S chauplatz
I rdischer G eschöpffe / Worinnen
Allerhand Menschen / unvernünfftige Thiere / Vö-
gel / Fische / und dergleichen /
Sampt
Beschreibung ihrer Gestalt / Beschaffenheiten / Natur / Ver-
mögen / Eigenschafften und Neigungen vorgestellet werden ;
Mit 160. Figuren . Hiebevor durch P. Nyland und J. von Hector / beyden der Artzney Doctoren /
und Hochberühmten Practicis , bey der Stadt Ambsterdam in Ninderländischer
Sprache hervor gegeben /
Nunmehr aber dem Geliebten Vatterland / und dessen Kunst und Wissenschafft
Liebenden Gliedern zu Dienst und Nutzen in unser Hochteutsche Sprache übergesetzet .
Erster Theil . Osnabrück / bey J. G. Schwänder . Anno 1678 .
Vorrede an den Leser . ES sind die jenige / welcher Gedancken sich vermittelst auffmercksamer Betrachtung durch und über den dicken und finstern Nebel des Unverstandes und Unwissenheit des unvernünfftigen in finstern tappenden Heydenthumbs / und noch heutiges Tages derer / die / wie das Viehe / ohne Empfindlichkeit dahin leben / jemaln erhaben / und empor geschwungen / und die da mit ihren Verstandes-Augen höher gesehen / uñ über den wunderbahren Welt-Gebäu / sampt allen erschaffenen Dingen / so es / beydes am Firmament / und in der Lufft / auf der Erden / und im Meer in sich begreiffet / geblintzelt haben / durch Verwunderung entzücket / ihr Verstand all / und ihre Sinnen stumpft worden / so daß ihnen unmüglich gewesen / die Causam Primariam , oder daß Primum Principium , die erste Ursach / und den Anfang aller Dinge / so die Philosophi Ens Entium , daß ist / daß höchste Wesen / genennet / zu fassen und zu begreiffen .
Dannenhero einer von den grossen heydnischen Gerne-Weysen durch Erforschung der Natur / natürlichen Dinge / und deroselben ersten Ursache / mit den Flügeln der Erfind- und Erfahrung / über die Wolcken der Unwissenheit dieser Zeit / so hoch empor gehoben worden / daß er endlich außgeruffen : O aller Wesen Wesen / erbarme dich mein ! Und solches zwar nicht ohne Ursach : Sintemahl dieses grosse Gebäu der Welt / dieser Globus oder runde Kugel / beweget sie sich nicht / und ruhet sie nicht auch zugleich auff ihren Centro / oder Mittel-Punckt ? Die Erde und das darinnen verhandene Wasser / ohnangesehen / daß es Cörper von so gros-
sem Gewicht und Schwere / hängen sie nicht in der Lufft außgedehnet und dergestalt nach dem Axpunckt gewehnet / daß sie nicht eines Nagels breit von Osten gegen Westen / oder von Norden gegen Mittag / oder auch hinwiederumb mögen getrieben werden .
Das inwendige Tach / und himmelblaue Gezelt / erscheinet solches nicht über unserm Haupt / mit so viel irrenden / und stillestehenden schimmerenden Sternen gläntzend ? Von welchen die Planeten ihre Influentien / Einflüsse und Würckung haben in die Lebende / Webende und Klebende ( Animalia , Vegetabilia , Mineralia ) Geschöpffe auff Erden / im Meer / und in den Bergen .
Sonn und Mond sind zwey grosse Liechter / welche als himmlische Fackeln am Firmament angestecket / welchsels Weise die eine deß Tages und die andre des Nachtes diß grosse Gebäu durchleuchten / und den Geschöpffen ihre Wärme / Leben / Krafft und Eygenschafft / nach eines jeden Notturfft mittheilen .
Wenden wir die Augen unter sich gegen der Erden / so befinden wir dieselbe mit unzähligen Kräutern / Pflantzen / Bäumen / und Gewächsen besetzet und bewachsen / deren viele uns bekant / etliche aber noch unbekant sindt / einig und allein den Menschen / Thieren und Vögeln zu ihrem Nutzen und Unterhalt / und / welches am höchsten zu verwundern / in so viel unterschiedene Gegenden / Länder / und unzählige Insulen vertheilet .
Sehen wir das Gewässer an / so sind die Ströhme ohne Zahl / die Seen und Meere wüst / weit / und deß Sausens / Brausens / und erschröcklichen Wütens ihrer Wogen halber grausam : Und dannoch müssen sie das Haupt ihrer stoltzen Wellen niederlegen vor den Bergen / Sandhügeln / Klippen und Felsen / welche ihnen der grosse Schöpffer aller Dinge gleichsamb zu ihrem Ziel und Gräntzen gestellet hat .
Meer und Wasser-Ströme krimmeln und wimmeln von vielfältiger und zwieträchtiger Menge der schwimmenden Wasser-Thiered Meer- und Strom-Fischen ; Dahero die Alten das wunderbahre un / künstliche Gebäu dieses grossen und herrlichen Welt-Kreyses mit Recht vivum theatrum genañt / oder einen lebendigen Schauplatz / dero zusam̃en
gefasseten irrdischen Geschöpffe ; Diß wahren die Biblia sacra Viva , oder das Buch der Natur / vor dem beschriebnen Gesetze Gottes / durch welches sie gleichsamb mit Fingern angewiesen / und zugleich mit der Hand geleitet worden zur Erkäntnisse der Unendlichen Göttlichen Mayest. / als dem ersten Grund / Ursach und Ursprung ihrer selbst / und aller andern Geschöpffe .
Weil dann nun das Axioma Philosophic um unläugbahr / daß von nichts auch nichts kommet : So folget / daß alle Atheische Gottes verleugnere / in Erwegung dessen / und Erhebung der Gedancken / in ihrem Gemühte überzeuget / Schamroht / und mit nieder geschlagenen Augen verstummet stehen müssen .
Gottseliger Leser / solte wohl etwas bequemers zufinden seyn / worauß die höchste Gemühter mehr Belüstigung schöpffen können / Als in der vielfältigen Veränderung der natürlichen Gestalten / und wunderbahren Arten der irrdischen Geschöpffe / unter welchen der Mensche selbsten / als ein Microcosmus , oder kleine Welt / mit begrieffen wird .
Nimb in acht Gott / die Erfahrung / den gemeinen Lauff / und Nachfolge der Natur / so wirstu befinden / daß solches nicht allein wunderbar / sondern auch sehr nohtwendig sey ; Und wird dich solches verpflichten und auffmuntern / die unendliche Allmacht / und Gottheit deß Höchsten / täglich mehr und mehr andächtig zuverehren / dann neben der H. Schrifft / öffnet dir dieses Buch der Natur / seine Wunder-Wercke .
So ergötze dich nun / großgünstiger Leser / eröffne und ziehe auff die Vorhänge der Blätter dieses unsers geschriebenen Schauplatzes irrdischer lebender und beseelter Geschöpffe / und beschaue darinnen die Arth / und vielfältige wundersame Verändrung / in Beschaffenheit und Gestalt deiner selbsten / nämlich den Menschen / nach dem Unterscheid deß Landes und Orthes / da er erzeuget / ufferzogen und gewohnet : Dann auch der Land- und Wasser-Thiere / Vögel / Meer- und Wasser-Fische : Sintemahl jede absonderliche Beschreibung / so wohl von diesen oder jenen Geschlechten der Menschen / ihren unterschiedlichen Beschaffenheiten / Farben / und seltzamer Gestalt / oder deroselben wundersame Veränderung an Form / Grösse / Kleyne / Natur / Lebens Arth : Als auch der unver-
nünfftigen Thiere / Vögel und Fische / dir zu einer lüstigen Vorstellung auff diesem unserm Schauplatz dienen solle : Wer wolte sich dann nicht belüstigen ? Alexander der grosse wurde ehemahln durch eine sonderbahre Lust und Begierde entzündet / die Natur allerley Thiere zu wissen / zu welchem Ende er dem Aristoteli , einem außbündigen Philosopho , und Naturkündiger / einem Liecht der Welt / einem in allen Künsten und Sprachen erfahrnen Manne / Befehl ertheilete / solche auffs genaueste / mit aller Sorgfalt und Fleiße zubeschreiben ; Ließe auch ein Gebott durch gantz Asien und Griechenland außgehen / ihme zu solchem Vorhaben mit allerley Hülff-Mitteln beforderlich zu seyn : So daß etliche tausend Menschen ihme darinnen zur Hand giengen / welche sich auff Jagen / Vögel- und Fischfang einiger Massen verstunden / welche auch Thier-Gärten / Viehe-Zucht / Bienen und dergleichen hatten ; Als er sich nun von allem fleissig erkündiget / und guten Bericht erhalten hatte / da fing er an zu schreiben / und vollendete auch funfftzig herrliche Bücher von den Thieren / wie von ihme Plinius lib . 8. cap. 16. bezeuget .
Wieviel erleuchtete und gelährte Männer haben sich bereits mit Beschreib- und Nachforschung dergleichen Dinge belustiget ? Zu uralten Zeiten [ Aristoteles und Plinius , so wohl die vornehmsten / werden allhier außgesetzet ] Theophrastus , Dioscorides , AElianus , Oppianus , Columella , Varro , Palladius , &c . Unter den Neuen sind außer vielen andren / Gesnerus , der hochteutsche Plinius , Aldrovandus und Zonston .
Nach dem mahlen dann zu allen Zeiten / so wohl alten als neuen / sich dergleichen Liebhaber überflüssig gefunden ; So versehen wir uns nicht weniger zu gegenwertigen delicaten zarten und curiosen Zeiten / uñ zwar / es werde unser Schauplatz darinnen mit Freuden auffgenommen / auch von dem Wissenßhafft und neugierigen Lesermit grosser Lust besichtiget / und gelesen werden / und derselbe sich in der Beschreibung so grosser und mancherley Differentz und Unterscheyds der Menschen / unvernünfftigen Thiere / Vögel und Fische / ergötzen : Davon wir aber in dieser unser Beschreibung / nicht alles / was davon geschrieben ist / oder geschrieben werden könte / sondern nur was vornehmste und ergötzlichste seinen Augen und Gedancken vorstellen wollen . Dann / wieviel Dinge seynd wohl / welcher
wahre Beschaffenheit biß auff diese Stunde verborgen / und unter den Schatten der Unerfahrenheit verdecket liget ? Worüber wir billig Ursach haben / mit jenem Vornehmen gelahrten unsrer Zeit außzuruffen : Quantum est , quod nescimus ! Wieviel Dinge sind noch / die wir nicht wissen !
Die Mißgünstige / neydische Zoilos , welche eines andren Werck mit scheelen Augen anzusehen / zu tadeln und zuverachten gewohnet sind / gehen wir vorbey ; Und nehmen unsre Zuflucht zu dem geneigten Hafen und Port deß wohlgesinnten und günstigen Lesers / welchem wir diesen unsren Schauplatz aufftragen / und solange niderlegen / biß seine Gewogenheit ihme Lust / darinnen zu lesen / und unsrer Arbeit günstig zu seyn / erwecket . Gott befohlen .
Des großgünstigen Lesers Freund und Diener .
F. V. H. M. Doct .
Inhalt dieses unsers beschriebenen Schauplatzes / worinnen vier unterschiedliche Vorstellungen enthalten .
DEren erster Auffzug / und Vorstellung zeiget und beschreibet die Menschen nach ihrer unterschiedlichen Gestalt / so wohl an Gesichte / als Größe oder Kleine und wunderlicher Veränderung / der Form / und Bildung deß Leibes / Beschaffenheit / Farbe / Natur / Eygenschafft / Thun / Leben nach jedem Lande / Orth / und Gewonheit / allwo sie gezeuget / und erzogen sind .
Der andre / die Thiere / nach ihrer unterschiedlichen Arth / Größe / Gestalt / Alter / Stärcke / Vorzug / Beschaffenheiten / Eygenschafften / und deroselben Veränderungen .
Der dritte / die Vögel / mit allen ihren Veränderungen an Gestalt / Farbe / Grösse und Kleine / Arthen / Lebens-Manier / und Fortpflantzung .
Der vierdte / die Fische / beydes grosse und kleine / die in dem Meer und Strömen schwimmen / nebst allerhand wunderlichen Meer- und Wasser-Thieren : Ihrer aller Gestalt / Wunderbahrlichkeit / Eygenschafften / und Manier sich zu vermehren : In welchen alles / was der grosse / Unbegreifliche / wunderbahre Schöpffer aller Dinge in der Welt geschaffen / in dem Meer und Wasser abgebildet / und nachgemachet zu seyn scheinet .
Abbildung und Beschreibung allerhand Menschen . Von den Chinesern .
DIe Chineser oder nach unserer Teutschen Außsprach eigentlicher zu reden / Tzineser / werden also genennet nach ihrer Landschafft China / welche in dem äussersten Theil Asiae , unter einer ziemlich temperirten Lufft / belegen / dahero bey ihnen allerley Früchte / an Korn / Reiß / und dergleichen / in grossem Uberfluß zu finden .
Sie haben eine weisse Haut / und schwartzes Haar / welches den Manns-Personen oben auff dem Haupt mit einer Flechte zusammen gebunden wird ;
kleine braune Augen / grosse Augenlieder / und sehr hohe Augenbrauen / kleine und breite Nasen / und kleine Bärte .
Die Frauen suchen ihre Hoffart in kleinen Füssen / die sie von Jugend auff so fest bewinden und umbwinden / daß sie hernach zum Gehen fast ungeschickt werden . Man vermeinet / daß diese Manier von den Männern zu dem Ende erdacht / damit sie die Weiber desto besser im Hause behalten mögen / doch die Jalousie oder Argwohn der Männer mag hierzu nicht wenig helffen .
Die Vermögenden / und die so mittelern Standes / bekleiden sich mit seidenen Röcken von allerhand Farben / die andere mit Catounen Leinwad und schwartzen oder sonst gefärbtë Stoffen / die Reichsten lassen an ihnen auch mercken / daß sie nicht nöhtig haben zu arbeiten / indem sie ihre Nägel an den Fingeren nicht abschneiden / sondern lang hin wachsen lassen .
Ins gemein seyn sie sehr zarte und weiche Leuthe / halten nichts von der Mühseligkeit deß Krieges ; Ihr Nachbar der Tartaren grosser Cham hat vor wenig Jahren / mitler weil die Magnates von China deß Reichs halber streitig waren / sie überfallen / und das gantze Land unter seine Gewalt gebracht .
Sonsten seyn sie wol die Kunsterfahrnesten unter allen Ost-Indischen Völckeren / sie üben sich in verschiedenen Künsten ; Die Druckerey-Kunst ist bey ihnen schon in altem Gebrauch gewesen . Das Porceleyn- und Lack-Werck zu bereiten / seyn sie sonderliche Meistere / inmassen solches noch heut zu Tag an einen porceleinern Thurn zu ersehen / so von Grund auff biß zu einer sehr grossen Höhe gar künstlich und kostbar ist auffgeführet ; Disen Thurn haben die Tartarn / da sie sonst alles verwüsteten und verheereten / wegen der grossen Schönheit und Kostbarkeit dieses Porceleynen Gebäudes / in seinem Wesen bestehen lassen .
Sie haben auch eine Erkändtnüß deß Büchsenpulvers / uñ Wissenschafft mit groben und kleinen Geschütz umbzugehen . In den Manufacturen / Seidenen / Catounen und andern Stoffen oder Zeuche zu webë / seyn sie so nett uñ kunstreich / daß sie die Europaeer darinnen in vielen übertreffen .
Kein Mensch in gantz China darf einig Gewehr tragen / oder im Hause haben / dann allein die jenigen / so dazu verordnet seyn / und ihre Besoldung vom König als Soldaten haben / deren Kinder ihnen in selbigem Soldaten-officio nachfolgen . Diese haben zum Zeichen einen runden gelben Hut auff ihrem Haupt / und wañ sie in Kriegs-Zeiten zu Feld gehen / ziehen sie einen Rock an / so mit Catoun so steiff gefuttert ist / daß
man mit einem Spieß oder Degen nit kan durchstossen .
Wer viel Töchter hat wird vor reich geschätzet / denn die Morgengab / welche der Bräutigam der Braut schencket / gibt die Braut ihren Eltern vor die Kosten ihrer Aufferziehung hin wider / welche dieselbe nach ihrem Gutdüncken gebrauchen . Bey ihren Mahlzeiten haben sie diesen Gebrauch / daß / so manche Person ist eingeladen / so manche Tafel wird bereitet ; Diese Täfelein seynd sehr schön bemahlet / vergüldet und außgezieret ; rings umb den Rand mit seidenen Damast nach eines jeden Stande / biß auff die Erde behangen ; In der Mitte wird die Speise in Porceleynern oder silbern Schüsselen auffgesetzt / welche vorhero zerschnitten / und zum essen zugerichtet ist / sintemal sie keine Speise mit den Händen antasten / sondern wissen füglich die Stücke mit 2. schwartzen Höltzlein zu fassen / und zum Munde zu bringen / darumb sie auch keine Servietten / ihre Hände zu reinigen / gebrauchen . Im Trincken seyn sie gar mässig / sie trincken wol offtmals / aber allemal sehr wenig . Das gemeine Volck gebraucht dise Weise zu grüssen : Sie schliessen die lincke Hand / und bedecken sie mit der rechten / und fügen sie also beyde an die Brust / mit vielen biegen und neigen des Haupts niederwerts zur Erden . Der Adel oder die Mandoryni schliessen in ihrem Begegnen die Hände uñ Finger ineinander / und machen also mit den Armen die Figur eines Bogens / und alsdann bleiben sie stehen mit Beugen und Neigen deß Haupts und gantzen Leibs .
Die erudition und Wissenschafften werden unter ihnen sehr hoch geachtet / und fleissig geübet . Ihren Götzendienst verrichten sie mit abscheulichen Bildern / und beten den Teuffel an / daß er ihnen kein Böses thun solle .
Wann jemand in Todes-Nöhten uñ letzten Zügen liegt / stellen sie ihm vor einen abgemahleten Teufel / mit der Sonne in der lincken / und mit einem Dolche in der rechten Hand / und befehlen dem Krancken / denselben scharff anzusehen / daß er ihn in der andern Welt möge zum Freunde haben . Sie beten auch die Sonne und den Mond an / und wann einige Finsternüß sich begibt / seyn sie sehr geschäfftig ihre Opffer zu verrichten / dann sie fürchten sich / daß sie alle sterben und vergehen sollen .
Von den Japanern .
DIe Insul Japan ist gegen über dem festen Lande China belegë / die Einwohner seyn denen in China in vielen Dingen gleich . Die Kleidung verändern sie von ihrer Kindheit an biß zu ihren vollerwachsenen Jahren . Ihr habit ist sehr köstlich ; ihre Platten oder Cronen seyn beynahe geschoren nach der Münche Weise .
Das Haar wird hinten oben dem Genick in einen Strang mit Bändern gestrickt . Nachdem sie verehlicht / steckt ein Knopff bey dem Haarstrange oben auß / sonsten aber nicht . Sie tragen Japanische Röcke / halb über die Knie biß zu den Füssen abhangend ; damit kleiden sich so wol die Frauen als Männer / und werden mit breiten mehrentheils Viol- oder bunt-färbigen Gürteln umb den Leib zusammen gegürtet . Zwischen dem Gürtel an der lincken Seiten steckt ein Messer und ein Sebel / deren Handgriff gemeiniglich mit
einem rauchen Fell überzogen ist . Diese Hau-Schwerdter oder Säbeln seyn die besten in gantz Indien / werden auch von den Europeern in grossen Würden gehalten . Sie tragen sehr weite Unterhosen / welche so lang seyn / daß sie über ihre Schuh nieder hangen / deß Sommers von Seiden Zeuch oder Cataun / nach eines jeden Stand gemacht / deß Winters werden sie mit seidenen Flocken oder Catoun gefüllet / und so durchstickt / daß kein Schuß durchgehen kan . Sie gebrauchen viel kostbare Wedel oder Fecher / das Angesicht vor die Sonne zu befreyen / und eine Kühlung zu machen ; Die Reichen lassen einen
Sonnen-Schirm über ihrem Haupt tragen . Schwartz Scharlachen und andere Coleuren bedeuten bey ihnen Freude / und weisse Farbe Trauer . In der Welt-Weißheit seyn sie so erfahren nicht / als die Chineser / aber im Gegentheil seyn sie viel verschmitzter und wilder von Gemüht / und mehr zum Krieg geneigt als jene ; Sie verfertigen starcke und bequeme Waffen / und wissen wol wie sie mit dem Geschütz uñ Hand-Büchsen sollen umbgehen . Allerhand Lackenwerck zu machen seyn sie über die massen kunstreich .
Die Japanische Könige haben zu allen Zeiten grosse Strengigkeit über ihre Unterthanen gebrauchet / und die geringste Straffe ist bey ihnen das Bauchauffschneiden / dann dem Grössesten im Reich selber / so umb ein oder ander Berbrechen auß deß Käysers oder Königs Gnade gerahten / wird ein Krits / das ist / ein geflammeter Dolch zugesandt / damit er ihm selber den Bauch von oben an biß unten auß / Creutzweiß muß aufschneiden / daß alles Eingeweid und Unflaht herauß stürtzet .
Diß Bauchschneiden gehet also zu : Der Ubelthäter sitzet / nach der Morgenländischen Völcker Gewohnheit / mit den Beinen Creutzweiß unter sich / auff einem offenen Platz vor einem Tempel / über den gantzen Leib biß über den Bauch entblöset / hinter ihm stehet ein Nohthelffer / ihm behülfflich zu seyn / so er etwa mit Schwachheit oder Ohnmacht befiele ; vor ihm sitzet ein anderer / der das Messer oder Dolchen dem Bauchauffschneider in die Hand reicht ; zur Seiten ab sitzen auff den Fersen zwölffe seiner besten Freunde uñ nähesten Bluts-Verwandten / in gleicher Weite voneinander ; hinter dem Nohthelffer sitzen sechs Priester / umb die Begräbnüß uñ die Seel deß Sterbenden zu versehen . Und diese Straffe / wann die Missethat groß ist / gehet auch über die Unschuldigen / so daß sein gantzes Geschlecht / die nie an seiner Missethat schuldig gewesen / oder von derselben gewust / auff gleiche Weise hingerichtet und weggeraumet wird .
Diese Straffe des Todes fällt noch leicht bey ihnen / dann sie haben abscheulichere und unerhörte Arten zu peinigen und zu tödten : als das lang daurende Verbrennen oder Braten bey einem abgelegenen langsamen Fener / und das Peinigen mit dem siedenden Wasser Singok / wie sie es nennen ; allhie seyn Balcken über die niedrigen Unterlagen oben über die morastige stinckende Wasser geleget / und auff die Balcken kleine Häußlein gezimmert / deren Bodem durch und durch löcherigt ist / darin sie die Missethäter so lang sitzen lassen / biß daß sie durch den schwefelichten Ge-
stanck / so auß dem Wasser aufsteiget / in einen Schwindel fallen ; darnach gebrauchen die Büttel kleine Schöpfflöffel / mit welchen sie des Singoks siedende Wasser über den gantzen Leib ausser das Haupt / giessen / diß Wasser / wegen seiner hartzigten und schwefelhafften Krafft / beisset uñ dringet durch Marck und Bein ein .
Andern schneiden sie die Nägel auß / giessen durch einen Trichter ihnen den Leib voll Wasser / tretten und stampffen es ihnen dann mit den Füssen wieder aus ihrem Leibe / so daß es ihnen zur Nasen / Mund und Ohren wieder heraus sprützet . Einige feilen ihnen mit scharff gezähnten Rohrstecken in 5. oder 6. Tagen den Halß ab / und streuen ihnen inzwischen Saltz in die Wunde .
Unter allen Peinigungen aber ist die schwereste : Sie hencken einen an einen Galgen über einer stinckenden Pfütze dergestalt auff / daß das Haupt biß an solche Pfütze reicht / dann schneiden sie ihm zu erst etzliche Wunden Creutzweiß ins Haupt / damit das Geblüte allgemählich außtropffe / und das Hertz nicht überfalle . Unter diesen Peinigungen leben etliche 5. 6. oder mehr Tage / ehe sie den Geist auffgeben / dann ihr Absehen ist allein / daß die Ubelthäter langsam und elendig zu Tode kommen . Sothane und mehr andere ohnmenschliche Pein haben die Christen in Japan in grosser Menge müssen außstehen .
Ihr äusserlicher Gottesdienst ist eben so viehisch als der Chineser / bestehet in erschröcklicher und Teufflischer Bilder-Dienste . Ihre vornehmste Abgötter seyn Xaca , Arima , Daybuth , und andere / deren Bilder in köstlichen Tempeln verehret und angebetet werden . Sehr köstlich und Verwunderens werth ist ihr Tempel der tausend Gotter ; und Belachens werth ihr Affen-Tempel / so inwendig mit verschiedenen Affen-Bildnüssen / so wol auch mit lebendigen Affen versehen ist / welchen sie sonderliche Gottesdienst erzeigen .
Von den Tartarn . DIe Tartarn seyn mittelmässiger Gestalt / haben breite Schultern / ein plattes Angesicht / sie scheren das Haar biß halbweg des Haupts ab / ausserhalb an beyden Seiten / da sie es lang lassen wachsen und aufflechten / und hinter den Ohren zusam̃en binden . Grosse Knebel werden bey ihnen vor Zierde geachtet .
Sie bekleiden sich mit einem Rock / so nicht gar an die Knie reichet / das rauche von den Fellen kehren sie außwerts / und treiben grosse Hoffart darinnen .
Die Tartarn essen sehr begierig das
Pferde-Fleisch / und trincken viel Milch ; unter dem Trincken schütteln sie das Haupt / vermeinend / daß sie Ruhm davon tragen / wann sie sich toll und voll gesoffen haben .
Die Tartarn / die China erobert haben / seyn durch die conversation mit den Chinesern am sittsamsten .
Die Tartarn / so zwischen Persien und Rußland gefunden werden / seyn
die wüstesten unter allen ; diese seyn schwartz-gelb an Farbe / starck an Leib und Gliedern / heßlich von Angesicht / und scheinen anders nirgend zu gebohren zu seyn / als zu stehlen und rauben / ja sie machen ihnen gar kein Gewissen / wann sie ihren Blut-Freunden ihre Kinder abstehlen / und an die Perser uñ Türcken verkauffen .
Sie seyn gute Reuter / und wissen ihre Säbel / Pfeil und Bogen / als auch Geschütz und Handbüchsen wohl zu gebrauchen .
Die Tartarn seyn in ihrem eigenen Sinn sehr stoltz und hochmühtig / also daß sie / ausserhalb ihrer eigenen Nation / keine andere in der Welt ichtwas achten .
Das meiste Theil der Tartarn seyn Götzendiener / und opffern ihren Götzen die Erstlingen an Milch und Viehe ; Sie ehren auch Sonne und Mond .
Ein Messer ins Feuer halten / einen Vogel tödten / ein Pferd mit dem Zaum schlagen / uñ die Milch verschütten / wird bey ihnen vor eine schröckliche Sünde gehalten .
Ihr Käyser / welchen sie den grossen Cham nennen / wird Göttlich verehret / und mit grosser Reverentz angebeten ; dessen Wort ihnen fort ein Gesetz ist .
Bey Begräbnüß der Todten wird bey ihnen diser Gebrauch gehalten . Sie graben eine grosse Grube / ziehen dem Todten seine beste Kleider an / bereiten neben ihm eine Tafel mit Speise / und stellen bey ihm ein gezäumet Pferd / uñ bedecken diß alles zusammen mit Erd . Die Vornehmste unter ihnen / weil sie noch leben / erwehlen einen Knecht / brennen demselben ein Zeichen auf die Wangen / und wann sie nun versterben / wird derselbe Knecht lebendig mit ihnen begraben / damit sie dessen Dienst / wie sie vermeinen / in der andern Welt mögen geniessen .
Das Beklagen ihrer Todten gehet gantz barbarisch zu ; Sie kratzen und scheuren das Vorhaupt / Brust und Arme entzwey / daß das Blut herauß läuffet / und solch Trauren währet so lange / biß die Wunden wieder heil seyn ; und so einige noch länger trauren wollen / kratzen sie die halb zugeheilete Wunden von neuem wieder auff .
Von den Mogulsen und Macassern . DAs Gebiet deß grossen Mogul begreifft unter sich verschiedene Königreiche / als Aracon / Mandao / Sanga / Multam / Citor / Guzaratta / Dabut / Lahohr / sc. Diese seyn meisten theils gelegen ohngefehr dem berühmten Indischen Fluß Ganges / und werden durch Unter-Könige regirt . Die Einwohner seyn mehrentheils ihrer Herkunfft nach Tartarn / welche unter Tamerlane viel Länder und Reiche eingenommen ; Sie seyn schwartzbrauner Farbe / von starck- und wohlgestalten Gliedern .
Ihre Kleidung ist sehr köstlich ; die Männer so wol als die Frauen tragen lange / glatte / gespannete Hosen / welche von den Füssen an biß an die Hüffte zu gantz dicht wie Laschen gefalten seyn . Uber diese Hosen haben sie biß auff die Hüffte lange dünne Röcke von doppelten Taffet / güldenen Stücken / oder köstlichen weissen Leinwad / deren etliche mit Figuren allerhand Thieren durchwircket seyn . Die Männer bedecken ihr Haupt mit gefärbten und von Gold und Seiden gemachten Bundhauben / und den Leib umbgürten sie mit kostba-
baren Gürteln . Die Frauen haben die halben Arme und Brüste bloß / auch seyn ihre Arme biß an den Ellenbogen mit vielen güldenen / und mit allerhand Edelgesteinen eingefasseten Brasiletten und Armbändern umbringet . Ihre Haare lassen sie bloß und loß umb ihr Haupt hangen / und tragen ein klein gesticktes Bändlein / oder einen mit Gold durchwirckten Flor umb den Halß . In den Ohren haben sie viel Ringe hangen . Die Frauen werden auff gut Türckisch
gantz eingesperret und eingeschlossen .
Der grosse Mogul hat eine sehr köstliche und prächtige Hoffhaltung / woran jährlich eine unglaubliche Summa Geldes verwendet wird / doch lässet er sich nicht auß güldenen ( wie der König in Persien ( sondern nur auß Porceleinen oder irdnen Schüsseln tractiren .
Unter deß grossen Mogul Gebiet seynd noch viererley Art Menschen / als Heyden / Benjanen / Rasbuten und Malebaren / seyn allesambt Götzendiener ; Diese letzte wissen wol / daß ein Gott ist / der alles erschaffen hat und unterhält ; doch gleichwol dienen sie dem Teuffel / den sie Gottes Knecht nennen / und sagen / daß er zu einem Regen-
ten der Welt und der Menschen gesetzt sey / darumb sie ihn auff vielerley abscheuliche Art und Weise in Gold / Silber und andern Metall abbilden / uñ in ihren Kirchen mit grosser Furcht und devotion anbeten / und ihm opfern / auff daß er ihnen kein Leid thue .
Die Benjanen leben ohn allen Pracht und Hoffart / ob sie gleich ins gemein sehr reich seyn ; Seyn sanfftmütig und freundlich gegen die Frembden ; sie haltens mit der Lehr Pythagorae , daß die Seelen der Verstorbenen / auch wol auf 3. unterschiedene mahlen / in verschiedene Thiere und Würme fahren / darumb essen sie nichts / das ein Leben empfangen hat / tödtens auch nicht / sondern unterhalten sich allein von den Früchten der Erden .
Die Rasbuten und Benjanen verloben ihre Kinder aneinander wann sie noch sehr jung seyn ; Wann nun der Sohn vor der fleischlichë Vermischung verstirbet / muß die Tochter allen Zierraht an Kleidern und Jubelen fahren lassen / und darff nimmer wieder heyrathen / sondern muß ihr Leben in Jungfräulichem Stande endigen .
Der Rasbuten Frauen gehen nicht / wie die andere / mit verdecktem Angesicht über die Gassen / sondern gehen einem jeden / gleichwie in hiesigen Landen / frey und bloß unter Augen ; Und ist bey ihnen diese Gewonheit / daß sie sich / dafern sie vor keine Huren oder unehrliche Personen wollen gehalten werden / nach ihrer Männer Todt / mit denselben lassen zu Aschen verbrennen .
Von den Macassern . DIe Macasser seyn an Gliedmassen wohl proportionirt / ihre Farbe fället gelbig / sie tragen Röcke / so gleich biß an die Knie reichen / und mitten umb den Leib mit einem Bande zusammen gebunden werden .
Sie seyn nicht so wild und wüst wie andere Indianer / sondern fein sittsam und bescheidentlich . In Kriegs-Sachen sind sie sehr wohl erfahren / und über die massen geschwind in Fortificationen und Vestungen zu entwerffen und zu verfertigen . Mit Canonen und groben Geschütz / Büchsen und Pistolen wissen sie gar wol umbzugehen / und geben den Europaeern nichts darinnen nach .
Sie gebrauchen auch Rundassen oder Schilde / vergifftete Pfeile und Säbel . Noch haben sie eine Art Spatten / daraus sie mit grosser Krafft vergifftete Pfeile wissen zu blasen / und wer dadurch verletzet wird / muß in kurtzer frist elendig sterben / wofern er nicht von Stund an seinen eigenen Koht einnimbt und geniesset .
Sie haben die Türckische Religion / denen sie in der Beschneidung nachfolgen .
Die Oft-Indische Compagnie hat in den Jahren 1666 . 67. 68. und 69. unter dem Commando deß Großmühtigen Herrn Cornelii Spielmans nicht ohne grosse Mühe / Kosten und Verlust vieles Volckes / vier ihrer Könige unter ihre Gewalt gebracht / und zu einem vortheiligen Accord gezwungen / also daß alle Handlungen / alle andere Nationen außgeschlossen / allein vor dieselbe offen stehen .
Von den Javanern .
DIe Javaner haben ihren Nahmen von der Insul Java / auff welcher die weitberühmte Hauptstadt der Niederländischen Ost . Indischen Compagnie Batavia erbauet ist . Sie haben mehrentheils ein braun Angesicht / breites Vorhaupt / grosse Augbraunen und kleine Augen / sehen fast den Chinesern gleich / von welchen sie auch ihre Herkunfft haben .
Die Männer und Frauen gehen fast gleich gekleidet / nur mit einem Leinwads Röcklein umb die Mitte biß an die Enckel umbgeben . Die vornehmsten bedecken ihr Haupt mit einem Bund / von feinem Bengaelschen Leinwad / mit güldenen Drat durchzogen .
Ins gemein ist es ein hartnäckigtes / ungetreues / boßhafftes und mordgieriges Volck / dem man nicht viel trauen darff .
Ihr Waffen seyn lange Spiesse mit geflammeten Eisen / Dolche und Säbel / ihre Schilde seyn von Holtz und Leder zusammen gemacht . Sie gebrauchen auch sonderliche Spatten / darauß sie vergifftete Pfeile blasen .
Die voruehmen deß Landes führen grossen Pracht bey ihrem Spatziergehen / sie lassen ein oder zwey Spiesse / nebenst einem Schwerdt in einer rohten oder schwartzen Sam̃itten Scheide vor ihnen her tragen ; Und so ein gemeiner Mann sothanen grossen Herren begegnet / weichet derselbe alsobald zur Seiten ab / und bleibt so lange auff den Versen niedersitzen / biß daß er vorbey ist .
Die Männer so wol als die Frauen wissen von keiner Arbeit / sondern bringen ihre Zeit mit Trägheit und Müssigang zu ; Inzwischen müssen die Sclaven das Werck thun .
Sie behelffen sich mit geringer Speise / trincken gerne Taback / und haben das Betele und Areka , welches sie / wie die in Indien / stets kauen / bey der Hand ; die fürnehmsten lassen es allezeit hinter sich her tragen .
Diß Betele , sonst auch Pam genandt / seynd zusam̃en gebundene grüne Blätter / darinnen eine Art Nüsse / welche sie Arecca nennen / eingewickelt seyn / sind fast den Muscatnüssen gleich / haben einen bittern Geschmack / wann sie aber mit Kalck / so aus Muschelschalen gemachet wird / bestrichen und zusammen gekauet werden / geben sie einen rohten scharffen und heissen Safft / welchen man außsauget und verschlucket / das übrige aber wirfft man weg ; der Mund bleibt den gantzen Tag roht davon / und soll eine gute Magen-Stärckung und praeservativ wider den Scharbock seyn .
Die Javaner / so auf dem Lande wohnen / seyn allzusammen heydnische Götzendiener / allein die an der See her wohnen / seyn Mahumetaner / den neuen Mond bewillkommen sie mit grosser Freude und Frolocken .
Sie haben auch nebst ihren Weibern ihre concubinas , und wird der Ehe-Frauen vor eine sonderbahre Ehre zugerechnet / wann sie freywillig zulässet / daß die Kebsweiber von dem Mann beschlaffen werden .
Von den Bramanen .
