Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.da sie eingesaltzen/ in den Rauch gehangen auffgetrucknet/ und allenthalben hin geschickt/ verkauffet und verzehret werden. So ist auch der Hecht ein gemeiner und bekanter Fisch. Die feiste haben dicke Bäuche. Es haben die Fischer den Magern/ damit sie fett scheinen möchten / ehemahl den Bauch gefüllet/ und voll Graß gestecket/ und also gen Rom zu Marckte gebracht/ und die Käuffere damit betrogen. Der Hecht ist ein räubrischer Wasser-Wolff/ raubet auff alle andre Fische / davon er lebet/ gleichwohl aber ist der nicht derjenige/ welcher Wolff-Fisch genannt wird/ dann derselbe lebet im Meer/ und saltzigen Wassern/ dieser wird alda niemahln gesehen/ (quod tamen falsum est, & experientia aliter comprobatum) sondern in süssen fliessenden Wassern und Seen allein gefangen. Die Hechte mit ihrem langen Kopff/ weit auffgesperretem Maul/ inwendig mit scharffen und harten Zähnen versehe/ sind gar fressige Thiere/ gestalt sie ihr eigen Geschlecht nicht verschonen/ sondern so wohl die jungen Hecht als andere Fische fressen. Der Magen liegt nahe an der Keel/ dahero fassen sie die Fische / damit sie ihnen nicht entrinnen noch auß dem Munde schlingen können/ vorn beym Kopffe und schlucken sie also ein. Wann sie den Bars oder Bersig/ von hinten zu fassen wollen/ ziehet selbiger seine scharffe Floßfedern in die Höhe / daß sie ihn nichts thun können/ erschnappen sie ihn aber beym Kopff/ so ists mit ihn gethan. Sie ergreiffen wohl Fische die fast so groß als sie selbst sind / also daß sie den Kopff am ersten verschlucken/ biß auff das habe theil des Fisches/ und so sie ihn nicht gantz hineinschlucken können/ so lassen sie den halben oder dritten Theil herauß/ biß daß sie den ersten Theil verdauet / darnach verschlucken sie ven übrigen Theil. Es soll einer einmahl 2. junge Gäuse in eines Hechts Magen gefunden haben. Rondeletius hat mit seinen Augen gesehen / daß ein grosser Hecht einen andern grössern/ welcher noch eine Wassermauß in seinem Leibe gehabt/ eingeschluckt habe. Derselbige schreibt auch/ daß ihn ein glaubhaffter Mann erzehlet/ wie er seinen Maulesel einstern zur Träncke geführet/ habe ein Hecht dessen Unterlefftzen erbissen/ also daß der Maulesel erschrocken auff dem Wasser geflohen/ den Hecht an der Lefftzen herauß gezogen und abgeschüttelt hat/ welchen der Mann also lebendig gefangen und mit in sein Hauß gebracht habe. Es soll auch einsmahls ein Hecht einer Magd den Fuß erwischet haben/ welche in dem Wasser ihre Füsse gewaschen. Die Hechte leben sehr lang / da sie eingesaltzen/ in den Rauch gehangen auffgetrucknet/ und allenthalben hin geschickt/ verkauffet und verzehret werden. So ist auch der Hecht ein gemeiner und bekanter Fisch. Die feiste haben dicke Bäuche. Es haben die Fischer den Magern/ damit sie fett scheinen möchten / ehemahl den Bauch gefüllet/ und voll Graß gestecket/ und also gen Rom zu Marckte gebracht/ und die Käuffere damit betrogen. Der Hecht ist ein räubrischer Wasser-Wolff/ raubet auff alle andre Fische / davon er lebet/ gleichwohl aber ist der nicht derjenige/ welcher Wolff-Fisch genannt wird/ dann derselbe lebet im Meer/ und saltzigen Wassern/ dieser wird alda niemahln gesehen/ (quod tamen falsum est, & experientiâ aliter comprobatum) sondern in süssen fliessenden Wassern und Seen allein gefangen. Die Hechte mit ihrem langen Kopff/ weit auffgesperretem Maul/ inwendig mit scharffen und harten Zähnen versehë/ sind gar fressige Thiere/ gestalt sie ihr eigen Geschlecht nicht verschonen/ sondern so wohl die jungen Hecht als andere Fische fressen. Der Magen liegt nahe an der Keel/ dahero fassen sie die Fische / damit sie ihnen nicht entrinnen noch auß dem Munde schlingen können/ vorn beym Kopffe und schlucken sie also ein. Wann sie den Bars oder Bersig/ von hinten zu fassen wollen/ ziehet selbiger seine scharffe Floßfedern in die Höhe / daß sie ihn nichts thun können/ erschnappen sie ihn aber beym Kopff/ so ists mit ihn gethan. Sie ergreiffen wohl Fische die fast so groß als sie selbst sind / also daß sie den Kopff am ersten verschlucken/ biß auff das habe theil des Fisches/ und so sie ihn nicht gantz hineinschlucken können/ so lassen sie den halben oder dritten Theil herauß/ biß daß sie den ersten Theil verdauet / darnach verschlucken sie ven übrigen Theil. Es soll einer einmahl 2. junge Gäuse in eines Hechts Magen gefunden haben. Rondeletius hat mit seinen Augen gesehen / daß ein grosser Hecht einen andern grössern/ welcher noch eine Wassermauß in seinem Leibe gehabt/ eingeschluckt habe. Derselbige schreibt auch/ daß ihn ein glaubhaffter Mann erzehlet/ wie er seinen Maulesel einstern zur Träncke geführet/ habe ein Hecht dessen Unterlefftzen erbissen/ also daß der Maulesel erschrocken auff dem Wasser geflohen/ den Hecht an der Lefftzen herauß gezogen und abgeschüttelt hat/ welchen der Mann also lebendig gefangen und mit in sein Hauß gebracht habe. Es soll auch einsmahls ein Hecht einer Magd den Fuß erwischet haben/ welche in dem Wasser ihre Füsse gewaschen. Die Hechte leben sehr lang / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0040" n="272"/> da sie eingesaltzen/ in den Rauch gehangen auffgetrucknet/ und allenthalben hin geschickt/ verkauffet und verzehret werden.</p> <p>So ist auch der Hecht ein gemeiner und bekanter Fisch. Die feiste haben dicke Bäuche. Es haben die Fischer den Magern/ damit sie fett scheinen möchten / ehemahl den Bauch gefüllet/ und voll Graß gestecket/ und also gen Rom zu Marckte gebracht/ und die Käuffere damit betrogen.</p> <p>Der Hecht ist ein räubrischer Wasser-Wolff/ raubet auff alle andre Fische / davon er lebet/ gleichwohl aber ist der nicht derjenige/ welcher Wolff-Fisch genannt wird/ dann derselbe lebet im Meer/ und saltzigen Wassern/ dieser wird alda niemahln gesehen/ (quod tamen falsum est, & experientiâ aliter comprobatum) sondern in süssen fliessenden Wassern und Seen allein gefangen.</p> <p>Die Hechte mit ihrem langen Kopff/ weit auffgesperretem Maul/ inwendig mit scharffen und harten Zähnen versehë/ sind gar fressige Thiere/ gestalt sie ihr eigen Geschlecht nicht verschonen/ sondern so wohl die jungen Hecht als andere Fische fressen. Der Magen liegt nahe an der Keel/ dahero fassen sie die Fische / damit sie ihnen nicht entrinnen noch auß dem Munde schlingen können/ vorn beym Kopffe und schlucken sie also ein. Wann sie den Bars oder Bersig/ von hinten zu fassen wollen/ ziehet selbiger seine scharffe Floßfedern in die Höhe / daß sie ihn nichts thun können/ erschnappen sie ihn aber beym Kopff/ so ists mit ihn gethan. Sie ergreiffen wohl Fische die fast so groß als sie selbst sind / also daß sie den Kopff am ersten verschlucken/ biß auff das habe theil des Fisches/ und so sie ihn nicht gantz hineinschlucken können/ so lassen sie den halben oder dritten Theil herauß/ biß daß sie den ersten Theil verdauet / darnach verschlucken sie ven übrigen Theil. Es soll einer einmahl 2. junge Gäuse in eines Hechts Magen gefunden haben. Rondeletius hat mit seinen Augen gesehen / daß ein grosser Hecht einen andern grössern/ welcher noch eine Wassermauß in seinem Leibe gehabt/ eingeschluckt habe. Derselbige schreibt auch/ daß ihn ein glaubhaffter Mann erzehlet/ wie er seinen Maulesel einstern zur Träncke geführet/ habe ein Hecht dessen Unterlefftzen erbissen/ also daß der Maulesel erschrocken auff dem Wasser geflohen/ den Hecht an der Lefftzen herauß gezogen und abgeschüttelt hat/ welchen der Mann also lebendig gefangen und mit in sein Hauß gebracht habe. Es soll auch einsmahls ein Hecht einer Magd den Fuß erwischet haben/ welche in dem Wasser ihre Füsse gewaschen. Die Hechte leben sehr lang / </p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0040]
da sie eingesaltzen/ in den Rauch gehangen auffgetrucknet/ und allenthalben hin geschickt/ verkauffet und verzehret werden.
