Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Pflicht anbefohlen/ bey absterben eines Römischen Käysers/ denen anderen Chur-Fürsten solches zu notificiren/ selbige zur Wahl zu beruffen/ und den Wahltag außzuschreiben. Der erste Ertz-Bischoff zu Maintz/ Willigis genannt/ war eines Rademachers Sohn / und nach dem er zu der Bischöfflichen Würde erhoben/ setzete er ein Pflug-Rad in das Bischöfliche Wapen/ welches noch heutiges Tages von den Chur-Fürsten zu Mayntz geführet wird. Der Chur-Fürst zu Trier ist verherrlicht mit dem Titul des Ertz-Cantzlers durch Franckreich/ und der von Cöllen durch Italien. Die Pflicht dieser geistlichen Chur-Fürsten bey der Krönung der Käyser ist/ den neu erkohrnen Käyser mit der Kleidung Catoli Magni zu zieren/ die käyserliche Cron auff sein Haupt zu setzen/ demselben auff der Scheitel des Haupts/ Brust / rechte Achsel/ und in die flache Hand zu salben/ und den güldnen Reichs-Apffel/ Schwerd und Scepter zu überreichen. Endlich sprechen sie nach der Krönung den Segen und das Gebet über die käyserliche Mahlzeit. Bey der Bedienung der weldlichen Chur-Fürsten/ nach der Krönung/ ohngefehr umb die Mahlzeit des Käysers/ kombt zu erst der Chur-Fürst von Brandenburg herfür / welcher/ als Ertz-Kämmerer des Reichs/ trägt ein silbern Hand-Faß und Hand-Tuch/ und bedienet damit dem Käyser die Hände zu waschen. Der Chur-Fürst von Bayern trägt den Reichß-Apffel; der Chur-Fürst zu Sachsen als Ertz-Marschall trägt ein silbern Scheffel mit Habern gefüllet/ und mit einem silbernen streich-Stecken abgestrichen/ vor den Käyser. Der Chur-Fürst von Heidelberg verfügt sich nach der Küche/ und schneidet einige Stücke von dem gebratenen Ochsen/ welcher mit Hüner/ Tauben und allerhand Wildprät außgefüllet ist/ und versiehet damit drey Schüsselen/ und praesentirt sie dem Käyser. Endlich überreichet der Chur-Fürst und König von Böhmen/ als Ertz-Schenck des römischen Reichs/ dem Käyser einen silbernen Becher mit Wein. Und also seyn die prächtige und gewöhnliche Pflichtbedienungen der Chur-Fürsten vollbracht. Heutiges Tages aber ist das Königreich Böhmen erblich an das Hauß Ostereich gebracht/ und führen ihre Käyserl. Majest. selber den Titul eines Königs in Böhmen. Die Chur-Fürsten seyn sehr mächtige Herren/ deren ein jeder sehr mächtige und weit außgestreckte Land-Grentzen beherschet/ die mit gnugsahmen und tapfferen Untertha- Pflicht anbefohlen/ bey absterben eines Römischen Käysers/ denen anderen Chur-Fürsten solches zu notificiren/ selbige zur Wahl zu beruffen/ und den Wahltag außzuschreiben. Der erste Ertz-Bischoff zu Maintz/ Willigis genannt/ war eines Rademachers Sohn / und nach dem er zu der Bischöfflichen Würde erhoben/ setzete er ein Pflug-Rad in das Bischöfliche Wapen/ welches noch heutiges Tages von den Chur-Fürsten zu Mayntz geführet wird. Der Chur-Fürst zu Trier ist verherrlicht mit dem Titul des Ertz-Cantzlers durch Franckreich/ und der von Cöllen durch Italien. Die Pflicht dieser geistlichen Chur-Fürsten bey der Krönung der Käyser ist/ den neu erkohrnen Käyser mit der Kleidung Catoli Magni zu zieren/ die käyserliche Cron auff sein Haupt zu setzen/ demselben auff der Scheitel des Haupts/ Brust / rechte Achsel/ und in