Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.sem Gewicht und Schwere/ hängen sie nicht in der Lufft außgedehnet und dergestalt nach dem Axpunckt gewehnet/ daß sie nicht eines Nagels breit von Osten gegen Westen/ oder von Norden gegen Mittag / oder auch hinwiederumb mögen getrieben werden. Das inwendige Tach/ und himmelblaue Gezelt/ erscheinet solches nicht über unserm Haupt/ mit so viel irrenden/ und stillestehenden schimmerenden Sternen gläntzend? Von welchen die Planeten ihre Influentien/ Einflüsse und Würckung haben in die Lebende/ Webende und Klebende (Animalia, Vegetabilia, Mineralia) Geschöpffe auff Erden/ im Meer/ und in den Bergen. Sonn und Mond sind zwey grosse Liechter/ welche als himmlische Fackeln am Firmament angestecket/ welchsels Weise die eine deß Tages und die andre des Nachtes diß grosse Gebäu durchleuchten/ und den Geschöpffen ihre Wärme/ Leben / Krafft und Eygenschafft/ nach eines jeden Notturfft mittheilen. Wenden wir die Augen unter sich gegen der Erden/ so befinden wir dieselbe mit unzähligen Kräutern/ Pflantzen/ Bäumen/ und Gewächsen besetzet und bewachsen / deren viele uns bekant/ etliche aber noch unbekant sindt/ einig und allein den Menschen/ Thieren und Vögeln zu ihrem Nutzen und Unterhalt/ und/ welches am höchsten zu verwundern/ in so viel unterschiedene Gegenden/ Länder/ und unzählige Insulen vertheilet. Sehen wir das Gewässer an/ so sind die Ströhme ohne Zahl/ die Seen und Meere wüst/ weit/ und deß Sausens/ Brausens/ und erschröcklichen Wütens ihrer Wogen halber grausam: Und dannoch müssen sie das Haupt ihrer stoltzen Wellen niederlegen vor den Bergen/ Sandhügeln/ Klippen und Felsen/ welche ihnen der grosse Schöpffer aller Dinge gleichsamb zu ihrem Ziel und Gräntzen gestellet hat. Meer und Wasser-Ströme krimmeln und wimmeln von vielfältiger und zwieträchtiger Menge der schwimmenden Wasser-Thiered Meer- und Strom-Fischen; Dahero die Alten das wunderbahre un/ künstliche Gebäu dieses grossen und herrlichen Welt-Kreyses mit Recht vivum theatrum genannt/ oder einen lebendigen Schauplatz / dero zusammen sem Gewicht und Schwere/ hängen sie nicht in der Lufft außgedehnet und dergestalt nach dem Axpunckt gewehnet/ daß sie nicht eines Nagels breit von Osten gegen Westen/ oder von Norden gegen Mittag / oder auch hinwiederumb mögen getrieben werden. Das inwendige Tach/ und himmelblaue Gezelt/ erscheinet solches nicht über unserm Haupt/ mit so viel irrenden/ und stillestehenden schimmerenden Sternen gläntzend? Von welchen die Planeten ihre Influentien/ Einflüsse und Würckung haben in die Lebende/ Webende und Klebende (Animalia, Vegetabilia, Mineralia) Geschöpffe auff Erden/ im Meer/ und in den Bergen. Sonn und Mond sind zwey grosse Liechter/ welche als himmlische Fackeln am Firmament angestecket/ welchsels Weise die eine deß Tages und die andre des Nachtes diß grosse Gebäu durchleuchten/ und den Geschöpffen ihre Wärme/ Leben / Krafft und Eygenschafft/ nach eines jeden Notturfft mittheilen. Wenden wir die Augen unter sich gegen der Erden/ so befinden wir dieselbe mit unzähligen Kräutern/ Pflantzen/ Bäumen/ und Gewächsen besetzet und bewachsen / deren viele uns bekant/ etliche aber noch unbekant sindt/ einig und allein den Menschen/ Thieren und Vögeln zu ihrem Nutzen und Unterhalt/ und/ welches am höchsten zu verwundern/ in so viel unterschiedene Gegenden/ Länder/ und unzählige Insulen vertheilet. Sehen wir das Gewässer an/ so sind die Ströhme ohne Zahl/ die Seen und Meere wüst/ weit/ und deß Sausens/ Brausens/ und erschröcklichen Wütens ihrer Wogen halber grausam: Und dannoch müssen sie das Haupt ihrer stoltzen Wellen niederlegen vor den Bergen/ Sandhügeln/ Klippen und Felsen/ welche ihnen der grosse Schöpffer aller Dinge gleichsamb zu ihrem Ziel und Gräntzen gestellet hat. Meer und Wasser-Ströme krimmeln und wimmeln von vielfältiger und zwieträchtiger Menge der schwimmenden Wasser-Thiered Meer- und Strom-Fischen; Dahero die Alten das wunderbahre un/ künstliche Gebäu dieses grossen und herrlichen Welt-Kreyses mit Recht vivum theatrum genañt/ oder einen lebendigen Schauplatz / dero zusam̃en <TEI> <text> <front> <div> <p><pb facs="#f0008"/> sem Gewicht und Schwere/ hängen sie nicht in der Lufft außgedehnet und dergestalt nach dem Axpunckt gewehnet/ daß sie nicht eines Nagels breit von Osten gegen Westen/ oder von Norden gegen Mittag / oder auch hinwiederumb mögen getrieben werden.