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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Die Ohrmuschel des Vogels wird gebil-
det durch eigne, kleine, meistens ver-
schieden gefärbte, um die Oeffnung des
Hörgangs eingepflanzte Federchen. Aeus-
serst bedeutend ist es, dass er allein
mit den Säugthieren ein offnes
äusseres Ohr hat
, seine häutigen Bo-
gengänge sind nach Scarpa sehr deutlich
in den freiliegenden knöchernen einge-
schlossen, die Schneke aber ist zum hohlen
mit einer Scheidewand versehenen Cylin-
der geworden, die Paukenhölen stehen
mit den Zellen des Kopfes, ja selbst mit
denen des Schnabels in Verbindung, wo-
durch der ganze Schädel zur Paukenhöhle
wird. Dieser herrliche Bau, "qui caracte-
rise eminemment l'organe de l'ouie des oi-
seaux", begleitet von einem doppelten
Kehlkopfe, muss nothwendig durch diese
Vereinigung des Organs der Stimme und
des Gehörs den vollkommensten Ton her-
vorbringen.

Die Ohren der Fische und Amphibien
sind ohne Ausnahme, nach den darüber er-
schienenen Monographien, nach Aussen
nicht geöffnet, denn unter den sogenann-

ten

Die Ohrmuſchel des Vogels wird gebil-
det durch eigne, kleine, meiſtens ver-
schieden gefärbte, um die Oeffnung des
Hörgangs eingepflanzte Federchen. Aeus-
serſt bedeutend iſt es, daſs er allein
mit den Säugthieren ein offnes
äusseres Ohr hat
, seine häutigen Bo-
gengänge sind nach Scarpa sehr deutlich
in den freiliegenden knöchernen einge-
ſchloſſen, die Schneke aber iſt zum hohlen
mit einer Scheidewand verſehenen Cylin-
der geworden, die Paukenhölen ſtehen
mit den Zellen des Kopfes, ja selbſt mit
denen des Schnabels in Verbindung, wo-
durch der ganze Schädel zur Paukenhöhle
wird. Dieſer herrliche Bau, “qui caracté-
rise éminemment l’organe de l’ouïe des oi-
seaux”, begleitet von einem doppelten
Kehlkopfe, muſs nothwendig durch dieſe
Vereinigung des Organs der Stimme und
des Gehörs den vollkommenſten Ton her-
vorbringen.

Die Ohren der Fiſche und Amphibien
sind ohne Ausnahme, nach den darüber er-
schienenen Monographien, nach Auſſen
nicht geöffnet, denn unter den sogenann-

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[155/0173] Die Ohrmuſchel des Vogels wird gebil- det durch eigne, kleine, meiſtens ver- schieden gefärbte, um die Oeffnung des Hörgangs eingepflanzte Federchen. Aeus- serſt bedeutend iſt es, daſs er allein mit den Säugthieren ein offnes äusseres Ohr hat, seine häutigen Bo- gengänge sind nach Scarpa sehr deutlich in den freiliegenden knöchernen einge- ſchloſſen, die Schneke aber iſt zum hohlen mit einer Scheidewand verſehenen Cylin- der geworden, die Paukenhölen ſtehen mit den Zellen des Kopfes, ja selbſt mit denen des Schnabels in Verbindung, wo- durch der ganze Schädel zur Paukenhöhle wird. Dieſer herrliche Bau, “qui caracté- rise éminemment l’organe de l’ouïe des oi- seaux”, begleitet von einem doppelten Kehlkopfe, muſs nothwendig durch dieſe Vereinigung des Organs der Stimme und des Gehörs den vollkommenſten Ton her- vorbringen. Die Ohren der Fiſche und Amphibien sind ohne Ausnahme, nach den darüber er- schienenen Monographien, nach Auſſen nicht geöffnet, denn unter den sogenann- ten

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/173>, abgerufen am 27.04.2024.