DIe Bramanes sind die Priester der Pagodden / oder der Abgötter der Indianer . Die se werden sehr hoch geachtet / und von dem gemeinen Volck vor Propheten gehalten . Die Könige setzen sie in die höchste Ehren-Ampter / und bestellen sie zu Hoffmeistern / Rentemeistern / Ambassadeurn und dergleichen / daher sie auch die fürnehmste und Ehrwürdigste geschätzet werden / theils wegen ihrer Weißheit und Amptes / theils auch wegen ihrer Ankunfft . Sie sagen / daß sie von einem / Nahmens Bramma / welcher des obersten Gottes Stadthalter über die gantze Welt ist / ihren Ursprung und daher auch ihren Namen haben ; Diser oberste Gott unter vielen Göttern hätte den Bramma gezeuget / und weil er ihn lieb gehabt / hab er ihm befohlen / auch Krafft verliehen / die Welt zu schaffen / selbige soll er auch regiren und erhalten .
Sie gehen meistentheils nacket / ausserhalb die Scham bedecken sie mit einem Tuch / den sie rings umb den Leib winden . Zu Zeiten haben sie auch einen einfachen Catounen Rock darüber hergezogen ; Das Haar lassen sie niemals abschneiden / sondern flechten es / und bewindens mit einem weissen Tuch / welches ihnen zu einem Hauptdeckel dienet . Ihre Ohren seyn gleich andern Indianern / mit gedräheten güldenen Ringen / gezieret .
Sie tragen ein absonderliches Kennzeichen ihrer Priesterlichen Würden / dadurch sie von andern unterschieden werden / nemlich / drey oder vier Schnürlein von der lincken Schulter quer über den Leib biß unter den rechten Arm an das Tuch / damit ihre Schaam bedecket ist / hangend ; selbige dürffen noch wollen sie niemals ablegen .
Der Bramen Frauen gehen gantz nackend innerhalb ihres Hauses / aber wenn sie außgehen / bedecken sie sich mit einem Tuch / vom Haupt biß auf die Füsse hangend / sie tragen Ringe durch die Nase / Ohren / umb die Beine / Zähen und den Hals . Die Arme sind jeder mit 7. oder 8. Ringen umbgeben .
Sie enthalten sich aller Speise so ein Leben gehabt / und gebrauchen deßwegen zu ihrem Unterhalt Kräuter und Reiß .
Ihr Götzendienst wird mit vielerley Teuflischen Aberglauben bey ihnen gantz eifrig begangen / und die hergebrachte Opffer / ihren Pagodden / so auf das allergreulichste abgebildet stehen / mit grosser Revereutz dargeleget .
Nach Absterben eines Bramanen / muß sich dessen Fraw / sofern sie nicht von jederman verstossen / und als eine unehrliche Person geachtet seyn will / mit ihrem verstorbenen Manne zu Asche brennen lassen .
Diese Gewonheit / daß sich die Frauen
mit ihren abgestorbenen Männern lebendig verbrennen lassen / ist auch in Ost-Indien bey den Edelen und bey der Soldatesca gebräuchlich / und durch ein Königliches Edict anbefohlen worden . Dann nachdem der König in Indien wahr genommen / daß die Frauen zu fleischlichen Lüsten sehr geneigt / und mit ihren eigenen Männern allein nicht vergnüget waren / dieselbe mit einigem Gifft / nachdem sie ihnen gram worden / hingerichtet / dadurch dann der König viel Mannschafft verlohren / und grossen Schaden erlitten / hat er ein solches Gebott publiciren lassen : Daß alle / so ehrliche Frauen seyn wollen / zu Bezeugung ihrer Ehrbarkeit und Liebe gegen ihren Männern / sich nach deren Todt mit deroselben Leichen sollen verbrennen lassen ; So aber eine sich nicht verbrennen lassen will / wird sie zwar nicht dazu gezwungen / aber vor eine Hure gehalten / und in keiner ehrlichen Gesellschafft unter ihnen zu sitzen geduldet . Aber heutiges Tages können die meiste deß Feuers Hitze so wol nicht mehr vertragen / sondern wollen lieber ihre Haare abschneiden / und als unehrliche Weiber davon gehen .
Die Bramanes glauben zwar / daß ein oberster Gott ist / der alles regiert / aber ihren Pagodden stellen sie als einen Advocaten und Vorsprecher neben denselben / umb alles Heil und Wolfahrt ihnen zuwege zu bringen . Sie glauben auch die Unsterbligkeit der Seelen / aber auf die Weise wie Pythagoras , nemlich daß die Seele auß einem Leibe in den andern / als in der Menschen / der Thiere und Baum-Gewächse versetzt werde .
Von den Türcken . DIe Türcken / so in dem kleinen Asta / und in dem gegen Morgen belegenen Theil Europae gebohren und erzogen worden / seynd ins gemein guter complexion , wohlgestalt an Leibe / zu den Venus-Wercken sehr geneiget / und eifferig in ihrer Religion ; ihre Häupter lassen sie kahl abscheren / allein oben auff der Scheitel behalten sie einen Zopff / sie tragen lange Bärte zum Zeichen ihrer Mannhafftigkeit .
Die Kleidung der Türcken bestehet in langen köstlichen Röcken / das Haupt bedecken sie mit einem weissen Bund ; aber die / so von Mahomets Geschlecht sind / tragen grüne Bänder und Livereyen .
Die Frauen seyn klein / dick und rund von Person / köstlich und zierlich auf ihre Weise außgeputzt / wann sie außgehen / welches doch selten geschicht . Ihr Angesicht bedecken sie mit seidenen
Flor / und bezeigen sich dadurch furchtsam und schamroht / aber in ihren Häusern seyn sie zu allen Muhtwillen und Geilheit geneigt . Die so die schwärtzesten Augbraunen / weissesten Mund / und grösseste Augen haben / werden vor die schönesten geachtet .
Die Türcken / so in Groß-Asia und Aegypten gebohren seyn / sind längerer Person / bräunerer Farben / und wilder
unsittsamer Art . Mit der Ehe halten sie diese Weise : Vermöge ihres Alcoran ist den Türcken erlaubet / so viel Franen zu ehlichen als sie wollen / und als sie ernehren können . Die Töchter werden von den Eltern umb eine Summa Geldes gekaufft ; selbige senden alsdann die Braut / neben ihrem Haußraht / so auff Cameel und Maulthiere geladen / unter dem Begleit ihrer Freunde und Verwandten / mit grossen Freuden nach dem Hause deß Bräutigams .
Die Frauen / ob sie gleich von ihren Männern noch so sehr geliebet werden / essen doch nicht zugleich mit
denselben / sondern dienen gemeiniglich den Männern zur Taffel / und darnach essen sie allein ins geheim ; So bald sie das vierzehende Jahr ihres Alters erreichet / dörffen sie nicht mehr in Gesellschafft frembder Männer erscheinen .
Die Türcken gehen sehr boßhafft und tyrannisch mit den Christen-Sclaven umb / welche sie umb geringer Ursach willen offt erbärmlich prügeln und ungnädig tractiren / dadurch vile bewogen werden ihren Glauben zu verläugnen / und die Türckische Religion anzunehmen / damit sie von sothaner Tortur mögen frey werden .
Sie zancken / kiefen und schelten sich untereinander aufs schmähelichste / aber sie legen niemahls oder je gar selten Hand aneinander / wegen der schweren Straff / so darauff stehet ; Dann so ein Türck einen andern Türcken erschlägt / ist diß seine Straffe : Der Maleficant , nachdem er zum Todt verurtheilt / wird auff den Marck gebracht / woselbst ein Klotz / 4. Fuß hoch / gesetzet ist / und nachdem er nacket außgezogen / wird er auff seinen Bauch auff den Klotz niedergelegt / dann ziehen sie ihm dünne Chorden oder Stricke mitten durch den Leib / und schlagen den Cörper mit einem Schlag in 2. Stücke / davon das hinter Theil den Hunden zugeworffen / und der fordere Theil mit Feuer verbrandt wird .
So eine Frau im Ehebruch befunden wird / mag der Mann derselben / nach ihrem Gesetz / Hände und Füsse binden / einen Stein an den Halß hängen / uñ also ins wasser werffen / welches gemeiniglich bey ihnen in der Nacht geschiehet .
Die Hoffhaltung des Türckischen Käysers ist überauß sehr prächtig / und hat nebenst seiner Ehefrauen bey 800. Concubinen / so mehrentheils der vornehmsten Herren in seinem Gebiete Töchter seyn . Von denselben werden alle Monat 100. nach ihren Häusern gesandt / die sich sehr darüber freuen / daß sie die Ehre und Gnade gehabt / daß sie zu deß Käysers Concubinen erkohren / und von demselben seyn erkandt worden . Ihre Stelle wird wiederumb so fort durch andere 100. frische ersetzt .
Seine grösseste Macht bestehet in den Janitscharen / welche zur Leibguardie / und zum Kriege gebrauchet werden / deren Wort in so grosser Authorität ist / daß auch der Käyser nicht absolute sagen kan / er sey Käyser / ehe und bevor ihn dieselbe auff den Thron gesetzet haben .
Ihrer Religion nach folgen sie dem Alcoran , oder dem Gesetz deß Mahomets / dessen vornehmster Inhalt dieser ist : 1. Daß ein jeder soll glauben / daß Gott ein grosser Gott ist / uñ allein Gott und daß Mahometh sein Prophet ist .
2. Muß ein jeder angeloben die Secte Mahomeths zu vermehren . 3. Muß ein jeder reichlich den Armen von seinen Mitteln mitthelien / 4. Muß ein jeder deß Tages siebenmal beten. 5. Muß ein jeder des Jahrs ein Monat die Fasten halten ; Diese Fasten hebt sich an in unserm Januario / da sie bey Tage nichts essen / in der Nacht aber sich mit Speise erfüllen . 6. Sollen sie ihren Eltern gehorsam seyn / welches Gesetz aber bey ihnen gäntzlich in das Buch der Vergessenheit gerahten . 7. Ihr sollet nicht tödten ; das wird unter ihnen sancte gehalten / aber die unschuldige Christen müssens entgelten . 8. Was ihr wollet daß euch geschehe / das thut auch einem andern . Uber diesem Gebot seyn sie in verschiedene Secten zertheilet / deren einige der Meinung sonderlicher Außleger / die sie nahe Freunde des Mahomeths nennen / schnurstracks beypflichten .
Viele unter ihnen nehmen auß sonderlicher devotion eine müheselige Wallfahrt auf sich nacher Mecha / oder Medina Tanalbi , allwo der Leichnam des verfluchten Mahomets begraben ligt . Der Glocken-Geläute ist bey ihnen nicht gebräuchlich / sondern an dessen statt wird das Volck durch einen Ruffer in die Mosqueen oder Kirchen zu kommen eingeladen . Vom Paradis und der Höllen erzehlen sie viel wunderliche Mährlein . Ihren Sabbath feyren sie am Freytag / damit sie von Juden und Christen unterschieden seyn .
Von den Persianern . DIe Persianer seyn ins gemein mittelmässiger statur , starck an Gliedern / bräunlich und gelbich von Angesicht / lassen die Knebel lang außschiessen / und den Bart unten gantz wegnehmen / auff grossen Festagen färben sie ihre Hände und Füsse rohtgelbig / welches sie vor eine sonderliche Zirde halten .
Sie tragen lange seidene oder baumwöllene Röcke / von allerhand Farben / die ihnen biß auff die Füsse abhangen . Ihr Haupt bedecken sie mit einem Tullebund von Seiden und Catoun sehr dick durcheinander geflochten . Die Frauen / wenn sie außgehen / seyn sehr köstlich außgeputzt / und bedecken ihr Angesicht mit weissen Tüchern / die von dem Haupt biß auff die Erden hangen . Sie lieben äusserliche Reinigkeit gar sehr / deßwegen halten sie ihre Häuser und Kleider gar sauber und rein . Wañ
sie ihre Nohtdurfft ablegen müssen / setzen sie sich auff die Fersen nieder / und waschen alsofort ihre Hände und heimliche Glieder wieder ab .
Die Persianer seyn von Natur sinnreich / klug / bescheiden / guthertzig / freundlich in ihrem Wesen / Reden / Thun und Lassen / aber sie lügen gerne / doch liberal
im spendiren / sonderlich da sie wissen oder hoffen ichtwas wieder zu bekom̃en .
Ihre Kinder halten sie fleissig zur Schulen / welche sie im Lesen / Schreiben / und in den freyen Künsten trefflich unterweisen lassen .
Im Essen und Trincken halten sie sich gemeiniglich gar mässig und sparsam / aber bey grossen Gastmahlen sparen sie keine Kosten . So bald sie befinden daß sie truncken werden / scheiden sie stillschweigend auß der Gesellschafft / und gehen nach Hause / daß sie den Rausch außschlaffen .
Ihre Todten bestatten sie alsobald und gar ehrlich in ihre Begräbnüsse ; sie lassen sie nicht über drey Stunde liegen / es sey dann in der Nacht / und wird die Leiche zu erst rein gewaschen . Die Reichen machens sehr prächtig ; Sie le-
gen den Toden auff die rechte Seite ins Grab ohne Sarck / mit dem Angesicht nach Westen gekehret / weil sie sagen / daß der Jüngste Tag von Westen anheben werde ; Sie stopffen ihm alle Löcher / den Mund / Nasen / Ohren / auch die heimlichen Örther zu / daß nichts unreines herauß komme / dadurch der Leichnam solle verunreiniget werden .
Bey den Begräbnüssen ihrer verstorbenen Heiligen bezeigen sie grosse Ehrerbietung .
Der König / welchen sie Sultan und Sophi nennen / hat eine unumbschränckte Macht über alle Güter / Leben und Todt / so wol seiner grossen Herren / als gemeiner Unterthanen .
Die grossen Herren oder Chanen müssen alle Jahr dem Könige kostbare Praesenten zum Neuen Jahrs-Geschenck übersenden / und alsdenn sendet der König hinwider den Chanen einen Hoff-Bedienten / und lässet denselben entweder seine Gnad oder Ungnade andeuten / welches also zugehet : Wenn der Königliche abgeordneter Diener außreiset / muß er eiligst Tag und Nacht fortreisen / biß er auff 3. oder 4. Meilen nahe bey den Chan / an : welchen er gesandt ist / gelanget / alsdann lässet er seine Ankunfft / und zwar allemahl mit Vertröstung auff etwas Gutes / durch eine eilende Post / demselben anmelden / mit dem Befehl / ihm an einem gewissen Orth zu begegnen . Darauff zeucht der Chan mit Furcht und Hoffnung / neben vielem Volck begleitet / ihm entgegen / und wann sie nahe zusammen kommen / nimbt er Abscheid von selbigem seinem Volck / und gehet hin . Der Abgeordneter deß Königes stehet still / und hält in einem Boktze oder Capsul / mit einer Tapet bedecket / entweder ein Gnaden-Kleid / oder auch einen ungnädigen und strengen Befehl / deß Chans Kopff zu bringen . Der Chan muß sein Gewehr / Uberkleid und Kopf-Bund ablegen / und also bloß für ihm treten ; hat er Gnade bey dem Könige / so wird ihm dieselbe mit Darreichung deß Gnaden-Kleides / und eines freundlichen Schreibens angedeutet / welches Kleid der Chan oben am Halskragen küsset / an die Stirn drücket / und anziehet . Ist er aber in Ungnaden / so wird die Decke abgenommen / und der Mord-Brieff mit des Königes Siegel gezeiget / und dabey angesagt : Der König will / daß du deinen Kopff ihm hierinnen zusenden solt ; Daranff wird ihm alsofort der Kopff abgeschlagen / welchen er auch willig darreichet ; und der Abgeordnete eilet mit dem Kopffe wieder zurück zum Könige / dessen Füssen er den Kopff vorzeiget / und niederleget .
Die alten Persianer hatten weder Tempel noch Altare noch Bilder / sondern sie opfferten auff den Höhen der Berge / dem Himmel / der Sonnen / dem Mond / Feuer / Erde / Wasser uñ Wind / und beteten die als ihre Götter an . Aber heutiges Tages seyn sie mit der verfluchten Lehr deß Mahomeths eingenommen ; sie nennen sich so wol als die Türcken Muselman ; Sie beschneiden ihre Kinder im siebenden / achten und neundten Jahr / und damit sie die Schmertzen in Abnehmung der Vorhaut nicht fühlen / machen sie dieselbe truncken mit süssem Geträncke . Sie haben auch mit den Türcken einen Alcoran / aber nicht einerley Außlegung deß Alcorans / nicht einerley Imame und Heiligen / nicht einerley Kirchen-Ceremonien und Gebräuche / nicht einerley Wunderwercke / so ihre Heiligen gethan . Sie folgen der Secte deß Aaly , dahero werden sie von den Türcken für Ketzer gehalten .
Sie halten ihren Feyertag gleich den Türcken am Freytage / daß man sie von Jüden und Christen soll unterscheiden . Das Glocken-Geleute / umb zur Kirchen zu kommen / ist bey ihnen nicht gebräuchlich / sondern an deren statt haben sie Ruffer / die oben auff der Kirch oder Thurm stehen / und das Volck zum Gebet zu kommen / lautes Halses zusammen ruffen .
Von den Egyptern . DIe Egypter ( sv vorzeiten unter dem Gebiet und Regiment ihrer eigenen Könige lebeten / müssen jetzo dem Scepter Türckischer Regierung dienstbar sich unterwerffen ) seyn von guter Leibes-disposition , geschwindes Verstandes / doch etwas träge und faul / fröliches Gemühtes / zu Fressen / Sauffen und fleischlichen Wollüsten sehr geneiget .
Ihre Kleidung ist zierlich / nicht so sehr ins Auge / doch ins gemein sehr köstlich ; Im Sommer tragen sie Röcke oder Hembde von dem allerfeinsten oder leichtesten Catoun-Leinwand / aber im Winter von ihrem eigenen inländischen Tuch / mit Catoun unterfuttert . Ihre Röcke liegen oben glatt an / und seyn unten weit / die Ärmel schliessen dicht und enge umb die Arme und Hände ; Uber diese Röcke tragen die Vornehmsten einen andern von Settin / Damast / oder anderen kostbaren Europaeischen Zeuchen . Das Haupt decken sie mit einem Haupt-Bund . Ihre Schuhe seyn den Pantoffeln ehnlich / welche hinten unter der Fersen mit Eisen beschlagen seyn .
Die Frauen kleiden sich mehrentheils in Weiß / mit einem weissen Mascard vor die Augen ; an statt der Schuhe ziehen sie hohe Pantoffeln an / ohne Uberleder / nur in der Mitten über dem Fuß gehet ein breiter Riemen ; das Haupt bedecken sie mit einer hohen und köstlichen Kappen / so mit Edelgesteinen außgezieret ist . Der Hals ist mit güldenen Ketten / die Arme und Beine aber mit güldenen Ringen umbgeben ; über einem seidenen Hembde tragen sie einen
bunten seidenen Tabbart / von verschiedener Länge / oben mit güldenen / silbernen oder seidenen Knöpffen / und unten mit künstlichen gestickten Gebreme ausgeputzet .
Die Egypter seyn ins gemein sehr geschickt zu schwimmen / also daß sie darinnen andere Nationen weit übertreffen . Die Vornehmsten und Reichsten nehmen viel Frauen zur Ehe / deren jede in einem absonderlichen Gemach eingeschlossen gehalten wird .
Die Eltern verheyrathen ihre Töchter sehr frühe / offt im zehenden oder zwölfften Jahr . Die Morgengab deß Bräutigams wird der Braut vorge-
tragen / und ihm also von den Freunden mit grosser Pracht widerumb zu Hause gebracht .
Die Begräbnüß der Todten wird auff folgende Weise bey ihnen angestellt : nemlich / sie schneiden den Leichnamb auff / nehmen das Eingeweid herauß / waschen es mit Wein / so mit köstlichen Specereyen zubereitet ist / sauber ab / darnach legen sie es 70. Tage in Saltz / und nachdem sie es wieder rein abgewaschen / füllen sie es mit Myrrhen Zimmet und andern Specereyen / und salbens mit köstlichem Balsam ; Diese Zubereitung währet 30. Tage / darnach setzen sie dasselbe in einen auß Steinen gewölbeten Keller / in welchen sothane Cörper viele Jahre in ihrem Wesen erhalten werden .
Die Religion und Gottesdienst der alten Egypter bestund in Anbetung verschiedener Abgötter / Thiere und lebloser Creaturen / also daß Egypten billich eine Mutter alles Aberglaubens und Abgötterey mag genennet werden . Sie hielten davor / daß alle Dinge zu erst ihren Anfang genommen auß Schlamm oder Modde / durch die Hitze und Einfluß der Sonnen / deß Mondes und der Sternen / welche die elementa vermenget / und daraus Leiber zusam̃en gesetzet ; daher schrieben sie diesen himlischen Liechtern und Elementen eine Gottheit zu / und stifteten Tempel / Bilder / Feyertage / und andere Göttliche Ceremonien ihnen zu Ehren / und beteten Sonn und Mond vornehmlich an / unter dem Nahmen Osiris und Isis ; die vier Elementa verehreten sie unter dem Nahmen Vulcanus , Juno , Neptunus , Ceres ; und die 5. kleine Planeten unter dem Nahmen Saturnus , Jupiter , Mars , Venus und Mercurius . Ja die Zahl ihrer Götter vermehrete sich dermassen / daß ein jegliches Thier / Brunne / Fluß / Baum / Handwerck und Profession in der Welt / ja auch eine jede Kranckheit und Schwachheit ihre besondere Gottheit bekam / und waren in der Abgötterey so schrecklch unsinnig / daß sie auch von dem männlichen Glied einen Gott machten / unter dem Nahmen Phallus und Priapus ; Ein rohter Stier wurde geweihet / und darauff demselben Göttliche Ehre angethan ; Welchen die Kinder Israel / da sie in der Wüsten wanderten / nachgefolget / und mit einem jungen Stier oder güldenen Kalbe ihre Abgötterey getrieben .
Heutiges Tages ist in Egypten überall deß Mahomets Lehr und Satzungen eingeführet / und wird gar strenge darüber gehalten .
Jedennoch werden verschiedene Christen daselbsten gefunden / als die Cophti , Nestorianer / Marioniten / Georgia-
ner / Jacobiten / Armenier und andere mehr .
Die marmorne Pyramides der alten Egypter / so heutiges Tages noch in ihrem Wesen stehen / seyn gar denckwürdig .
Alle Geschichtschreiber / so jemahls von diesen Wundern der Welt geschriben haben / haben deren wunderbarliche Grösse und Höhe noch nie erzehlet / gleichwie die jenige / welche die unglaubliche Grösse und Höhe derselben mit ihren Augen gesehen / auß eigener Erfahrung davon zeugen können . Die grösseste erreichet die Höhe von 1126 . Fuß ; Ein jede Pyramis hat am Boden 1200 Schritt im Umbgange .
Man sagt / daß die Pyramides von einem Könige in Egypten / Nahmens Cheops / oder Cheospes gestifftet seyn / welcher zu diesem Werck 100000 . Mann 20. Jahr lang gebrauchet hat ; In welcher Zeit die Kosten allein vor Zwibel / Wurtzel und Lauch auff 1600 . Talent Silbers sich belauffen / das seyn 960000 . Kronen ; Die Menge deß Volcks hat in die Runde 60 . Acker Landes dazu eingenommen .
Der Eifer dieses Königes Cheospis , umb diß Werck zu vollführen / ist so groß gewesen / daß / als es ihme an Gelde begunte zu entbrechen / er seine eigene Tochter zu einer offentlichen Huren hingab / und mit dem Gelde sein angefangen Werck vollbrachte . Also foderte auch die Tochter über dem außgesprochenen Lohn / den ihr Vatter bekam / von einem jeden / der sie gebrauchte / einen Stein / deren sie so viel bekommen hat / daß die andere pyramis davon auffgerichtet ist / welche an Grösse der ersten wenig nachgibt .
Die Ursachen / warumb selbige erst gestifftet seyn / werden verschiedentlich von vielen erzehlet ; Gläublich ists / daß die Stiffter der Pyramiden dieselbe zu ihren Grabstätten verordnet haben / dann inwendig ist zu sehen ein Keller / und inwendig in dem Keller / durch einen engen Eingang / ein viereckichter Raum / so noch auff den heutigen Tag die Reliquien eines alten prächtigen Grabes abbildet .
Von den Moluckern . DIe Einwohner der Insulen Moluccae , ( deren eigentlich funffe seyn / als Ternate , Tidor , Mazian , Motir , und Bassian ) seyn ins gemein mittelmässiger statur , wohl proportionirt von Leib und Gliedern . Ihre Kleider seynd kurtze Catoune oder Seidene Uberröcke / die Hosen sind von gleicher Gattung zugerichtet /
reichen biß an die Knie / und seyn unten gar weit . Die Frauen flechten ihr Haar rings umb das Haupt / und bindens hinter dem Genick / ohne einige Zierde in einem Knauff zusammen .
Sie zieren sich auß mit bunten Catounen Röcken / und wenn sie außgehen / bedecken sie ihr Angesicht mit Catounen Leinwad .
Die Molucker sind guthertzig von Natur / doch bettlerisch von Art / welches nicht allein an den geringen und gemeinen Leuten / sondern auch an den grossen und vornehmen / ja auch an dem Könige selbst verspühret wird . Uber dem seynd sie sehr geneigt zum Müssiggang und Gemächligkeit / dahero auch keine Handwercksleute unter ihnen gefunden werden / sondern die Frauë gehen mit Spinnen und Weben deß Catouns umb . Vom Gelde wissen sie nichts / habens auch nicht nöhtig / weil sie umb ihre Nelcken alles / was sie begehren / von frembden tauschen können . Der Diebstahl wird bey ihnen sehr gehasset / und wer auff der That ergriffen wird / alsofort mit dem Strang hingerichtet .
Die Könige / und sonderlich der zu Ternate / führet ein unumbschrenckte absolute Macht über seine Unterthanen / welche ihm dergestalt verpflichtet seyn / daß sie auff sein Gebott ohne einigen Sold und Unkosten müssen zu Felde ziehen .
Sie seynd von Natur tapffere und streitbare Kriegesleute / welche ihrem Feinde wol dürffen unter Augen gehen / also daß sie den Indianischen Völckern an Großmühtigkeit und Tapfferkeit gar nicht weichen / sie haltens vor die gröste Schande / vor dem Feind fliehen / aber mit fechtender Hand sterben / wird bey ihnen für eine grosse Ehre gehalten .
Ihre Gewehr und Waffen seyn höltzerne und roherne Wurffspiesse / womit sie wohl wissen umbzugehen / breite Schwerdt und lange Schilde . Etliche gebrauchen auch Handbüchsen .
Ihre Wohnhäuser werden von ihren Sclaven schlecht von Holtz und Reht auffgebauet / in denselben ligen sie auff schlechten Matten / so vom Bast einiger Bäume geflochten seyn ; Ihr Haußgerähte bestehet in einigen Töpffen und Pfannen . Sie haben kein Vieh / auch sonst nichtes umb die Hand / als ihren Nelcken-Handel / es wächst auch allda sonst von Victualien nichtes sonderliches / ohne daß sie auß etlichen Bäumen eine sonderliche Art Meel samlen / aus welchem sie mit Vermischung ein wenig Reiß-Mehls brod backen .
Die Heyrahten werden zwischen den Eltern oder Freunden beschlossen / ohngeachtet / daß die Braut und der Bräutigamb einander nie gesehen noch
gesprochen / ehe sie bey einander gebracht werden . Der Mann nimbt so viel Frauen als ihm beliebet / auff welche er genaue auffsicht hat / weil diese art Leute von Natur sehr Argwöhnisch seyn . Aber das alles ohngeacht / weil die Frauen sehr geil und leichtsinnig seyn / wird der Mann offt unwissend betrogen / und zum Hornenträger gemacht .
Wan etwa eine Finsterniß an der Sonnen oder Mond einfället / seynd sie voller Angst und schrecken / stellen sich gar ungebärdig mit schreyen / singen und klingen auf den Becken / uñ vermeinen dadurch die Gestirn wieder zu besänfftigen / denn sie bilden ihnen anders nicht ein / als ihr König müsse alsdenn sterben . Wann aber die Finsterniß vorbey ist / ohne des Königes tode / denn seynd sie wieder lustig und guter Dinge / stellen der Sonnen oder Mond zu Ehren sonderliche freuden Festtage an / dabey sie tantzen und springen .
Die Molucker seyn in ihrer Religion Mahumetisten / sie beschneiden ihre Kinder mit einer sonderlichen Pracht ; Wein uñ starck Getränck ist ihnë durch das Gesetz des Mahomeths verboten / davon sie diese lächerliche Ursach erzehlen : Gott / sagen sie / sandte zu Mahometh alle Tage zwene Engel / die ihm zu außführung seines Gottes . Dienstes beystunden : Nu hat sich zu getragen / das Mahometh mit seinen Eugeln von einer sehr schönen Frauen auff ein banquet eingeladen worden / und da sie vom Wein überladen waren / hat diese Fraue ihn angeboten bey ihr zu schlaffen / mit dieser Condition / daß er ihr zu vor ein Gebet solte lehren / dadurch sie biß in den Himmel könte hinauff steigen / und wenn es ihr beliebete / wieder auff die Erde kommen ; darauff sey der accord geschlossen / und die vermengung geschehen . Hernach als durch krafft des Gebetes die Frau in den Himmel gekommen / sey sie also bald von Gott gekannt / welcher sie / wegen so thaner gepflogener Sünde / durch einen Engel bey den Haaren / auß dem Himmel / in eine sichere Grube / ohmweit Babilonien führen / und aldar auffhangen lassen / woselbst sie biß an den jüngsten Tag bleiben müsse .
Von dem Penekays-Geschlechtunter den S. Thomas Christen .
AN dem Gestad Coromandel , in dem Konigreich Narsinga / ist ein Ort gelegë / vor zeite Meliapor , jetzo S. Thomas genant / alda / uñ in selbiger gegend findet man viel Leute / welche ein dick Bein haben / von den knye an biß an
den Fuß / so dick als ein Elephants-Bein / die auch also auff die Weld geboren werden / und zwar mit gesunden Fleisch / daß es ihnen im gehen nicht hinderlich noch beschwerlich sey / sonsten seyn die andern Leibes Glieder wol proportionirt und zusammen gefüget . Die Einwohner berichten / daß diese dicke Beine / durch einen sonderlichen Fluch über sie herkommen / wegen der ermordung des H. Apostels Thomä / und solle auff folgende weise ergangen seyn : Nach dem S. Thomas lange zeit im Königreich Narsinga von Christo
gepredigt / und doch wenigaußgerichtet / ersuchte er einstë den König / daß er ihm einen Ort / eine kleine Capelle oder Hütten aufzusetzen vergönnen wolte / darinnen er sein Gebet verrichten / und sich auf halten könte / aber durch antrieb uñ verhinderung der Bramaner sey es ihm abgeschlagen worden . Worauff sich begeben / daß der Mund des / flusses vor der Haubstadt Meliapor durch einen grossen Baum verstopffet worden / das kein Schiff weder auß noch ein gehen kunt / und alle Handelung der Stadt gantzlich abgenommen . Der König habe zwar versuchet durch 300. Elephanten den Baum herauß zihen zu lassen / aber haben alle ihre Macht vergeblich daran gewandt . Die beschwerungen der Bramaner und Zauberer waren krafftloß /
und kunten nichts darbey thun ; darüber wurde der König sehr betrübet / und versprach grosse geschencke und Gnade / dem der da raht geben kunte / durch was Mittel der Baum auß den Wege gebracht werden könte . Als dieses der Apostel S. Thomas vernommen / sey er wieder zum Könige gegangen / und habe sich erboten / selbigen Baum alleine herauß zu bringen / begehren keine andere belohnung / als nur einen Platz zur Capellen / und denselbigen Baum zu dero selben auffbauung / wenn er ihn nu herauß gezogen hätte . Der König welcher diesen Vorschlag des Apostels vor einen spott hielte / sagte es ihm zu / daß er den Baum nach seinen Willen haben und gebrauchen solle / wie er begehret . Darauff habe S. Thomas seinen leib-Gürtel genommen / selbigen an den Baum fest angebunden / und ohn einige mühe auß den Wasser auffs Land gezogen / und vom Strande hinweg geschleppet mit grosser verwunderung der zuseher . Durch welches wunderwerck viel Indianer bewogen worden / den Christlichen Glauben anzunehmen / und sich von den Aposteln täuffen zu lassen . Allein die Bramaner da sie sahen daß ihre authorität hiedurch sehr vergeringert / und sie verächtlich gehalten würden / haben einem Feindseeligen haß und groll auff S. Thomas gefasset / und listige Rencke erdacht / wie sie den Apostel mögten aus dem wege räumen / endtlich etliche von den Heyden dazu erkaufft / daß sie ihn umbrächten / welches sie auch gethan / und den heiligen Mann in seiner Capelle als er kniend sein Gebet verrichtet / hinterwerts erstochen / sey auch daselbst begraben worden .
Dieser Mörder nachkommen / sollen die jenige seyn / welche mit einen dicken Bein / zum zeichen sonderlicher verfluchung / wie die Indianer sagen / auff die Weld gebohren werden .
Von den Madagascarn . DIe Insul Madagascar / davon die Einwohner ihren nahmen haben / ist dieselbige Insul / die auch von dem Mond ihren Nahmen hat . Die Portugiesen nennen sie S. Laurentii Insul / weil sie dieselbige auff S. Laurentii tag erst gefunden . Sie liegt im Zona torrida und erstreckt sich gegen Süden ein wenig durch den Tropicum Capricorni , an die lincke Seite nach Africa . Man hält sie für die grösseste Insul / so in der gantzen offenbaren See zu finden ist / ihre Länge ist auf 250. Meile / und die Breite auff achtzig teutsche Meile außgestrecket ; Es hat zwar die Insul sehr viel und hohe Felsen / aber da neben ein über alle masse fruchtbar Land . Auß den Felsen / welche alle von schönen weissen Marmor seyn / springen schöne klare Brunnen ;
auch am Ufer des Meers springt auß einer solchen weissen marmeln Kluft ein warmes Bad / dessen köstliches gesundes Wasser / so klar wie ein Christall .
Sonsten ist diese Insul auch mit notthürfftigen Holtz versehen und bewachsen / von allerhand sorten und farben / als Ebenholtz / und eine Art / so braun roht ist / fast wie Brasilienholtz / sehr hart / davon sie spiesse und Lantzen-Stiele machen ; Man findet auch daselbst sehr viel hohe Tamarinden-Bäume / auff welchen sich allerhand Meer-Katzen auffhalten .
Die Bäume von welchen das Gummi / Sanguis Draconis genant / außfleusst / sind alhie in grosser Menge und unzehlbar ; Man findet hier auch hin und wieder in den Büschen / daß stachelichte Alöe mit 6. grossen Blättern / auß welchen sie den Safft herauß zupressen / zu dürren / und an die außländer zu verkauffen wissen . Die Baumwolle wächst auch alhier und wird in zimblicher menge gesamblet und verkaufft . Es wird auch an etlichen Orten im Lande gut Saltz gegraben / wie auch guter Salpeter . Man findet an etlichen Orten des Strandes grosse stücke Ambra / so die See außwirfft . Es sollen auch im selbi-
gen Lande Silber- und Gold-Mienen seyn / womit aber die Einwohner nicht umb zugehen wissen . Sonsten seyn die Einwohner alle gar schwartze wol proportionirte Leute / starck von Leibe ; Sie gehen alle Nackend / nur daß sie die Scham bedecken . Die Männer haben eine bunte gestreifte Binde auß Baumwolle gewircket / die tragen sie des Tages gedoppelt umb die Hüffte gebunden / und lassen die beyden Ende eines fornen / das ander hinten / biß fast auff die Knie und kniekehle hinunter hangen ; Sie tragen auch nebst dieser Binde unter den Nabel umb den Leib her eine grosse Schnur von allerhand gefärbeten steinern Knöpflein wie Corallen / wie auch etliche Schnüre umb den Halß / und Arme / über den Ellenbogen / und umb die Beine unter den Knien . In den Ohren-Läplein tragen sie Messinge / Kupferne oder zinnerne Ringe / wie auch an den Armen oben der Hand / und an den Beinen umb die Enkel . Die Weiber gehen den Männern fastgleich gekleidet / nur daß sie ihre Brust und Rücken mit einen kurtzen Leibchen bedecken / daß die Arme bloß bleiben / und ihre Leib-Binde lassen sie etwas breiter / wie einen kurtzen Rock biß auff die Knie herunter hangen . Ihr Angesichte bestreichen sie zur Zierde mit einem sonderlichen weissen Gummi .
Der König wird durch 2. kupfferne Hörner / von seinen edeln und gemeinen Volck unterschieden / selbige seyn ohngefehr eine halbe Elle lang / an beiden enden mit einen quast behangen / und an eine Mütze / die wie ein Bischoffs-Mütze gestalt / fest angehefftet . Seine unterthanen erweisen ihm grossen Gehorsam und darff niemand in seiner gegenwart keck oder frey reden .
Die Männer seyn in der Fischerey und Jagt wol exercirt / wie auch die Fischerey und Viehzucht ihre beste Nahrung ist / als darin ihre grössester Reichthumb und Herrlichkeit bestehet / denn wer viel Vieh hat / der ist bey ihm reich und fürnehm .
