Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Jhr sprunget furchtsam auß/ des nahen Landes froh.Das reiche Gut des Schiffs mag bleiben wie/ vnd wo/ Vnd wenn das Glücke wil. Ein Mann/ der Schiffbruch leidet/ Schätzt nichts dem Leben gleich. Thut/ was er dennoch meidet/ Stürtzt bloß sich in die See. Fast einen duppeln Muth. Bringt er nur sich darvon/ so hat er alles guth. Das arme Land erschrack für diesen newen Gästen/ Halb furchtsam vnd halb froh. Es hatte nichts zum besten/ An allem Mangel reich. So nahmet jhr vorlieb/ Was an den holen Strandt auß ewrem Schiffe trieb'/ An Früchten/ Broth' vnd sonst. Diß wehrte ziemlich lange/ Es war euch billich auch für nahem Winter bange/ Der euch den Todt auch schwur durch Hunger vnd durch Frost. Biß daß vns endlich kam von euch die edle Post. Gantz Lieffland weinte froh/ nach dem es euch vernommen. Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch sahe kommen. Die Kirchen danckten Gott. Die Schulen wündschten Heil. Was vor nur seufftzen war/ ward jauchtzen in der eil. Diß hat mein thewrer Freund mit alles außgestanden. Diß alles giebt er hier zu lesen allen Landen/ Sein wahrer Zeuge selbst. Hörts/ wers nicht lesen kan. Schaw/ Deutsche Christenheit/ das wird für dich gethan. Es hat Gewald vnd Neid sich hartt' an vns gewaget. Wir haben sie getrost zu Felde doch gejaget. So hat der lange Weg beglaubt genung gemacht/ Was List vnd was Gefahr vns hatten zu gedacht. Der Höchste hat vns nun erfrewt auff allen Schaden. Hat vns gesinid gebracht nach seiner milden Gnaden/ Hier/ da die Wolge sich in so viel Ströme reist/ Vnd in die Casper See mit vollen Krügen geust. Der spreche ferner ja zu vnsern hohen Sachen. Der wolle weiter so für vnsre Häupter wachen/ Sie fuhren hin vnd her. Das edle Holstein lacht/ Daß diß sein grosses Werck so weit nun ist gebracht. Was Käysern ward versagt/ was Päpsten abgeschlagen/ Was Königen verwehrt/ steht vns nun frey zu wagen. Auff/ Nordwind/ lege dich in vnser Segel ein! Das wolgefaste Werck wird bald vollführet seyn. 1636. Vor Astrachan, den 3. Octobr. Da
Reiſe Beſchreibung. Jhr ſprunget furchtſam auß/ des nahen Landes froh.Das reiche Gut des Schiffs mag bleiben wie/ vnd wo/ Vnd wenn das Gluͤcke wil. Ein Mann/ der Schiffbruch leidet/ Schaͤtzt nichts dem Leben gleich. Thut/ was er dennoch meidet/ Stuͤrtzt bloß ſich in die See. Faſt einen duppeln Muth. Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles guth. Das arme Land erſchrack fuͤr dieſen newen Gaͤſten/ Halb furchtſam vnd halb froh. Es hatte nichts zum beſten/ An allem Mangel reich. So nahmet jhr vorlieb/ Was an den holen Strandt auß ewrem Schiffe trieb’/ An Fruͤchten/ Broth’ vnd ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/ Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/ Der euch den Todt auch ſchwur durch Hunger vnd durch Froſt. Biß daß vns endlich kam von euch die edle Poſt. Gantz Lieffland weinte froh/ nach dem es euch vernommen. Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen. Die Kirchen danckten Gott. Die Schulen wuͤndſchten Heil. Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen in der eil. Diß hat mein thewrer Freund mit alles außgeſtanden. Diß alles giebt er hier zu leſen allen Landen/ Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leſen kan. Schaw/ Deutſche Chriſtenheit/ das wird fuͤr dich gethan. Es hat Gewald vnd Neid ſich hartt’ an vns gewaget. Wir haben ſie getroſt zu Felde doch gejaget. So hat der lange Weg beglaubt genung gemacht/ Was Liſt vnd was Gefahr vns hatten zu gedacht. Der Hoͤchſte hat vns nun erfrewt auff allen Schaden. Hat vns geſinid gebracht nach ſeiner milden Gnaden/ Hier/ da die Wolge ſich in ſo viel Stroͤme reiſt/ Vnd in die Caſper See mit vollen Kruͤgen geuſt. Der ſpreche ferner ja zu vnſern hohen Sachen. Der wolle weiter ſo fuͤr vnſre Haͤupter wachen/ Sie fuhren hin vnd her. Das edle Holſtein lacht/ Daß diß ſein groſſes Werck ſo weit nun iſt gebracht. Was Kaͤyſern ward verſagt/ was Paͤpſten abgeſchlagen/ Was Koͤnigen verwehrt/ ſteht vns nun frey zu wagen. Auff/ Nordwind/ lege dich in vnſer Segel ein! Das wolgefaſte Werck wird bald vollfuͤhret ſeyn. 1636. Vor Aſtrachan, den 3. Octobr. Da
