wir am deutlichsten und herrlichsten die Gleichheit der Form, welche die Natur bei der Erbauung der Lunge, des Magens und des Hirns vor Augen hatte.
Die Nieren als das lezte aber umge- kehrte Organ des Verdauungsprocesses, sind zwar in allen Thieren der zweiten Stuffe vorhanden, aber in den Amphibien wirk- lich mit Uebergewicht. Bei den Vögeln findet sich keine Harnblase, bei vielen Fi- schen ebenso, und die Nieren dieser sind so abweichend gebaut, und oft so sehr hinter den After verdrängt, dass man sie lange leugnete, dagegen sie bei den Am- phibien bestimmte Umrisse haben, an der gewöhnlichen Stelle wie bei den Säugthie- ren liegen und eine lange Streke der Bauchhöhle einnehmen. Es gibt zwar auch Amphibien, denen die Harnblase ab- geht, aber in andern ist sie ein ungeheu- rer und zwar doppelter Sak, wie in den Fröschen und Schildkröten.
In den Thieren der ersten Stuffe sind freilich die entsprechenden Organe nicht so leicht zu finden, auch mögen sie den
po-
wir am deutlichſten und herrlichſten die Gleichheit der Form, welche die Natur bei der Erbauung der Lunge, des Magens und des Hirns vor Augen hatte.
Die Nieren als das lezte aber umge- kehrte Organ des Verdauungsproceſſes, ſind zwar in allen Thieren der zweiten Stuffe vorhanden, aber in den Amphibien wirk- lich mit Uebergewicht. Bei den Vögeln findet sich keine Harnblaſe, bei vielen Fi- schen ebenso, und die Nieren dieſer sind so abweichend gebaut, und oft so sehr hinter den After verdrängt, daſs man sie lange leugnete, dagegen sie bei den Am- phibien beſtimmte Umriſſe haben, an der gewöhnlichen Stelle wie bei den Säugthie- ren liegen und eine lange Streke der Bauchhöhle einnehmen. Es gibt zwar auch Amphibien, denen die Harnblaſe ab- geht, aber in andern iſt sie ein ungeheu- rer und zwar doppelter Sak, wie in den Fröſchen und Schildkröten.
In den Thieren der erſten Stuffe sind freilich die entſprechenden Organe nicht so leicht zu finden, auch mögen sie den
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[172/0190]
wir am deutlichſten und herrlichſten die
Gleichheit der Form, welche die Natur
bei der Erbauung der Lunge, des Magens
und des Hirns vor Augen hatte.
Die Nieren als das lezte aber umge-
kehrte Organ des Verdauungsproceſſes, ſind
zwar in allen Thieren der zweiten Stuffe
vorhanden, aber in den Amphibien wirk-
lich mit Uebergewicht. Bei den Vögeln
findet sich keine Harnblaſe, bei vielen Fi-
schen ebenso, und die Nieren dieſer sind
so abweichend gebaut, und oft so sehr
hinter den After verdrängt, daſs man sie
lange leugnete, dagegen sie bei den Am-
phibien beſtimmte Umriſſe haben, an der
gewöhnlichen Stelle wie bei den Säugthie-
ren liegen und eine lange Streke der
Bauchhöhle einnehmen. Es gibt zwar
auch Amphibien, denen die Harnblaſe ab-
geht, aber in andern iſt sie ein ungeheu-
rer und zwar doppelter Sak, wie in den
Fröſchen und Schildkröten.
In den Thieren der erſten Stuffe sind
freilich die entſprechenden Organe nicht
so leicht zu finden, auch mögen sie den
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/190>, abgerufen am 16.07.2024.
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