Die Frawen nehmen die Häußliche Arbeit in acht / pflantzen / säen / und meyhen den Reiß / und andere Früchte / geben acht auff das Vieh / spinnen und weben das kattune Leinwand ; Seyn ihren Männern gar getrew / und ihre Rahtgeber . Kein Mann hat weiniger als zwey Weiber / sonst nimbt einer so viel Weiber als ihm beliebet / und eins jedwede hat er in einem absonderlichen Hause oder Hütten / unter welchen die Elteste den Vorzuch hat / und nimbt der Mann nichts vor im kauffen und verkauffen / es muß dann des Weibes raht und wille mit dabey seyn . Sie kauffen ihre Weiber umb Vieh von den Vätern / oder umb eine gewisse Zahl Lantzen oder wurff Spiesse . Hu-
rerey wird bey ihnen am Leben gestrafet . Es ist wenig Argwohn unter den Eheleuten / sie gehen zu und unter einander auff guten Glauben / auch sonder betrug und Argelist / sie leben fromb und einfältig in ihren Geselschaften / trauen aber frembder nation Völcker nicht so wol . Dahero / als die Holländer zu erst zu diesen Leuten in ein Dorff kamen / sie ihre Weiber allesambt zum Lande hinein weit weggeführet haben / biß daß dieselbe mit ihren Schiffen wiederabgesegelt waren .
Das Zinnen halten sie über alles Metall in sehr grossen Würden ( sollen vor diesem umb einen zinnern Löffel einen Ochsen gegeben haben ) und so man ihnen an dessen statt Silber praesentirt , beissen sie darein / und nach dem sie desselben Wesen härter befinden / verwerffen sie es als untüchtig und achtens nichts wehrt .
Wann jemand unter ihnen ein Vieh geschlachtet hat / und mit den seinigë allein nicht verzehrë kan / so kom̃en die Nachbarn und holen ein jeder ein stück davon / mit der Condition , daß wann dieselbe auch ihr Vieh schlachten / ihm ein gleiches Stücke wieder sollen zukommen lassen .
Es ist kein Volck unter der Sonnen so betrieglich / arglistig und verlogen / als die Madagascare ; Rachgier und Verrähterey werden bey ihnen vor zwey Haubt-Tugendë gehalten . Die so verzeihen und mitleidig sich beweisen / werden bey ihnen vor kleinmütige Leute gehalten .
Ihre Wohnungen seyn lauber Hütten / auff Pfäle auffgerichtet / vier oder fünff Füsse hoch über die Erde erhoben / weil sie sonst von den gifftigen Thiren / welche daselbsten häuffig gefunden werden / sehr geplaget werden . Diese Wohnungen werden bey Nacht mit grossen geräusch und tumult von den Nachbahren eingeweihet / und den Haußherrn glück darein gewünschet .
Die Begräbnissen der Könige werden auff ihre Manier zierlich außgeputzet . Die Leiche wird in einen außgeholten Baum gelegt / welcher mit einen andern bedeckt ist / uñ also in die Erde gesetzet wird . Ein jedes Grab ist mit einer Matte überdecket / und darüber ein Hüttlein gebauet / ohnweit von Grabe stehen weite Hörner mit Wasser gefüllet . Was die Ursach dieser Zurüstung / und bedeutung des Wassers sey / hat man niemahls erförschen können / nur baten sie / daß die Hollander sothane Begräbnissen in ihren wesen ohnversehret lassen wolten .
Eine gräuliche und unerhörte That wird bey ihnen verübet : Nehmlich / daß sie alles Menschliche mitleiden und natürliche Liebe so gar hindan setzen / und ihre jung gebohrne Kinder / auff befehl und andeutung ihres Götzen-Dieners / ferne von ihren Dorffern unter eine
Dorn-Hecken in einem Gebüsche nieder legen / und also in die Gnade des Gewitters uñ der Winde / der Hunde und wilden Thiere übergeben / da diese arme Würmlein von aller menschlichen Hülfe verlassen / endlich nach langen Geheul und Geschrey von Hunger und Durst elendiglich verschmachten / oder von wilden Thiren grimmiglich zerrissen werden . Die Rede des Götzen-Priesters gründet sich auf ungewisse uñ teuflische Mutmassungen / vor gewiß vorgebend / daß dis Kind in einer unglücklichë stunde sey geboren / dahero von demselbigen nichts als Unglück zu erwarten sey .
Diese Heiden seyn erschreckliche Götzen-Diener / darinë sie täglich durch ihre Priester gesterckt werden / sie beten meist alle den Teufel an / welchë sie auch in grausamer abscheulicher Gestalt mit ihren opferen uñ anbeten täglich verehren / daß sie ihn zum freund behalten / uñ nit von ihm beschädigt werden mögen .
Sie lassen auch ihre Kinder in gegenwart vieles Volcks offentlich beschneiden / mit wunderlichen sonderbaren Ceremonien / uff einen grossen Platz vor ihrer Pagodden oder Kirchen .
Ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh / ihren Handel treiben sie mit Ambra , Alöe , Helffenbein und Sandelholtz / welches sie gegen andere waaren / als Corallen uñ andere geringschätzige Lumpereyen vertauschen .
Von den Patanern oder Malaysern und Caffreern . DIe Cüste Malays / sonst auch Malacca genand / ist das eussersie Land / so von den Meerbusen / welchen Siam und Cambodia machen / nacher Süden abgehet / biß fast zur AEquinoctial linie / und henget als eine Peninsula am festen Lande / ist reich von allerhand Edelgestein uñ Erdgewächsen ; die Portugiesen haben im Jahr Christi 1511 . es zu erst auffgesuchet / uñ sich dahin zu wohnen begeben / das Erdreich besser zu gebrauchen / uñ stärcker Handelung zu treiben angefangen / sie haben auch in der Stadt Malacca / welche Albukerk in obgedachten Jahr eingenommen / lange Zeit eine Vestung / ein Jesuiter Collegium / und andere Müncheklöster gehabt / und noch jetzt . Es residirt auch daselbst ein Bischoff / welcher von den Ertz-Bischoff zu Goa dahin verordnet ist . Die Stad Malacca liegt am strande gegen der Insul Sumatra an einer Revir am Hügel / ist mit einer starcken steinernen Mauer / Bolwerck und Rundel umgeben / ist trefflich reich . Am Süder Strande liegt die Stadt Jor / uñ auff der Osten Seite am Strande die Stadt Patane / ein gewerbsahme Stad / dahin jetzo nicht allein die Portugie sen / sondern auch Holländer und Engeländer handeln / so wol auch die Armenier und Türcken / und werden die Waaren voll allen umbliegenden Ländern dahin gebracht .
Die Einwohner seyn wol proportionirt von Leib / aschfarbig von Angesicht oder fast schwartz ; ihre kleidung ist nicht sogar köstlich / seyn nur mit einen kattunen Rock über die Hüffte biß zu den Kniekehlen hangend bekleidet / sonsten gehen sie gantz nackend und bloß / das Haubt bedecken sie mit einer Mütze / fast auff Art eines Türckischen oder Indianischen Bundes .
Sie seyn von Hertzen hoffärtig und lassen ihnen sehr viel düncken / welches auch auß ihren Gang zu sehen ist / doch dabey sehr gesprächsam / leutseelig
und höflich gegen Jederman / und sonderlich gegen die Außländer / die sie gerne vertragen / und auch offt bitten sollen / daß sie die erste Nacht in der Hochzeit bey ihren Bräuten schlaffen / und ihnen die Jungferschafft benehmen sollen .
Sie gebrauchen auch das Betele / wie auch Opium / sonderlich wenn sie wollen in Krieg / und an den Feind oder Marter gehen / denn sie dösicht und wie halb truncken darvon werden .
Die Malaysische Sprache ist gar eine absonderliche sprache / welche wenig
gemeinschafft mit der andern Länder Sprachen hat / sie fält gar Lieblich und Zierlich / und hält man dieselbe für die beste und reineste in gantz Indien .
Sonsten seyn die Leute dieser Orten von Natur träg und faul / die sich nirgends anders womit ernehren / als mit Landwerck und der Fischerey / dabey sie ihr Leben sauberlich erhalten . Ihr Getränck ist Wasser / denn sie zu keinen Dinge mehren Eckel und Wiederwillen haben als zu starcken Geträncke .
Die Pataner seyn sehr geneiget zu Fleischlichen Wollüsten / nemen gemeiniglich zwey / drey oder mehr Weiber / und dabey so viel Concubinë als sie ernehrë köñen ; über diese Frauen seyn sie sehr Argwöhnisch / also / daß sie ihren besten Freunden nicht sollen zu lassen ihre Weiber und Töchter zusehen .
Ehebruch wird bey ihnen mit den Todt gestraffet / und muß der Vater oder nehester Blutsverwandte die execution verrichten / doch stehtes den Ubelthäter frey / daß er eine Art zu sterben mag erwehlen / welche ihm am besten düncket . Ob nun wol der Ehebruch so ernstlich bestraffet wird / jedoch gehet bey ihm nicht mehrers im Schwange / als eben dieß Laster ; Die Ursach wird der grossen Geilheit und Unkeuschheit der Weiber zu geschrieben / die auch Tag und Nacht nicht anders suchen und überlegen / als mit gemach in ihren Wollüsten zu baden . Hurerey die zwischen zwey unehelichen Personen geschicht / wird für keine Sünde oder straffwürdige Sache gerechnet .
Die exercitia militaria oder übungen in krieges-Sachen und Waffen sind bey ihnen nicht bräuchlich / dahero sie schlechte krieges Leute abgeben . Ihre Waffen seyn Spiesse / Schwerdte und lange Schilde . Ihre meiste krieges Macht bestehet in Elephanten / auff welche sie sich sehr verlassen .
In ihrer Religion folgen sie der Lehre des Mahomeths / welche sie auch eifrigst suchen zu erhalten .
Die Caffreer seyn ein Geschlechte der Mooren / so da wohnen an der festen Süd-Cüste in Africa / ohnweit der starcken Festung der Portugisen Monsambique genant . Sie seyn ins gemein Pechschwartzer farbe / haben ein sehr gekrültes Haar auff den Haubte / platte breite und stumpfe Nasen / grosse dicke Leffzen / die etliche durchboren / umb zum Zierraht / wie sie meinen / ein weisses Beinlein darein zu stecken . Die Frauen haben sehr lange außgestreckte Brüste / welche gleich als Säcke weit auff den Bauch nieder hangen / also daß sie dieselbe ihren Kindern / die sie gemeineglich auff den Rücken tragen / gemächlich zu reichen können . In dieser ihrer ungestalten und scheußlichen Gestalt tragen sie noch grosse belüstigung und sein gar
Hoffertig damit / achten sich selbst vor die schönsten unter allen Menschen / und lachen die weiß gestaltete als Mißgeburt auß .
Sie gehen mehrentheils gantz nackend / außerhalb die mit den Portugiesen einigen Handel treiben / alwo die Frauen ihre Scham mit einem kattaunen Leinwad bedecken .
Das Jagen der wilden Thiere ist ihre tägliche übung / und seyn darinnen wol erfahren . Ein jedes Dorff hat seinen eigenen König / dem sie ihren unterthänigen Gehorsam erweisen .
Sie führen untereinander grausame langwierige Kriege / und welche sie von ihrem Feind lebendig gefangen bekommen / werden zu Sclaven gemacht und verkaufft . Welche aber im Kriege oder Streit geschlagen werden / denen schneiden sie die Männliche-Glieder ab / und wer die meisten seinem Könige präsentirt / derselbe wird vor den großmächtigsten / und tapffersten Held gehalten und gepriesen . Diese Männliche-Glieder werden alsdann nebst andern geschencken wiederumb so thanen mannhafften Ritter von Könige geschoncken / welcher sie mit grosser Reverentz wieder annimbt / und in ein Schnürlein reiget / und seiner Frauen oder Braut einhändiget / welche damit ihren Halß außzieret / und lassen sich düncken / daß sie damit / viel besser und köstlicher / als mit Perlen und gülden Ketten versehen und gezieret seyn .
Sie wissen sich in ihre Sclaverey oder Dienstbarkeit gar wol zu schicken / und gedüldig zubezeigen / sagend / daß solches ihr Planet so mit bringe / und daß ihre Freunde dasselbe unrecht wol werden rächen / und mit solcher Hoffnung trösten sie sich selber .
In ihrem Gottes-Dienst leben sie mehrentheils als das Vieh oder wilde Menschen / wie sie auch seyn / dann sie wissen von keinen Gott / Abgott / oder Gottes-Dienst zu sprechen ; Wiewohl einige wenige Christen / und viel Mahumetisten unter ihnen gefundë werden
Unter dieser Art Volcks findet man auch / die vor dem Menschen-Fleisch zu essen gar keinen Abscheu haben / sondern dasselbe / so wol / als die Brasilianer / vor eine delicate Speise achten / darum sie auch ihre überwundene Feinde gemeiniglich tödten / in Stücken zuhawen / braten und fressen / und also ihre unsinnige Lüsten büssen .
Ihr Handel besteht in Gold / Elfenbein / und anderen Dingen / welche sie gegen Cattaun-Leinwad und andere geringe liederliche Dinge mit den Portugiesen vertauschen .
Von den Hottentotten . IN den Africanischen Vorgebirge oder dem eussersten Lande / so sich von Africa in die See nacher Süden erstrecket / welches der König in Portugal Johannes . 2. Anno 1495 . Cabo de bona Esperanza , das Haubt oder Anfang guter Hoffnung geneñet / wird ein wüstes wildes Volck gefunden / welches die Holländer Hottentotten heißen / darum das ihre Sprache gar keine Gleichniß oder gemeinschafft mit einiger Menschlicher Sprache scheinet
zu haben / sondern gleichet viel eher dem gelaut der wilden Vögel / in dem sie alle ihre Worte durch die Kehle mit einem frembden Thon und Gelaut auffholen .
Es ist ein wildes / rauhes / schwartzes ungestaltes und bestialisches Volck / geschlang und scheußlich von Leibe . Das Kopf-Haar / Nasen und Lippen seyn nicht nach der Moren Art / sondern die Haare seyn streiff / wild und klatterich / im Gesicht seyn sie geschrumpen und grausam anzusehen / die Weiber zieren ihre Arme und Beine mit eisernen / kupfernen / messingen oder zinnernen Ringen / welche sie von den Europäern vor Vieh tauschen . Sie gehen gantz Nackend / die Frauen so wohl als die Männer / nur allein daß sie mit einem kleinen
dreyeckten Lappen / von Löwen oder andern rauchen Thiren-Felle / beyderseits ihre Scham bedecken / welches Läplein hinten am Rücken umb die Hüffte mit einen Bande fest gemachet wird . Sie schneiden sich im Gesicht / an Armen und Beinen viel närrische Narben und Zeichen / und meinen dadurch besser gezieret zu werden .
Den Knaben wird in der Jugend der lincke Stein abgeschnitten / den Weibern seynd zum Zieraht an gewissen Orten kurtze beyhangende Riemen geschnitten / auß was Ursachen beydes geschehe / hat man nicht erfahren können .
Sie beschmiren ihren schwartzen zerhacketen und zerkerbten Leichnamb über und über mit Fischthran / daß sie davon gläntzen / und geben einen solchen starcken Geruch von sich / daß man sie / ehe man sie siehet / eine gute Zeit vorher riechen kan . Und wann sie ohngefehr in der Europäische Schiffe kommen köñen / verfügen sie sich alsobald bey des koches Leffel / und beschmieren sich mit den Fett und Schwartzen von den Kessel / über ihren gantzen Leib / und meinen alsdenn daß sie recht schön außgeputzet seyn .
Sie versamlen sich zu gewissen Zeiten des Jahrs ohngefehr bey Cabo de bona Esperance , und lagern sich daselbst mit grossen Troppen / umb ihr Vieh an die Nieder-Länder zu verhandeln . Dann all ihr Reichthum besteht in grossen und kleinen Vieh / und wer das meiste desselben hat / trägt auch zum Zeichen das schmutzigste Fell umb den Leib .
Die so am Wasser wohnen / leben gar Armseelig / haben keine Schiffe noch Bohte / und ernehren sich von Kräutern / Wurtzeln und Fischen / sonderlich von den todten Wallfischen / so durch Sturm ans Land geworffen werden / die seyn ihre besten Speisen .
Die aber so weiter im Lande wohnen / und sich Solthaniman nennen / leben etwas besser als die Wasser-Männer / sie bauen zwar das Land nicht / welches doch gar Herrlich und Fruchtbar / und allerhand gewächse an Erd- und Baum-Früchten giebt . Sie haben gar schöne Vieh-zucht an Rindern / Schafen und Ziegen ; Die Schafe seyn über die Masse groß / und seltzam Gestalt / haben grosse hangende Ohren / und einen dicken fetten Schwantz von 15. in 20. Pfund schwer . Sie haben nicht krause Wolle / wie unsere Schaffe / sondern lange schlechte Haare .
Ihre Ochsen und Kühe schlachten sie nicht / sondern lassen sie durch Kranckheit von ihnen selbst sterben / kochens auch nicht / sondern fressens so roh auff ; so bald eines von ihrem Vieh gestorbë / und noch warm ist / hawen sie dasselbe
auff / nehmen das Eingeweide und die Därme herauß / schneidens in Stücke / und fressens also roh und warm aus der Hand / ungeachtet es von dem Unflaht nicht gesäubert / sondern das gröbeste nur außgeschüttet ist / womit sich etliche unter dem Angesicht beschmieren / und scheinet daß ihnen diese Würste sonderliche lecker Bißlein seyn / weil sie dieselbe so begierich einschlingen .
Ihr Getränck ist Wasser oder Milch von ihren Vieh . Sie trincken auch sehr gerne Brandte-Wein / Spannischen Wein oder ander starckes Geträncke / wie auch Toback ; Doch können sie ungewohnheit halber nicht viel vertragen / und werden von einen wenigen sat / und gantz truncken / und stellen sich alsdenn mit schreyen / tantzen und springen sehr ungeberdig an / welches kurtzweilich und wunderlich an zusehen ist .
Ihre wilde Art zu leben wollen sie gar nicht verlassen / wie auß nachfolgender begebenheit zu ersehen ; Auß Befehl der Ost-Indischen Compagnie / hat man einen von diesen Leuten nacher Batavia mit genommen / und denselben auf Holländisch gekleidet / umb zusehen / ob er besser manieren annehmen wolte ; Als aber derselbe / nach verlauff einiger Jahren / wiederumb nach dieser Cabo übergeführet würde / blieb er einige Zeit am Gestade / doch endlich verwarff er den hollandischen Habit / und verfügete sich / mit seinen Schmutzigten Fell umbhangen / nach seiner eigenen landes Art / worauß erschien / das ihm sothane lebens Art am besten gefallen müste .
Sie seyn über die masse schnell im Lauffen / daß sie nicht leichtlich erholet werden können / solches die Holländer wol erfahren / zu der Zeit / da sie Krieg wieder dieselbe führeten / denn wie viel mühe und List sie auch anwendeten / haben sie doch dieselbe nie ertappen können . Der Streit entstunde daher / weil die Holländer ohnweit der Cüste / ihre Säe-Länder zu weit außstrecketen / und dadurch an ihrer Viehe-Weide sie verkürtzeten .
In ihren Heyrahten und Freyen haben sie diesen gebrauch : Wer eine Frau begehret / spricht die Eltern der Braut darumb an / und wann dieselbe in die Ehre willigen / ist die Tochter gehalten selbige Person zu ihren Bräutigamb und Mann anzunehmen . Worauff sie dem Bräutigam / an stat einer güldenen Ketten / einen fetten Kuh-Darm um den Halß wirfft / welchen er so lange tragen muß / biß er zerschlissen von ihm selber abfällt . Welches bey ihnen so viel als die Copulation und befästigung der Ehe ist .
Sie leben und wohnen in kleinen Laub-Hütten / darin sie als das Vieh durcheinander liegen / wann sie sitzen gehen / setzen sie sich auff die Hacken ; Sie
wissen weder von Gott noch den Teuffel . Man mercket auch bey ihnen nicht ein einiges Zeichen einiges Gottes-Dienstes / sondern leben und sterben wie das Vieh . Sie fürchten sich auch für nichts / als allein für ihre grausame und schädliche Nachbarn / die grossen Löwen / so allhier in grosser Anzahl sind / vor derer einfall machen sie des Nachts grosse Fewer um ihr Lager herum . Sie lassen sich nicht viel an der See und Hafen sehen . Wann sie mercken das Frembde da gekommen seyn / bringen sie ihr Vieh dahin / welches sie umb Messer / Kupfer / Beile und Eisen vertauschen / dann das Eisen halten sie vor den höchsten wehrt . Sie verhandeln auch Straußen-Federn / Parden / Luchse und Tyger-Häute / und nehmen dargegen schlechte Sachen / als Glaß / Corallen / Spiegel / Nägel / Messer / Hämmer und dergleichen .
Ihre verstorbene werden sitzend / mutternacket / ohne einige eusserliche Leichbegängnisse / in eine tieffe Gruben oder Pfütze gesetzet / und darnach oben über das Haubt mit Erden zugedecket / und damit sie von den wilden Thieren nicht wieder herauß gekratzet und zerrissen werden mögen / tragen und legen sie grosse Steinhauffen über das Grab zusammen .
Von den Mohrenin Angola . DIe Einwohner in Angola seyn vormahls dem Könige Congo unterthan gewesen / aber vor einigen Jahren durch einen besondern Gubernatorn / auß dessen Regierung und gehorsamkeit entzogë / jedoch so gar nicht / dann sie ihn Jährlichs noch einige präsenten und Geschencke zum Zeichen der Freundschafft senden .
Sie gehen gantz Nacket / nur daß die Frauen so wol als die Männer ihre Scham mit einem Tuch bedecken ; Sie zieren ihre Hälse und Arme mit gläsern Corallen / sonst gebrauchen sie keinen Zieraht an ihren Leibe . Sie seyn nach Art aller Moren sehr hoffertig mit ihrer schwartzen Haut / und lassen sich bedüncken / daß sie viel schöner und herrlicher seyn als die weissen Menschen . Ihre grösseste Schöne bestehet / ihrer Meinung nach / in ihren platten Näsen / dicken aufgeschwollenen Lippen / und weissen Zähnen .
Man findet unter ihnen sehr starcke Leute / also / daß einer eins mals ein faß Wein von 325. Pfunden auff seinen Armen tragen köñen . Sie haben ein reiches Bergwerck von Kupfer uñ andern Metallen ; An lebens Mitteln mangelt ihnen nichts / so wol an Vieh / als Erd- und Baum-Früchten . Die Kühe haben sie in grosser Menge / doch schmecket ihnen das Hunde-Fleisch viel besser / als einig ander Fleisch / welches sie auch deßwegen desto theuer kauffen und verkauffen .
Der Menschen-Handel ist hier in vollen Schwange / in dem sie ihre überwundene Feinde oder Sclaven / ja auch wol von ihrem eigenen Geschlecht / alte und junge / in grosser Menge an andere Nationen verkaussen / welche her nach in andere Länder verführet / und zu kauffe hingestellet werden . Fürnemblich / aber werden sie in West-India gebraucht auff den Zucker-Mühlen / zum Ackerbau / zum pflantzen / säen und meyen und anderer Arbeit / zu Nutz und vorthiel ihrer Herren .
So bäld einer unter ihnen mit Todte
abgangen / kommen die nähesten Nachbaren in das Hauß des verstorbenen beysammen / und machen ein wunderseltzame Melodieund Gethön / mit Gesang und andern Instrumenten / darnach bestatten sie den Leichnamb zur Erden .
An statt der Müntze oder Geldes gebrauchen sie kleine Schulpë oder Hörnlein / welche sie weit höher als Silber und Gold ästimiren . Ihre Wohnungen seyn klein und gar niedrig / dariñen sie mit Weib und Kinder haußhalten / und vor Hitze uñ Regen sich verbergen .
Die Männer / ob sie gleich vielerley Gewehr / als Spiesse / Schwerte / Schilde sc. habë / seyn doch gar keine Soldaten sondern gute Fischer / lauffen mit ihren Kahnë uñ Achen den Morgens frühe in See / uñ bringen zum Zeiten über flüssig
vielerley Fische mit / immittelst sind die franens Personen geschäfftig mit den Ackerbau und der häußlichen Arbeit .
Die Männer nehmen hier so viel Frauen als sie begehren / welches die Ursach ist / das ihr Land so Volckreich ist / und so viel Sclaven herauß gibt . Die Frauen / wann sie in gebehrens Nöhten seyn / schämen sich gar nicht / und laufft jederman / jung und alt / Männer und jungen hinzu . So bald nu die Frau geboren hat / gehet sie nach den Strom / umb sich nebst ihren jung gebohrnen Kinde rein zu waschen / und kehren dan in selbiger Stunde so fort wieder an ihre gewöhnliche Arbeit .
So lange das Kind noch keine Zähne hat / enthält sich die Mutter aus einer wunderlichen einbildung der Männlichen Beywohnung / denn sie glauben festiglich / daß / so fern die fleischliche Vermischung vor der Zeit geschehe / das Kind alsobald plötzlich müsse sterben .
Ihre schreyende Kinder zu stillen / haben sie eine sonderliche Manier : Sie nehmen Wasser / und besprengen mit vollen Händen die Kinder damit ins Angesicht / und daß so lange / biß sie aufhören zu weinen . Welche manier / bey uns eher eine Ursach die Kinder zu weinen zu bewegen / als zu stillen / seyn solte .
Ihre Religion betreffend / so werden bey diesen Moren die jungen Kinder fast auff Türckische weise beschnitten / wiewol sonsten mehrentheils alle Moren von allen Gottes-Dienst gantz frembd zu seyn scheinen . Etliche unter ihnen beten die Sonnen an / als den Mann und grössesten / und den Mond / als die Frau und den andern Gott ; Dazu halten sie sonderliche Festtage ; die sie der Sonnen zugeeigenet haben / fangen sie gar frühe an / ehe die Sonne ihren Horizon erreichet / und alsdann heissen sie dieselbe bey ihren Auffgang mit grossen Jauchtzen und seltzamen geberden willkommen . Die Festtage des Monden / werden mit nicht geringer heiliger Einbildung gefeyret / welches des Nachtes geschicht / wann der Mond weiß ist / dessen schein alsdann von den alten und jungen mit verlangen erwartet wird .
Man findet auch unter ihnen / die eine gewisse Art Drachen / so groß als einen Wider / mit opferen und sonst göttlich Verehren . Andere erweisen einigen Bergen / Bäumen / pflantzen / und thieren göttliche Ehre / oder beten an das jenige / welches sie am meisten lieben / oder dafür sie sich am meistin fürchten .
Das Kauffen und Verkauffen / oder den Handel dieser Leute / so bey den Christen ins werck gesetzet / und im Gebrauch ist / wird bey vielen als ein unerlaubte Sache verachtet und gethadelt ; Allein die Menschen-Handler behelfë sich mit diesem außflucht / nemlich / daß diese Leu-
te / in dem sie mit den Christen Conversiren / dadurch zu dem wahren erkäntniß Gottes gebracht werden . Aber wenn man die Sache recht beym Liecht besiehet / wird man befinden daß sie wenig Sorge / vor die erhaltung ihrer Seeltragen / sondern nur allein auff den grossen Gewin und Nutzen / den sie von diesen Menschen-Corpern haben / sehen .
Von den Moren in Cabo Verde . DIeses Moren Geschlech ist wol proportionirt starck von Leibe / gehen mehrentheils / sonderlich das gemeine Volck / gantz nakend / ohn einige Kleidung ; Aber die unter ihnen von einigen Stad seyn / und darumb über andere excelliren / seyn mit einen langen kattaunen Kleide / in Gestalt eines Frauen Hembdes / mit durchgehendë bunten Streiffen / umbhangen . Das Haubt decken sie mit einer Mützen ; Die Hälse zieren sie mit Ketten / so von Zähnen der See-Pferde / und gläsernen Corallen / artig durcheinander eingeriegen / gemachet seyn ; An ihren Armen und Beinen / haben sie viel viereckete lederne Beutel hangen ; Was sie aber darinnen tragen / hat man bißhero noch nicht erfahren können .
Dieses Volck ist über alle andere Sorten der Moren klug und fürsichtig / doch etwas diebischer Art / beweisen in ihrer Conversation ein Civiler Leben / als man von sothanen Leuten nicht solte erwarten . Ihre Nahrung und unterhalt suchen sie im Ackerbau / welchen sie embsich in acht nehmen / und sonderlich den Reiß und andere Erd-Früchte zu säen und zu pflantzen . Etlicher weniger Reichthumb bestehet im Vieh welches sie gar sorgfältig verpflegen . In der Fischerey seyn sie wol erfahren / ob sie gleich die dazu gehörige Gerähtschaften nicht haben .
Uber ihre eigene Land-Sprache / reden einige etwas Frantzösch / Portugiesisch und Nieder-Ländisch / nach dem sie mit verschiedener nation Völckeren ihren Handel treiben . Jedoch ist es ein Zeichen einer sonderbaren Leersamkeit / die ihnen von Natur eingepflantzet ist / denn selbige bey anderen so leicht nicht gefunden wird .
Ihr Gewehr bestehet in Schichten / Wurff-Eisen / Spiessen und Schwerdten / und darumb wird das Eisen über alle Metallen von ihnen sehr begehret / und im hohen ästim und Wehrt gehalten .
Die Männer seyn sehr geneiget zu Fleischlichen-Wollüsten / und nehmen darumb so viel Weiber als sie begehren . Die Weiber schlagen auch nicht schlim bey / die meistentheils auch selten mit ih-
ren Männern zu frieden seyn / und vor allen andern mögen sie die Frembdlinge sehr wol leiden .
In ihren Gottes-Dienst bezeigen sie / daß sie gar kleine / oder je keine Erkäntniß Gottes habë / die Beschneidung der jungen Kinder wird mit sonderlichen Ceremonien bey ihnen verrichtet und behalten .
Ihr Handel / den sie mit den Europäern führen / bestehet mehrentheils in Häuten / Elffenbein / Ambra sc .
Von den Einwohnern in Guinea .
DIe Landsassen in Guinea seyn grosser Statur wol proportionirt und gestalt von Angesicht / und Pechschwartz an farbe . Ihre Haut ist auf eine frembde Manier geprickelt und mit Farben angestrichen . Die Frauen bedecken ihre Scham mit einë auß Bast von Bäumen gemachter Matten / so von den Lenden biß an die Knie niderhängt ;
Etliche unter ihnen gebrauchen dazu Affen-Felle ; die Beine seyn mit kupfernen und zinnernen Ringen umbgeben . Das Haar der Männer ist auff eine sonderliche weise / wie die beygehende Figur ausweiset / geschoren .
Ihr Gewehr sind Pfeile / Bogen / und breite Messer / diese Messer hangen sie forne auff den Bauch / zwischen einen Riemen von einer Büffels-Haut .
Ihre Wohnungen seyn ins runde von Reht auffgebauet / und mit Palm-Blättern oben dichte zugeflochten .
An statt eines Eides / und zu Befestigung der Freundschafft / lassen sie einige Tropfen Wassers in die Augen fallen ; Dan als die Nieder-Länder zu erst diese Cüste mit ihren Schiffen eröffneten / dürfften die Einwohner nicht ans Ufer kommen / ehe und bevor dieselbe die Finger in die See steckten / und 3. mahl die Tropffen Wassers in die Augen liessen trüpffen . Sie seyn ins gemein gute Schwimmer und Fischer .
In ihren essen gebrauchen die Männer eine sonderbare Gravität / denn sie leyden nicht / daß die Frauen zugleich mit ihnen ihre Speise geniessen / sondern müssen / so lange die Mahlzeit dauret / zu dienste stehen .
Der Gold-Handel wird unter diesen Moren selbst auf eine absonderliche weise getrieben / so daß die jenige / die mit einander handeln / sich nie zu sehen bekommen ; Dann ein jeder bringt seine Waaren auff einen besondern Platz / und lassen sie alda stehen / biß daß die andern kommen / und legen dagegen so viel Goldes als ihnen düncket mit dem Wehrt über ein zukommen ; Da ihnen nu der Preiß anstehet / wird es weggenommen / wo nicht / wird endlich durch zu thun und beylegen / mehrerer quantität / der Ackord getroffen ; Und solches geschicht / ohne daß ein oder ander Theil etwas von seinen Waaren solte verlieren / oder ihm eutfrembdet werden .
Wann jemand verstirbet / treiben sie grosse Ungeberden / so vier oder fünff Tage währet / in zwischen vergessen sie nit sich toll uñ voll zu sauffen in Palm-Wein / oder andern Geträncken . Darnach / wird die Leiche mit pfeiffen und trommeln zum Grabe gebracht / und setzen am Ende zu seinen Haubte einen Topff mit Wein oder Wasser / auff daß er Durstes halber nicht vergehen solle .
Viele unter diesen Heyden beten den Teufel an / darumb wie sie lagen / weil Gott ihnen nimmermehr böses thue / aber der Teufel alle Tage .
Von den Brasilianern . BRasilien / davon dieß Volck ihren Nahmen hat / ist an der festen Cüste von America oder West-Indien gelegen . Die Einwohner seyn von Leibe und Gliedern unserer Landes Art nicht ungleich / nicht gar schwartz / sondern wegen der Sonnen Hitze braunfärbig . Die Männer / Frauen und Kinder gehen ohne einige Schamhaftigkeit meistentheils gantz nackendt / außerhalb
des Könige Geschlechte sie mit Vogel-Federn / oder Bäume-Blätteren mitten umb den Leib bedecken / und das Haubt außzieren / wie in der neben stehende Figur zu sehen ist . Zur zierde des Halses gebrauchen sie eine Schnur von außgeschliffenen weissen Beinlein . Den jungen Kindern durchboren sie die Leffzen und Wangen / und füllen die stette wider mit grünen Steinlein / und vermeinen damit ihre Schönheit zu vermehren . Allein die Frauen haben nur die Ohren durchbohret / darin sie etwas zur Zierde lassen abhangen . Die Nasen
drücken sie ihnen in ihrer jugend gantz plat / und haltens vor eine sonderliche Schönheit .
Ihre Wohnungen seyn sehr groß / mit Palmen-Blätter vor den Regen bedecket / darinnen sich verschiedene Familien auffhalten . In jeden Hause hat der Älteste das oberste Wort / derselbe befiehlet alle Morgen frühe was vor Werck ein jeder selbigen Tag soll in acht haben und verrichten / welchem Befehl sie alle embsiglich nachkommen .
Bey den überfluß ihrer Früchten seyn sie nicht sparsam / bewahren auch
nichts auff eine schlimmere Zeit oder Mißgewächse / sondern greiffen alles reichlich an ; dahingegen können sie auch zur Zeit des Mangels den Hunger und Durst wunderlich ertragen . Sie bereiten auß einer sonderlichen Art Wurtzeln ein fein weisses Mehl / davon sie ihr Brod haben . Von dem Maiz oder Indianischen Weitzen bereiten sie ihr Geträncke / welches die Weiber durch klopfen und querlen zur Geerung bringen / und je älter die Weiber seyn / die dieses Getränck zubereitet haben / je angenehmer und leckerer es von ihnen geachtet wird .
Die Brasilianer halten mit ihren Nachbaren verschiedene Sauff-Feste / die zum zeiten drey oder vier Tage daurë / oder so lange biß daß der Tranck consumiret ist / unter einander seyn sie sehr frölich / singen / springen und vermahnen ein ander zur Tapferkeit / auf daß / wann es an ein streiten gehen soll / sie viel ihrer Feinde überwinden und gefangen bekommen .
Ihre Betten seyn kattunene Hang-Matten / Netz-weise gestricket / welche sie an 2. Pfäle auffhangen / und machen / ohngefehr ihrer Lager-stette zu Nachte ein Feuer / umb die schädliche Dämpfe / so aus den Grunde auffsteigen / zu vertreiben .
Die Frauen gebähren ihre Kinder auff die Erde nieder / und alsdenn nimbt der Vatter das Kind auff / und beisset mit seinen Zähnen / oder schneidet mit einen scharf geschliffenen Stein die Nabel-Schnur ab ; Und läst es darauff 8. Tage fasten / biß daß die Wunde genesen ist . Die Frauen waschen sich alsbald in einem Bach oder Strom wieder ab ; Sie lassen ihre Kinder ein Jahr und länger saugen / und geben ihnen in zwischen keine andere Speise / damit sie / ihrer meinung nach / desto stärcker an Kräfften sollen auffwachsen . Sie lieben dieselbe hertzlich / tragen sie überall mit sich herumb / und kehren allen fleiß daran / daß sie nicht zum weinen erwecket werden . Die Männer tragen grosse Sorge für ihre Frauen / dann wann sie etwa über Feld gehen / gehet der Mann vor und die Frau folget hinten nach / auf daß / so ihnen etwa ein wildes Thier oder Feind begegnete / die Frau / mitler Zeit der Mann sich bemühet selbige abzuwehren / Zeit haben möge / in ihre Wohnung zu fliehen : In wiederkehren gehet die Frau vorhin / umb desto gemächlicher aller Gefahr zu entfliehen können .