die flache Hand zu salben/ und den güldnen Reichs-Apffel/ Schwerd und Scepter zu überreichen. Endlich sprechen sie nach der Krönung den Segen und das Gebet über die käyserliche Mahlzeit. Bey der Bedienung der weldlichen Chur-Fürsten/ nach der Krönung/ ohngefehr umb die Mahlzeit des Käysers/ kombt zu erst der Chur-Fürst von Brandenburg herfür / welcher/ als Ertz-Kämmerer des Reichs/ trägt ein silbern Hand-Faß und Hand-Tuch/ und bedienet damit dem Käyser die Hände zu waschen. Der Chur-Fürst von Bayern trägt den Reichß-Apffel; der Chur-Fürst zu Sachsen als Ertz-Marschall trägt ein silbern Scheffel mit Habern gefüllet/ und mit einem silbernen streich-Stecken abgestrichen/ vor den Käyser. Der Chur-Fürst von Heidelberg verfügt sich nach der Küche/ und schneidet einige Stücke von dem gebratenen Ochsen/ welcher mit Hüner/ Tauben und allerhand Wildprät außgefüllet ist/ und versiehet damit drey Schüsselen/ und praesentirt sie dem Käyser. Endlich überreichet der Chur-Fürst und König von Böhmen/ als Ertz-Schenck des römischen Reichs/ dem Käyser einen silbernen Becher mit Wein. Und also seyn die prächtige und gewöhnliche Pflichtbedienungen der Chur-Fürsten vollbracht. Heutiges Tages aber ist das Königreich Böhmen erblich an das Hauß Ostereich gebracht/ und führen ihre Käyserl. Majest. selber den Titul eines Königs in Böhmen. Die Chur-Fürsten seyn sehr mächtige Herren/ deren ein jeder sehr mächtige und weit außgestreckte Land-Grentzen beherschet/ die mit gnugsahmen und tapfferen Untertha- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0099" n="87"/> Pflicht anbefohlen/ bey absterben eines Römischen Käysers/ denen anderen Chur-Fürsten solches zu notificiren/ selbige zur Wahl zu beruffen/ und den Wahltag außzuschreiben.</p> <p>Der erste Ertz-Bischoff zu Maintz/ Willigis genannt/ war eines Rademachers Sohn / und nach dem er zu der Bischöfflichen Würde erhoben/ setzete er ein Pflug-Rad in das Bischöfliche Wapen/ welches noch heutiges Tages von den Chur-Fürsten zu Mayntz geführet wird. Der Chur-Fürst zu Trier ist verherrlicht mit dem Titul des Ertz-Cantzlers durch Franckreich/ und der von Cöllen durch Italien.</p> <p>Die Pflicht dieser geistlichen Chur-Fürsten bey der Krönung der Käyser ist/ den neu erkohrnen Käyser mit der Kleidung Catoli Magni zu zieren/ die käyserliche Cron auff sein Haupt zu setzen/ demselben auff der Scheitel des Haupts/ Brust / rechte Achsel/ und in die flache Hand zu salben/ und den güldnen Reichs-Apffel/ Schwerd und Scepter zu überreichen. Endlich sprechen sie nach der Krönung den Segen und das Gebet über die käyserliche Mahlzeit.</p> <p>Bey der Bedienung der weldlichen Chur-Fürsten/ nach der Krönung/ ohngefehr umb die Mahlzeit des Käysers/ kombt zu erst der Chur-Fürst von Brandenburg herfür / welcher/ als Ertz-Kämmerer des Reichs/ trägt ein silbern Hand-Faß und Hand-Tuch/ und bedienet damit dem Käyser die Hände zu waschen. Der Chur-Fürst von Bayern trägt den Reichß-Apffel; der Chur-Fürst zu Sachsen als Ertz-Marschall trägt ein silbern Scheffel mit Habern gefüllet/ und mit einem silbernen streich-Stecken abgestrichen/ vor den Käyser. Der Chur-Fürst von Heidelberg verfügt sich nach der Küche/ und schneidet einige Stücke von dem gebratenen Ochsen/ welcher mit Hüner/ Tauben und allerhand Wildprät außgefüllet ist/ und versiehet damit drey Schüsselen/ und praesentirt sie dem Käyser. Endlich überreichet der Chur-Fürst und König von Böhmen/ als Ertz-Schenck des römischen Reichs/ dem Käyser einen silbernen Becher mit Wein. Und also seyn die prächtige und gewöhnliche Pflichtbedienungen der Chur-Fürsten vollbracht.