So ist auch der Hecht ein gemeiner und bekanter Fisch. Die feiste haben dicke Bäuche. Es haben die Fischer den Magern/ damit sie fett scheinen möchten / ehemahl den Bauch gefüllet/ und voll Graß gestecket/ und also gen Rom zu Marckte gebracht/ und die Käuffere damit betrogen.
Der Hecht ist ein räubrischer Wasser-Wolff/ raubet auff alle andre Fische / davon er lebet/ gleichwohl aber ist der nicht derjenige/ welcher Wolff-Fisch genannt wird/ dann derselbe lebet im Meer/ und saltzigen Wassern/ dieser wird alda niemahln gesehen/ (quod tamen falsum est, & experientiâ aliter comprobatum) sondern in süssen fliessenden Wassern und Seen allein gefangen.
Die Hechte mit ihrem langen Kopff/ weit auffgesperretem Maul/ inwendig mit scharffen und harten Zähnen versehë/ sind gar fressige Thiere/ gestalt sie ihr eigen Geschlecht nicht verschonen/ sondern so wohl die jungen Hecht als andere Fische fressen. Der Magen liegt nahe an der Keel/ dahero fassen sie die Fische / damit sie ihnen nicht entrinnen noch auß dem Munde schlingen können/ vorn beym Kopffe und schlucken sie also ein. Wann sie den Bars oder Bersig/ von hinten zu fassen wollen/ ziehet selbiger seine scharffe Floßfedern in die Höhe / daß sie ihn nichts thun können/ erschnappen sie ihn aber beym Kopff/ so ists mit ihn gethan. Sie ergreiffen wohl Fische die fast so groß als sie selbst sind / also daß sie den Kopff am ersten verschlucken/ biß auff das habe theil des Fisches/ und so sie ihn nicht gantz hineinschlucken können/ so lassen sie den halben oder dritten Theil herauß/ biß daß sie den ersten Theil verdauet / darnach verschlucken sie ven übrigen Theil. Es soll einer einmahl 2. junge Gäuse in eines Hechts Magen gefunden haben. Rondeletius hat mit seinen Augen gesehen / daß ein grosser Hecht einen andern grössern/ welcher noch eine Wassermauß in seinem Leibe gehabt/ eingeschluckt habe. Derselbige schreibt auch/ daß ihn ein glaubhaffter Mann erzehlet/ wie er seinen Maulesel einstern zur Träncke geführet/ habe ein Hecht dessen Unterlefftzen erbissen/ also daß der Maulesel erschrocken auff dem Wasser geflohen/ den Hecht an der Lefftzen herauß gezogen und abgeschüttelt hat/ welchen der Mann also lebendig gefangen und mit in sein Hauß gebracht habe. Es soll auch einsmahls ein Hecht einer Magd den Fuß erwischet haben/ welche in dem Wasser ihre Füsse gewaschen. Die Hechte leben sehr lang /
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/40>, abgerufen am 26.07.2024. |