Die Brasilianer führen keinen Krieg umb Reichthumb oder Gewinn auß dem Raube zu erlangen / oder ihre Grentzen dadurch zu erweitern / sondern allein auß Begierde / ihrer Vor-Eltern oder Freunden todt an ihren Feinden zu rächen / darin sie auch sehr eifrig seyn /
und so sie jemand von ihren Feinden bekommen / derselbe wird ohne einige Gnade getödtet und auffgefressen .
Und wiewol sie keinen König oder andere Obrigkeit erkennen / jedennoch / wann sie zum Streit gehen / gehorchen sie den Alten / als die in sothaner Gelegenheit besser erfahren seyn . Sie werden durch das blasen grosser Hörner zum Streit auffgemuntert / etliche gebrauchen auch dazu Flöten von / Menschen-Knochen gemachet . Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen / mit welchen sie sehr wol wissen umbzugehen / in dem sie sich von jugend auff sehr fleissig darinnen üben . Ihre Schwerdte seyn auß rohten oder schwartzen / und sehr harten Holtze zu bereitet .
Man verspüret bey ihnen wenige Zeichen einiges Gottes-Dienstes / doch fürchten sie sich für den bösen Geistern / und haben Priester unter ihnen / Caraibes genant / welche dieses verblendete Volck überreden / und ihnen weiß machen / daß sie gemeinschafft mit den Geistern haben / von welchen sie Macht bekommen / krafft und stärcke mit zutheilen welchen sie wollen / und dadurch halten sie dieß Volck in einer knechtlichen Furcht und devotion .
Diese Caraibes oder Priester verwaltë auch das Ambt der Medicin und Chirurgie ; wann nun jemand von den Brasilianern kranck wird / wird alsobald einer von den Priestern geholt / welcher / so bald er dahin gekommen ist / fraget er nach den Ort ihrer schmertzen und wehe / und nachdem sie ihm die stelle angewiesen / sauget er die Wehe starck herauß von ihm / darnach bläset er ihm den rauch von Toback in den Mund / und in die Nase-Löcher / und streichet und reibet denn den gantzen Leichnamb über und über mit gantz wunderlichen Geberden . Sie machen den Krancken allezeit einen guten Muht / und Hoffnung zur schleunigen Besserung / indem aber jemand durch den Todt hingerücket wird / gebrauchen sie ihre gewohnliche entschuldigung : die Kranckheit sey tödlich gewesen / und habe deroselben keine Menschliche Hülffe wiederstehen können .
Von den Schlachten und Auffressen der Gefangenen / bey den Brasilianern .
DIe Brasilianer fressen nicht allein ihre erschlagene Feinde / welche sie sehr grimmiglich in stücken zerhauen / und gleich den wilden Thieren zerreissen / sondern auch an den Gefangenen beweisen sie ihre grim̃ige Art. und schärffen ihre gülsigte Zähne / dieselbe zu zermalen und zu verschlingen und springen mit ihnen umb auff eine gantz frembde unerhörte Art und Weise
Wann die gefangene Manns Personen an ihre Behausungen gebracht seyn / werden ihnen Frauen zugesellet / die ihnen / biß daß sie getödtet werden getrewlich in allen dienen ; ja sie achtens vor keine Schande / ihre Töchter oder Schwestere denselbigen die Zeit ihrer gefängnissen zu übergeben ; inzwischen werden die Gefangene mit Speise wol versehen / und gleichsam gemästet ; wann sie nun ihrer meinung nach / gnug gemästet seyn / wird die Zeit des Schlachtens den umliegenden Nachbaren kundt gethan / welche in grosser Menge zusammen
kommen . Ihr erstes werck ist / daß sie die Morgen-Stunde mit saufen und schwelgen durchbringen / der Gefangne ist auf ihre Manier mit Vogel-Federn außgeputzet uñ gezieret / und wiewol er weiß daß es ihm gelten soll / ist er doch vor dem Todt nicht erschrocken / sondern übertrifft alle andere mit tantzen / springen / und sauffen / darnach greiffen ihn zwey oder drey der stärcksten / und binden ihn mitten umb / mit einem Seil oder Touwen / von Kattunn / oder von Bast der Bäumen gemacht / und wird also mit dantzen und springen durch das Dorff geführet . In zwischen rühmet der Gefangene seine tapfere Thaten / kehret sich hin und her / redet den einen also an : Höre
hier / deinen Vater habe ich gefressen ; dem andern rufft er zu / deinen Bruder / deinen Vettern / habe ich vor diesen auch also gebunden / geschlachtet und mit meinen Zähnen zerkauet und gefressen . Wann sie ihn nun also einige Zeit zum Spectakel und triumph umbgeführet und vorgezeiget / so weichen die zwey / so ihm gebunden halten ohngefehr drey Ellen weit von ihm / und ziehen das Seil / damit er gebunden ist / gleich weit auß / das er weder vorwerts noch hinterwerts weichen kan / alsdenn werden ihm Steine oder Topff-Scherben zugebracht / und von denen die ihn gebunden halten / und mit Schilden bedecket seyn / also angeredet : Räche deinen Todt vor deinen Sterben . Darauff wirfft er mit grosser Krafft die Steine unter den Hauffen der Zuseher / davon bißweilen nicht wenig verletzet und gequetschet werden .
Nachdem dieses vollbracht / kombt der Schlächter hervor / welcher den Gefangenen so fort fragt : ob er nicht einer von ihren Feinden sey / und ob er nicht selber viele von ihren Freunden getödtet und gefressen habe ? worauf er mit unglaublichen Stoltz unerschrocken antwortet : Ich bin die Tapferkeit / und habe viel von den ewrigen getödtet uñ verschlungen / anfügend noch viel mehr Worte / damit er sein heroisch Gemüht / so er im Streit erwiesen / zu erkennen giebt ; Darauff bekombt er wieder zur Antwort : Derohalben du / der du in unser Gewalt bist / solt auch alsobald von mir getödtet / Gebraten und Gefressen werden . Dieser aber / der nunmehr den Schlag erwartet / tröstet sich selber / daß seine Freunde seinen Todt wohl werden rächen ; Und wird ihm darauff mit einen höltzernen Schwerd der Kopf eingeschlagen / und also zu Todte gebracht .
Nach diesem allen wird der todte Leichnamb mit heissen Wasser durch die Frauen abgewaschen / biß daß die Haut davon gehet / und in geschwinder Eile in viele Stücke zertheilet / welche sie auf ihren höltzernen Röstern braten / mitler weile seyn sie mit sauffen / tantzen und springen sehr lustig und fröhlich / sehen die bratenden Stücke sehr begierig an / endlich ergreiffen sie jeder ein Stück davon / fressen und nagen es ab biß auff die Knochen .
Und damit sie ihrem Grim und Feindseeligen Gemühte mögen genug thun / geben sie acht auff die Frauen / welche der Gefangene bey seinen Leben gebrauchet hat / ob dieselbe von ihm Schwanger ist / und da solches befunden wird / erwarten sie mit verlangë die Zeit der Geburt ; Und so bald das Kind zur Weld gebohren / und noch kaum das liecht des Himmels angeschauet hat / wird es zum Todte verurtheilt / und von ihnen gefressen und verschlungen /
weil sie nicht wollen zulassen / daß einig Zeichen oder Saame / aus ihren Feinden entsprossen / bey ihnen sollen gefunden werden . Derjenige der diß Werck des umbbringens der Gefangenen verrichtet hat / hält es vor eine herrliche rühmwürdige That / sie halten sich ab von anderer Gesellschafft / und schneiden in ihre Brust / Arme und Beine grosse Schnitte / strewen ein schwartzes Pulver darein / damit die Narben und Zeichen nicht mögen außgehen / und bilden sich festiglich ein / daß sie hierdurch mehrere Stärcke bekommen .
Unter den Brasilianern seyn die alten Frauen am aller begierigsten nach dem Menschen Fleisch / als die darinnen einen sonderlichen Geschmack haben ; Weswegen sie auch die . Männer zum Streit und Krieg anreitzen / auff daß sie offtmals ihre Lust mit den Fleisch ihrer gefangenen Feinden mögen ersättigen . Die Zurüstung zu den Schlachten der Gefangenen währet ihnen offtmals gar zulange / und können die abgehackte Stücke ihnë nicht bald genug auf den Rosteren gebraten werden / denn darauff stehen und lauren sie / wie der Hund auff eine krancke Kuh .
Es ist merckwürdig / daß diese wüste und wilde Leute die Spaniers / welche sie verschlagen und getödtet hatten / nicht haben Braten noch Essen wollen / dann sie sich befürchtet / wann sie das Fleisch der jenigen / welche in ihren Leben sie und andere Völcker in America so sehr geplaget hatten / in ihren Leib essen würden / daß es eine unheilbare Seuche und Kranckheit würde verursachen ; und also endiget sich diese tragaedi von den Schlachten und Auffressen der Menschen bey den Brasilianern . Welches fürwahr eine Sache die erschrecklich ist anzuhören / aber noch abscheulicher anzusehen .
Von den Einwohnern in Florida . DIeß Volck ist starck und wolgestaltet vom Leibe und Gliedern schwartz-gelb von Farben / welches sie mit den Schmieren ihres Leibes verursachen / ihr schwartzes Haar lassen sie sehr lang wachsen / welches sie gar Artig wissen auffzubinden . Sie bemahlen mehrentheils ihren Leib mit allerhand Figuren / welche sich nicht leicht wieder abwaschen lassen . Ihre Scham bedecken sie mit harten Fellichen . In ihren Handel seyn sie gar betrieglich und ungetreu / und darff man ihnen daher nicht viel vertrauen .
Ein jeder hat seine eigene Frau / außerhalb der König / der an dieß Gesetz nicht verbunden ist / denn es ist demselben allein zugelassen zwey oder 3. Frauen zu haben / doch mit der Condition / daß die erste vermählete vor die rechte Königinne geachtet und geehret wird / deren nachkommen auch nach absterben des Königes / allein die Regierung auffgetragen wird . Dieses Volck ist über die Masse zur Unkeuschheit sehr geneiget / davon sie auch vielmals die Zeichen tragen / denn sie werden von den Blatteren elendichlig geplaget und verzehret .
Ihre Jünglinge üben sich im Fischen / Jagen / Lauffen und Bogen-Schiessen / in welcher übung sie ihre Kunst und Handel meisterlich wissen zubeweisen . Im Krieg seyn sie stoltz und unverzagt / waffnen sich mit Pfeile und Bogen : Ihr König zieht voran / hält in der einen Hand einen Stab / in der 2. einen Bogen / und hat einen Köcher mit Pfeilen auff den Rücken . Den Streit und Kampff fangen sie mit einen abscheulichen Geschrey / und erschrecklichen Geberden an . Ehe und bevor sie Krieg anfahen / halten sie einen algemeinen Land-Tag und Kriegs-Raht / und kommen zu dem Ende alle Morgen zusammen sich zu berahtschlagen . In dieser versamblung ist der König als das Haubt selbst gegenwärtig / welcher unter der geniessung eines sichern Getränckes / so sie Catinam heissen / einem jeden seine Meinung und gut düncken abfraget . Diesen vorgemeldten Tranck halten sie sehr hoch / und in grossen Würden / darum er auch keinen in der versamlung presentirt wird / als der seine Männliche Tapferkeit im Streit erwiesen hat . Das Land wird 2. mahl im Jahr / als im Martio und Julio besäet / aldieweil es in Zeit dreyer Monden reiffe Früchte bringet . Die übrige sechs Monden bleibt es ungebauet liegen . An stat des Mistes gebrauchen sie die Aschen von den verbranten Unkraut / welches in den besagten 6. Monden ist auffgeschlagen .
Die Früchte werden in die Scheuren gebracht / welche hernach / nach dem einer eine grosse Haußhaltung und viel Gesinde hat / von dem König / oder seinë dazu verordneten Bedienten / ordentlich ausgetheilet werden .
In ihrer Religion seyn sie gantz unwissend / und haben gar keine Erkäntniß des wahren Gottes . Doch beweisen sie ihren Gottes-Dienst und Pflichte an Sonn und Mond . Sie werden durch ihre Priester / welche grosse Zauberer seyn / und mit den Teufel gemeinschafft haben / in einen blinden Gehorsam und Furcht gehalten . Ein mehrers hievon ist zusehen bey Hakluit , Morgares , Beuzo und Rossen . &c .
Von den Völckern in Virginia . DIe Einwohner in Virginia seyn starck und geschlang von Gliedern / zu allerhand Ungemach und kälte zu ertragen wol gewohnet / furchtsam / zornig / gehässig von Natur / doch wieder die Art der wilden Leute sehr klug / sehr fleissig und geschwind ein Ding zu begreiffen .
Die Männer lassen das Haar an der einen Seite des Haubtes durch die Frauen mit Schilff abschaben / an der andern Seiten aber lang wachsen / die Frauen scheren das Haar auff verschiedene weise / nach dem Stand ihres Alters / jedoch lassen sie mehrentheils an der einen Seiten lange Locken herunten hangen .
Des Winters bedecken sie ihren
Leib mit Viehe-Fellen / etliche der vornehmesten tragen Kleider / auff die weise unserer Mäntel / so von Pfawen-Federn sehr artig seyn zusammen gefüget . Die Frauen haben allezeit den Bauch und die Scham bedeckt / und die Beine / Hände und Angesicht mit schwartzen Flecken / oder Gestalten der wilden Thiere oder Schlangen bemahlet . Die Ohren haben sie mehr entheils an dreyen Orten durchbohret / um einige Schneusterey darein zubefästigen . Endlich je greßlicher und abscheulicher sie bekleidet seyn / je
schöner und wolgezierter sie in ihren Sinn zu seyn scheinen . Die Kinder werden von den Eltern sehr geliebet / sie waschen dieselbe / so bald sie gebohren seyn / in kalten Wasser ab / uñ bestreichen sie also fort mit einiger Farbe / dann sie meinen / daß sie hiedurch die Hitze und Kälte desto gemächlicher sollen ertragen können .
Die Männer üben sich meistentheils im Fischen / Jagen und Streiten : Ihre Waffen seyn Pfeil und Bogen / runde Schilde / und höltzerne Degen . Die Weiber nehmen den Ackerbau und Haußhaltung in acht .
Ihr Gottes- oder vielmehr Götzen-Dienst bestehet darinnen / daß sie alles / was sie etwa beschädigen könte / anbeten / fürnehmlich aber fürchten sie den Teufel / welchem sie das Blut und das Fett der wilden Thiere / wie auch Toback auff einem steinernen Altar auffopffern / und vermeinen ihn dadurch zum Freunde zu bekommen / und von allen Schäden befreyet zu seyn .
Von den Peruvianern- DIe alte Kleidung / lebens- Art / Regierung der Könige / und übung des Gottes-Dienstes der Einwohner des Gold- und Silber- reichen Peru / ist durch die strenge Regierung und Gold-Sucht der Hispanier viel verändert / ja gar vernichtiget .
Die Peruvianer giengen meistentheils nackend . Die Frauen trugen lange Röcke / welche sie mit breiten Bänden umb den Ober-Leib befästigten ; Sie hatten auch ein Mäntelchen umb den Halß / so vornen mit güldenen oder silbernen Häfften festgemacht wurde .
Ehe und bevor dies Volck unter ein Haubt und Regiment gebracht wurde / waren sie unsittsam / wüst und unmenschlich von Geberden . Doch unter der Herrschafft ihree Könige haben sie gelernet Menschlicher und Höfflicher zu leben .
Einem jeden wird so viel Landes / umb Maiz anzunehmen / ausgetheilet / als er mit seinen Haußgesinde kan bearbeiten : Auch ist der Müssiggang und Faulentzen durch ein scharffes Gesetz verboten .
Die Ehe wird auff folgende Weise vollzogen : Der König erkündiget alle Jahr oder umb das andere Jahr / welche da Mannbahr seyn / nehmlich / die Mannspersonen von 24. und die Frauen-Personen von 18. Jahren . Darauff wird ein gewisser Tag angestellet / da
zu erst die von der Königlichen Linie durch den König selbst werden verbunden ; Die folgende Tage wird dasselbe durch des Königes-Diener bey den gemeinen Volcke verrichtet ; Und wann sie also zusammen gefüget seyn / werden einige Tage im Hause der Eltern des Bräutigambs / mit Essen / Trincken und Fröligkeit zugebracht .
Der älteste Sohn des Königes / und also Erbe des Reiches / wird an seine ältisten Schwester verehelicht / oder wann sie Unfruchtbar ist / wird ihm die andere / dritte sc. zugefüget ; Und so es
etwa daran ermangelt / nimbt er eine auß der nähesten Blut-Verwantschaft .
Ihre Könige führeten eine unumbschrenckete Macht / so wohl über die Güter / als Leib / und Leben der Unterthanen / von welchen sie auch als Götter geehret wurden . Die Königliche Palläste und Tempel / die sie der Sonnen dediciren und zu eigenen / wahren sehr köstlich von grossen Steinen / gantz artig und zierlich in einander gefüget / aufferbawet / die Wände wahren mit güldenen Platen bekleidet / und die Gefässe und Schüsseln von Gold oder
Silber bereitet . Sie hatten auch allerhand Thiere / Kräuter und Bäume / nach Lebens grösse aus reinem Golde formiret uñ gemachet . Diesen grossen Schatz und unbeschreiblichen Reichthumb haben die Peruvianer / nach dem ihr letzter König von den Hispaniern überwunnen und getödtet war / unter die Erde vergraben und verborgen / und ist biß auff diese Zeit noch nie wieder zum Vorschein gekommen ; in der übung ihres Gottes-Dienstes haben sie einige dunckele Erkäntniß des wahren Gottes / erkennen ihn als einen Schöpfer Himmels und der Erden / und nennen ihn Pacha Chamac , das ist / einen Lebendigmacher der Weld ; Doch beten sie am meisten diese Sonne an / als welche sie vor den höchsten und grössesten Gott halten und verehren .
In so grosser Finsterniß haben sie dennoch einige Wissenschaft von der algemeinen Sünd-Fluht / so zu Noae Zeiten geschehen ; dann sie erzehlen / daß in verwichenen Zeiten eine grosse Wasser-Fluht gewesen sey / dadurch alle Menschen seyn ersäuffet / außgenom̃en einige wenige / welche sich in den Hölen hoher Berge verberget / uñ den Eingang wol verstopffet gehabt : Nachdem aber diese vermuhtet / daß die Wässer verlauffen wahren / hetten sie 2. Hunde außgelassen / als aber dieselbe gantz naß wieder zu rückgekommen / haben sie darauß geschlossen / daß die Wässere das Erdreich noch bedecketen ; einige Zeit hernach hetten sie wieder 2. Hunde außgelassen welche nicht naß / sondern mit Schlam und Koht besudelt wiederkommen / worauff sie aus ihren verborgenen Hölen wieder hervorgekommen . Vom Untergang der Weld gläuben sie / daß zu erst eine grosse Dürre / und gleich als eine Entzündung der Lufft entstehen solle / wodurch die Sonne / Mond und alle Himmels-Liechter sollen verzehret werden : Dannenhero / wann sich eine Finsterniß an der Sonnen begiebt / singen sie traurige Lieder / und machen ein groß Geschrey / vermeinend daß die Weld vergehe / und daß Ende aller Dinge vor der Thür sey .
Sie erkennen auch die Unsterbligkeit der Seelen / und glauben die Auferstehung des Fleisches / und daß Belohnung uñ Strafen nach diesem Leben zu erwarten seyn . Als die Hispanier aus Goldsucht Schätze suchten / und die alten Gräber der Peruvianer öffneten / baten die Einwohner / daß sie doch die Gebeine der Verstorbenen nicht zerstreuen wolten / auf daß ihnen solches in der Aufferstehung keinë aufhalt uñ hinderung gäbe .
Ihre Todten begraben sie also / daß sie dieselben auffgericht stehende in ihr Grab / als in einen Ziehe Brunne setzen / sambt dero Gütern / Gold / Silber / Früchte / Maiz & c. sonderlich bey den Begräbnissen der Könige / und mächtigsten im Lande / gebrauchen sie grosse
Überthat mit verzierung und anzihung ihrer besten Kleider und so weiter . Oben über die Grabstellen / stellen sie das Bildniß des verstorbenen in Holtz außgeschnitten . Das gemeine Volck setzet etwas von ihren Handwerck / und die Soldaten einige Wapen auf ihr Grab . Unter vielen Festtagen / die sie mit tantzen / heulen und klingen feyren / ist das vornehmste / welches sie der Sonnen zugeeignet / mit grosser solemnität und Pracht . Dies wird gehalten im Monat Junio / umb welche Zeit eine grosse Menge Einwohner von allerhand Ständë uñ Condition nach der Haubt-Stad Cusco sich begeben ; kein Frembdling darff alsdann in Cusco bleiben / so lange daß Fest währet / am Ende desselben aber werden sie wieder eingelassen / und einem jeden ein stücklein Brod präsentiret / daß sie durch das essen von denselben ihre Treu gegen den Ingua oder König bezeugen .
Ein jeder wendet all sein vermögen daran / auffs herrligste alda zu erscheinen ; Sie halten vorher 3. Fasttage / hernach erscheinen sie vor der Sonnen Aufgang auf einem weiten Marck / alwo sie auff der Erden auff die Hacken niedersitzend den aufgang der Sonnen erwarten / und sobald sie dieselbe vernehmen / breiten sie ihre Arme und Hände weit aus / und küssen gleichsam mit offenen Munde die auffgehende Sonne . Darauff nimbt der König 2. güldene Becher / mit einen gewissen Geträncke gefüllet / wovon der eine der Sonnen auffgeopfert wird / uñ auß dem andern trincket zu erst der König / und darnach die so vom Königlichen Geschlechte seyn . Hernacher opfert ein jeder Gold und Silber / welches den Sonnen-Priestern überliefert wird ; Und darauff wird dieser Tag und die folgende acht Tage mit Essen und Trincken und allerhand Freuden-Zeichen durchgebracht .
Von den Chilesern . DIe Einwohner des Landes Chili / in em Südlichen Theil Americae oder West-Indien gelegen / seyn kluge Leute / groß und geob von Leibe und Gliedern / weiß von Farben ; Sie lassen ihre Haar lang wachsen / welches die Frauen sehr artig im Nacken auffbinden . Sie pflegten vormahls gantz nacket zu gehen / nunmehr aber fangen sie an zur Kleidung sich zu gewehnen / und tragen so wol die Männer als die Frauen lange Röcke von Schaff- Wollen zu gerichtet / die von der Schulter an biß an die Enckel nieder hangen .
Es ist bey ihnen / wie bey vielen anderen Nationen / der Gebrauch / daß sie viel Frauen nehmë / uñ wer viel Töchter hat / wird bey ihnen vor Reich geschätzet / die
weil dieselbe derjenige / der sie zur Frauen begeheret / von den Eltern um Ochsen / Schaffe oder etwas anders erkauffen muß .
Den Frembdlingen lassen sie nicht zu in ihre Wohnung zu treten / gestatten ihnen auch nicht mit ihren Frauen zu reden / welches ihre argwöhnische Art andeutet ; Wann sie aber dieselbe jemandten zeigen wollen / machen sie ein sonderlich Gethön / so dem Blöcken der Kühe und Ochsen sehr gleichet / worauff die Frauen in guter Ordnung zum vorschein kommen / und von Stund an auff ihre Knie niederfallen .
Ihr meister Reichthumb bestehet in überfluß von grossen und kleinen Vieh / damit sie auch sorgfältig umb gehen .
Die Chileser sein gute unverzagete Krieges-Leute / und führen den Krieg auff eine gantz andere Weise / als andere wilde Leute ; Dann im Streit ordiniren sie ihre Trouppen bey nahe auff dieselbe Manier / wie die Europäer : Sie halten scharffe Krieges disciplin ; haben auch gute Wissenschafft ihr Lager zubeschantzen / ihren Feinden Hinterlagen zu legen / Städte zu belagern und zu stürmen . Sie seyn der Hispanier Tod-Feinde / welche auch oftermals viele Niederlagen von ihnen erlitten .
Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen / und lange Spiesse . Ihre Sturmhauben / Schilde und Brust-Waffen / seyn auß den Rückë von rauhë Leder gemachet . Das Gewehr so sie von den erschlagenen Hispaniern bekommen haben / wissen sie auch wohl zu gebrauchen .
Von ihren Gottes-Dienst / oder desselben übung / hat man nichts können vernehmen / doch ist wohl gläublich / daß sie / gleich andern Einwohnern in America / Götzen-Diener seyn .
Von den Magellanern . DIe Magellaner seyn die Einwohner der Cüste / ohnweit der Strasse Magellanes / in dem Süder-Theil von America gelegen . Sie seyn ein wüst und unsittsam Volck / etliche mittelmässiger / andere grösserer Statur / auffwachsend in die Länge biß 10. oder II. Fuß . Diese seyn sehr starck / so daß sie die dickesten Äste von den Bäumen mit weniger mühe abrücken / und etliche Schritte weit / als ein leichtes Höltzlein / wegwerffen .
Im Sommer gehen sie gantz nacked / doch etliche bedecken ihre Scham mit rauhen Fellen / und umbhangen die Schultern und den Rücken mit eben selbigen Fellen .
Ihren Leib bemahlen und beschmeis-
sen sie mit rohter Farbe / welches sie vor eine Zierde halten ; Ihre Haare lassen sie lang wachsen / die Frauen aber schneiden es ab / außerhalb am Vorhaubt und über den Ohren .
Ihre Kahnen machen sie auß Bast oder Rinden von den Bäumen / welche sie mit Riemen / auß den Rücken der Rauchen-Fellen geschnitten / sehr feste wissen an einander zu fügen / also das kein / oder je gar wenig Wasser durch die zusammenfügung lechtzen kan . Sie seynd gestalt wie ein halber Mond / hinten und forn krum gebogen .
An statt der Äxten / Beylen und Messer gebrauchen sie grosse Muschel-Schalen / welche sie auff Steinen so scharff schleiffen / daß sie nicht allein damit daß Holtz / sondern auch Beine und Knochen von einander kleuben .
Sie gebrauchen zu ihren Gewehr Bogen und Pfeile / deren Spitze sie mit scharffen Holtz / Knochen oder Steinen versehen : hierneben gebrauchen sie auch die Schleuder . Von dem Europäischen Gewehr haben sie keine Wissenschafft / vermeinen daß man mit einem Degen oder Musquet keinen Schaden thun
könne / weswegen sie ja so bald nach der Klinge und Spitze / als nach dem Handgriff und Gefäst greiffen .
Die Cörper der Verstorbenen werden in Pingujes-felle ( ist ein Geschlecht unter den Vögeln / und in selbigen Lande sehr gemein ) eingewickelt / und mit wenig Erde bedeckt ; Die Todten-Gräber werden mit der verstorbenen Waffen / als Bogen und Pfeilen rings umbher besteckt . Von ihren Gottesdienst hat man nichts vernehmen können / gläublich ists / daß sie / gleich vielen anderen wilden und wüsten Leuten / ihr Leben wie das Viehe zubringen .
Von den Einwohnern der Insul Hispaniola . DAs erste Land welches die Hispanier / bey erfindung Americä oder West-Indien / unter dë comitat des berühmten Christophori Columbi / betretten / ist gewesen die damahls Volck- und Goldreiche Insul Hispaniola . Die Einwohner seyn mittelmässig von Leibe und Gliedern / und braun an Farben . Sie gehen gantz nacket / außgenommen die Scham bedecken sie . Ihren gantzen Leichnamb bemahlen und beflecken sie mit allerhand / doch am meisten / mit schwartzer Farbe / umb dadurch / wie sie sich einbilden / ihre Schönheit zu vermehren . Die Nasen / Lefftzen und Ohren durchboren sie / um etwas zur Zierde darein zu hangen .
Ihre Zähne und Mund zu befästigen / und vor Verderben zu bewahren / bereiten sie eine sichere Mixtur / aus Perlen-Mutter und Blätter eines Krautes welches sie Axi nennen ; Dieses verbrennen sie zusammen zu Aschen / und vermischens mit Wasser / damit bestreichen und reiben sie die Zähne / bekommen aber eine schwartze Farbe davon .
Die Vornehmsten nehmen so viel Frauen als ihnen gut düncket / unter welchen eine die Vornehmste ist / und über die andern commendirt . Das gemeine Volck läst sich mit 3. oder 4. vergnügen / und wan sie ihnen zu alt werden / nehmen sie Junge wieder in ihre Stelle . Die Jungfrauschafft der Bräute wird an ihre Priester so Piaccly heissen / bestattet / die dazu von dem Bräutigam gar freundlich ersuchet / und mit grossen Geschencken vor ihre Arbeit begabet werden .
An stat der Betten gebrauchë die Vornehmste Herrn eine Decken / und das gemeine Volck eine Netz-weise gestrickte Hang-Matte / welche sie an vier Pfäle ausspannen / und an beiden Seiten Feur anstecken / nicht so sehr umb die Wärme als umb die faulen Dämpfe / so
auß dem Erdreich hervor dampffen / zu vertreiben . Das Feur entzünden sie durch das Reiben Zweyer Höltzlein von den Baum Cacavate / so dadurch in eine liechte Flam außbrechen .
Sie halten unter ihnen verschiedene Tantz-feste / und alsdann komt eine grosse menge Volcks zusammen / worunter einer den Vortantz hat / und werden von den andern drey und drey / oder vier und vier zusammen gefügt / und in ordre gestellet / wie sie einander sollen folgen . Hierbey bezeigen sie viel wunderliche Ebentheure und Posituren / der eine kehret
sich herwerts / der ander dorthin / die eine hebet ein Bein auff / die andere beweget einen Arm / der eine machet den Blinden / der ander den Lahmen / dieser lachet / jener weinet und schreyet ; und mit vielerley dergleichen Gerausche mehr / trincken da zwischen allemahl von ihren Geträncke Cacavata / und tantzen den gantzen Tag / bißweilen auch wohl biß in die späte Nacht . Ihre Musicalische Instrumenta seyn ein außgeholeter Stengel von einem Baum / so mit einem Fell / nach Art einer Trommel umbzogen / und gedörrete Rinder-Blasen / mit kleinen Steinlein gefüllet / dabey
sie sich wunderseltzam anstellen mit blöcken und singen / so vielmehr dem brüllen der wilden Thieren / als einem Gesänge vernünfftiger Menschen gleichet .
Die Waffen / so sie zum Kriege gebrauchen / seynd Bogen mit vergiffteten Pfeilen / von Palmen Zweigen oder einigen dünnen Rehte gemachet / welche sie an statt des Eisen mit harten Fisch-Gräten / oder scharff geschliffenen Steinen schärffen ; selbige Pfeile beschmieren sie mit einen leimigten gifftigen Safft / welcher gleichwol durch sein alter viele von seiner Kraft verlieret / und desto weniger schadet .
Diese Insul ist vor Zeiten so Volckreich gewesen / daß die Einwohner auff 2. Millionen geschätzet worden / aber durch der Hispanier alzu strenges und unerträgliches regirungs Joch ist die Anzahl sehr klein geworden . Viele Innländer / da sie mercketen / daß sie mit unerleidlichen schweren Lasten beschwäret wurden / und keine Hoffnung war zu Wiedererlangung ihrer vorigen Freyheit / haben als mißmuhtige Leute lieber den Todt als die Sclaverey erwehlet / dannenhero ihrer viele in den Wälderen sich erhencket ; andere ihre Kinder vorher getödtet / und sich selbst darauff von hohen Steinen / Felsen und Bergen herunter zu todte gestürtzet ; Etliche in die wilde See hinein gesprungen und sich erträncket ; Eine grosse Menge durchboreten mit Messern von Feur-Steinen und spitzigen Holtze ihre Brust und Seiten / und gaben also ihrer Seelen einen raumen Ausgang .
Ihren Gottes-Dienst anlangend / seynd sie gleich wie alle Americaner / Götzendiener / einige unter ihnen verehren und beten an bemahlete höltzerne Bilder / andere auß Thon formierte uñ gebackene / etliche auch auß gold uñ silber gemachte Bilder . Zu verrichtung ihrer Opffer und Götzendienstes hatten sie ihren besondern Priester / welchen sich der Satan öffters in verschiedener Gestalt offenbahrete / und gelobete ihr Gebet zu erhören . Wan er nu als ein Vatter der Lügen und Mörder von anfang / seiner Zusag nicht nachkam / und die Priester bey ihm darüber klageten / antwortete er / er hette seine Meinung geändert / darumb daß sie einige grosse Sünde begangen hetten . Das meiste daß diß verblendete Volck von ihren Abgöttern begehret / ist nichts anders als überfluß von Speise uñ Tranck / Gesundheit / und Sieg wieder ihre Feinde .
Ihrer Abgötter Festage werden auf
folgende weise gefeiret : Die Cacique oder Obersten unter ihnen / verfügen sich nebst einer grossen Menge alle tantzend und springend nach dem Tempel / alwo die Priester mit Auszierung ihres Abgottes beschäfftig seyn ; Wann sie nun dahinein gekommen seyn / setzen sie sich / und singen einige Liedlein zu Lobe kommen einige Frawen in den Tempel Brod / so mit Rosen und Blumen außgezieret seyn ; Dieß Brod wird zu erst dem Abgott vorgesetzet / und hernach / wann es durch den Priester gesegnet ist / als ein groß Heiligthumb unter das Volck ausgetheilt . Hierauff scheidet die Versamblunge von einander / und ein jeder kehret sehr frölich und wolgemuht wieder nach seiner Wohnung .
Von den Newen Niederländern DIe Newen Niederländische wilden / jetziger Zeit Neu Jorkische genant / ( darumb weil das Newe Niederland letztmahls durch den Her-
tzog von Jorck den 8. Septemb. 1664 . von den Engelschen erobert worden ) seyn in Anschung der Provincien und Landschafften / so sie bewohnen / unterschieden . Die Vornehmsten seyn die Manhatanische / Staten-Insulaner Esopische / Macquaser und Minquaser . &c .
Die Männer seyn mittelmässiger Gestalt / wohl / Castanien braun an Farben / aber die Frauen seyn etwas weißlicher und kürtzer Statur / beyde starck von Leibe / haben ein plattes Hinter-Haubt / dann das Haupt wird ihnen nach der Geburt platt gedrückt / damit sie / weil sie eine Plancke an stat der Wiegen gebrauchen / desto gemächlicher liegen sollen .
Diese Wilde gehen meist nacket / nur die Scham bedecken sie mit einen Wand-Lappen / und den nacketen Leib umbhangen sie mit Futtertuch / grünen oder weissen Decken / oder Fellen der Thiere / gleich wie mit einem Mantel ; Etliche tragen Strümpffe von Düffel / und Schuhe ohne Solen von Hirsch-Leder gemachet .
Die Frauen bestreichen das Haar mit Bärenschmaltz / und strewen minum darauff ; Etlichen stehen die Haar recht auff in die Höhe wie Sawbürsten / etliche lassen das Haubt halb kahl scheren ; Andere behalten an beyden Seiten lange niederhangende geflochtene Zöpffe . Das Haubt ist mit einer Schlangen-Haut / oder roht gefärbten Hirschschwantz / an welchen viele eine Feder vom kalck tischen haben / außgezieret . Die Vornehmste Frauen gebrauchen ein Vorhaubtsgespann von weissen und schwartzen Seewand / durch einander geriegen ; durch die Ohren seyn Seewands Pfeiffen gebohret / oder niederhangende Jubelen von Seewand gemachet / einem Kahn gleich anzusehen . Das Angesicht ist mit rohter / weisser / und schwartzer Farbe verschiedentlich bekleidet .
Die Frauen bringen ihre Frucht mit wenig Schmertzen zur Welt / und ist eine jede ihre selbeigene Wehemutter und Hebamme / sie gehen ohne einige Gesellschafft in einen Busch / oder an einen einsahmen Ort / und nach dem sie erlöset seyn / waschen sie ihr junggebornes Kind mit Wasser ab / oder in dessen Ermangelung gebrauchen sie im Winter dazu den gefallenen Schnee / und bringens dem Mann mit dem ehisten zu Hauß . Der Nabel wird mit einem Nußblat versehen / und das Kind auff ein Bret /
auff einige alte zerrissene Lumpen gebunden .
Zur Fischerey gebrauchen sie Kahnen / so von einem Stam oder Baum durchs Feur ausgehölet seyn . Ihre Waffen pflegen Bogen und Pfeile zu seyn / bey etlichen wird ein Streithammer theils von Holtz / theils von Eisen gefunden ; allein durch die Hollander und Engelschen seyn sie zur Käutniß und Gebrauch der Flinten und Schnaphanen / des Krauts und Lohts gelanget / also / daß sie eben mit dem Messer / welches sie ihnen durch ihre alzubegierige Gewinst sucht und Kauffhandel in ihre Hände gegeben / nun zum öfftern beschädiget und bekrieget werden .