</p> <p>Heutiges Tages aber ist das Königreich Böhmen erblich an das Hauß Ostereich gebracht/ und führen ihre Käyserl. Majest. selber den Titul eines Königs in Böhmen.</p> <p>Die Chur-Fürsten seyn sehr mächtige Herren/ deren ein jeder sehr mächtige und weit außgestreckte Land-Grentzen beherschet/ die mit gnugsahmen und tapfferen Untertha- </p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0099]
Pflicht anbefohlen/ bey absterben eines Römischen Käysers/ denen anderen Chur-Fürsten solches zu notificiren/ selbige zur Wahl zu beruffen/ und den Wahltag außzuschreiben.
Der erste Ertz-Bischoff zu Maintz/ Willigis genannt/ war eines Rademachers Sohn / und nach dem er zu der Bischöfflichen Würde erhoben/ setzete er ein Pflug-Rad in das Bischöfliche Wapen/ welches noch heutiges Tages von den Chur-Fürsten zu Mayntz geführet wird. Der Chur-Fürst zu Trier ist verherrlicht mit dem Titul des Ertz-Cantzlers durch Franckreich/ und der von Cöllen durch Italien.
Die Pflicht dieser geistlichen Chur-Fürsten bey der Krönung der Käyser ist/ den neu erkohrnen Käyser mit der Kleidung Catoli Magni zu zieren/ die käyserliche Cron auff sein Haupt zu setzen/ demselben auff der Scheitel des Haupts/ Brust / rechte Achsel/ und in die flache Hand zu salben/ und den güldnen Reichs-Apffel/ Schwerd und Scepter zu überreichen. Endlich sprechen sie nach der Krönung den Segen und das Gebet über die käyserliche Mahlzeit.
Bey der Bedienung der weldlichen Chur-Fürsten/ nach der Krönung/ ohngefehr umb die Mahlzeit des Käysers/ kombt zu erst der Chur-Fürst von Brandenburg herfür / welcher/ als Ertz-Kämmerer des Reichs/ trägt ein silbern Hand-Faß und Hand-Tuch/ und bedienet damit dem Käyser die Hände zu waschen. Der Chur-Fürst von Bayern trägt den Reichß-Apffel; der Chur-Fürst zu Sachsen als Ertz-Marschall trägt ein silbern Scheffel mit Habern gefüllet/ und mit einem silbernen streich-Stecken abgestrichen/ vor den Käyser. Der Chur-Fürst von Heidelberg verfügt sich nach der Küche/ und schneidet einige Stücke von dem gebratenen Ochsen/ welcher mit Hüner/ Tauben und allerhand Wildprät außgefüllet ist/ und versiehet damit drey Schüsselen/ und praesentirt sie dem Käyser. Endlich überreichet der Chur-Fürst und König von Böhmen/ als Ertz-Schenck des römischen Reichs/ dem Käyser einen silbernen Becher mit Wein. Und also seyn die prächtige und gewöhnliche Pflichtbedienungen der Chur-Fürsten vollbracht.
Heutiges Tages aber ist das Königreich Böhmen erblich an das Hauß Ostereich gebracht/ und führen ihre Käyserl. Majest. selber den Titul eines Königs in Böhmen.
Die Chur-Fürsten seyn sehr mächtige Herren/ deren ein jeder sehr mächtige und weit außgestreckte Land-Grentzen beherschet/ die mit gnugsahmen und tapfferen Untertha-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/99>, abgerufen am 03.07.2024. |