Der Vogel hat unter allen Thieren, selbst die am höchsten stehenden Säugthie- re, wenn man die Windung der Schneke abrechnet, nicht ausgenommen, den aus- gebildetsten Hörsinn, die Theile seines Ohrs sind gegen die der Fische und der Amphibien, mit denen er doch auf glei- cher Stuffe steht, aufs vollkommenste vor- handen. Die Vögel besizen die wahre an- geborne Musik, auch beweisen sie ihre Stelle durch die Liebe zu den Metallen, und endlich durch das grosse Phenomen des Wegziehens zu bestimmter Zeit und auf bestimmten Wegen, welches Phenomen durch das Zusammenfallen mit dem Auf- wachen und mit der Richtung der magne- tischen Thätigkeit der Erde, allein be- greiflich wird: ihre Reisen sind Abstossun- gen und Anziehungen zwischen dem nörd- lichen und südlichen Pole, welche im Frühjahr und im Herbste nothwendig ein- treten müssen, da dann der Erdmagnetis- mus die grössten Variationen erleidet -- die Vögel sind wie die Metalle Producte des magnetischen Theils der Welt, und da- her der ins grosse gehende Parallelismus.
Die
Der Vogel hat unter allen Thieren, selbſt die am höchſten ſtehenden Säugthie- re, wenn man die Windung der Schneke abrechnet, nicht ausgenommen, den aus- gebildetſten Hörſinn, die Theile seines Ohrs sind gegen die der Fiſche und der Amphibien, mit denen er doch auf glei- cher Stuffe ſteht, aufs vollkommenſte vor- handen. Die Vögel beſizen die wahre an- geborne Muſik, auch beweiſen sie ihre Stelle durch die Liebe zu den Metallen, und endlich durch das groſse Phenomen des Wegziehens zu beſtimmter Zeit und auf beſtimmten Wegen, welches Phenomen durch das Zuſammenfallen mit dem Auf- wachen und mit der Richtung der magne- tiſchen Thätigkeit der Erde, allein be- greiflich wird: ihre Reiſen sind Abſtoſsun- gen und Anziehungen zwiſchen dem nörd- lichen und ſüdlichen Pole, welche im Frühjahr und im Herbſte nothwendig ein- treten müſſen, da dann der Erdmagnetis- mus die gröſsten Variationen erleidet — die Vögel sind wie die Metalle Producte des magnetiſchen Theils der Welt, und da- her der ins groſse gehende Parallelismus.
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Der Vogel hat unter allen Thieren,
selbſt die am höchſten ſtehenden Säugthie-
re, wenn man die Windung der Schneke
abrechnet, nicht ausgenommen, den aus-
gebildetſten Hörſinn, die Theile seines
Ohrs sind gegen die der Fiſche und der
Amphibien, mit denen er doch auf glei-
cher Stuffe ſteht, aufs vollkommenſte vor-
handen. Die Vögel beſizen die wahre an-
geborne Muſik, auch beweiſen sie ihre
Stelle durch die Liebe zu den Metallen,
und endlich durch das groſse Phenomen
des Wegziehens zu beſtimmter Zeit und
auf beſtimmten Wegen, welches Phenomen
durch das Zuſammenfallen mit dem Auf-
wachen und mit der Richtung der magne-
tiſchen Thätigkeit der Erde, allein be-
greiflich wird: ihre Reiſen sind Abſtoſsun-
gen und Anziehungen zwiſchen dem nörd-
lichen und ſüdlichen Pole, welche im
Frühjahr und im Herbſte nothwendig ein-
treten müſſen, da dann der Erdmagnetis-
mus die gröſsten Variationen erleidet —
die Vögel sind wie die Metalle Producte
des magnetiſchen Theils der Welt, und da-
her der ins groſse gehende Parallelismus.
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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/172>, abgerufen am 16.02.2025.
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