Die Männer nehmen die Jagt / das Fischen und den Krieg in acht ; die Frawen aber hawen Holtz / bauen das Land / pflantzen Mays / uñ versehen das Haußwerck / und müssen den Männern / außerhalb was die Jagt / Fischerey / und den Krieg betrifft / zu dienste seyn . Die Männer seyn wieder ihre Frauen sehr Argwöhnisch / und nehmen daher dieselbe sehr genaw in acht / auff das ihr Nest nicht beflecket werde .
Man verspüret bey ihnen keinen Gottesdienst / doch bekennen sie gleichwol / daß einer ist / der Sackimachi genennet wird / und ihnen kein Leid thue . Sie fürchten sich sehr für den Teuffel / welchen sie Mamtto oder Menetto nennen / doch sie verehren ihn nicht mit eußerlichen Ceremonien / wie die in Africa thun ; jedoch aber wird er in schweren wichtigen Sachen / und zur Kriegeszeit auff folgende Weise zu raht gefraget : Es versamlen sich diese Wilden von allen Orten uñ E den / und Kintecayen daß ist / tantzen und springen / alsdann fält ein Sausewind in halben Schwindel zur Erden nieder / machet ein hauffen seltzamer Grimmatschen / das ihm das Maul davon schäumet : dann / sagen sie / kombt der Teuffel in gestalt eines schwartzen Hundes / und bläset ihm diß oder das in seine Ohren . Was nun dieser / nachdem er wider zu sich selber kommen / aussagt / daran wird im geringesten nicht gezweifelt / und als eine göttliche Außsage auf und angenommen .
Von der Aufferstehung der Todten halten sie vor gewiß / daß / die sich wohl verhalten haben / gegen Süiden unter einen temperirten Climate wieder aufftehen sollen ; Die aber übel gelebet haben / sollen in einem Busche herumb schweben / deren Stimme und verzweistendes Geschrey sie bey der Nacht und zu Unzeiten offtmahls sollen hören .
Es werden auch traditiones unter ihnen vermerckt / die nicht so gar frembd seyn von der Arche Noä / und der allgemeinen Sündfluht / aber aldieweil selbige Leute nichts studiren / auch nicht den allergeringsten Schein einiger Buchstaben haben / so ists so gar frembd nicht / daß einerley Sache / sonderlich die vor vielen Jahren veraltet ist / verschiedentlich getrieben und erzehlet wird .
Die Verstorbene werden sitzend ins Grab gesetzet / umb desto besser wieder konnen fort zu kommen / und setzen neben ihm einen Topff / Kessel / Mays und Seegewand / umb / wann er nu ins Süiden anlanget / zugebrauchen .
Diese Wilden / wiewol sie furchtsam / nachdenckend / und Rachgierig seyn / bezeigen sich doch aber / so man freundlich und sanfftmühtig mit ihnen umbgehet / gar Dienstfertig und Gastfrey / und sollen umb einen geringen Lohn alle ihre Macht anwenden / umb ihren Dienst getreulich zu vollnführen . Worauß ohnfehlbar abzunehmen / daß man sie durch belebte und sanfftmühtige Conversation zu besserer Lebens-Art und zum wahren Gottesdienst allgemählich solte können gewehnen .
Ihre Handelung so sie führen / bestehet mehrentheils in der Kürßnerey / oder Fellwerck / von Bären / Füchsen / Hirschen / Biber / Ottern / Martern / Hispannen / sc. welche sie in Ermangelung anderer Wahren vertauschen .
Von den Griechen . DIe heutigen Griechen haben nur den blossen Nahmen behalten / von der uhralten berühmten vortrefflichen Nation / gestalt die jetzige von ihrer Vorfahren Weißheit / Geschickligkeit und Tugenden weit entfrembdet seyn / und über dem der Tyrannischen Regierung des Türcken als Sclaven müssen unterworffen seyn ; Vorzeiten haben sie auß Spott und Verachtung alle andere Nationen in der Welt für barbarisch gehalten und genennet ; Ein Nahme so sich jetzo auff sie selbst eben recht schicket / nachdemmahl sie alle andere in betrigen / Boßheit / unbeständigkeit / ungeschickligkeit / sc. weit übertreffen .
Sie seyn wol proportioniert von Leibe und Gliedmassen / bekleidet mit Röcken / so biß an die Enckel herabhangen / und mit langen Ärmelen versehen seyn ; Lange Haar tragen / ist bey ihnen vor Zeiten vor eine Schande gehalten / jetzo
lassen auch ihre Priester daß Haar biß über die Schultern niederhangen .
Die Frauen seyn ins gemein sehr köstlich in ihrer Kleidung / und gehen nicht über die Strassen / sie haben dan ihr Antlitz bedecket . Unter allen Frauen in gantz Griechen-Land seyn die zu Sio die schönesten / doch dabey zur Unkeuschheit und Hoffart sehr geneiget / so gar daß auch der handwercks leute Weiber sich nicht entfärben / sich mit seidenen / Satynen und taffeten Kleidern zu bezieren . Ihre Hälse / Arme und Hände seyn behangen mit köstlichen Jubelen /
Ketten / Armbänden / Ringen und Brasiletten . Die Männer seyn selber die Kupler und Hurenwirthe ihrer eigenen Weiber / welche / so bald ein Frembder zu Lande kombt / alsobald denselben fragen / ob ihm nicht beliebe mit einer schönen Dame seine Lust zu büssen ? Dafern nun ein Fremdling lust hat mit einer die Nacht durch zu bringen / kan er solch vor 2. Thaler zur genüge bekommen / wofür ihm eine Mahlzeit zu gerichtet / und ein Bauch voll sonderlicher Contentementen geliefert wird .
Herrlich stoltzirte vormals die Griechische Monarchie , welche mit den grossen Alexander ihren Anfang und End namb . Von so vielen herrlichen berühmten Städten und Republiquen ist nichts mehrübrig / als die gedenck Schrifften davon / und einige alte Rudera . Die herrliche und berühmte Stadt Troja hat nach einer zehenjährigen Belagerung nichts anders als wenige Steinhauffen nachgelassen . Die zu Athen stellete vor ein Exemplar und Muster aller Tugenden / und wolbestalten Regirung / über alle ihre Nachbahren / jetzo aber ist in gantz Griechenland fast nichts wenigers als die Atheniensische Weißheit und Tugend-Übung zu finden .
Der Lacedemonier glücklicher Wolstand hat seiner fatal Mutation nicht können entfliehen / und ist nirgend / als nur in den nachgelassenen Gedenckschrifften / als im Gedächtnis / zu finden . Corinthus ist heutiges Tages eine Wohnung und Schlupfloch der wilden und grimmigen Thiere . Es haben die Griechen nicht ohne Urfach vor zeiten auff ihre weltberühmte Weltweise viel gehalten / weil sie unterschiedliche gemeine Regimenten in Griechen-Land mit nützlichen und nöhtigen Gesetzen versehen haben .
Die Locrenser haben die Veränderung und Verneuerung der Gesetzen so sehr gehasset / daß sie dem jenigen der ein neu Gesetz oder Ordnung hervor bracht einen Strick umb den Halß wurffen . Wañ nun dieselbe Ordnung gut erkant wurde / ward er des Strickserlassen ; hingegen aber / so dieselbe als Böse befunden würde / wurde er mit dem Stricke erwürget . Den Diebstall bestrafften sie mit Außstechung der Augen .
Die Lycier hatten im Gebrauch / daß sie die jenige / so eines Meineides oder Diebstals überzeuget waren / zu Sclaven verkaufften / und ihre Güter Confiscirten . Die Mcgarenser und Corinthier / welche einen stetswährenden Krieg mit einander führten / hatten eine gewisse Rantzion auff die Gefangenen gestellt / welche einjeder / nach seinen Stande / von selbsten gehalten war zu vollbringen / und wer hierinnen den Glauben zubrach / wurde nicht allein von den Feinden / sondern auch von seinen Mitbürgern / als ein Unrechtfertiger und Meineidiger gehalten .
Wann bey den Traciern ein Kind zur Welt gebohren wurde / beweineten sie dasselbe wegen des bevorstehenden Jammers und Elends / so es zu erwarten hätte ; hingegen wann jemand durch den Todt auß dieser Welt verschiede /
bezeigten sie ihre Freudenzeichen / weil er von aller Betrübniß und Wiederwertigkeit erlöset / und in höchster Glückseligkeit lebte .
Von den Cretensern wird dis Zeugniß gegeben / daß sie allezeit lügenhafft / böse Thiere und faule Bäuche seyn ; Sonst seyn sie gute Schützen / und zum Gesänge sehr geneiget .
Die alten Griechen haben dem Marti , Baccho , Mercurio und andern heidnischen Götzen Göttliche Ehre erwiesen . Vornehmlich ist der Abgott Apollo zu Delphis bey ihnen in hohen Ehren gewesen / welchen sie in schweren und zweifelhafften Sachen umb Raht gefraget . So hat es ihnen auch an keinen Abgöttinnen ermangelt / über allen aber würde die Abgöttinne Minerva , so auch Pallas geneñet wird von ihnen hochgeehret .
Hernacher seyn die Griechen vor allen anderen Heyden die erste gewesen so zum Christlichen Glauben bekehrt worden ; sie seyn über alle massen andächtig in Pflegung ihres Gottesdienstes / also / daß einige unter ihnen sich zu allen Zeiten des Fleisch- und Fisch-essens enthalten / und lassen sich mit Wasser Brod und Kräutern begnügen .
Die Griechische Christen seyn gar weit unterschieden in den Ceremonien und Haubtstücken der Religion von den Römisch Catholischen . In kirchen Sachen und Streitigkeiten gehorchen sie ihren Patriarchen / deren vier an der Zahl seyn / als der Oberste und Vornehmste zu Constantinopel , darnach der zu Antiochia , Alexandria und Jerusalem . Wer ein mehrers hievon zu wissen begehret / besehe Alexandri Rossen unterschiedlichen Gottesdienst der Welt / und andere von demselben citirte Authores .
Von den Hispaniern . DIe Hispanier seyn ins gemein mittelmässiger Statur des Leibes / und bräunlich von Farben / sie verändern ihren gewöhnlichen Habitt und Kleidung nicht / wie viele andere Nationen in Europa gewehnet seyn / sondern behalten ihre gewehnliche Tracht zu allen Zeiten . Die Männer tragen beyhangende Ärmel / die Hosen schliessen genaw umb den Leib / und liegen glatt an . Sie tragen enge Schuhe und breite Krägen umb den Halß / und einen breitrandigen Hut auff den Haupte . Die Achseln umhangen sie mit einem kurtzen Mantelchen / und tragen ein Steckade und Dolchen an der Seiten . Die Frawen wissen sich auch auff ihre Weise gar köstlich auszuschmücken / und mit Haupt- und Halß-Zierde wohl zuversehen .
Die Hispanier seyn von Natur hochmühtig ( die Demühtigen außgenom̃en )
dannenhero sie anderer Nationen Völcker wenig achten / und bilden ihnen selber ein / sie müssen Monarchen seyn über den gantzen Erdboden / in dem sie immerdar nach newen Ländern trachten . Man findet selten einen gemeinen Handwercker / der nicht auff seine Manier außgeputzt / und mit Schwerd und Dolchen gewaffnet / vor einen Spanischen Don solte wollen angesehen und erkant seyn .
Mit ihren überwundenen Feinden verfahren sie grausamlich ; Wovon gnugsame Zeugnis geben kan / daß Vormahls
so Volckreiche America oder West-Indien- Wie viel Insuln uñ Königreiche seyn alda durch die grausame Beherschung / und unersättliche Goldsucht der Spanier ihrer Einwohner beraubet uñ entblösset ; wie viel Rentkammeren die vormahls millionen Einkommens außlieferten / können heutiges Tages kaum hundert zu Wegen bringen ? Was Niederland von der Spannischen harten hochmühtigen und grimmigen Art ausgestanden ; Was für grausamkeit durch Rauben / morden / brennen / plündern / verwüsten / Schatzungen und
anderer gewaltthätigkeiten so wol an dem Leibe als an den Gewissen viele tausenden der Niederländer erlitten / steht mit unvergänglichen Buchstaben in den Gedenckschriften derer Zeiten zuersehen .
Die Spanier seyn gar sparsam und mässig in Essen und Trincken / lassen sich offt mit ein wenig Früchten und Brod begnügen / diese lobwürdige Weisehalten sie so lange als sie aus ihren eigenen Beutel zehren ; aber wan sie auf eines andern Kosten ihre ledige Magen füllen / ist niemand in der Welt frässiger als sie / und scheinet daß sie die vergangene Zeit ihrer mässigkeit in einer Mahlzeit durch Volfraß wollen ersetzen . Sie seyn ins gemein nicht zur Trunckenheit / welche bey ihnen vor eine grosse Schande gehalten wird / aber zum Venus-Spiel gar sehr geneiget / so daß sie nach ihrem Sprichwort / lieber eine schone Dame im Hembde / als einen Krieges-Mann im Harnisch sehen .
Keine ärmer noch faulere Bauren seyn in der Welt zu finden als in Spanien ; In ihren Dörffern seyn weder Zäune noch Hecken oder Schäuren zu finden / welche trägheit im Ackerbaw sie von den Moren / deren Sclaverey sie in 800. Jahren sich kaum können abgewehnen / angeerbet haben .
Die Könige in Hispanien haben eine unumbschrenckete Regierung über ihre Königreiche und angehörige Länder / gleich einer Monarchie / deren Landgräntzen / ( als das Königreich Portugal an die Cron Spanien noch gehörete ) in die 4. Theile der Weld sich erstreckten . In Europa besassen sie Hispanien / Portugal / Niederland / Mylan / Neapolis , Sicilien / die Insulen Majorka , Minorka und Sardinien . In Africa beherschten sie / außerhalb die starcke Stadt und Festung Tonger , die 7. Insulen von Terzera und S. Thomas . In Asta erkenneten sie vor ihr Ober-Haubt die Indianische Haubt-Sadt Goa , Diu , Ormus , Malacca und ander Örter mehr . Bey nahe gantz America oder West-Indien / worinnen die Königreiche Peru und Mexicum , als die vornehmste / excelliren / ist dieser mächtigen Herrschafft unterworffen . Dannenhero haben die Spanischen Geschicht-Schreiber das Einkommen dieser Könige weit über das Einkommen des Türckschen Tyrannen geschätzet .
Was die Religion oder Gottesdienst der Spanier betrifft / seyn dieselbe Vorzeiten Götzendiener gewesen / und haben ihren Abgöttern Pferde / Böcke und ander Vieh auffgeopffert / auß deren Eingeweide sie viel zukünff-
tige Dinge wusten vorher zusagen . Wañ der Mond voll ward / brachten sie die gantze Nacht mit tantzen und andern Freuden-zeichen zu . Die Saracenen oder Moriscos haben bey nahe gantz Hispanien mit der verfluchten Secta das Mahomeths beschmitzet .
Heutiges Tages nach dem sie Christen worden / bezeigen sie einen sonderbaren Gehorsam dem Römischen Stul / dessen grosse Vorfechter sie jederzeit gewesen / also / daß daher ihr Oberhaubt den Namen des aller Catholischten Königes bekommen .
Ihr Eifer kan Sonnenklar auß der Spannischen Inquisition / oder Außforschung der Gewissen in Glaubens Sachen ersehen und erkant werden : zu erst wieder die Moren / Saracener und Jüden zu Granada ins Werck gerichtet / und hernach wieder die Reformirte gar scharff gebrauchet . Die zu Rom / Neapolis und Milan , wie Catholisch sie auch seyn / haben selbige anzunehmen sich ernstlich geweigert . Die zu Lissabon präsentirten drittehalb Millionen Ducaten nur allein dafür / daß die Inquisitores niemandten solten mögen ins Gefängnüß werffen / ohne Anmeldung des Anklägers uñ der Ursache / noch jemandten auff blosses Gezeugnis verdammen / sondern dem Beklagten die Copey der Anklage überliefern / um sich dagegen zu verantworten / und zu erkleren ; Wie viel Blutvergiessens die eingeführte Inquisition in Niederland verursacht habe / ist fast nicht zu beschreiben .
Von den Portugiesen . DIe Einwohner des Königreichs Portugal / seyn an Gestalt / geberden und farben des Leibes den Hispaniern nicht gar ohngleich / so daß man sie genawlich von einander solte können unterscheiden . Ihre Kleidung fält heutiges Tages gäntzlich auff die Spannische Mode / wiewohl sie Vorzeiten davon weit entfernet war / wie aus der nechstfolgenden Figur zu ersehen .
Die Portugiesen seyn von altersher sehr berühmet gewesen wegen Erforschung frembder Länder und Königreichen . Die Ehrsucht und übergrosse Gewinn hat sie angefrischet den wüsten Oceanum , mit grossen und schweren Keilen zu zerkleuben / und selbst durch zu dringen in das weit abgelegene Ost-Indien hinein / alwo kaum einige bekante Cüste zu finden ist / da nicht die Portugiesen vormals einige Festungen / oder den Stapel ihrer Handelung gepflautzet und befästiget gehabt / haltende mit Außschliessung anderer Nationen / allein die Ostländische Schätze und Reichthümer unter ihrer Gewalt / biß endlich
die Niederländer / wie auch die Engelländer / die Ost-Indische Köstlichkeiten und Specereyen / nicht mehr auß Hispanien oder Portugal / wie sie ehemals gewohnet wahren / abholeten / sondern selber die mühsame und langwierige Reise nacher Indien annahmen / und viel köstliche Schätze und Specereyen mit guten Gewinst zu rückbrachten . Wie sehr dieses den Portugiesen vors Haupt gestossen / ist leicht zu erachten / in dem sie nicht allein verspüreten einen geringern Abgang ihrer Waaren / sondern wurden auch mit der Zeit auß ihren Festungen und Befestigungen ausgetrieben . Weswegen sie keinen Fleiß noch Kosten gesparet / umb solches zu verhindern / und sich unterstanden / wiewol vergebens / der Niederländer Credit bey den Indianischen Königen so wohl heimlich als offentlich zu schwächen und umbzustossen / und dieselbe vor Seeschäumer und Rebellen wieder ihre ordentliche Obrigkeit außzuschreyen und zuvernichtigen .
Die Vornehmste und mächtigste Residentzen der Unterkönigen in den Morgen-Ländern seyn in Goa belegen . Diese Unterkönige seyn mit Königlicher Macht und Authorität versehen / doch aber umbs dritte Jahr werden dieselbe durch ihre Succ essores abgewechselt / welches einig und allein die Ursach ist / daß das Interesse des Königes und der Gemeine so übel wird gehandhabet / den diese Vice-Roye . oder Unterkönige / wenden bey Erwegung der kurtzen Zeit ihrer Regierung allen Fleiß an / ihren ledigen Beutel Kasten und Kisten mit den Ost-Indischen Schätzen zu erfüllen / damit / wann sie nu wieder in Portugal angelanget seyn / einen prächtigen / sothanen grossen Personen geziemenden Staat reichlich unterhalten und außführen mögen . Die hochmühtige stoltze und faule Art der Hispanier haben die Portugiesen so wohl eingesogen / daß sie den andern darinnen gar nicht weichen ; Man sehe nur einen portugiesischen Soldaten in den Ost-Ländern / und vornehmblich zu Goa , keiner ist / wiewohl seine Gagie nicht übergroß ist / der ihm nicht durch einen Sclaven dienen / und wenn er außgehet / einen Sonnenschein über den Haupt hertragen lassen .
In ihrer Haußhaltung seyn die Portugiesen ein jeder nach seinem Stande und Qualitäten sehr Magnific / in ihrem Gange bezeigen sie eine besondere Gravität / und im Grüssen gebrauchen sie grosse beselos Manos , den Leib beugend /
den einen Fuß hinten auß steckend / und mit ihren Bonet oder Hut bey nahe die Erde abfegende . Auff ihre Reputation halten sie sehr viel / daß / so sie im geringsten daran gekräncket werden / sie im Zorn über alle massen aufflauffen / und sich rächen / ja sie haltens vor die größte Schande von der Welt / solches ungerochen lassen vorbey streichen . Wann sie nu ihre Rache wollen vollführen / versamblen sie einige ihrer getrewesten Freunde / Bekannten oder Spielgenossen / nehmen denjenigen wahr / dem sie es zugedacht haben / und klopffen ihm wohl
tapsser / und dichte die Haut mürbe . Welchen aber diese Mühe zu viel ist / die lassen dasselbe durch ihre Diener vollbringen .
Über ihre eigene Weiber / welche doch selten ins offene zum Vorschein kommen / seyn sie sehr Argwöhnisch / wiewol sie selber wenig Werck oder Sünde davon machen / eines andern Mannes Nest zubekriechen .
Unter allen Stätten in Portugal leuchtet hervor die Haubt- und königliche Residentz-Stadt Lisbon , so über die 20000 . Wohn-Häuser uñ 32. Pfar-
Kirchen außer den andern Kirchen / Klausen / Klöstern und dem Königlichen Pallast in sich begreiffet .
Der Religion nach seyn sie dem Römischen Stuel mit unterthänig / erkennen den Pabst vor ein sichtbares Haupt der Kirchen / doch in Übung derselben seyn sie über alle andere Nationen sehr aberglaubig / und lassen sich offtmals durch falsche Offenbahrungen oder Wunder von ihren Geistlichen verleiten und verführen . Ich wil hier ein falsches Wunderwerck von einer sichern Priorin im Kloster der Visitation unser lieben Frawen zu Lisbon / wie der Außgang an die gantzen Welt bezeuget hat / beyfügen : Diese / umb einen Nahmen der Heiligkeit zu bekommen / hat außgebreitet / daß sie in ihren Gebett sonderliche Offenbahrungen bekäme / daß die Engel kämen / sie zu besuchen / und ihr eine dörnern Cron auff ihr Haupt setzeten / ja daß sich Christus selbst ihr offenbahrete / und die Mahl-Zeichen seiner Wunden in ihren Leichnamb eindrückte ; Und nach dem sie vernam / daß die andern Nonnen sie durch eine Ritze ihrer Zellen begucketen / wuste sie gar listiglich mit einem Liecht so in das Tunckele wieder ein Becken schiene durch den Wiederschein eines Spiegels eine Klarheit in ihren Angesicht zu machen / und sich auff hohen Schuhen in die Höhe zu erheben . Das Blut / welches / wie sie vorgab / auß ihrer Seiten kam / theilte sie in Tüchlein mildiglich aus . Es ist aber dieser betrieglicher Vorwand endlich durch scharffe Nachfrage und Abwaschung der selbst gemachten Wunden mit warmen Wasser / falsch und erdichtet befunden worden .
Von den Italianern . ITalia / eine Ernehrerin der mächtigen Monarchie der Römischen Kayseren / ist heutiges Tages in vielzertheilte Regierungen und Republiquen zertheilet . Die erste und vornehmste Regierung ist des Romischen Pabsts / über die Stadt Rom und das kirchen Gebiet . Die andere ist des Königes von Hispanien über Milan / Neapolis und Sicilien . Die dritte ist des grossen Hertzogs von Florentz , gebietend über Florentz , Pisa , Volaterra , Calora , Livornen , & c. Beneben diesen steigen gar hoch die Hertzogen / Fürsten und Marggraffen von Parma , Mantua , Ferrara , &c . Die vornehmbsten Republiquen seyn die von Venedig und Genua .
Die Italianer haben ihre Herkunfft von den Trojanern und Longobarden ;
Sie seyn ins gemein mittelmässiger Statur und wohl proportionirt von Leibe und Gliedern / liecht-braun oder blaß an Farben / und schwartz von Haar . In ihren Habitt oder Kleidung seyn so wol Männer als Frawen meistentheils sehr prächtig und köstlich / jetziger Zeit nach verschiedener Mode anderer Nationen Faisonirt .
In ihrer Conversation seyn sie ins gemein großdünckend / in ihren reden scharffsinnig / und danebst von Gemüht sehr zornig und unversöhnlich .
Man findet bey ihnen viel Vornehme
und reiche Kaufleute / vornehmblich in den Seestädten Venedig und Genua , die vortrefliche grosse Handelungen in verschledenen Ländern treiben / und also grossen Reichthum und Schätze besitzen . Sie excellieren auch weit über andere Völcker in der Bawkunst / also daß ihre trefliche / kostbahre und herrliche Gebäude und Palläste die Anschawere nicht ohn Ursach in grosse Verwunderunge ziehen .
Die Italianer seyn von Natur sehr geneiget zur Music / darinnen sie offtermals ihr Meisterstück hören lassen / und also bey den Zuhörern / durch ihre liebliche so wohl instrumentale
als vocale Melodeyen / eine Verrückung der Sinnen erwecken . Und ob sie gleich der Trunckenheit sehr feind seyn / und die teutsche Nation mit dem schändlichen Nahmen der Trunckenbolden gemeiniglich beslecken ; So seyn sie hingegen zur Hurerey und Unkeuschheit über alle massen geneiget / und achten diese Sünde viel geringer und weniger straffbahr oder schändlicher als die vorbenahmte . Mau findet an keinem Ort / und nirgend in der Weld / so viel Cortisanen oder Huren / als in Italien / umb ihre geile Lüsten zu vollbringen . Ja selbst in Rom / so billig ein sonderbahrer Ort der Heiligkeit seyn solte / siehet man offenbahre Huren-Häuser .
Zu mehrerer Überzeugung der Römischen Italiäner / dienet das Gezeugnis / S. Catharinä Sienensis / welche mit sonderbahrer Devotion umb den vermeinten heiligen Ort / und Gottesdienstliche Reliquien zu besichtigen nacher Rom gereiset / hat aber innerhalb 5. Tagen / die sie alda verharret / nichts als abscheuliche Grewel / ein wildes / wüstes und gottloses Leben / so wohl bey den Vornehmsten / als den gemeinen Volck / verspüret / und nach dem sie wieder zu Siena angelanget / offentlich außgesagt / daß der Wind niemals auß den Osten Westwerts nacher Siena wähete / oder ihr deüchte / daß der Stanck von Rom noch in ihre Nasen stüncke .
Unter den Italiänern excellieren die Venetianer mit ungläublichen Schätzen und Reichthumb / herrlichen Gebäuden / weldlichen Lüsten / wunderens wurdigen Artollerey oder Rüst-Hauß von Schiffen / Galeen / Wehr und Waffen / und in sittsamer außbündiger so wohl bürgerlicher als politischer Regierung .
Das Ober-Gebiet der Venetianischen Republique wird geführet und administrirt durch ihren Hertzog und grossen Raht ; Dieser Hertzog / dessen Regirung mit seinen Leben sich endiget / wird von den Rahts-Herrn durchs Losen / umb allen Kupereyen vorzukommen / erkoren ; Und auff selbige Manier werden alle Rahts-Schlüsse befestiget .
Dieser Hertzog hat eine Gewonheit / sich alle Jahr auff Himmelfahrts Tag mit den adriatischen Meer zu verloben / zu welchen Ende er mit prächtigen Ceremonien einen gülden Ring in die See wirffet . Die Venetianer seyn von altersher gute Kriegesleute gewesen / und grosse Vorfechter der Christenheit / wieder die Macht und grausahme Tyranney des Türcken / so das man mit War-
heit sagen mag / daß der Überfluß ihres Friedes und Krieges der Christenheit Frieden zugebracht habe .
Der fliegende Italianer stellet Europam vor / als das Haupt der gantzen Weld / Italien / als das Angesicht Europä / und Venedig als das Auge Italiä . Andere verehren die vornehmsten Städte in Italien mit sonderbahren Nahmen / und nennen Venedig die reichste / Milan / die grösseste / Genua die hoffertigste / Florentz die schöneste / Bononien die fruchtbareste / Ravenna die älteste / Neapolis die ädelste / und Rom das Haupt der Christlichen Frömmigkeit .
Die alten Italiäner seyn Götzendiener gewesen / und haben nicht allein die Griechischen Abgötter angenommen und geehret / sondern auch ihnen selbsten Götter erdichtet / und einige ihrer vornehmsten Oberherren unter die Götter gerechnet / also daß die Zahl derselben sich auff dreyhundert hat erstreckt .
Dabeneben hatten sie abgesonderte Jungfrawen / Vestales genant / die nebst ihrer Jungfrauschafft das ewige Feur bewahren / und versorgen müsten . Hernacher seyn viel Italiäner durch den H. Apostel Paulum zum Christlichen Glauben gebracht / nach welches Vorschrifft und Exempel die Christliche Kirche einige Jahren ist regieret worden / biß daß die Römische Bischöffe das Haupt über die andern Kirchen erhoben / und von der Regierung der Päbste das Fundament geleget .
Von den Frantzosen . DIe Einwohner des mächtigë Königreichs Franckreich seyn wol proportionirt von Leibe / geschwind und leicht von Gliedern / scharffsinnig an Verstand / freundlich / doch mit einiger Gravität im Umbgang . In ihrer Kleidertragt seyn sie veränderlicher / als der Chameleon in Annehmung allerhand Farben ; Welche sie jetzt auff diese / dann auf eine andere Weise wissë außzuschmücken und zu verändern / worinnen ihnen verschiedene Nationen nach affen / welchen alles düncket schön und zierlich zu stehen / wann es nur nach der frantschen Mode ist außgeputzt .
Die Frantzosen seyn ins gemein tapfere Kriegesleute / hitzig und unverzagt im Anfall auff ihre Feinde / aber in langwehrenden Streit nicht so behertzt wie die Teutschen .
In vielem Trincken haben sie wenig Ergetzligkeit / sondern ihre Taffeln versehen sie mit delicaten wolbereiteten Speisen sehr wohl . Sie seyn auch sehr
geneiget zu allerhand weldlicher Plaisir / fleischlichen Wollüsten / vocal und in strumental Music , Gesänge und allerhand ritterlichen Übungen .
Das Doppelen mit Würffeln und Charten wird von etlichen unter ihnen so sehr beliebet / daß sie offtmals dadurch ihre Güter und Reichthumen verthun / und in die eußerste Armuht gerahten ; Diese Handthierung schleiffet nach sich eine grundlosen Pfuhl von Unzucht / Fluchen und Schweren .
Die Frantzosen / da sie etwa irritirt oder verunglimpfet werden / sollen sich
nicht / wie die Spanier und Italianer / ins geheim und auff verrähterische Weise suchen zu rächen ; Sondern wollen lieber den Streit mit einen Duel oder Gefecht außführen und schliessen . Diese Weise ihr zugefügtes Unrecht zu rächen ist so gemein worden / daß offtermahls umb eines geringen Wortes und Mißverstandes willen die Rappieren auß der Scheide fahren / und nicht vor den Todt des einen oder des andern wieder eingestochen werden ; weswegen der Königein gar scharffes und hochnöhtiges Edict außgegeben / dadurch allen
Duel-Fechtern / und allen so zu solchem Werck Handleistung thun / andern zum Exempel und Abschrecken / die leibes Straffe / der Todt gedräuet wird .
Die Art der Frantzosen / und den Unterscheid zwischen ihnen und den Spaniern außzutrücken / haben die Sicilianer / als die von beiden gute Erfahrung haben / folgende Sprüche gebrauchet . Die Frantzosen seyn weiser als sie scheinen ; Und die Spanier scheinen weiser als sie seyn . Und gleich wie ein Spanier den höchsten Muht trägt / wann ihm das Glück meist zu wieder läufft : also ist im Gegentheil der Frantzmann am allerungedültigsten / kleinmühtig / ja zu mahl gantz verwirret / wann ihm daß Glück unfreundlich und grimmig ansiehet .
Franckreich hat viel Edelleute / so wohl hohes als gemeinen Standes / die ihr vermögen in prächtiger Kleidung / herrlicher Hoffhaltung / und Menge der Diener gnugsam an Tag geben .
In den bürgerlichen Stande findet man vortrefliche Kaufleute / und sehr kunstreiche Handwercker . Der meistetheil der Bauren lebet sehr armselig / dann waß sie über ihren nöhtigen und täglichen Gebrauch / durch ihre saure Arbeit ersparen und erwerben / wird von den Kisten und Kasten der Edelen alsobald verschlungen .
Paris die Haupt- und Konigliche Residentz-Stadt von Franckreich ist sehr Volckreich / bestehend auß einem Mengel-Muß von Edelen / Bürgern / Pagen / Laqueen , und einer grossen menge armes Volcks ; doch dabey ein rechtes Nest vor die Filtze / und ein bequemes Schluffloch vor die Diebe .
Die Könige von Franckreich führen eine freye ohnumbschrenckte Herrschafft / und seyn vom Pabst mit den Ehren-Namen des aller Christlichsten begabet / wiewol sie an ihm so einen blinden Gehorsam / gleich wie die Spanier / nicht erweisen / ja dürffen sich wol unterstehen / denselben / wegen weldlicher Streitigkeiten / selbsten in Italien mit ihren Krieges-Bänden anzufässeln / so wenig achten sie seinen von andern Potentaten so sehr gefürchteten Bann und Ungnade . Die alten Einwohner von Franckreich haben den Abgott Mercurium über alle andere Götzen geehret / und gedienet / gleubend / daß er wehre ein Erfinder aller Künste / ein beschützer der Reisenden / und ein beforderer des Kaufhandels .
Hernach ist Franckreich im Jahr 499 . bey Regierung des Königes Clodovei zum Christlichen Glauben bekehret worden .
Die heutigen Frantzosen seyn nach Verschiedenheit ihrer Bekändnissen und Übung der Religion unterschieden in Römisch Catholische und Reformirte oder Hugenotten ; welchen Nahmen die Reformirte von einen Hugone / in dessen Hanse zu Paris die Übung der Reformirten Religion zum erstenmahl ist gepfleget worden / bekommen .
Der Religion halber seyn in Franckreich langwierige Kriege mit Verwüstung vieler schönen Städte / und Blutvergiessung vieler frommen Christen geführet / biß endlich der Religions-Friede publicirt worden . Die vornehmsten Beschirmer und Vorfechter der Reformirten Religion seyn gewesen der Printz von Conde , Caspar Coligni Admiral von Franckreich / und andere grosse Herren .
Blutig war die Hochzeit des Königes von Navarra mit der Princesse des Königes Henrici des 2. so im Jahr 1572 gehalten worden . Dann auff selbige Zeit seyn über 10000 . Hugenotten / worunter der Admiral der Vornehmste wahr / sehr grausamlich umbgebracht . Die Römisch Catholisch geben vor / der König sey zu sothaner Execution gezwungen worden / dieweil die Hugenotten eine Verrähterey wieder seine Person geschmiedet gehabt .
Von den Teutschen . DIe Teutschen werden von den Latenern genannt Germani / daß ist Brüder / vielleicht daher / weiln sie Vorzeiten durch Trew und Glauben sich sonderlich untereinander verbunden / so wohl umb mit gesambter Hand ihre Feinde von ihren Landfesten zu vertreiben / als umb irgends bequeme Wohnungen zu suchen . Heutiges Tages / wann sie ihr geneigtes Gemüht jemand wollen zu erkennen geben / nennen sie denselben Bruder / stellen auch unter ihnen sonderliche Brüderschaften an / die sie gemeiniglich mit einen teutschen Trunck bestättigen .
Sie seyn in vergleichung anderer Nationen mehrentheils grosser Leibes-Statur / und starck von Gliedern / Worunter etliche in die Dicke sehr außsetzen .
Die Kleidung der Teutschen wahr Vorzeiten nach Unterschied der Landschafften sehr verschieden / und behielt ein jeder gar genaw seine eigene Landtragt : aber jetziger Zeit seyn sie der Veränderung der Kleider mit unterworffen / so daß sie der Frantzen und anderer Moden nach affen .
Ihrer Klugheit / und unverzagten Hertzens im Kriege / haben sie genugsame Proben aller Weld lassen blicken / und damit bezeuget / daß sie von der tapfferen großmühtigen und streitbaren Art ihrer Voreltern / die in vorigen Zeiten lieber das Schwerd an die Seite gegürtet / als die Hand an den Pflug gelegt / nit entfrembdet seyn .
Die Teutschen seyn ins gemein treuhertzig / so wohl gegen ihre Obrigkeit als gemeine Lands-Leute und frembde Gäste / und sollen nicht leicht ihre eins gegebene Treu und Glauben brechen .
Dies war der Ruhm eines Hertzogen von Wirtenberg / welcher / nach dem andere grosse Potentaten die Tugenden ihrer Landsassen gerühmet hatten / dieß Gezeugnis er seinen Unterthanen gab / daß er in eines jeden Schoß sicher und ruhig schlaffen dörffte . Nichts Gemeiners siehet man in Teutschland unter den Einwohnern / so wohl in ihren Beysammenkunfften / als in Bewillkommen der frembden reisenden Leuten / als das Handbieten ; Ja sie haben die Gewonheit in ihren Gesellschafften / daß sie bey jedem Trunck nebst Überlieferung
des Weins oder Biers einander die Hand presentiren / als ob sie damit ihre gute affection , auffrichtiges und getrewes Gemüht wollen außtrücken .
Die Erziehung der Jugend wird bey ihnen ehrlich und sittsam angestellet / in dem sie dieselben zu allerhand Wissenschafft / Gelärtigkeit / Kauffhandel oder Handwercker erziehen .
Das grösseste Laster / so von andern Nationen den Teutschen wird vorgeworffen / ist die Trunckenheit / wo zu viel unter ihnen sehr geneiget seyn / als ob sie es vor eine helden That hielten / grosse Krüge und Gläser können außleeren / und solcher Gestalt Wein oder Bier überthätig einschwelgen . Diese Zech- und Lecke-Brüder / nach dem sie mit den Trunck überladen seyn / lassen zur Stund an ihnen sehen / was vor eine Art und Natur in den innersten ihres Busens wohnet . Etliche / durch den Trunck erhitzet / stellen sich an als wilde grimmige Leuwen / und gerahten offtmals von den Wort-Gezänck zur Handgemeinschafft . Andere lassen eine sänfftere Art blicken / und wollen / wann es ihnen am wenigsten anstehet / von großwichtigen Sachen grosse Worte führen . Dieser liegt und wältzet sich in seinen eigenen Gespey / wie eine Saw ; uñ jener bringet wunderliche Grimatschen mit singen / tantzen und springen an den Tag .
Die Oberherrschafft im weldlichen Regiment führet die Kayserl. Mayest. welche nach den Absterben durch eine freye Wahl der Churfürsten / einer würdigen Person wird auffgetragen . Die käyserliche Wahl-Stadt ist Franckfurt am Mayn / alwo auch die Krönung der Käysern / so vormals zu Achen pflag geschehen / vollführet wird .
Das Käyserliche Cammergericht / in welchem alle Processen und Streitigkeiten in bürgerlichen Sachen geurtheilt und geschlichtet werden / ist zu Speyr fundirt . Dieses Gericht besteht in 28. oder 30. Rahts-Herren / deren einige vom Käyser dahin bestallt / andere im Nahmen eines jeden Churfürsten ihre Stelle nehmen / und diesen seyn adjungirt die Rähte / so von andern Reichs-Fürsten und Kreißen dahin gesandt seyn .
Der Gottesdienst der alten Teutschen ist noch vor 900. Jahren auff heidnische Art üblich gewesen ; Ihre vornehmste Götzen waren Mars , Io. und Hercules . Nebst diesen hatten sie geheiligte Bäume / Brunnen und Büsche . Die Hessen hielten vor ihre besondere Abgötter Hammon und Castor ; Und die Meissener Jodutta und Zedutta . Mercklich ists / daß die alten Sachsen ihre Abgötter in keine Tempel eingeschlossen / oder in menschlicher Ge-
stalt abgebildet / darumb das ihre Gottheit / wie sie vorgaben / zu groß und zu mächtig wäre .
Hernacher seyn die Teutschen ohngefehr im Jahr Christi 700. durch beforderung der Könige von Franckreich zum Christlichen Glauben gebracht / und haben sich unter dem Gehorsam des Römischen Pabsts begeben . Endlich seyn Martinus Lutherus , Ulricus Zvinglius , und Johannes Calvinus auffgestanden / und habë sich wieder des Pabsts Ablaß gesetzet / und der Römischen Kirchen so wohl in ihren Schrifften als täglichen Prädigten / öffentlich wiedersprochen .
Die stets währende Unbeständigkeit so den Wohlstand des teutschen Reichs immerdar gene det / hat verschiedene einheimische Auffrühre und Kriege erreget / unter welchen die Vornehmeste gewesen / der Bauren-Krieg / hernach der Kayser-Krieg / der Krieg vor die gefangene Evangelische Fürsten / und endlich der schwere langwierige Krieg / welchen der großmühtige König in Schweden / Gustavus Adolphus , vor die Gewissens Freyheit / und Wolstand der Evangelischen Kirchen / mit grossen Kosten / Verödung vieler Länder und Städte / und vieler Christen Blut-Vergiessung / geführet hat .
Von dem Römischen Käyser in Teutschland .
DAs römische Käyser-Reich hat seinen Nahmen von der Stadt Rom und Cajo Julio Cesare , dem ersten Monarchen des römischen Reichs / entfangen ; Und seyn nach diesem Julio Caesare die nachfolgende Ober-Häubter des römischen Reiches Caesares , das ist Käysere / genennet worden .
Die Stadt Rom war Vorzeiten die Residence dieser gewaltigen Monarchie , hernach hat Constantinus Magnus dieselbe nacher Constantinopel in Griechenland verleget / und wurden Italien , Teutschland / und angehörige Landschafften / durch seine Vicarios und Stadthalter regieret . Endlich hat Carolus Magnus , nach dem er der Teutschen König Wedekindum durch drey Feld-Schlachten überwunden und selbigen gar wunderlicher Weise zum Christlichen Glauben gebracht / die Grundfeste dero Käyserlichen Majestätt wieder in ihr Wesen auffgerichtet / also / daß die mächtige römische Herrschafft in 2. absonderliche Reiche / daß eine ins Osten / daß andere ins Westen / ist getheilet worden ;
Unter welchen das Ostliche oder griechische Käyserthumb durch die Saracenen und Türcken ist ruinirt , und allein das Westliche oder Teutsche Käyserthumb in seinem Wesen verblieben .
Es ist nicht unsers Vorhabens ein langes Register aller Käyser und deroselben Thaten dem Leser vorzustellen / sondern wollen uns mit Beschawung der grossen Pracht und Herrlichkeit / so bey der Wahl und Krönung der Käysere / gebräuchlich / begnügen lassen . Des H. Römischen Reichs-Stadt Franckfurt ist zum Wahl-Platz
der Käysere außerkohren / und nach ableben eines Käysers / ist des Chur-Fürsten zu Maintz / als Ertz-Cantzlers des teutschen Reichs / Pflicht / die andere Chur-Fürsten zu verschreiben / und Zeit zubenennen / daß sie nach Verlauf 3. Monaten selbst in Person zu Franckfurt erscheinen / oder ihre Bevollmächtigte senden / doch nicht stärcker als mit 200. Pferden / begleitet / unter welchen nur 50. gehöriger Massen bewaffnet seyn müssen .
Nachdem nun die Chur-Fürsten / oder deroselben Bevollmächtigte Legati zusammen kommen seyn / reiten dieselbe an dem bestimbten Wahl-Tag von den Römischen Hoff nach S. Bartholomäi Kirch / in welcher die Wahl vollzogen wird . Sie halten im Reiten diese Ordnung : Zu erst der Marschall / darauff folgen die Chur-Fürsten zu Maintz und Trier / hernach die von Cöllen und Boheimb / Sachsen / Bayern Brandenburg und Paltz . Ein jeder ist mit seinë Chur-Fürstl. Habitt angethan und gezieret / als mit einem rohten seidenë Talar uñ rohter seidenen Mützen / so mit kostbahren bunten Futter durchgesuttert . Vor einem jeden Chur-Fürsten wird ein Schwerd mit einer kostbaren Scheide bekleidet / hergetragen . In zwischen höret man bey den Eingang in die Kirchen ein groß Gethön der Trompeten und Herrpaucken . Hierauff wird Gott der Herr umb Beystand des H. Geistes angeruffen / und mitlerweile die Messe verrichtet wird / verfügen sich die Evangelische Chur-Fürsten so lange in ein abgesonderte Kammer .
Wann der Gottesdienst verrichtet und geendiget ist / verfügen sich die Chur-Fürsten zugleich nach dem Altar / worauff daß Evangelium gelegt ist / umb folgenden Eid abzulegen ; Ich N. N. Chur-Fürst / schwere bey den H. Evangelio / so gegenwertig vor mir liegt / daß ich bey der Treu damit ich Gott und dem Romischen Reich verbunden bin / mit allen meinen besten Verstand und hülffe Gottes / wil Kiesen eine sothane Person zu einem weldlichen Haubt der Christenheit / als da zu bequem seyn soll ; Und da zu wil ich meine Stimme geben / ohne durch einige Belohnung / Geschenck / Gelübde / oder auff was Manier solches mögte können genennet werden / dazu bewogen / so wahr helffe mir Gott und sein heiliges Evangelium .
Nach dem der Eid abgelegt / treten sie in Gesambt / ein jeder von seinen geheimbten Rähten begleitet / in den zur Wahl verordneten Saal ; Und wird über die Wahl raht gehalten . Darnach werden die Chur-Fürsten allein in den Saal durch den Marrschall verschlossen / und als dan fragt der Chur-Fürst von Maintz erst den Chur-Fürsten von Trier / an wen er seine Stimme übergebe ? Darnach den Ertz-Bischoff von Cöllen / den König von Böheim / den Hertzog in Bäyern / den Hertzog von Sachsen / den Marggrafen von Brandenburg / und den Paltz-Grafen von Heidelberg . Und diese wiederumb fragen den Chur-Fürsten von Maintz / wen er zu der Keyserlichen würde erwehlet haben wolle ? In dem sie nu
der Wahl halber einig seyn / werden die geheimbte Rähte / Notarii und Cantzelisten durch den Bischoff von Maintz wieder in den Saal geruffen / umb die Waahl anzuhören / und auffs Papir zu stellen / welches mit der Chur-Fürsten Handzeichen und Siegel befästiget wird . Und also ist die Wahl vollbracht .
Zu der Krönung des Käysers wird eine unglaubliche Anstalt zu bereitet / und grosser Pracht gebrauchet ; Die weldlichen Chur-Fürsten tragen die Keyserliche Regalia , und begleiten den Keyser unter einem köstlichen Himmel / von sechs Rahtherren der Stadt getragen / nach der Kirche / alwo er von den geistlichen Chur-Fürsten / in ihren Bischöfflichen Habitt außgezieret / erwartet wird . Nach Vollendung des Gottesdienstes bringen 2. geistliche Chur-Fürsten den Keiser vor das Altar / woselbst er gesalbet / mit den Schwerd umbgürtet / der Reichs-Apffel Ihm in die Hand gegeben / und die Käyserliche Cron auf sein Haupt gesetzet wird / dar auff thut er den Eid / daß Er alle und jede bey ihrem Rechte und Gerechtigkeiten erhalten und beschirmen wolle . Dann wird das Tc Deum laudamus gesungen / und der Käyser von den Chur-Fürsten mit grosser magnificentz nach dem Käyserlichen Pallast begleitet . In zwischen werden silberne und güldene Müntzen unter das Volck außgeworffen / die Trompeten geblasen / und alles grobe Geschütz zum Zeichen der Freuden gelöset . Hier auff wird dem Käyser von den weldlichen Chur-Fürsten / jeder nach seiner Bedienung zur Taffeln gedienet / und so lang die Mahlzeit währet / wird ein gebraten Ochs und Wein dem gemeinen Volck zum besten gegeben .
Nicht geringere Anstalt und Pracht wird gebrauchet / wan die Käyserin absonderlich gekrönet wird / wiewol es meistentheils zu gleich mit den Käyser vollbracht wird .
Von den Chur-Fürsten . REcht und wol hat ein berühmter Rechts-gelahrter gesagt / daß die Majestätt des Teutschen Reichs auff die Macht und grosse Herrschafft der Fürsten des Landes gegründet sey . Unter diesen excellieren an Vermögen und Gebiet weit über alle andere die achte Chur-Fürsten des Reichs / bestehend auß dreyen geistlichen und fünff weldlichen / als die Chur-Fürsten und Ertz-Bischöffe zu Maintz / Trier und Cöllu / der König in Böheimb der Chur-
Fürst und Hertzog in Bayern / der Chur-Fürst und Hertzog zu Sachsen ; Der Chur-Fürst und Marggraff zu Brandenburg ; Der Chur-Fürst und Pfaltzgraff zu Heidelberg . Die geistliche Chur-Fürstliche Hochheit wird betretten von den jenigen / die zu der Bischöfflichen Würde zu Maintz / Trier oder Cöllen / durch deroselben Thumb-Capitulares erwehlet werden . Die welöliche Chur-Fürstliche Herrlichkeit verfällt allezeit durch ein stets während Erb-Recht / auff den ältesten und erstgebohrnen Sohn der fürstlichen Linien von
Böheim / Bayern / Sachsen / Brandenburg und Heidelberg ; diese letztere werden zu dem Stimmen und Wehlen der Käysere / oder römischen Könige / und auf Chur-Fürstliche Reichs-tage nicht zugelassen / ehe sie das Alter von 18. Jahren erreichet haben / uñ wird in zwischen ihre Stelle Churfürstliche Authorität durch einen ihrer nähesten Bluts Verwandtë als Administratorn , das Chur-Fürstenthumb in acht genommen .
Die Chur-Fürsten und Ertz-Bischöffe von Maintz führen unter ihren andern hohen Titulen auch den Titul des Ertz-Cantzelers des H. römischen Reichs / und ist ihnen als eine sonderliche
Pflicht anbefohlen / bey absterben eines Römischen Käysers / denen anderen Chur-Fürsten solches zu notificiren / selbige zur Wahl zu beruffen / und den Wahltag außzuschreiben .
Der erste Ertz-Bischoff zu Maintz / Willigis genannt / war eines Rademachers Sohn / und nach dem er zu der Bischöfflichen Würde erhoben / setzete er ein Pflug-Rad in das Bischöfliche Wapen / welches noch heutiges Tages von den Chur-Fürsten zu Mayntz geführet wird . Der Chur-Fürst zu Trier ist verherrlicht mit dem Titul des Ertz-Cantzlers durch Franckreich / und der von Cöllen durch Italien .
Die Pflicht dieser geistlichen Chur-Fürsten bey der Krönung der Käyser ist / den neu erkohrnen Käyser mit der Kleidung Catoli Magni zu zieren / die käyserliche Cron auff sein Haupt zu setzen / demselben auff der Scheitel des Haupts / Brust / rechte Achsel / und in die flache Hand zu salben / und den güldnen Reichs-Apffel / Schwerd und Scepter zu überreichen . Endlich sprechen sie nach der Krönung den Segen und das Gebet über die käyserliche Mahlzeit .
Bey der Bedienung der weldlichen Chur-Fürsten / nach der Krönung / ohngefehr umb die Mahlzeit des Käysers / kombt zu erst der Chur-Fürst von Brandenburg herfür / welcher / als Ertz-Kämmerer des Reichs / trägt ein silbern Hand-Faß und Hand-Tuch / und bedienet damit dem Käyser die Hände zu waschen . Der Chur-Fürst von Bayern trägt den Reichß-Apffel ; der Chur-Fürst zu Sachsen als Ertz-Marschall trägt ein silbern Scheffel mit Habern gefüllet / und mit einem silbernen streich-Stecken abgestrichen / vor den Käyser . Der Chur-Fürst von Heidelberg verfügt sich nach der Küche / und schneidet einige Stücke von dem gebratenen Ochsen / welcher mit Hüner / Tauben und allerhand Wildprät außgefüllet ist / und versiehet damit drey Schüsselen / und praesentirt sie dem Käyser . Endlich überreichet der Chur-Fürst und König von Böhmen / als Ertz-Schenck des römischen Reichs / dem Käyser einen silbernen Becher mit Wein . Und also seyn die prächtige und gewöhnliche Pflichtbedienungen der Chur-Fürsten vollbracht .
Heutiges Tages aber ist das Königreich Böhmen erblich an das Hauß Ostereich gebracht / und führen ihre Käyserl. Majest. selber den Titul eines Königs in Böhmen .
Die Chur-Fürsten seyn sehr mächtige Herren / deren ein jeder sehr mächtige und weit außgestreckte Land-Grentzen beherschet / die mit gnugsahmen und tapfferen Untertha-
nen bewohnet / und mit starcken Städten und Vestungen versehen seyn / also daß sie keine geringe Herrs-Macht / bey erheischender Noht / beysammen bringen können . Insonderheit ist der Chur-Fürst / und Marggraff zu Brandenburg / Albertus / wegen seines tapferen helden Muhts / ohngefehr umbs Jahr 1438 wieder die Polen bewiesen / berühmet gewesen / daß er der Achilles Germanicus , daß ist / der teutsche Achilles genennet worden .
Es führen die Chur-Fürsten einen treflichen Pracht und Estat . Wann sie in ihren Chur-Fürstlichen Habitt erscheinen / seyn sie mit einen köstlichen rohten seidenen Thalar bekleidet / tragen auff ihren Hauptern Mützen von derselben Coleur / mit herlichen Buntwerck gefuttert . In ihrer Hoffhaltung halten sie sich nicht weniger Fürstlich / als Königlich / mit einer grossen menge Diener umbgeben / welche theils hohe / theils niedrige Ämbter bedienen . Ihre Palläste seyn nicht allein zur Ergötzung und guten Gemach / sondern auch zu Bezeigung ihrer Pracht und grossen Vermögens / mit nicht weniger Kosten als Arbeit auffgebauet / und mit sehr kost bahren Mobilien außgezieret . Ihre Rüst- und Waffen-Häuser seyn mit allerhand zum Kriege dienlicher Nohtdurfft / als grob und klein Geschütz / Handbüchsen / Kraut und Loht und der gleichen überflüssig versehen .
Die Chur-Fürstliche Dignität ist zu erst durch Käyser Otto den 3. vieler Schriebenten Meinung nach auffgerichtet uñ vertheilet / uñ durch die güldene Bulle des Käysers Caroli . IV. Confirmirt und bestättiget / dann so fern alle Fürsten in Teutschland zu der Wahl eines Käysers solten zugelassen werden / wehre zu besorgen / daß durch die grosse Menge / die gemeiniglich im stimmen sich nicht wohl vereinigen kan / die Wahl mit so bequemen und schleunigen Fortgang / als offtermahls im Römischen Reich vonnöhten seyn mögte / nicht solte vollzogen werden . Und ob wohl der Hertzog in Bayern vormahln die Chur-Fürstl. Dignität nicht gehabt / ist selbige dennoch ihm vom Käyser Ferdinando II. Anno . 1623 . deferirt , also und dergestalt / daß / so lange von Hertzog Wilhelms auß Bayern mänlicher Linie ein Stamm verhanden / die Chur dabey verbleiben solte / in dessen Ermangelung aber dem Hauß-Bayern nicht länger competiren mögte .
Von den Böhemern . DIe Einwohner des Königreichs Böhemen sey an Gestalt des Leibes den Teutschen nicht ungleich / mit welchen auch die Manns-Personen in der Kleidung bey nahe übereinkommen / außgenommen das gemeine Volck / welche kurtze gekrauselte Schürtzen mitten umb den Leib binden . Die Frawen seyn nach ihrer Weise köstlich außgeputzt / tragen überhalb dem Brustleibichen und Röcken kurtze Mäntelchen umb die Schultern . Das Haupt verzieren sie mit einer sammiten / oder von güldenen Lacken zubereiteten / und mit schönen
Bundwerck durchgefutterten Mützen .
Sie reden mehrentheils / außerhalb einigen / so die teutsche Sprache beliebet / die schlavonische oder wendische Sprache / welche bey einigen in sohohen aestime , daß sie dieselbe nebst der Hebreischen / griechischen / lateinischen und teutschen unter die Haupt-Sprachen
gerechnet haben . Zu Prag die Haupt-Stadt in Böhemen siehet man noch heutiges Tages eine Gedenck-Taffel / worauff 79. absonderliche Völcker gezehlet werden / welche die schlavonische Sprache reden . Weswegen der Käyser Carolus der vierdte seinen Reichs-Fürsten und Edelen / nicht ohne erhebliche Ursach / die schlavonische Sprach so hoch recommendirt hat / und geboten ihre Kinder darinnen unterweisen zu lassen .
Die Böhemer seyn an Art und Sitten von der Teutschen Nation wenig unterschieden ; Man findet unter ihnen / gleich wie an vielen Orten in Teutschland gebäruchlich ist / viel Leibeigene / und seyn die Wittiben und Kinder bey Absterben eines sothanen Haußvatters gehalten ihre Freyheit vor eine sichere summa Geldes von ihren Lands-Herrn oder Edelen zu kauffen / und zu fordern / so fern sie in den vorigen Leib-Eigenthumb und Gütern verbleiben wollen .
Die Böhemer rühmen sehr / und halten sich gargroß mit ihren schwären wolschmeckenden Bier / dafür sie nicht leicht den Wein begehren .
Der gemeine Land-Mann nimbt den Ackerbaw / und Hopffen-Garten / mit Fleiß in acht ; Auff die Jagt seyn sie auch wohl abgerichtet / und bringen die abgestreiffte Felle in grosser Menge in den Städten zu kauffe / welche damit / wie auch mit den Hopffen / Leinwad und Bergwercken grossen Handel treiben .
Die alten Böhemen seyn Götzendiener gewesen / und haben ihre Abgötter mit besondern Nahmen unterschieden / als Suantewitz / daß ist / heilig Liecht / und diesen hielten sie vor den obersten Gott . Zernebog / daß ist / schwartze Gott / und Juderbog , daß ist / morgen Gott . Im Jahr . 995. seyn sie zu dem Christlichen Glauben gebracht / und haben sich unter den Gehorsam der römischen Kirchen begeben . Im Jahr 1408 . seyn die Schrifften Johannis Wicklefs / eines Engeländers / wieder die römischen Kirchen auß Liecht kom̃en / und zu Prag auff der hohen Schul unter den Gelehrten venrilirt worden . Alhie hat sich Johannes Hus als ein grosser Vorfechter derselben offenbahret / wodurch grosse Streitigkeiten entstanden . Dieser Johannes Hus hat einen grossen Beyfall und Zulauff so wohl der Gelahrten als der gemeinen Leute bekommen / und seyn nach seinen Nahmen Hussiten genennet worden / woher in Teutschland dieß folgende Sprichwort entstanden . Ein Schwab ein Schwetzer ; Ein Böhm ein Ketzer .
Hierauff ist im Jahr 1414 . zu Costnitz ein Concilium angestellt / auff welchen Johannes Hus und sein Discipul Hieronymus von Prag / unter einen freyen Geleit des Käysers Signismundi , erschienen . Und nach dem er seine glaubens Articul über geben hatte / ist er zum Feur verdammet . Wie nun Hus sterben solte / hat er / der versambleten Clerisey dieses vorgehalten : Über hundert Jahr sollet ihr Gott und mir Rechenschafft geben müssen ; Jetziger Zeit bratet ihr einen Hus , daß ist eine Gauß / aber auß meiner Aschen wird ein Schwan gebohren werden / dem werdet ihr nicht eine Feder versengen . Welches von Vielen auff D. Martinum Lutherum gedeutet wird .
Nach dem Todt dieses Johannes Hus und Hieronymus von Prag ist in Böhemen der Hussiten Krieg unter der Conduite des tapfferen ohnverzagten Hauptmanns Johannis Zisca angefangen . Dieser Zisca war ein Edelman auß Böhemen / an den königlichen Hofferzogen / und hatte in vorigen Zeiten keine geringe Probam seiner Tapferkeit erwiesen / und im Streit ein Auge verlohren . Wie nun die Böhemen also sich zusammen rottirt / haben sie den Käyser vor einë Feind des Böhemischen Reichs außgeruffen . Darauff seyn die Krieges-Heere beyderseihts zu Felde / und zum Streit geführet / und in der ersten Batallie hat Zisca durch eine behende Krieges-List den Sieg erhalten : Denn nach dem die Hussiten allein mit Fuß-Knechten / und die Käyserliche mit Reuterey versehen waren / haben sich die Käyserliche wegen Unbequemheit des Orts von den Pferden zu fuß begeben / und also sich zum Streit geschicket ; Wie dieses Zisca vermerckt / hat er von stund an befohlen / daß alle Frawens-Personen / die bey der Bagagie waren / ihre Schleyer und Schürtzen längs den Weg niederwerffen solten . Dadurch seyn die käyserliche Reuter mit ihren Sporen in den Weg geworffenen Schleyern uñ Schürtzen verwickelt / und von den Böhemern erschlagen worden .
Vor Kabi ist der vorbenannte Böhemischer Oberster Zisca mit einem Pfeil in sein ander Auge geworffen / und hat man mit keiner menschlicher Hülffe das Angesicht wieder bringen können . Ungeachtet dieses grossen Ungelücks / hat er dannoch das Volck zum Streit geführet / und verschiedene Siege erhalten .
Endlich ist Zisca durch die Pest weggerücket . Die Geschicht-Schreiber berichten / daß er vor seinen Todte befohlen habe / sie solten sein Fell ihm abziehen / dasselbe bereiten / und über eine Trom-
mel ziehen / dann er getrauwete festiglich / das die Feinde durch deren Gelaut die Flucht nehmen / und das Feld räumen solten .
Von den Ungaren . DIe Ungaren seyn starck von Leibe und Gliedern / etwas braunlicht an Farben / und saur von Angesicht / welches zu vermehren sie grosse Knebel-Bärte wachsen lassen . Das Haar des Hauptes wird glat abgeschoren / behalten nur einen Zopff oben an den Vorhaupte . Sie bekleiden sich mit engen Lleib-Röcken ; Die Hosen und Strümpffe seyn fast an einander geheftet ; Die Füsse werden mit Socken bekleidet / und mit gelben Schuhen / deren Absätze unter den Hacken mit Eisen beschlagen seyn / angethan . Die Vermögende behangen ihre Achseln mit köstlichen und herrlichen gefutterten Röcken . Das Haupt bedecken sie mit einem platten Hut / Mützen Weise gestalt . Die Frawen seyn auch mit schönen Röcken und andern Zierrahten außgeputzet .
Und weil die Hungaren ein sehr fruchtbar Land so wol von Viehe als Früchten besitzen / treiben sie mit demselben grossen Kauffhandel in die nechst beygelegene Landschafften . Durch welchen Überfluß offtermahls andere Völcker angereitzet worden / sie mit Krieges-Macht zu überfallen / weswegen sie umb ihre Güter und Land zu beschirmen / sich in dë Krieges-Übungë sehr geübet / also das heutiges Tages Ungaren viele tapffere Krieges-Leute / und wohl erfahrne Obersten / die anderen Nationen an großmühtiger Tapfferkeit und guter Wissenschafft in Krieges-Sachen nicht dürfften weichen / herauß giebt .
Über ihre überwundene Feinde seyn sie gar grimmig / alles was ihnen in der Furie vorkombt / säblen sie ohne alle Barmhertzigkeit nieder / also daß sie ihre blutige Säbel nicht einstechen / ehe sie gantz abgemattet seyn .
Sie haben in diesem letzten Seculo offtermahls grosse Siege wieder die Türcken und dero Bundgenossen befochten / und denselben viele Städte und Festungen überwältiget ; Doch zum Zeiten hat sie auch die unvermeidliche Noht gezwungen / ihr Heil und Erhaltung durch die Flucht zu suchen .
Gedenckwürdig ist die Schlacht so zwischen den Krieges Armeen des Ungarischen Königes Uladislai , und des Türckschen Käyfers Amurathis , umbs Jahr 1444 . bey der Stadt Verna vorgangen / worinnen die Ungarn einen
schändlichen Flecken bekommen . Der Anfang und Außgang wahr also bewandt ; Nach dem die Ungaren unter dem Commando ihres großmühtigen und weitberühmten Feld-Obersten Hunniadis , Graffen zu Bistritz / eine herrliche Victori wieder die Türcken erhalten / und 30000 . derselben erschlagen / und die starcke Stadt Stulweissenburg entsetzet hatten / ist der türckische Käyser gezwungen worden / einen ehrlichen / und der Ungarischen Nation sehr dienlichen Frieden / mit dem König Uladislao einzugehen . Dieser Friede
wurde mit hohen theuren Eiden zu beiden Seiten befästigt . Aber der Pabst Eugenius IV. hat den König Uladislaum / durch seinen Abgesandten den Cardinal Julianum Caesarinum , bewogen / den Frieden mit dem türckischen Käyser wieder zu brechen / mit den bedeuten / daß keine Verbündniße oder Friedens-Handelungen / so ohne willen und Vorwissen des Pabsts mit den Feinden der catholischen Religion gemachet seyn / gültig oder von einigen Kräfften wehren / und hat ihn von den geleisteten Eid absolvirt /
und frey gesprochen . Darauf wurden zu beyden Seiten die Krieges-Rüstung hefftig wieder fortgesetzet .
Nach Verlauff einiger Zeit rücketen die beide Armeen nahe an einander bey der Stadt Verna , und lieferten sich eine blutige Feld-Schlacht / welche sie in drey Tagen und drey Nachten kaum haben können endigen . Die türckische Armee geriht in groß Schrecken / und schien daß die Victori den Hungaren beyfallen wolte . Dannenhero der türckische Käyser Amurathes sehr erschrocken / die versiegelte Friedens-Stifftung auß seinen Busen hervorgezogen / und seine Augen und Hände nach dem Himmel erhoben / und diese Worte außgesprochen : Siehe da Jesu Christe / dieß ist die Friedens-Stiftung / die deine Christen mit mir / in deinem Nahmen schwerend / gemachet haben . Bistu ein gerechter Gott so verthätige dein und meine Ehr / und räche diesen Mein-Eid der Christen ! Wie Amurathes diese Worte außgeredet / hat sich das Glück gekehret / und seyn die Hungaren auff die Flucht getrieben / und sehr viel derselben erschlagen worden . Unter die Todten wurden gerechnet der König Uladislaus , der Cardinal Julianus ; und viel Edle des Hofes . Huniades , dem dieser Bundbruch sehr mißfielt / ist mit etlichen wenigen davon gekommen .
Die alten Einwohner in Ungaren seyn gleich allen andern Völckern in Europa / vormals Heiden und Götzendiener gewesen / in welcher Blindheit sie biß ins Jahr 970. stecken blieben / umb welche Zeit sie unter der Regierung der Könige Gcthae und Stephani zum Christlichen Glauben gebracht / und die Übung des römisch catholischen Gottesdienstes angenommen haben . Es wird unter den römisch-Catholischen sehr gerühmet / die heiligkeit S. Elisabeth / Tochter des Königes Andreae , welche / da sie von einigen verachtet und verspottet worden / daß sie den armen Leuten die Füsse wusch / zur Antwort gab : Ich wasche meinen Herrn Jesum / dann es steht geschrieben / was ihr den allergeringsten in meinen Nahmen thut / das habt ihr mir gethan .
Jetziger Zeit seyn die Hungaren in römisch-Catholische / Lutheraner und Reformirte unterschieden . Im Anfang dieser veränderung des Gottesdiensts seyn grosse streitigkeiten / darauß offtmals ein Krieg entsprossen / entstanden / biß entlich ein Religion-Friede geschlossen ist / darinnen einem jeden die freye und offenbahre Übung seines Gottesdiensts ist zugelassen .
Von den Siebenbürgern . DAs Land Siebenbürgen oder Transilvania ist durchgehends mit hohen Bergen gleichsam umbzeunet / beschliesset in sich eine Ebene so 30. Meile lang / und 6. Meile breit / und hat allein fünff Zugänge / welche wann sie wohl bewahret seyn / dies kleine Land unüberwindlich machen . Die Siebenbürger seyn kluge und starcke Leut / gehen gekleidet bey nahe auff die Weise wie die Ungaren . Sie seyn ins gemein bescheiden / freundlich / gastfrey / und gar wohl erzogen . Das gemeine Volck höret man alda Latein reden / welches eine sonderbahre Anzeige ist der guten Unterweisung ihrer Jugend .
Sie ernehren sich meistentheils vom Ackerbaw / und der Viehe-Zucht ; Die auff der Ebene wohnen samblen schönen Weitzen / Rocken / Gärsten / Bohnen ; und die auf der Höhe oder an den Bergë ihre Wohnungen haben / haben schönen wolschmeckenden Wein / Butter / Käse / Ochsen / Schaffe / Böcke und Pferde ; also daß sie allerley Nohtdurfft nach eines jeden Bedürfftigkeit untereinander verhandlen .
Die Einwohner in Siebenbürgen bekennen sich alle sambt zum Reformirten Gottesdienst / so daß man selten anderer Religion zugethane alda finden solte .
Die Provintz von Siebenbürgen ist ein frey Fürstenthumb / dessen Fürsten über die Landsassen mit einer absoluten und ohnumbschrenckten Macht herschen / doch nach dem ihre Fürsten geneiget seyn / bezeigen sie einige Erkäntnis bald an den grossen Türcken / bald an den römischen Käyser . Dies gesegnete Land hat sechs Städte / unter welchen die Vornehmste Cromestate , Juliastrad und Hermcstad .
Von den Schweitzern . DAs Schweißerland ist in dreyzehen Bundgenoßschafften getheilt / worunter die von Bern die stärckeste und vornehmeste seyn . Die Schweitzer seyn ins gemein grob und groß von Leibe und Gliedern / und also ansehnlich von Person / welches durch ihre grosse und lange Bärte / und wohl geschickte Geberden mehr Lust erweckt .
Ihre Kleidung kombt mit der Ansehnlichkeit ihrer Person wohl überein . Das Über-Kleid ist mit einigen langen Schnitten durchlöchert . Die
Hosen seyn fein weit / und über den Knyen zugebunden . Das Haupt bedecken sie mit einer Bonnet-Mützen / und tragen an der Seite ein breites Schwerdt ; Die Frawen seyn nach ihrer Landes-Weise auch köstlich außgezieret / gleich wie in der beygehenden Figur zusehen ist .
Die trewhertzigkeit der Schweitzer ist durch gantz Europa / so wol bey mächtigen Königen und großen Fürsten / als bey den gemeinen Mann / sehr berühmet
/ und werden deswegen von einigen mächtigen Potentaten zu ihrer Leib-Guarde erkohren / und mit grosser Belohnung ehrlich unterhalten .
Danebst seyn sie nicht weniger großmühtig und unverzagt im Kriege und schweren Gefehrlichkeiten / darinnen sie offtermahls lobwürdige Thaten der Weld erwiesen . Und dies ist auch gewesen die vornehmste Ursach ihrer freyen Regierung : Dann als der Krieg zwischen Ludovicum Hertzog in Bayern / und Fridericum Ertz Hertzogen in Österreich / umb die Ober-Herrschafft
des römischen Käyserthunibs angefangen war / haben sich die Schweitzer auff die Seite des Käysers Ludovici V. begeben / und in demselben Kriege an verschiedenen Orten ihren tapfferen und unverzagten Muht blicken lassen / dahero der Käyser sie mit nützlichen Privilegien begabet / und daß sie ihre eigene Gesetze nach ihren eigenen . Gutachten gebrauchen mögten / zugelassen ; Doch aber blieben die käyserliche Burg-Graffen und Land-Vögte bey ihnen in ihrem Stande . Wie aber dieselbe sie alzuhart drücketen / haben sie dieselbe verjagt / und sich untereinander verbunden / daß sie / wann es die Noht , erheischen würde / allen eußerlichen feindlichen Anfäll mit gesambter Hand und Tapfferkeit abwehren wollen . Und auff sothane Weise haben sie den Grund gelegt ihrer biß hieher annoch währender freyen Regierung .
Der halbe Theil der Schweitzerischen Bundgenossen ist römisch-Catholisch / die übrigen aber seyn der reformirten Religion zugethan .
Von den Hollandern . DIe Holländer / so Vorzeiten Batavier genennet worden / rechnen ihre Herkunfft von den Catten / die jetziger Zeit Hessen heissen / von welchen noch auff den heutigen Tag die zwey berühmte Dörffer / ohnweit der Stadt Leyden gelegen / Catten-wyck auff See / und Catten-wyck auff den Rhein ihre Nahmen behalten . Die gewisse Zeit / wann diese Catten oder Hessen in diese Länder sich zu erst eigentlich haben gesetzet / kan auß Mangel einer auffrichtigen und heilscheinenden Verzeichnis der Voralten nicht fäste gestellet werden . Einige benennen das sechzigste Jahr nach Christi Geburt . Dion Cassius , der griegische Historien-Schreiber der Römer meldet von der Insul der Batavier wol acht oder neun Jahr vor Christi Geburt . Aber ein noch viel älteres Gedächtnis der Batavier / nemblich von 52. Jahren vor Christi Geburt / findet man in den nachgelassenen Schrifften des mächtigen und unüberwindlichen römischen Ober-Haubts / Caji Julij Caesaris .
An guter Gestalt des Leibes / wol proportionirten Gliederen / und ansehen der Personen / dürffen sie keinen Völckern in Europa weichen .
Die alte Tragt oder Kleidung der Holländer war ehemals nicht weniger Männlich als Kostbar / wie die Contrafaite der alten außweisen / und abbilden . Jetziger Zeit wird der frantzösischen Veränderung in der Kleidung von den Holländern so neugierig nach-
gefolget / daß man zwischen ihnen und einen Frantzosen keinen Unterscheid mercken kan ; Worinnen auch einige die Grentzen der bürgerlichen Mässigkeit überschreiten / und in prächtigen und kostbaren Tuch / seidenen oder sammiten Stoffen / mit silbernen / güldenen und andern Spitzen und Pogamenten gezieret / und mit herrlichen Jubelen behangen / auffgezogen kommen . Aber das bekomt einigen / wie dem Hunde die Wurst ; Dann nach dem mancher seine Mobilia an die Kleidung verwendet / läst er das Hauß leer stehen / und stellet die Haußhaltung ein / wodurch die Pfenninge überthätig verthan / und die Geld-Kasten außgeleeret werden / darauff gemeiniglich ein schwerer Hertzschlag / Krampff und Armuht erfolget . So werden auch die Kinder heutiges Tages nicht so sparsam aufferzogen / wie in vörigen Zeiten ist geschehen / sondern im Gegentheil wird die Hoffart und unmässiger Pracht von jugend auff in die zarte Gemühter eingepflantzet .
Die Holländer seyn Vorzeiten vor tapffere und wolerfahrne Krieges-Helde gerühmet . Wie Männlich dero Vorfahren den Einfall der Dähnischen / Friesischen und Flämischen Völcker abgewehret / ist in den Holländischen Geschicht-Beschreibungen mit Verwunderung zu lesen . Der schwere Menschen und Länder verwüstende 80. Jährige Krieg / umb die Freyheit des Leibes und Lebens / wieder den mächtigen spanischen Monarchen / befästiget die Großmühtigkeit und unverzagten helden Muht der Holländer . Was dieselbe in den Kriege und Streit mit der Engelschen Nation in manchem See-Gefecht / und nun ohnlängst auff den Revier vor Londen außgerichtet / stehet noch in frischer Gedächtniß .
Die Seefahrt wird bey keinen Völckern in der Weld so fleissig und eifrig gehandhabet als eben bey den Hollandern / so daß man kaum eine bekandte Cüste soll finden / welche sie nicht mit Fleiß untersuchet hetten . Durch dieses Mittel seyn sie zu besitzeren aller Schätze und Reichthümer der gantzen Weld / die ihnen von allen überflüssig zufliessen / gemachet . Wie viel reich beladene Schiffe siehet man Jährlich auß dem fern abgelegenen Indien zu den Hafen der Holländer einfahren ? Die Zahl der Straß- und Frantz-Fahrer ist ohnzehlbahr . Die nacher Hispanien / Portugal / Engelland / Denenmarck / Schweden und andere Reiche täglich absegelen und wieder zurück dannenhero
ankommen / sind unmüglich in eine gewisse Zahl zu bringen / und so sich Jemand dessen unternehmen wolte / wurde gewißlich eine verlohrne Arbeit finden .
Der Ober-Hoff / alwo die Streitigkeiten und schwere Processen geschlichtet / und die Staats-Sachen Staats-Weise verhandelt werden / ist in dem sehr anmuhtigen und prächtigen Gravenhaage fundirt . Unter allen Holländischen Städten / excelliert die berühmte Handelstadt Amsterdam / die von einem kleinen Beginn biß auff die höchste Stuffe des Vermögens gestiegen . Die alte Fischer-Hütten seyn in herrliche Wohnungen verändert / von welchen sehr viel mit den köstlichen Pallästen des berühmten Italien können verglichen werden . Der Stadt Rahthauß gereicht zu einem Wundergebäu der gantzen Weld . Ihre wolgeordnete Stadt-Ordnung / die reichen Kaufleute und kunstreiche Handwercker verursachen keine geringe Lust zu dieser volckreichen Stadt . Die scharffe Auffsicht und genaue Acht über die Übelthäter / und die midle Handreichungen gegen die Unvermögene und arme Leute machen daß diese Stadt mit Segen überfliesset / die sonst wegen ihrer Gottlosigkeit in einen grundlosen Pful müste versencken .
Der Gottes-Dienst der alten Batavier ist nach der Manier der alten Catten oder Hessen unterhalten worden . Unter ihren Abgöttern und Abgöttinnen haben sie die Dianam mit sonderlichen Gottesdienst geehret und gefeyret / wie solches auß den alten Gedenckmahlen / so vor einigen Jahren unter der Ruin des berühmten Hauses zu Britten befunden / kan wahr genommen werden . Jetziger Zeit geht der Reformirten Gottesdienst über die andere Religionen / denen gleichwol das öffentliche Exercitium ihrer Religion auch zugelassen wird .
Von den Grafen von Holland . DIe Hollandische Oberherschafft die nun in eine Staats-Weise Regierung verändert ist / wurde Vorzeiten durch die Graffen geführet und verwaltet . Die Einsetzung des ersten Grafen / und die Ursach worumb Holland zu einer Graffschafft gemachet ist / wird folgender Gestalt von den alten Geschicht-Schreibern erzehlet : Nachdemmahl die Dänen und Normanner diese Länder offtermahls mit Heerrs-Macht über-
fallen / und durch Plünderung / Morden / Sengen und Brennen gar verwüstet hatten / hat der König in Franckreich Carolus Calvuz , im Jahr 863. in Braband einen algemeinen Reichstag zu Beschirmung dieser bedrücketen Länder außgeschrieben . Worauff viel Fürsten auß Deutschland und Welschland / nebst den Abgesandten von Pabst Johanne dem achten / erschienen seyn ; Unter andern Herren hat sich auch mit eingefunden Haganus , Graff von kleinen Troja oder Zanten / bey sich habend die zwey Söhne Sigisberti , Herrn zu Aquitanien oder Gasconien / unter welchen der elteste Walgenis Graff von Teisterband genennet würde ; Der jüngste Sohn aber Theodoricus oder Dietherich hatte zu dero Zeit noch keine Herrschafft über Länder und Städte . Auff dieser grossen Versamblung nun sollicitirte vor gedachter Graff Haganus bey den Könige / daß er das Land / so ohnlängst die Dähnen und Nordmänner verwüstet hatten / seinen Vettern Dietherich schencken wolle : Darauff hat der König gantz Holland und ein Theil von Frießland besagten Theodorico mildiglich geschencket / daß er durch seine Frommigkeit das Land solte befreyen / und vor den Anlauff und Einfall der ungläubigen Dänen und Nordmänner beschirmen / welche zu der Zeit noch die Stadt Ütrecht inne hatten / und den Christen grossen Verdruß und Schaden zufügeten .
Hernacher ist vorbesagter Dietherich durch Herrs-Macht / in dem sich der Burggraff zu Leyden / und der Herr von Valckenburg / hiewieder setzeten / von den König in die Heer- und Graffschafft Holland eingesetzet und bestätiget : Wiewol einige der heutigen neuen Schribenten an der Warheit dieser Geschichten zweyfelen / und den Ursprung der Gräflichen Herrschafft auff das Jahr 913. stellen . Wir wollen den alten nachfolgen / und eine Reyhe der Graffen wie sie auff einander gefolget zum Vorschein bringen .
Der 1. Graff von Holland ist gewesen Dietherich / Hertzogs Sigisberti zu Aquitanien Sohn der hat regiret 40. Jahr .
Der 2. Dietherich der 2. der Sohn des vorigen hat regieret 85. und wie andere wollen 88. Jahr .
Der 3. Arnold / Dietherichs 2. Sohn / hat das Regiement geführet 5. Jahr .
Der 4. Dietherich der 3. Sohn des vorigen Graffen Arnolds / hat regiret 46. Jahr .
Der 5. Dietherich der 4. hat nach seines vatters Todt die gräfliche Herrschafft geführet 9. Jahr .
Der 6. Floris / Bruder des Vorgehenden hat regieret 14. Jahr .
Der 7. Gertraud nachgelassene Wittibe des Graffen Floris / als Vormünderin ihres unmündigen Sohns Dietherichs hat regiret 2. Jahr .
Der 8. Rubrecht der Friese / als vermählter Ehe-Vogt obgedachter Gertrauden und dero Sohns Dietherichen / hat die Herschafft verwaltet 7. Jahr .
Der 9. Gobart mit dem Höcker / Hertzog von Lothringen / welcher vorgemeldten Rubrechten und die Grafinne Getraud / sambt ihren Kindern vertrieben / hat 4. Jahrlang die Graffschafft Holland mit Gewalt besessen .
Der 10. Dietherich der 5. Sohn des Gaffen Floris / hat regiet 15. Jahr .
Der 11. Floris der 2. mit dem Zunahmen der Fette / ein Sohn des Graffen Dietherichs 5. hat die Regierung gehabt 15. Jahr .
Der 12. Dietherich der 6. Graffen Floris 2. ältester Sohn hat die Graffschafft besessen . 40. Jahr .
Der 13. Floris der 3. hat nach seines votters Todt 27. Jahr regieret .
Der 14. Dietherich der 7. Sohn des Graffen Floris 3. hat 13. Jahr die Herschafft über Holland geführet .
Der 15. Graffinne Ada / einige Tochter des vorgedachten Graffen Dietherichs / hat regieret I. Jahr .
Der 16. Wilhelm der erste / des Graffen Dietherichs des 7. Bruder / hat regieret 19. Jahr .
Der 17. Floris der 4. hat die Regirung gehabt II. Jahr .
Der 18. Wilhelm der 2. Sohn des Graffen Floris des 4. hat regirt 20. Jahr / und ist zum römischen König erkohren worden .
Der 19. Floris der 5. hat seinen Vatter in der Regirung gefolget 25. Jahr .
Der 20. Johann der 1. Sohn des Graffen Floris 5. hat die Herrschafft über Holland geführet 4. Jahr .
Der 21. Johann der 2. Graff von Henegau , ist Graffen Johann dem I. nach dem er ohne Kinder verstorben / in der Regierung gefolget / und hat dieselbe 5. Jahr geführet .
Der 22. Wilhelm der 3. mit dem Zunahmen der Gütige / hat regieret 33. Jahr .
Der 23. Wilhelm der 4. hat nach seines vatters Todt 8. Jahr regieret .
Der 24. Gräffinne Margaretha / Schwester des vor genannten Graffen Wilhelms hat das Land 6. Jahr regirt .
Der 25. Wilhelm 5. Sohn Frawen Margarethae / von Ludwig römischen Käyser und Hertzog in Bayern gezeuget / hat regiert 26. Jahr .
Der 26. Albrecht der 1. Bruder des vorgehenden Wilhelms des 5. hat regiret 27. Jahr .
27. Wilhelm der 6. ist seinem Vatter Albrecht in der Regirung gefolget / und selbige 13. Jahr verwaltet .
Der 28. Gräffinne Jacoba hat nach ihres vatters Todt regiret 19. Jahr .
Der 29. Philippus der 1. Hertzog von Burgundien / ist nach absterben seiner Muhmen Graffinnen Jacoba zum Graffen über Holland erkohren / und hat das Land 31. Jahr regiret / und den Orden des güldenen Fliesses zu Brügge angestellet .
Der 30. Carolus der 1. hat nach seines vatters Todt das Land regiret 9. Jahr .
Der 31. Graffinne Maria / einige Tochter des vorgedachten Grafen Caroli / hat 5. Jahr die Regirung verpfleget .
Der 32. nach absterben vorgesetzeter Maria hat ihr Eheherr Ertz-Hertzog Maximilian von Österreich / als Curator seines Sohns Philippi des 2. zwolff Jahr die Regirung verwaltet und eben so viel Jahr hat hernacher dieser Philippsu auch regiret .
Der 33. Carolus 5. hat die Herrschafft über Holland besessen 43. Jahr .
Der 34. Philippus der 3. Käysers Caroli einiger Sohn / hat die Regirung bey Leben seines Vatters angetreten / aber durch seine unerträgliche Regirung seyn die Bemühter der Unterthanen gantzlich von ihm entfrembdet / also daß die von Holland nebst den vereinigten Provintzien / daß Joch seiner Herrschafft / von sich abgeschüttet und also eine freye Republic gestifftet haben .
Von den Printzen von Orangien . WIe viel die vereinigte niederlandische Provincien an die großmühtige Printzen von Orangien Grafen von Naußau sc. schuldig seyn / wegen ihrer erstrittenen Freyheiten / kan in den Gedenck-Schrifften von den niederlandischen Kriegen weitläuftig ersehen werden . Wir wollen hier das Leben und Wandel selbiger Fürsten kürtzlich vorstellen .
Wilhelm war der erste von diesem durchleutigen Stamm / welchen Käyser Carol / zum General Lieut . Über seine Krieges-Armee erkohren / und König Philippus der 2. zum Guberna-
torn und General-Hauptmann über Holland / Seeland / Ütrecht und Burgundien gesetzet .
Dieser weit außsehender Fürst beseuftzend den Anwachs der niederländischen Troubelen , und die Nachstellung des Hertzogs von Alba auf seine Person / verliß sein Gubernament / und begab sich bey seinen Bruder in Teutschland . Er namb den elenden Zustand der Niederländer / und die Verführung seines Sohns Philippi von Büren sehr zu hertzen / und wurde durch viele flüchtende Edele und andere Niederländer angemahnet / den Harnisch wieder anzulegen / wie er auch thät / und zog mit einer ziemblichen Macht den Duc de Alba ohnweit Mastricht unter die Augen . Der Hertzog aber hatte keinen Sinn zum Treffen / sondern suchte allein des Printzen Lager auß zuhungern . Der Printz aber / wie er wegen der starcken Guarnisonen keinen Beyfall noch Zufuhr auß den Städten haben konte / und den proviant Mangel vor Augen sahe / zog mit seiner Krieges-Macht den Hertzog von Condé in Franckreich zu / und kehrete also wider in Teutschland . Der Hertzog von Alba aber / als der nun Raum und freye Hände hatte / suchte den Staat gantz kraftloß zu machen / und zu verwüsten ; der Graf von Lumaj , nebst vielen geflüchteten Edelen und gemeinen Landsassen / nach dem Engelland entsätzet / rüstete sich mit einer Flotte von 50. Schiffen / gieng damit in die Maes / eroberte Briet / und pflantzete orangische Fähnlein auf die Wälle . Als die von Flissingen diese Zeitunge höreten / ergaben sie sich von selbsten an den Printz von Orangien / und nach ihren Exempel viel andere Städte mehr . Darauf zog der nassauische Fürst mit neuer Macht wieder hin gen Niederland / und nach dem er ihnen daselbst viel Heyls erwiesen / ist er im Jahr 1582 . am 18. Martii in Antwerpen durch einen Jan Jauregni mit einer Büchsen durchs Haupt geschossen / da die Kugel unter den lincken Ohr ein / und im rechten Backen wieder außgangen / und dadurch sehr schwärlich verwundet / doch ist er an der Wunden / mit Werwunderung der Leib- und Wund-Ärtzte / glücklich wieder genesen . Endlich aber ist er im Jahr 1584 . am 10. Julii durch Baltzer Gerhards zu Delft durchschossen / und also dieser Weld entrücket .
Mauritz / welcher seinen Vatter in der Regierung folgete / ließ vermerckliche Kenn-Zeichen seiner Klugheit und Tapferkeit sehen . Und nach dem der Graf von Lycester weggezogen / wurde ihm durch einhellige Zustimmung
der Staten / die Stelle eines Stadthalters und General-Hauptmans und Admirals der vereinigten Niederlanden auffgetragen . Großmühtig und Klüglich bewiese sich dieser Fürst in vielen wichtigen Begebenheiten . Viele starcke Festungen und Städte kracheten durch seine kluge Begleitung vor der Staten Krieges-Macht . Das Schloß und die Stadt Breda wurde durch seine behende Krieges-List mit einem Torff-Schiffe überrumpelt . Eine sonderbahre Helden-That / und ungemeine Wissenschafft in der Erfahrenheit des Krieges bewiese er in der berühmten Feld-Schlacht in Flandern / womit es folgender Gestalt abgangen ; Nachdem der Printz mit seiner Kriegs-Armee vor Neuport anno 1600 . niedergelagert / wurde er gar schleunig von den Ertz-Hertzog Alberto verfolget / und unversehens überfallen / wie er nun solches vermerckte / sandte er geschwind einen Troppen Volcks unter Graff Ernest / nach der Brücken zu Leffingen / umb den Feind so lang auff zu halten / biß er seine vertheilte Völcker beysammen bringen könte ; Doch wurde dies Volck verschlagen / und müsten die Schotten schändlich einbüssen . Darauff näherten sich die Spannischen Troppen / und Printz Mauritz redete seinem Volck einen tapfferen Muht ein / mitler weil geriehten sie aneinander / drey Stunde wurde beyderseits tapffer gefochten / mit einem ungewissen und zweyfelhafften Außgang des Sieges / endlich erhielt der Printz die Schlacht / und blieb Meister im Feld . Dieses Treffen kostete dem Ertz-Hertzog bey 7000 . entseelte Krieges-Knechte / und dem Printz zwischen zwey und 3000 . worunter mitgerechnet diejenige so des Morgens von Graff-Ernests Volck erschlagen waren . Groß war diese Victorie vor Niederland / und wurde auch mit schuldiger Danckbarkeit gegen Gott den Herrn / als eine wunderliche Schickung erkant . Endlich nach 30. Jähriger Lands-Beschirmung ist dieser frommer Held binnen Gravenhaag Gottselich im Herrn entschlaffen .
Heinrich Friedrich ist noch in derselben Nacht / da sein Bruder verstorben / durch die H. M. Herrn Staten zum Feld-Obersten über ihre Krieges-Völcker zu Wasser und zu Lande erkohren worden . Die weise Anführungen und die vorsichtige Helden-Thaten des Printzen Mauritzs schienen wiederum in diesen Fürsten zu leben .
Manche starcke Festung hat er vor dem Gesicht seiner Feinde-Läger denselben entrücket . Im ersten Jahr seiner Regirung krachete vor seiner Gewalt
die starcke belästigte Stadt Grolle . Nicht lange darnach wurde er ein Überwinder der unüberwindlich geachteten Stadt Hertzogenbusch . In zwischen erweckete die Übergabe der Stadt Wesel keine geringe Freude in den Gemühtern der Niederländer . Manchen Feld-Zug hat er mit grossen Nutzen vollführet / und nachdem er dieser Weld entzogen / hat er einen einigen Sohn und vier Töchter hintergelassen .
Wilhelm der andere / nachdem er mit der Königlichen Princesse von Engelland vermählet / suc cedirte seinen Vatter / und wurde ihm die Regirung und Krieges-Macht zu Wasser und zu Lande ebenmässig anvertrauet . Der Anschlag auff Amsterdam schien die Herrlichkeit dieses Fürsten und die Affection des Volcks zu demselben fast zu verdunckeln ; Doch wurde erkurtz hernach auß diesem Leben weggerücket / hinterlassend eine schwangere Princesse / so den noch lebenden Printz Wilhelm den dritten zur Weld gebohren .
Von den Engelländern / Schotten und Irrländern . DEr Britannische König ist sehr prächtig mit der dreyfachen Cron von Engelland / Schottland und Irrland . Die Einwohner dieser Königreiche seyn guter leibes Gestalt / weisser Farbe / und unter diesen werden die Eugelschen Frawen / vor die schönesten gehalten . Die Frawen im Nord-theil von Irrland seyn mit sehr langen Brüsten begabet / also daß sie dieselbe / gleich wie die Caffreer in Africa / rücklings über die Achseln ihren Kindern zu saugen können zureichen .
Die Kleidung der Engel- und Schott-Länder ist fein proper und nett / und nicht so sehr ins Auge stehend / doch die Frawen seyn auff ihre Weise prächtig gnug außgeputzt . Der gemeinen Irrländer Tracht ist rauch und zötig / so mit ihrer wüsten Löwen-Art sehr wohl überein kombt .
Die Engelschen / Schotten und die beste Sorten der Irrländer seyn insgemein Freundlich / Lieblich / Gastfrey und Bescheiden / doch / da sie im geringsten verhönet werden / sehr Aufflauffend im Zorn / und Rachgierig .
An keinem Ort wird den Frawen grössere Ehre von ihren Männern bewiesen / als in Engelland / und scheinet auch / daß die englische Männer nicht so Argwöhnisch seyn wieder ihre Frawen / wie bey andern Nationen offt verspüret wird .
Die Britannische Nation ist ein großmühtig und tapffer Volck / im
Schiff- und Land-Kriege wohl geübet / worinnen sie andern Völckern es gleich thun / wonicht übertreffen . Verschiedene Feid-Schlachten / so wohl durch innländische Auffrühre verursachet / als auff frantzschen Boden Vorzeiten vollenbracht / geben kundbahre Zeichen ihres tapfferen und unverzagten Gemühts . Der Außschlag der See-Schlachten zwischen ihnen und den Niederländern / so bey unseren Andencken vorgefallen / hat bewiesen / daß sie mit den Best-Geübten mögen verglichen werden .
Die Schiffahrt / eine fruchtbare Gebährerin überflüssiger Schätze und Reichthümer / wird eifrigst von den Englischen mit allerhand Völckern gehandhabet / dadurch sie eine grosse Anzahl mächtiger Kaufleute darstellen . Ihre sonderliche Wissenschafft das Tuch zubereiten / hat sie bey andern Nationen sehr berühmt gemacht . Die Schaffe-Zucht und deren Wolle bringt ihnen auch nicht geringen Nutzen heim .
Es haben die Engelländer in vorigen Zeiten / von den Römern / Sachsen / Dähnen und Friesen offtermals einen An- und Überfall außgestanden / und haben die letztere keine geringe Merck-Zeichen ihrer Uberkunfft nach sich ge-
lassen ; Gestald die Englische Sprache durchgehends mit friesischen Worten dermassen durchgespicket ist / daß / so man dieselbe davon abzüge / die Helfte nicht würde übrig bleiben .
Man findet in keinen Gedenck-Schrifften / daß einig König-Reich mehr Auffrühr und einheimische Kriege / und dadurch mehrer Unheil und Schaden erlitten / und mit mehreren könig- und adelichen / auch gemeinen unterthanen Blute besudelt worden / als eben das vormahls unschuldige Engelland . Man beschawe nur einige Exempla der unbeständigen Abwechselung der englischen Regirung .
Nach einer langen Reyhe der englischen Ober-Häubter / die offtermahls von ihren Nachfolgern von den Thron herunter gestürtzet / oder Mordthätig ihres Lebens beraubet worden / hat sich mit unwiedersprechlichem Recht Henrich der achte in den ledigen Sitz der obersten Herrschafft gesetzet . Die Englischen sahen mit starrenden Augen zu / wie lange es mit diesem Könige würde währen . Zweyen seiner Ehe-Genossen / Catharinä / gewesener Wittiben seines Bruders Arthur und Annä von Cleef / wurde durch einen Scheidebrieff der Ehebund auffgesagt .
Anna Bolein / und Catharina Howart / sö mit Blutschande und Ehebruch unschüldig bezüchtiget worden / haben mit ihren Königlichen Blut den Mordplatz binnen Londen besprenget . Maria / durch eine grosse Anzahl der Edelen angereitzet / setzete ihr selbst die Cron auff ihr Haupt / und beraubete durch einen schändlichen Todt Johannam Gray ( welche kurtz zu vor / vor eine Königin / vermög des letztern Willens Eduardi / war außgeruffen ) ihres lebens .
Elisabeth / da sie zur Königin eingeholet / führte die reformirte Religion ein .
Die Bewilligung in den Todt der schottischen Königin Maria / so wegen Lands-Verrähterey überzeuget / wurde durch Noht und stetswehrendes Anhalten der Rahts-Herrn der Königin Elisabethä abgepresset .
Wie unglücklich war Carol der erste in der Landsregirung ? Er wurde aller königlicher Macht entblösset / und als ein Landes-Verrähter außgeruffen / und öffentlich in Londen mit einen Mordbeil enthaubtet .
Hierauff zog Engelland eine andere Gestalt an / und wurde von etlichen vor eine freye Republic erkant . Olevier Cromwel besaß einige Jahren / unter dem Nahmen eines
Protectoris die Beherschung des Landes ; Nach seinen Todt aber ist die dreyfache Cron Carolo dem andern / nach einem langwierigen Exilio / wieder auff sein Haupt gesetzet .
Von den Königen . VEchft der Käyserlichen Majestät / hat keine geringere Herrligkeit die königliche Hochheit / welcher auch die unbändigsten Völcker selbst mit sonderbahrer Ehrbezeigung unterthänig gehorchen / sie hoch halten / fürchten und ehren . Die jenige / welche die Estats-Weise Regirung / auß bewegenden Ursachen verwerffen / erheben die einhäubtige Regierung biß an den Himmel zu / und nennen dieselbe die ordentlichste / fästeste und daurhafftigste Estats-Regirung / darinnen alle politische Sachen auff die leichteste und bequemeste Art und Weise verwaltet und außgeführet werden .
Die ordentlichste / weil die königliche Würde ist ein lebendig Contrafait ,
der weisen und almächtigen Regirung Gottes über alle Creaturen . Die fästeste und daurhaftigste / weil dieser Staat der Regirung allermeist von Zertrennungen und Zweyspalt befreyet ist ; Wie dann die Geschicht-Schreiber bezeugen / das kein Regirungs-Staat länger gedauret / als der so mit einen einigen Haupte ist versehen gewesen . Die Assyrische Monarchia zehlet von ihren Anbegin biß zu dero Zerrüttung ein langes Register her von Jahren und Oberhäubten . Der Römer-Macht blühete nie länger und herrlicher als unter der berühmten Regirung ihrer Monarchen .
Europa hat viel mächtige hoch ansehnliche Könige / als da seyn / der König von Hispanien / Portugal / Franckreich / Böhemen / Hungarn / Engelland Schottland und Irrland / Dänemarck und Norwegen / Schweden und Polen . Die Könige / so in den andern Theilen der Weld herschen / machen eine grosse Anzahl .
Der spanische Monarch ist bereichert / über seinen zubehörigen Königreichen / mit vielen reichen Landschafften in West-Indien / wie bey der Beschreibung der Spanischen Nation angewiesen . Seine Macht ist bey den vielfaltigem Adel abzunehmen ; Nirgends findet man so viel Hertzogen / Marggrafen / Graffen und andere Edele / unter der Macht eines Ober-Haupts begriffen / als in Hispanien . Die höchste Würde unter der Ritterschafft ist der Orden des güldenen Fliesses / welcher zu erst von Hertzog Philip zu Burgundien / im Jahr 1430 . angestellet / und hernacher folgends durch die Könige in Spanten an die vornehmste von Adel zu mehrer Herrlichkeit ihres Standes ist mitgetheilet .
Der König in Portugal bezeiget keinen geringern Pracht / als der von Spanien / wiewol seine Macht-Flügel so weit nicht außgebreitet seyn .
Der König von Franckreich excelliret im Vermögen / und müssen seine Nachbahren sich vor seiner Waffen-Macht fürchten . Sein Wort wird von den Unterthanen geachtet wie ein Gesetz . Sein Reich ist mit nicht wenigern Adel versehen als Spanien : Der Orden der Ritterschafft des H. Geistes / wird an die Printzen vom Geblüt / und der Orden von S. Michael an andere Edele geschencket .
Der Thron von Böhemen und Ungarn wird von gegenwertigen Käyser des Teutschen Reichs betretten / und dadurch ist das Hauß Österreich nicht wenig verherrlichet .
Der Britannische König funckelt mit der Kron von Engelland / Schott-
land und Irrland / dessen Vorsassen durch Macht ihrer Waffen den Thron von Franckreich ehemahls betretten / aber nicht mehr als den blossen Titul davon behalten haben . Mit dem Orden der Ritterschafft des güldenen Hosenbands / begabet er seinen Vornehmsten Adel / und außheimische Fürsten ; Der von S. Joris aber wird an andere würdige Ritter geschencket .
Der König von Dänemarck und Norwegen wurde Vorzeiten durch eine Wahl erkohren / die doch gemeiniglich auff den ältesten Sohn des abgelebten Königes fiel . Jetziger Zeit ist ihnen das Erb-Recht einer ewigen succession auff getragen .
Die Zoll-Einnahme im Sund ist wohl die vornehmste Seule seines Reichs . Das Königreich Dänemarck ist herrlich mit den Orden der Ritterschafft des Eliphants / und wird an würdige Personen durch den König außgetheilet .
Der schwedische König beherschet ein großmühtig tapffer und streitbahr Volck . Die Krieges-Thaten des abgelebten Königs Gustavi Adolphi in Teutschland / und Caroli Gustavi in Polen und Schweden verübet / werden von den Geschicht-Schreibern mit vollen Munde außgeruffen .
Des polnischen Reichs-Regirung ist allzeit durch eine Wahl frembden Fürsten auffgetragen . Aber vor wenig Jahren haben die grossen Herren des Reichs einen auß ihrer eigenen Landes-Art zu dieser Hochheit erhoben .
Die andere Könige in Asia , Africa und America , als zu weit abgelegene / und der Kürtze uns zu befleissigen / gehen wir mit Stillschweigen vorbey .
Von den Dähnen . INter den streitbaren nordischen Völckern seyn die Dänen vor langen Jahren schon bekant gewesen . Ihres Ursprungs und ersten Stiffters halber mögen andere Schribenten den Streit außführen .
Das dähnische Volck ist ins gemein grob und groß von Leibe / starck an Gliedern / und weiß von Farben .
Die Kleidung der Männer schicket sich auff die teutsche und frantsche Manir . Die Frawen aber behalten biß annoch ihre alte Trachten / wie auß der folgenden Figur zu ersehen .
Die Dähnen seyn gar guthertzig / halten aber viel von ihnen selbst / und seyn dabey so halsstarrig / daß sie ihre einst gefaste Meinung / wann sie schon
vom Gegentheil mit fest gegründeten Beweiß-reden eines andern überzeuget seyn / nicht leicht fahren lassen . Die Teutschen werden gemeiniglich bey allen Völckern vor Sauff-Brüder gehalten / aber die Dähnen geben ihnen darinnen nicht nach / denn sie gar zu sehr zur Trunckenheit geneiget seyn .
Die Dähnen / wann sie zu den Krieges-Übungen gehalten werden / geben sie gute Soldaten / dafern sie nur durch Krieges erfahrne Feld-Obersten und Hauptleute wohl angeführet werden .
In der Schiffahrt Erfahrenheit weichen sie keiner andern Nation / vornehmlich seyn die in Norwegen und Holstein über andere zu der Schiff-Arbeit sehr bequem .
Die Königliche Oberherschafft in Dänemarck und Norwegen pflag vorzeiten durch eine Wahl der Reichs-Stände dem ältesten königlichen Erben auff getragen werden / aber vor wenigen Jahren / zur Zeit Friederichs des dritten ist das Erb-Recht der beiden Cronen Dänemarck und Norwegen an den König und seine Nachkommen übergeben .
Es ist das Königreich Dänemarck in fünff Stände abgetheilet . Den ersten führen die vom königlichen Geblüte / und seyn in eben so hohen AEstime als die Printzen des königlichen Geblütes in Franckreich . Hiernechst folget der Adel oder Ritterschafft / unter welchen aber keine Hertzogen noch Grafen gefunden werden . Auß diesen werden 28. Reichs-Rähte erkohren / welche Jährlich ein herrlich Tractament geniessen / und seyn von allen Schatzungen und Beschwerden befreyet / außerhalb daß sie einige Reuter / auff ihre eigene Kosten / wieder einen ohnvermuhtlichen Überfall / unterhalten müssë .
Die andere Edelleute besitzen königliche Land-Güter / und seyn verbunden eine gewisse Zahl Reuter zuversorgen / und eine gesetzete summa Geldes jährlich in die königliche Schatz-Kammer zu liefern .
Der dritte Stand ist der Geistlichen / als der Ertz-Bischöffe / Bischöffe und gemeinen Priester / welche keine geringe Einkunfft an Zehenden und sonsten geniessen . Der vierdte Stand ist der Bürger und Kaufleute ; deren meister Handel / den sie treiben / in Landfrüchten und Viehe bestehet / massen sie vor ihre magere nacher Holland über gebrachte Ochsen gute Secke voll dicker Thaler wieder zurück bringen .
Der Berger Stockfisch wird von andern Völckern sehr begehret . Die hollandische Schiffe führen das zum Hauß- und Schiff-Baw dienliche Holtz in grosser Menge auß Norwegen weg .
Der fünffte und letzte Stand ist der Bauren / welche in 2. Theile verschieden seyn . Die ersten besitzen ihre eigene freye Erbgüter / und geben dem Könige jährlichs eine kleine Erkäntnis / und werden daher in dähnischer Sprache Freybunden genennet . Die andere bearbeiten ein geheuretes Land / und seyn dafür dem Adel oder ihren Landsherrn sehr verbunden .
Die Krieges-Macht der Dähnen zu Lande besteht auß ihren eigenen gewordenen Landsassen / welchen beygefüget wird die Reuterey der Ritterschafft
und gemeinen Adels . Über diesen unterhält eine jede Provintz ein Regiment Krieges-Knechte zu fuß / bestehend auß Bauren-Söhnen und Knechten . Diese werden in Friedens-Zeiten von ihren Officiren offtermahls wohl exerciret / ziehen aber keine Gagie ; Doch so bald sie in die Städte und Festungen verlegt / oder gegen den Feind ins Feld geführet werden / geniessen sie ihren monatlichen Sold . Zu Wasser können sie eine gute anzahl Krieges-Schiffe auß-
rüsten / aldieweil sie mit Krieges-Nohtturfft und erfahrnen See-Volck wohl versehen seyn .
Der Gottesdienst der alten Dänen ist nach heidnischer Weise angestellet gewesen / doch / da sie Christen worden / haben sie den Römisch-Catholischen Glauben angenommen . Umb diese Zeit haben die römische Bischöffe und Priester dahin getrachtet / daß sie Dännemarck zum Lehen des teutschen Reichs machen mögten / welchen doch die Einwohner tapffer wiederstrebet haben . Heutiges Tages wird keine andere Religion in Dänemarck geübet und zugelassen / als die Augsburgische Confessions-Verwandten ; Doch wird den frembden Gesandten die Übung ihres Gottesdienstes in ihren Logamenten frey gelassen .
Von den Schweden . INter den nordischen Völckern excelliret die streitbahre schwedische Nation / ein Volck so an Gestalt des Leibes den Teutschen nicht gar ungleich / starck von Gliedern / in Wiederwertigkeit uñ Gefahr sehr männlich uñ behertzt / hassen allen Müssiggang / und zur Arbeit / Kälte und Ungemach wohl gewohnet . Die Kleidung der Schweden schickt sich auff die teutsche Manier / und ist wenig oder gar nichts unterschieden . Die Schweden seyn insgemein Genereus und Treuhertzig / und gegen die Frembden sehr Gastfrey / sie haltens vor ein Glück einen sothanen in sein Hauß auffzunehmen .
Sie seyn sehr begierig allerhand gute Künste und Wissenschafften zu lernen und zu üben . Sie hassen und fliehen allen Überfluß und Unmässigkeit / dannenhero sie gemeiniglich ein hohes Alter erreichen .
Ihr Kauffhandel / den sie mit andern Völckern treiben / besteht in Bergwercken / als Kupffer / Eisen / Staal / Pech / Teer und andern zur Schiffahrt gehörigen Sachen .
Die tapffere Krieges-Erfahrung der Schweden wird allenthalben gepriesen / wo zu nicht wenig hilfft ihre sonderbahre Weise gute Krieges-Leute zu Fuß und zu Pferde zu erziehen .
Eine jede Provintz ist verbunden eine gewisse Zahl Krieges-Knechte herzuschaffen / die einige Zeit bey den Landmann unterhalten / und von ihren Befelchhabern exerciret werden / biß so lange sie in die Guarnisoun verlegt / und in den Waffen-Handel vollig unterwiesen / und ins Feld gegen den Feind
geführet werden . Inzwischen wird wiederumb eine newe Anzahl auff dem Lande zusammen gebracht / also daß die Schweden allezeit mit jungen ankommenden / in den Guarnisonen wohl geübeten / und im Felde großmühtigen und unverzagten Soldaten wol versehen seyn ; Doch wann ein schwärer Krieg vorhanden ist / wird ihre Krieges-Macht durch Werbung anderer Volcker gestärcket . Ihre Macht zur See besteht in einer guten Anzahl mächtiger Krieges-Schiffen / so mit allerhand Krieges-Nohtturfft wohl versehen / und mit erfahrnen See-Volck und tapfferen Soldaten bemannet seyn .
Die königliche Kron von Schweden wurde Vorzeiten / auff vorgangene Wahl von den Reichs-Ständen dem Könige auff seyn Haupt gesetzet / aber jetziger Zeit wird dieselbe durch ein ewig Erb-Recht von den königlichen Nachkommen besessen .
Es ist die Macht und Tapfferkeit der Schweden / durch die unvergleichliche Heldenthaten des königes Gustavi Adolphi , glorwürdigsten Andenckens / nicht wenig vermehret / und ruchtbahr worden .
Dieser großmühtiger Fürst kam mit einer ziemblichen Armee in Pommern zu Lande / zum Beystand und Schutz der evangelischen Fürsten und Landsassen / uñ rückte damit in Teutschland hinein . Da sich dann eine grosse Menge starcker Festungen und wolverwahreter Städte / vor seiner Gewalt gebeuget / und von selbsten in seinen Schutz ergeben . Endlich nach erhaltenen vielen herrlichen Victorien ist dieses schwedische Oberhaupt / bey recognition des feindlichen Lägers / unschuldig umbs Leben kommen . Nach dem Christina ihren Gottesdienst veränderte / und der Regierung des Reichs resignirte / trat Carol Gustav wieder auff den Thron . Dieser wolte lieber die Streitigkeiten mit der Cron Polen durch den ungewissen Lauff eines Land- und Leut-Verderbenden Krieges / als durch newe Friedens-Verbündnisse schlichten / zog derowegen mit seiner Krieges-Macht in Polen hinein . Schwer und Vortheilig war der Einfall der Schweden / aber nach einiger Zeit begunte sich das Glück zu kehren ; In zwischen ließ der König in Dänemarck dem Schweden den Krieg ankündigen / worauff der schwedische König mit seinen abgeschleifften Heer-Lager durch Holstein in Jüttland zog . Die Dähnen ob sie gleich sehr starck bey einander sich gezogen / räu-
meten doch vor den Schweden das Feld / dannenhero der Schwede viel Fästungen und Städte überwann und in seine Hände bekam . Der starcke Frost bahnte ihn den Weg über die See / daß sich gantz Fünen in seine Gewalt müste ergeben . Die Schweden durch so viel Überwindungen angefrischet / setzeten sich auff See-Land zu Lande / die starcke Festung Cronenburg krachete vor ihrer Gewalt / und gab sich an die Schweden über . Die königliche Hauptstadt Copenhagen war von dem Anlauff der Schweden nicht befreyet / doch durch die hollandische Hülff-Armee gestärcket / erwiese tapffern Wiederstand . Also wahren die siegenden Waffen der Schweden / unter der Regirung König Caroli Gustavi biß ins innerste des reichs Dähnemarck eingeführet .
Wenig Völcker in der Christenheit haben so gewissen und festen Beweißthumb ihres Alterthumbs als die Schweden . In vielen ihren Ländern findet man alte Grab- und Gedenck-Schrifften in Steine außgehawen / daß man mit recht sagen mag / daß die Schweden vorzeiten die Steine an Statt der Bücher / und die Steingruben an Statt der Buchladen gebrauchet haben .
Die Schweden da sie noch in blinden Heidenthum ersoffen wahren / waren greuliche Götzendiener . Die neundte Zahl wurde bey ihnen heilig gehalten / darumb feyreten sie ihren Albgöttern zu ehren / umb den neundten Mond sonderliche Festtage / als dann wurde durchs Loß einer auß ihrer Landes-Art zum Opffer verdammet . Unter dieser finstern Blindheit blickte dennoch einige Erkäntnis von Unsterblichkeit der Seelen hervor / welche / wie sie vorgaben / Nach diesen Leben auff einen schönen lustigen Platz / da alle weldliche Lust und Ergötzlichkeit überflüssig käme / unter das Gebiet eines Obergots Bleixen genannt .
Die heutigen Schweden bekennen sich zur evangelischen Lehr / und haben alle glaubens Articul der Augsburgischen Confession angenommen .
Von den Polen . DIe Polen haben dem Ansehen nach ihren Nahmen bekommen von den polnischen Wort Poulouki , welches einen Jäger und Räuber bedeutet / und die Lebens-Art und Weise der alten Polen zugleich mit außdrücket . Andere ziehen die Nahmens-Benennung her von den schlavonischen Wort Pole , daß ist / flach oder wüst / welche mit der Beschaffenheit des Landes sehr wohl über ein kombt .
Die Polen seyn von Gestalt des Leibes großmühtig und starck / doch grimmig von Gesicht .
Die Vornehmste kleiden sich mit köstlichen engen Leib-Röcken / darüber sie nochandere längere Röcke anziehen . Die Schuhe liegen glatt und nett umb die Füsse an / und seyn unter den Fersen gemeiniglich mit Eisen beschlagen . Das Haupt bedecken sie mit einer Mütze / deren Rand mit Zäbel-Märter- und andern köstlichen Fellwerck außgezieret ist . Der polnischen frawen Tracht ist eben so köstlich als der Männern
nach ihrer Landes-Art und Manier herrlich und prächtig zugerichtet .
Die Einwohner des polnischen Reichs / seyn insgemein Ehrbietig / bescheiden und freygebig ; Doch dabey schnell zum Zorn / und rachgieriges Gemühtes .
Sie seyn insgemein gute Reuter / daher auch ihre meiste Krieges-Macht darinen bestehet . Sie seyn großmühtig im Anfall / und vermehren den Einbruch mit einen schrecklichen Geschrey und Geräusche . Mit ihren überwundenen Feinden verfahren sie grausam /
alles was ihnen in der Furie vor die Hand kommet / hawen sie mit ihren Säbeln nieder : Doch wann dem ersten Anfall der Polen männlich wiederstanden wird / können sie leicht zu rück und in die Flucht getrieben werden .
Der Adel dieses Reichs führet eine grosse Pracht so wohl in der Kleidung / als in ihrer Hoffhaltung . Ihre Macht ist so nicht beschnitten / wie in andern Königreichen der Christen / daher Polen gemeiniglich der Edelen Reich genennet wird . Sie seyn auch alle gleich hoch im ansehen / außerhalb denjenigen / so in hohen Reichsbedienungen bestallet seyn / und also über alle andere gehen .
Der gantze polnische Adel ist verbunden / auff beschehenen Auffbott / zu Beschirmung des Reichs / sich in die Waffen zu begeben / welche dann den grössesten Theil ihrer Krieges-Macht auffbringen .
Es hat auch der Adel eine ungebundene Macht über ihre Bauren und Unterthanen / deren viele ihnen als Leib-Eigene zugehören ; und dafern derselben Jemand von dem Edelman / etwa im Zorn oder auß Übermuht / umbs Leben gebracht wird / haben sie sich gar wenig wieder ihn durch Rechts-Forderung zu erholen . Sothane und mehrere Freyheiten / die der polnische Adel geniest / hat auch der König Sigismundus Augustus dem Littauischen / und König Stephanus Battori den Liefländischen Adel mit getheilet / wodurch das polnische Reich seine Landgräntzen sehr erweitert hat .
Die Polen zehlen eine lange Reyhe der Königen / auß ihrer eigenen Landes-Art zu dieser Hoheit durch die Wahl erhoben . Sie fangen an vom Könige Lecho dem ersten Stiffter dieses Königreichs / von welchen sie auch Vorzeiten Lechiter genennet worden . Hernach ist die Oberherrschafft des polnischen Reichs unter das Gebiet der zwolff Waywoden gefallen . Nach einiger Zeit hat die königliche Hochheit ihre vorige Herrligkeit wieder bekommen .
Nach ableben des Königes Casimiri des ersten / haben die Polen nach frembden Fürsten außgesehen / und denselben die königliche Cron auff gesetzet / vermeinend dadurch das Ansehen und die Macht des Reichs zu vermehren ; Die eben gleiche Macht des Adels in vollkommenen Stande zubefästigen / und allen feindseligen Streit und Uneinigkeit abzuwehren . Vor wenig Jahren haben sie wiederumb die Oberherrschafft einen innerhalb Reichs Gebohrnen auffgerragen .
Zu der Wahl eines newen Königes kommen zusammen die Bischöffe /
Waywoden / Castellaner , Landboten und andere grosse Herrn des Reichs . Die Krönung wird mit grosser Pracht und Herrlichkeit vollführet .
In schweren und hochwichtigen Fürfällen wird ein algemeiner Reichstag außgeschrieben / worauff eine grosse Menge vom Adel erscheinet / doch vielmahls scheidet diese Versamblung unvergnüget und unverrichteter Sache voneinander .
Es ist das polnische Reich zu der schiedenen Zeiten durch den Einfall der grausamen Tartarn und wiederspänstigen Cosacken nicht wenig verunruhiget worden / dadurch viele schöne Länder verwüstet / außgeplündert / und mancher Mensch in die Schlaverey geführet worden : Doch haben die Polen offtmahls diesen Einbrüchen männlich wie derstanden / und ihren Feinden den Raub wieder abgenommen / und die gefangene Menschen erlöset . Die Fußstapffen der schwedischen Krieges-Macht sollen nicht so bald im polnischen Reich außgestrichen werden .
Die meiste Handelung der Polen geschiehet mit Korn / damit sie überflüssig versehen seyn / und an andere Völcker mildiglich mittheilen können . Honig / Wachs / und Felle der wilden Thire / bringen ihnen grossen Gewinn .
Die alten Einwohner in Polen / da sie noch Heiden waren / beteten das Feur / geheiligte Bäume und Schlangen an .
Die Verstorbene wur en mit ihren Pferde und Waffen verbrand ; Bey die übergebliebene Asche wurde Speise und Meht gesetzet ; Dann sie meineten / daß die Seele des Nachts sich damit labete und erquickete . Mit der Zauberey und schwartzen Kunst seyn sie nebst andern nordischen Völckern sehr beschmitzet gewesen . Jetziger Zeit wird in Polë der römisch-catholische und evangelische Gottesdienst geübet ; und über diesen werden daselbst viele Juden / Arrianer und Socinianer gefunden .
Von den Muscovitern . DIe Einwohner in Muscovien / die auch Russen genennet werden / seyn meistentheils hurtig und wolgestalt von Leibe . Die lange Bärte und dicke Bäuche vermehren ihr Ansehen ; Die Haar des Hauptes lassen sie biß über die Ohren abscheren ; Wieder die Kälte und allerhand Ungemach seyn sie sehr hart .
Die Kleidung der Vornehmsten / als Kaufleute / Kneesen sc. ist sehr kostbahr . Die langen Röcke mit den langen beyhangenden Armelen seyn meistentheils von violet-dunckelbraun /
oder dunckel-grawen Tuch gemacht / von oben biß unten zu auff beiden Seiten mit breiten Schnüren und Fränjen gezieret / auch zum Zeiten mit kostbahren Fellwerck gefuttert . Das Haupt bedecken sie mit sehr köstlichen Mützen von schwartzen Füchsen oder Zöbeln / die bey nahe eine Elle hoch hinauff siehen ; Andere haben sie von schwartzen Sammit mit Gold und Perlen gebordürt / und mit schwartzen Füchsen durchfuttert . Der Frawen Habit ist wenig unterschieden von den Männlichen / wie die Figur abbildet . Die Kleidung der gemeinen
Einwohner / ob sie wohl nicht so prächtig / behält dannoch dieselbige Faison .
Die beste Art der Russen seyn karge / kluge und vortheilige Leute / in ihren Handel sehr vorsichtig und eigennützig / so daß sie sich mit allerhand betrieglichen Räncken und Tücken suchen zu behelffen . Diese / da sie etwa durch ihr grosses Gut / oder durch Bedienung über den Stand des gemeinen Manns erhöhet seyn / bezeigen gegen einen jeden einen sonderbahren Stoltz / Störrigkeit uñ Übermuht . Das gemei-
ne Volck ist gar wüster Art / zornig von Sinnen / werden aber nicht leichtlich Handgemein / sondern werffen mit einen hauffen Scheltworten weidlich um sich .
Liegen und Betriegen scheinet bey ihnen als zwey Haupt Tugenden geübet zu werden / also daß sie offtmals auß Haß wieder jemandten ihre falsche Beschuldigungen mit den Kuß des Creutzes / so bey ihnen vor einen Eid gehalten wird / bestätigen .
Die Trunckenheit eine reiche Gebährerin alles unordentlichen Wesens Sünden / Schande und Laster / ist so wohl unter den Frawen als Männern gantz gemein / und in vollem Schwange . Offtmahl verspäten sie so lang beym Brandwein / daß / wann ihre Seckel und Taschen geleert seyn / sie die Kleider zum Pfande lassen / und als schändliche Creaturen in ihren eignen Gespey sich umbwältzen .
In Zubereitung ihrer Speise seyn sie so gar curieus und zärtlich nicht / wie man wohl bey andern Nationen verspüret ; Grütze / Kohl , Rüben und Stockfisch ist ihre tägliche Speise / und jemehr der Fisch stincket / je delicater sie ihn achten / daher kan man ihr Fischmarck eher riechen / als mit den Augen sehen .
In ihren Beysammenkunfften halten sie es vor keine Schande / den Winden so wohl von oben / als von unten einen freyen Außzug zu geben / vermeinend / der Gesundheit halber besser zu seyn / dieselbe in die weite Weld außtreiben / als in einem engen Bauch verschlossen behalten .
Die Muscowiter oder Russen seyn insgemein Leichtsinnig / und zu Vollbringung ihrer fleischlichen Lüsten sehr geneiget / worinnen sie offtmahls die Grentzen der Natur so weit übertretten / daß sie sich nicht schämen mit sodomitischen Sünden sich zu beschmitzen .
In der Ehe seyn sie mit einer ehelichen Hauß-Frawen durchs Gesetz verbunden / und ist ihnen zugelassen den Ehebund zu dreyen mahlen zu erwiedern / hernach nicht mehr . Die Verlöbnis der Unverlobten wird von beider Seits Eltern oder nähesten Verwandten zu erst gestifftet / und hernacher mit wunderlicher Pracht und seltzamen Ceremonien im Hause des Bräutigambs befästiget und vollenzogen .
Aldieweil aber diese Beysammenkunfft geschicht / da sie sich vorhin nie gesehen noch gesprochen haben / so entstehet daher offtermahls viel Unlust und Hauß-Gezäncke / die gemeiniglich auf der frauen Rücken außschlagen .
Wann aber dieser Hauß-Streit so groß wird / daß man keinen guten Außgang ersehen kan / stehet ihnen beyder Seits frey sich in ein Kloster zubegeben / und dem / so daraussen bleibet / sich wieder an eine andere Person zu verheyrahten . Welches Behelff-Mittel sie auch gebrauchen / wann sie mit der Fraw keine Kinder zeugen .
Die weldliche Oberherrschafft der Russen führet der Zaar / oder die Käyserliche Mayest. in Muscovien / der auch gemeiniglich der Groß-Fürst in Muscovien heißt . Die Macht und Regirung dieses Fürsten ist sehr groß / also daß alle seine Unterthanen / so wohl die Hohesten als die Geringesten / seine Schlaven und Leibeigene seyn . Ja der Nahme des Großfürsten bloß an sich selbst wird von den Russen mit sonderbahrer Ehrerbietung geehret / und umb ihre Niedrigkeit gegen ihm desto mehr zu beweisen / haben sie nichts gemeiners im Munde / als : Alles was wir haben und besitzen / gehöret Gott und den Groß-Fürsten zu . Diese Oberherr schafft von Muscovien fällt durch ein stetswährendes Erb-Recht auff die fürstliche Nachkommen . Der Pracht und die Herrligkeit / die alda im Schwange gehet / ist ungläublich .
Das Haupt der Geistlichen ist der Patriarch oder Metropolitanus in Muscaw , welcher alle geistliche Sachen richtet und schlichtet . Ihren Gottesdienst verrichten sie nach der Weise der griechischen Kirchen . Unter allen heiligen wird keiner bey ihnen herrlicher gefeyret / und feyerlicher angeruffen als S. Nicolaus / von welchen sie viel wunderlicher Miracul zu erzehlen wissen . Sie halten gar genaw auff die eußerliche Reinigung und Abwaschung mit Wasser / und bilden sich ein / daß sie dadurch von vielen Missethaten gesaubert und gereiniget werden / da sie inzwischen einen Abgrund abscheulicher Sünden in den innersten ihres Busen tragen .
Von den Finnen . FInnland scheinet seinen Nahmen zu haben von den Wort fein oder schön / weil es gegen Schweden zu achten ein ergetzliches / lustiges und fruchtbahres Land ist . Es hat Vorzeiten den Ehrentitul eines Königreichs geführet / ist aber nun in eine Herrligkeit der Cron Schweden unterworffen / verändert .
Die Einwohner seyn starck und großmühtig zur Kälte und Ungemach / über alle andere Völcker / wolgewehnet .
Ihre Kleidung wogen der und rauhen Gelegenheit des Landes / bestehet auß Fellen von wilden Thieren / mehr umb den Leib wieder die Kälte zu beschirmen / als sich damit außzuzieren / zugerichtet .
Sie seyn insgemein gute Soldaten / wann sie nur durch gute Officirer in der Krieges-Erfahrung geübet werden / wovon sie in vorigen Zeiten / und noch heutiges Tages merckliche Proben haben sehen lassen .
Sie befleissigen sich täglich im Jagen der wilden Thiere / und damit sie daran durch den überflüssigen Schnee nicht auff gehalten werden / so binden sie lange ebene Höltzer / so fernen Bogenweiß gekrümmet / und unten mit einen Fell eines sichern Thires bezogen / unter die Füsse / damit klimmen sie auff die höchste Berge und Klippen mit grosser Geschwindigkeit / umb das Wild auß seinen verborgenen Lagern herauß zu jagen / und denselben nachzueilen .
Ihr Lebens Unterhalt besteht in weniger und rauher Speise / vornehmlich der an der Sonnen gedörreten Fischen / womit sie ihre Natur befriedigen / und allen Überfluß und Vielfraß meiden / daher sie insgemein ein hohes Alter erreichen .
Die Finnen können wegen ihrer wüsten Art und unsittsamen Lebens gar schwärlich zur Übung der evangelischen Religion gebracht werden ; Dann es ist die Abgötterey und der Aberglaube der Voreltern sehr tief unter den gemeinen Volck eingewurtzelt .
Von den Lapländern . DIe Lapländer seyn klein von Leibe / mit gedrungenen platten Angesicht / geschwind und schnell von Füssen . Ihre Kleider seyn enge und dichte umb den Leib geschlossen / und von bunten Fellen gemachet / womit sie des Winters den gantzen Leib so genaw zudecken / daß die Augen allein entblösset bleiben / und man sie eher vor wilde Thiere / als vernünfftige Menschen solte ansehen . Die Kleidung so wohl der Männer als der Frawen ist auff einerley Weise gemacht / daß man sie von ferne nicht wohl kan unterscheiden .
Es ist ein arm / grob und viehisch Volck / und über die Massen mißtranig gegen alle Frembdlinge / so wohl in der Handlung als in der Conversation . Und dis ist ihnen zu allen Zeiten eine grosse Beschirmung ihrer Freyheit gewesen / dann die Rauigkeit des Landes / und die Armuht und wüste Art der
Einwohner / haben die umbliegende Völcker abgeschrecket / ihre Herrschafft innerhalb den Landgrentzen der Laplander zu befästigen . Sie seyn heutiges Tages allein gehalten einige Felle von wilden Thieren zu einer jährlichen Erkändnis an die Cron Schweden zu liefern .
Ihre Wohnungen seyn anders nichts als einige auffgeworffene Hütten / die sie bald hin bald herwarts setzen . Offtmals enthalten sie sich in den Hölen unter der Erden mit abgefallenen Laub bedecket . Andere wohnen in holen Bäumen / soetwa durch Alter oder durchs Feur außgeholet seyn .
Der Ackerbauw wird bey ihnen nicht in Acht genommen / aber auff die Jacht der wilden Thiere seyn sie wohl geschliffen und erfahren . Sie gebrauchen auch / umb geschwind über den Schnee zu lauffen lange gekrümmete Höltzer / wie die Finnen . Ihr meister Unterhalt besteht in frischen und getrockneten Fischen / und essen daher zu meister Zeit Fische zu Fischen / und erreichen doch / dem ungehindert / ein hohes Alter .
Die Kinder werden sehr von ihnen geliebet / und genaw in acht genommen . Sie tragen sie überal mit sich in Körben auff ihren Rücken befästiget / und verwahren sie vor der strengen Kälte mit bunten Fellen .
Der Wind-Verkauff der Lappen scheinet eine wunderliche Sache zu seyn / und fast unglaublich / wann es nicht durch glaubwürdige Zeugen befästiget würde . Sie geben / vor eine sichere Belohnung / dem jenigen / der es begehret / einen Nasetuch mit dreyen Knöpffen versehen / wovon der erste / wann er auffgelöset wird eine sanffte Lufft und gelinden Vorwind erwecket ; Hernach wenn der andere loß gemacht wird / entstehet ein vielstärcker Wind / der die fladderende Segel füllet / und einen geschwinden Lauff verursachet . Wann aber der dritte eröffnet wird / dann mögen die Schiffer / Steurman / und Ruder-Knechte / jeder gar wohl acht auff sein Werck geben / dann alsdann bläfet der Wind so starck auff das Schiff zu / als ob Mast / Segel und Tauwe von oben biß unten sollen zerschmettert werden .
Sonst können sie die Schiffe / wann gleich ein guter Wind wähet / dermassen bezaubern / daß sie nicht einen Fußbreit weiter vorwerts kommen können / als ob sie an den Ort angemauret wehren .
In diesem verdamblichen Teuffelsdienst seyn sie so sehr ersoffen / daß sie durch keinerley ohnwiedersprechliche Argumenta , noch durch Andeutung des ewigen Verderbens / beydes an Leib und Seele / davon können abgebracht werden .
Von den Gronländern . DIe Gronländer seyn insgemein dick und wolgestalt von Leibe / geelbig von Haut / saur und storrig von Angesicht / mit platten eingedrückten Nasen und Schwartzen Haaren / Welche ungeflochten umb die Schultern hinabhangen / wodurch ihre scheußliche Ungestalt noch abscheulicher gemachet wird . Das Angesicht beflecken sie mit blauwer oder gelber Farbe / umb ihre Schönheit / wie sie sich einbilden / dadurch zuvermehren .
Ihre Kleider werden von wilden Thieren-Fellen oder rauchen Häuten gemachet / und mit Seenen zusammen genähet / so wohl der Manner als der Frawen auff einerley Weise / und mit breiten Gürteln von wilden Thiere-
Fellen oder Fisch-Häuten um den Leib befästiget . Ihre Hembder seyn von Fisch-Därmen zubereitet / und mit Seenen aneinander gehefftet .
Die Wohnungen der Gronländer seyn Hütten Gezelt-Weise auffgeschlagen / bestehend auß Robben-Seekälbern- oder Wallfisch-Häuten / so über vier Stangen gelegt / und mit Seenen der wilden Thire gar artig und künstlich aneinander gebunden werden . Diese Gezelte haben ihren Ein- und Außgang gegen Süiden und Westen / aber gegen Ost und Norden / auß welchem
Ort der Weld die kälteste und schärffeste Winde herwehen / dicht und fäst zugeschlossen .
Es ist ein wüst / faul und stinckend Volck / so die Speise meist ungesotten und roh sehr ungeschickt einschlingen . Zu ihrem Getränck / wann sie keine frische Bäche haben können / gebrauchen sie geschmoltzen Schneewasser .
Ihr grössester Reichthumb besteht im Besitz vieler Bogen / Pfeile / Schleudern / Kähnen und Räuderhol-
tzen . Die Bogen seyn kurtz und die Pfeile dünn / fornen mit einen scharffen Knochen oder Horn gewaffnet . Mit diesem Gewehr wissen sie sehr wohl umbzugehen / und seyn so gewiß im Schiessen / daß auch die Fische im Wasser ihren Pfeilen kaum entweichen können . Die Beschaffenheit ihrer Kahnen oder Böhtchen können nicht besser als mit einer Weber Schieß-Spule verglichen werden ; Sie seyn ohngefehr 10. oder 12. Fuß lang / von Wallfisches-Knochen oder Bretern / ohugefehr eines Fingers dick / aneinander gesetzet / von außen rings umb mit rauhen Fellen überzogen / und mit dünnen Seenen so dicht und starck aneinander genähet / daß sie vor der Gewalt der Baren befreyet / und dem Durchlechtzen des Seewassers nicht unterworffen seyn . Vornen und hinten lauffen sie spitz zu / in der Mitte ist nur ein Platz vor einen Mann / welcher / wann er sichdarein gesetzet / alles was noch offen ist / mit seinen Kleide / so auß rauhen Fellen gemacht / bedecket / und feste umb sich zuschnüret / daß kein Wasser hinein stürtzen kan / und ob er schon mit demselben umbschlüge / treibet es doch von selbst wieder oben ; Sothanes wunderliches Fahr-Zeug wird durch einen Ruder geschwind fortgetrieben / und gleich als in einer Bilance gehalten .
Die Dänen / als sie unter der Regirung des Königs Christiani des vierdten / umb einen Durchzug zwischen America und Gronland nacher Ost-Indien zu suchen / mit einigen Schiffen unter dem Commando des Herrn Gotske Lindenau nach dieser Küste zu segelten / aber unverrichteter Sachen wiederkehren müsten / brachten einige Einwohner auß Gronland mit . Der König bestellete einige Personen / die Achtung auff sie geben müsten / hatten aber Freyheit zu gehen / wohin sie begehreten ; Ihre Speise war Milch / Käse / Butter / Rindfleisch und rohe Fische ; Zum Brod und gekochten Speisen konten sie sich nicht gewehnen / und noch weniger zum Wein / sondern ein guter Zug von Wallfisch-Trahn schien ihnen ein angenehmer Trunck zu seyn . Offtmals kehreten sie sich gen Norden und seufftzeten nach ihren Vatterland . Als sie nun einige Zeit also gelebet / seyn etliche durch Unachtsamkeit ihrer Hüter entwischet / haben sich in einen Kahn gesetzet / und Seewerts zugefahren / wurden aber durch Ungewitter auff die Cüste von Schonen an Land getrieben / von den Bauren gefangen / und wieder nach Copenhagen gebracht ; Worauff sie besser bewahret wurden / doch einige geriehten auß Betrübnis in die Schwindsucht und zum Todte . Fünffe
auß ihnen lebeten gar lange / von welchen zwey ihre Gelegenheit in acht genommen / und ein jeder eines von ihren Böhtchen / die wir oben beschrieben / ergrieffen / und sich auffs new in See begeben . Man hat ihnen zur stund nachgejaget / aber weil sie ein gut stück Weges vorauß waren / wurde der eine ohngefehr bey 30. Meilen hinter den Sund wieder erholet / der ander aber setzete durch / ist aber nicht glaublich / daß er in Gronland wieder angekommen .
Von ihrem Gottesdienst hat man nichts können vernehmen / man hat sie auch zur Erkändnis der Christlichen Religion / weil sie die dähnische Sprache nicht begreiffen können / nicht bringen mögen ; Jedoch hat man verspüret / daß sie die auffgehende Sonn angebetet und ihre Augen und Hände gen Himmel erhoben .
Von den Samojedern . DIe Samojeder seyn meistentheils kurtzer Leibes Statur / mit hohen Schultern / breiten platten Angesicht / kleinen Augen und kurtzen Beinen . Ihr Haupt-Haar ist pichschwarts / in eine Flechte geflochten / und außwerts über den Kleidern auff den Rücken niederhangend . Die Haare des Barts ziehen sie stets auß / und treiben damit eine sonderliche Hoffart . Ihre Kleider schliessen enge umb den Leib / werden auß Fellen der Thiere gemachet / und das Rauhe einwerts gekehret .
Die Handschuhe seyn an den Ärmeln befästiget / und das Haupt wird mit einer rauhen Mützen bedeckt . Wann sie nun dergestalt zugerüstet seyn / scheinen sie eher die Gestalt der Affen und Mißgeburten / als rechtschaffener Menschen abzubilden . Sie seyn geschwind und schnel auff den Füssen / so daß sie nicht leichtlich von anderen Völckern erholet werden können / und das bezeigen sie gnugsam mit ihren geschwinden und leichtfertigen Sprüngen .
Ihre Waffen seyn Pfeile und Bogen / womit sie sich wieder den feindlichen Anfall zur Wehr stellen / oder den wilden Thieren nachjagen und sie fangen / massen sie mit keinem andern / als mit der Jagd sich ernehren .
Die Beschaffenheit ihrer Wonungen / und wie sie haußhalten / hat man nicht können erforschen / glaublich ists / daß sie sich wieder die strenge Kälte / die in ihren Landgrentzen über die Massen starck fält / in den Hölen anter der
Erden auffhalten und verbergen / welche eben nicht zierlich können außgeputzet seyn / wie ihre schwärtzliche Farbe / und mit Rauch und Rust beschmitzete Haut genugsam anzeiget .
Der Trompeten Schall kam ihnen sehr wunderlich vor / und wurden dadurch sehr erschrecket / da die Hollandische Schiffe die Enge dieser Strasse zum ersten mahl suchten zu passiren / aber da ihnen durch Zeichen bedeutet wurde / daß ihnen solches zu Ehren geschähe / und ein Zeichen eines freundlichen Abscheides währe / wahren sie besser zu frieden / striechen ihre Mützen von dem Haupt / und neigeten sich mit wunderlichen Geberden und Bewegung der Hände / damit ihre Dancksagung andeutende .
Noch mehr bestürtzete sie der büchsen Knall / doch da sie Bericht vernamen / daß man die Büchsen an Stat der Bogen und Pfeile gebrauchte / ging der Schreck bald über . Zum hefftigsten aber verwunderten sie sich / da sie sahen / daß ein Holländer mit seiner Büchse auff einen auffgestelleten Stein anlegte / und denselben mit einen Schuß in kleine Stücke zermalmete .
Dies Volck ist sehr mißtrauwig / und wachsam über ihre Hut / wollen nicht leiden / daß man ihre Bogen und Pfeile anrühre / vermeinen allemahl daß man ihnen / auch unter Bezeigung der grössesten Freundschafft / selbst Fallstrick bereite .
Zu Beschleunigung ihrer Reisen gebrauchen sie leichte Schlitten / davor einige flüchtige Rheen gespannet werden / mit welchen sie in kurtzer Zeit einen grossen weiten Weg überjagen .
So viel man von ihren Gottesdienst hat können anmercken / so verehren und anbeten sie einige grobe höltzerne Bilder / die oben etwas rund an stat eines Hauptes geschnitten seyn / ein Hügelein in der Mitte gelassen / bildet ab die Nase / zwey Schnitte oben der Nase / und einer unter derselben / stellen vor die Augen und den Mund . Ohngefehr um diese Bilder findet man offtermals / Aschen und Knochen von den Rheen / worauß zu schliessen / daß dies Volck alda ihre Opffer verrichten pflege .
Von den Monstris , Ebentheuren und Mißgeburten .
NAch dem wir nun meistentheils all bekante Nationen der Weld nach einander beschrieben haben / wollen wir diesen Theil mit einigen Monstris oder Mißgeburten beschliessen .
Die gebährende Natur bringt zum
Zeiten auß geschwängerten Geschöpffen nichts anders als Monstra und Mißgeburten zum Vorschein / die offtermahls an Gestalt und Wesen den Eltern sehr ungleich seyn . Wann man nu die Gedenck-Schrifften der Alten du rchsuchet / findet man eine ungläubliche Anzahl sothaner Ebentheuren . Bey dem einen findet man eine Frucht zur Weld gebracht / diemehr einem Vieh als Menschen ähnlich gewesen . Bey einen andern stehet man einige Gliedmassen / so entweder nicht an gehörigen Ort gesetzet / oder aber abscheulich gestalt
gewesen : Bey den dritten befindet man / wie daß vielmahls Kinder ohne Hände / Arme / Beine / Haupt und andere Gliedmassen gebohren werden / wie auch das andere dieselbe wohl doppelt mit zur Welt gebracht . Vor einigen Jahren hatte in Holland ein sicher armer Mann / ein Haupt / so ihm au seinen Bauch angewachsen / und wann ihm der Hunger drückete / auch einige sonderliche Bewegungen bezeigete / den neugierigen Zusehern schauen zu lassen .
Das Zwillinge mit dem Haupt / Rücken / Brust oder Bauch aneinander
gewachsen / hat die Erfahrung mit Schrecken bezeuget . Die Hermaphroditen / oder Halbman und Halbweib / haben offtmahls die Augen der Zuschawer vergnüget / doch verspüret man meistentheils bey ihnen / daß die eine Natur bey ihnen die Überhand behalte / und sie allein eines ihrer Gebähr-Glieder gebrauchen können / worauß man auch ihr Geschlecht / ob sie vor Mann oder Fraw zu halten seyn / urtheilen muß . Verschiedene schwangere Mütter haben nach einen langen und angsthafften Getrage nicht anders als eine schreckliche Frucht / etliche Todt etliche lebendig zur Weld gebracht / wovon die Schrifften der Artzney Erfahrnen angefüllet seyn .
Wir stellen dem newgierigen Leser auß vielen zween frembde und wunderliche Monstra vor / deren erstes bey den Frantzosen / im Jahr 1657 . oder 1658 . bey der bekanten Insul Madagaskar , an der Süderseit von Africa gelegen / gefunden ist / und von dannen nacher Nantes in Britannien über geführet . Dies Monstrum war in eußerlicher Gestalt / zu wissen / von dem Schultern an biß zu den Füssen / von anderen menschlichë Leichnamen nichts verschieden / nur daß das rechtere Bein länger als das Lincke wahr . Von der Schultern auffwerts entstund ein langer außgereckter Hals : Das Haupt wahr sehr entstalt / zu beiden Seiten besetzet mit 2. laugen Esels Ohren / an Stat des Mundes hatte es einen langen gekrümmeten Schnabel . Die Frantzen bezengen daß dies ebentheurliche Geschöpffe eine sanffimühtige Natur gehabt / und im Umbgang nicht störrig oder unfreundlich sich bezeiget . Die Sprache / oder vielmehr sein Gelaut / habe wenig Gleichnis mit einiger bekandten Sprache gehabt ; Sey dennoch so lehrsahm gewesen / daß sie ihm in weniger Zeit das Zeichen des Creutzes haben machen gelehret . Darumb hat man in Franckreich mit verschiedenen Theologen und Artzten rahts gepflogen / ob man diesem Monstro die Tauffe solle geben ? Worauff beschlossen und gut befunden / daß mans / wo es müglich wehre / selbiges noch 4. Mond in der Christlichen Religion solle üben / und so man mercklich befünde / daß es zu ferner Erkäntnis und Sprache gebracht würde / daß mans alsdann ohn alle Furcht solte mögen tauffen .
Das ander ebenteurliche Monstrum ist auß dem Wasser hervor gekommen / welches wir wegen seiner überauß schrecklichen und seltzamen Mißgestalt nicht wollen vorbey gehen . Es ist im Jahr 1496. zu Rom in der Tiber gefunden . Sein Haupt war gestalt wie
eines Esels ; Die rechte Hand wie ein Eliphanten Fuß / und die Lincke wie eines Menschen Hand . Der rechte Fuß gleichete einen Ochsen Fuß / und der Lincke eines Greiffen Klawen . Der Bauch und die Brüste wahren einer frawen Person gleichformig / und die Arme / Füsse / und der Halß mit Fisch-Schuppen besetzet . Hinten an den Bellen ragete hervor ein Haupt gleich einem alten Mann / und nechst dabey entsprung noch ein erschreckliches Drachen Haupt . Von diesem Monstro haben die gelehrte desselben seculi verschiedene Bedeutnissen / ans Liecht gebracht .
Die Ursachen / wodurch die Monstra und Mißgeburten gezeuget werden / sind fast unzehlbar / massen die Natur / auff vielerley Weise verhindert wird / umb das Werck der Gebährung zu seiner rechten Vollkommenheit zu bringen .
Wir wollen zu näheren und klärern Unterricht die Vornehmste kürtzlich erzehlen . Erstlich die Schwachheit der bildenden Krafft der Gliedmassen in dem Saamen / worauß entsteht / daß / wann die Theile der Frucht nicht zierlich und unterschiedlich können gebildet werden / dieselbe unordentlich vermenget bleiben / oder eine andere Gestalt annehmen . Zum andern / die starcke Einbildung der Mutter / so wol in der Zeit der Versamblung / als in den ersten Mond des Getrags / gleich wie solches mit Exempeln und Beweiß-Reden befästiget wird .
Zum dritten / der grosse Überfluß / oder alzukleiner Vorraht des Saamens / zu einer bequemen Frucht nöhtig . Zum vierdten die Vermengung frembder Saamen / wodurch die Monstra / welche zum Theil diese / und zum Theil jene Gestalt außdrücken / zur Weld gebracht werden . Über alle aber ist die vornehmste Ursach der Zorn des Allerhöchsten / welcher so wohl über sonderbahre Personen / als über gantze Landschafften entzündet ist / dann so man sothane Wunderwercke des HErrn newgierig durch stehet / so verspüret man / daß zu vielen Zeiten die Monstra und Mißgeburten etwas sonderliches vorbedeutet haben / oder zu einer mercklichen Straffe vom Himmel hernieder gesandt worden .
Ende des ersten Theils .
Register über den ersten Theil / anweisend / an welcher Seite des Blades / jedes Wort zufinden .
Böhemer . 89 Bramanen . 12 Brasilianer . 43. 46 Caffreer . 31 Chileser . 55 Chineser . 1 Churfürsten . 85 Dähnen . 110 Ebentheuren . 128 Egyptier . 20 Engelländer . 105 Finländer . 121 Florida . 49 Frantzosen . 76 Grafen von Holland . 99 Griechen . 64 Gronländer . 124 Guineser . 42 Hispanier . 67 Hispaniola . 58 Holländer . 97. 99 Hottentotten . 35 Japaner . 3 Javaner . 11 Irländer . 105 Italianer . 73 Könige vieler Völcker . 108 Lapländer . 122 Macaßern . 10 Madagascarn . 27
Magellaner . 56 Maleyser . 31 Mißgeburten . 128 Mogulsen . 8 Molucker . 23 . Monstra . 128 Mohren in Angola . 38 Mohren in Caboverde . 41 Mohren in Guinea . 42 Muscoviter . 118 Niederländer neue . 61 Pataner . 31 Penekeyß . 25 Persianer . 17 Peruvianer . 52 Polen . 115 Portugiesen . 70 Printz von Oranien . 102 Römischen Keyser . 82 Samojeder . 127 Schottländer . 105 Schweden . 113 Schweitzer . 95 Siebenbürger . 95 Tartern . 6 Teutsche . 79 Thomaß Christen . 25 Türcken . 14 Virginia . 51 Ungaren . 92