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0117" n="71"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Reiſe Beſchreibung.</hi> </fw><lb/> <l>Jhr ſprunget furchtſam auß/ des nahen Landes froh.</l><lb/> <l>Das reiche Gut des Schiffs mag bleiben wie/ vnd wo/</l><lb/> <l>Vnd wenn das Gluͤcke wil. Ein Mann/ der Schiffbruch leidet/</l><lb/> <l>Schaͤtzt nichts dem Leben gleich. Thut/ was er dennoch meidet/</l><lb/> <l>Stuͤrtzt bloß ſich in die See. Faſt einen duppeln Muth.</l><lb/> <l>Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles guth.</l><lb/> <l>Das arme Land erſchrack fuͤr dieſen newen Gaͤſten/</l><lb/> <l>Halb furchtſam vnd halb froh. Es hatte nichts zum beſten/</l><lb/> <l>An allem Mangel reich. So nahmet jhr vorlieb/</l><lb/> <l>Was an den holen Strandt auß ewrem Schiffe trieb’/</l><lb/> <l>An Fruͤchten/ Broth’ vnd ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/</l><lb/> <l>Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/</l><lb/> <l>Der euch den Todt auch ſchwur durch Hunger vnd durch Froſt.</l><lb/> <l>Biß daß vns endlich kam von euch die edle Poſt.</l><lb/> <l>Gantz Lieffland weinte froh/ nach dem es euch vernommen.</l><lb/> <l>Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen.</l><lb/> <l>Die Kirchen danckten Gott. Die Schulen wuͤndſchten Heil.</l><lb/> <l>Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen in der eil.</l><lb/> <l>Diß hat mein thewrer Freund mit alles außgeſtanden.</l><lb/> <l>Diß alles giebt er hier zu leſen allen Landen/</l><lb/> <l>Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leſen kan.</l><lb/> <l>Schaw/ Deutſche Chriſtenheit/ das wird fuͤr dich gethan.</l><lb/> <l>Es hat Gewald vnd Neid ſich hartt’ an vns gewaget.</l><lb/> <l>Wir haben ſie getroſt zu Felde doch gejaget.</l><lb/> <l>So hat der lange Weg beglaubt genung gemacht/</l><lb/> <l>Was Liſt vnd was Gefahr vns hatten zu gedacht.</l><lb/> <l>Der Hoͤchſte hat vns nun erfrewt auff allen Schaden.</l><lb/> <l>Hat vns geſinid gebracht nach ſeiner milden Gnaden/</l><lb/> <l>Hier/ da die Wolge ſich in ſo viel Stroͤme reiſt/</l><lb/> <l>Vnd in die Caſper See mit vollen Kruͤgen geuſt.</l><lb/> <l>Der ſpreche ferner ja zu vnſern hohen Sachen.</l><lb/> <l>Der wolle weiter ſo fuͤr vnſre Haͤupter wachen/</l><lb/> <l>Sie fuhren hin vnd her. Das edle Holſtein lacht/</l><lb/> <l>Daß diß ſein groſſes Werck ſo weit nun iſt gebracht.</l><lb/> <l>Was Kaͤyſern ward verſagt/ was Paͤpſten abgeſchlagen/</l><lb/> <l>Was Koͤnigen verwehrt/ ſteht vns nun frey zu wagen.</l><lb/> <l>Auff/ Nordwind/ lege dich in vnſer Segel ein!</l><lb/> <l>Das wolgefaſte Werck wird bald vollfuͤhret ſeyn.</l><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">1636. Vor <hi rendition="#aq">Aſtrachan,</hi><lb/> den 3. Octobr.</hi> </dateline> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0117]
Reiſe Beſchreibung.
Jhr ſprunget furchtſam auß/ des nahen Landes froh.
Das reiche Gut des Schiffs mag bleiben wie/ vnd wo/
Vnd wenn das Gluͤcke wil. Ein Mann/ der Schiffbruch leidet/
Schaͤtzt nichts dem Leben gleich. Thut/ was er dennoch meidet/
Stuͤrtzt bloß ſich in die See. Faſt einen duppeln Muth.
Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles guth.
Das arme Land erſchrack fuͤr dieſen newen Gaͤſten/
Halb furchtſam vnd halb froh. Es hatte nichts zum beſten/
An allem Mangel reich. So nahmet jhr vorlieb/
Was an den holen Strandt auß ewrem Schiffe trieb’/
An Fruͤchten/ Broth’ vnd ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/
Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/
Der euch den Todt auch ſchwur durch Hunger vnd durch Froſt.
Biß daß vns endlich kam von euch die edle Poſt.
Gantz Lieffland weinte froh/ nach dem es euch vernommen.
Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen.
Die Kirchen danckten Gott. Die Schulen wuͤndſchten Heil.
Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen in der eil.
Diß hat mein thewrer Freund mit alles außgeſtanden.
Diß alles giebt er hier zu leſen allen Landen/
Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leſen kan.
Schaw/ Deutſche Chriſtenheit/ das wird fuͤr dich gethan.
Es hat Gewald vnd Neid ſich hartt’ an vns gewaget.
Wir haben ſie getroſt zu Felde doch gejaget.
So hat der lange Weg beglaubt genung gemacht/
Was Liſt vnd was Gefahr vns hatten zu gedacht.
Der Hoͤchſte hat vns nun erfrewt auff allen Schaden.
Hat vns geſinid gebracht nach ſeiner milden Gnaden/
Hier/ da die Wolge ſich in ſo viel Stroͤme reiſt/
Vnd in die Caſper See mit vollen Kruͤgen geuſt.
Der ſpreche ferner ja zu vnſern hohen Sachen.
Der wolle weiter ſo fuͤr vnſre Haͤupter wachen/
Sie fuhren hin vnd her. Das edle Holſtein lacht/
Daß diß ſein groſſes Werck ſo weit nun iſt gebracht.
Was Kaͤyſern ward verſagt/ was Paͤpſten abgeſchlagen/
Was Koͤnigen verwehrt/ ſteht vns nun frey zu wagen.
Auff/ Nordwind/ lege dich in vnſer Segel ein!
Das wolgefaſte Werck wird bald vollfuͤhret ſeyn.
1636. Vor Aſtrachan,
den 3. Octobr.
Da
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |