß nemblich das Brod vnd Wein warhafftig in Chriſti
Leib vnd Blut verwandelt werde. Vnd muß der Wein allzeit ein we-
nig warm gemachet werden/ weil das Blut des HErrn Chriſti ſo auß
der Seiten gefloſſen/ vermuthlich auch warm geweſen.
Sie reichen das Abendmahl auch den kleinen Kindern: den Vn-
ſinnigen aber beruͤhren ſie nur die Lippen darmit.
Sie verſchickens auch uͤber Land/ vnd geben das harte am Gruͤ-
nen Donnerſtage gebackene vnd conſecrirte Brod den Soldaten
vnd Reiſenden Leuten mit auff den Weg/ daß wenn ſie nur zu Hauſe
gebeichtet haben/ ſie es hernach/ wenn es jhnen beliebet/ genieſſen koͤn-
nen. Dieſe verwarens aber gemeiniglich biß jhnen etwa eine Kranck-
heit anſtoͤſt/ damit/ wenn ſie ja des Laͤgers nicht auffkommen moͤchten/
Sie ſich gleichwol mit einem guten Zehrpfenning zum ewigen Leben
verſehen haͤtten.
Die unter-
ſchiedliche
außtheilun-
gen des A-
bendmahls.
Den Krancken/ an welchen keine Artzney mehr helffen wil/ reichen
Sie das Abendmahl auch/ neben der letzten oͤhlung/ vnd alsdenn darff
der Patient keine Artzney mehr gebrauchen/ ſondern muß Gott alleine
uͤber ſich walten laſſen. Die geſunden aber gebrauchen es/ ſo offt ſie
wollen/ am allermeiſten aber am H. Oſtertage.
Die Beichte halten Sie vor dem Abendmahl zur Bekeh-
rung vnd Außſoͤhnung bey GOtt fuͤr ein hoch nothwendig Ding.
Darumb die/ ſo auff Oſtern zum Abendmahl gehen wollen/ muͤſſen alle
in der groſſen Faſten beichten. Vor der Beichte gibt man jhnen ein
ſawr Getraͤncke/ darvon es jhnen im Bauche krimmet; Wie ſie denn
auch 8. Tage vor dem Abendmahl nichts als Waſſer vnd Suchari,
oder grob-Brod/ ſo in Wurffel geſchnitten/ vnd als ein Knochen hart
geworden/ genieſſen.
Die Beichte muß mitten in der Kirchen gleich vnterm Centro
des runden Gewaͤlbes geſchehen/ vor dem Prieſter/ welcher daſelbſt
mit bloſſem Haͤupte ſtehet. Das Beichtkind aber muß ſeine Augen
ſtets auff ein darzu verordnetes Bild halten/ alle Suͤnde inſpecie be-
kennen vnd erzehlen/ vnd darneben angeloben ein beſſer Leben zufuͤh-
ren. Darauff abſolviret jhn der Prieſter zwar/ aber leget jhm gleich-
wol nach art vnd groͤſſe der Miſſethat zur Pœnitentz auff entweder
eine zeitlang zu Faſten/ ſo viel hundert oder 1000. mahl ſich fuͤr dem
Bilde zu poklanizen, oder zu buͤcken/ vnd das Gospodipomilui zu
ſprechen/ ſich auff eine Zeit des Weibes/ oder auch der Kirchen zuent-
halten/ vnd nur fuͤr der Thuͤr ſtehn zubleiben Oder wenn die Suͤnde
ſo groß/ daß dieſe arten der Buſſe zu wenig/ muß Er ſich mit dem
hei-
Die Beichte
der Ruſſen.
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