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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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der Einwirkung auf einen lebenden
Körper, es zerstört nur das Lebende
als Lebendes
, das Arsenik aber zer-
stört den blossen Körper als eine chymisch
afficirbare Materie, wobei jedoch die or-
ganische Gegenwirkung nicht ausser Acht
zu lassen ist.

Wo der Speichel, der erste Magensaft,
so hoch ausgebildet ist, ist es auch der
übrige Verdauungsprocess, sonst wäre es
ja eine närrische Anstalt, wenn in die
Zunge die gewaltigsten Mittel zur Ver-
dauung gelegt, hingegen der Magen mehr
als in andern Thieren vernachlässiget wäre.

Der Darmkanal dieser Thiere ist übri-
gens sehr einfach und nicht lang, wie es
bei den meisten fleischfressenden Thieren
sich findet, die Leber ist mässig, ebenso
die Gallblase.

Die homologe Lunge ist gleichsam die
erste Anlage zum Magen, sie ist ein ath-
mender Darmkanal, denn so erscheinen
diese beiden Luftblasen, die sogar die Luft
wie die Speisen schluken, und so sehen

wir

der Einwirkung auf einen lebenden
Körper, es zerſtört nur das Lebende
als Lebendes
, das Arſenik aber zer-
ſtört den bloſsen Körper als eine chymiſch
afficirbare Materie, wobei jedoch die or-
ganiſche Gegenwirkung nicht auſſer Acht
zu laſſen iſt.

Wo der Speichel, der erſte Magenſaft,
so hoch ausgebildet iſt, iſt es auch der
übrige Verdauungsproceſs, sonſt wäre es
ja eine närriſche Anſtalt, wenn in die
Zunge die gewaltigſten Mittel zur Ver-
dauung gelegt, hingegen der Magen mehr
als in andern Thieren vernachläſſiget wäre.

Der Darmkanal dieſer Thiere iſt übri-
gens sehr einfach und nicht lang, wie es
bei den meiſten fleiſchfreſſenden Thieren
sich findet, die Leber iſt mäſsig, ebenso
die Gallblaſe.

Die homologe Lunge iſt gleichſam die
erſte Anlage zum Magen, sie iſt ein ath-
mender Darmkanal, denn so erſcheinen
dieſe beiden Luftblaſen, die sogar die Luft
wie die Speiſen schluken, und so sehen

wir
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[171/0189] der Einwirkung auf einen lebenden Körper, es zerſtört nur das Lebende als Lebendes, das Arſenik aber zer- ſtört den bloſsen Körper als eine chymiſch afficirbare Materie, wobei jedoch die or- ganiſche Gegenwirkung nicht auſſer Acht zu laſſen iſt. Wo der Speichel, der erſte Magenſaft, so hoch ausgebildet iſt, iſt es auch der übrige Verdauungsproceſs, sonſt wäre es ja eine närriſche Anſtalt, wenn in die Zunge die gewaltigſten Mittel zur Ver- dauung gelegt, hingegen der Magen mehr als in andern Thieren vernachläſſiget wäre. Der Darmkanal dieſer Thiere iſt übri- gens sehr einfach und nicht lang, wie es bei den meiſten fleiſchfreſſenden Thieren sich findet, die Leber iſt mäſsig, ebenso die Gallblaſe. Die homologe Lunge iſt gleichſam die erſte Anlage zum Magen, sie iſt ein ath- mender Darmkanal, denn so erſcheinen dieſe beiden Luftblaſen, die sogar die Luft wie die Speiſen schluken, und so sehen wir

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/189>, abgerufen am 27.04.2024.