</p> <p>Das inwendige Tach/ und himmelblaue Gezelt/ erscheinet solches nicht über unserm Haupt/ mit so viel irrenden/ und stillestehenden schimmerenden Sternen gläntzend? Von welchen die Planeten ihre Influentien/ Einflüsse und Würckung haben in die Lebende/ Webende und Klebende (Animalia, Vegetabilia, Mineralia) Geschöpffe auff Erden/ im Meer/ und in den Bergen.</p> <p>Sonn und Mond sind zwey grosse Liechter/ welche als himmlische Fackeln am Firmament angestecket/ welchsels Weise die eine deß Tages und die andre des Nachtes diß grosse Gebäu durchleuchten/ und den Geschöpffen ihre Wärme/ Leben / Krafft und Eygenschafft/ nach eines jeden Notturfft mittheilen.</p> <p>Wenden wir die Augen unter sich gegen der Erden/ so befinden wir dieselbe mit unzähligen Kräutern/ Pflantzen/ Bäumen/ und Gewächsen besetzet und bewachsen / deren viele uns bekant/ etliche aber noch unbekant sindt/ einig und allein den Menschen/ Thieren und Vögeln zu ihrem Nutzen und Unterhalt/ und/ welches am höchsten zu verwundern/ in so viel unterschiedene Gegenden/ Länder/ und unzählige Insulen vertheilet.</p> <p>Sehen wir das Gewässer an/ so sind die Ströhme ohne Zahl/ die Seen und Meere wüst/ weit/ und deß Sausens/ Brausens/ und erschröcklichen Wütens ihrer Wogen halber grausam: Und dannoch müssen sie das Haupt ihrer stoltzen Wellen niederlegen vor den Bergen/ Sandhügeln/ Klippen und Felsen/ welche ihnen der grosse Schöpffer aller Dinge gleichsamb zu ihrem Ziel und Gräntzen gestellet hat.</p> <p>Meer und Wasser-Ströme krimmeln und wimmeln von vielfältiger und zwieträchtiger Menge der schwimmenden Wasser-Thiered Meer- und Strom-Fischen; Dahero die Alten das wunderbahre un/ künstliche Gebäu dieses grossen und herrlichen Welt-Kreyses mit Recht vivum theatrum genañt/ oder einen lebendigen Schauplatz / dero zusam̃en </p> </div> </front> </text> </TEI> [0008]
sem Gewicht und Schwere/ hängen sie nicht in der Lufft außgedehnet und dergestalt nach dem Axpunckt gewehnet/ daß sie nicht eines Nagels breit von Osten gegen Westen/ oder von Norden gegen Mittag / oder auch hinwiederumb mögen getrieben werden.
Das inwendige Tach/ und himmelblaue Gezelt/ erscheinet solches nicht über unserm Haupt/ mit so viel irrenden/ und stillestehenden schimmerenden Sternen gläntzend? Von welchen die Planeten ihre Influentien/ Einflüsse und Würckung haben in die Lebende/ Webende und Klebende (Animalia, Vegetabilia, Mineralia) Geschöpffe auff Erden/ im Meer/ und in den Bergen.
Sonn und Mond sind zwey grosse Liechter/ welche als himmlische Fackeln am Firmament angestecket/ welchsels Weise die eine deß Tages und die andre des Nachtes diß grosse Gebäu durchleuchten/ und den Geschöpffen ihre Wärme/ Leben / Krafft und Eygenschafft/ nach eines jeden Notturfft mittheilen.
Wenden wir die Augen unter sich gegen der Erden/ so befinden wir dieselbe mit unzähligen Kräutern/ Pflantzen/ Bäumen/ und Gewächsen besetzet und bewachsen / deren viele uns bekant/ etliche aber noch unbekant sindt/ einig und allein den Menschen/ Thieren und Vögeln zu ihrem Nutzen und Unterhalt/ und/ welches am höchsten zu verwundern/ in so viel unterschiedene Gegenden/ Länder/ und unzählige Insulen vertheilet.
Sehen wir das Gewässer an/ so sind die Ströhme ohne Zahl/ die Seen und Meere wüst/ weit/ und deß Sausens/ Brausens/ und erschröcklichen Wütens ihrer Wogen halber grausam: Und dannoch müssen sie das Haupt ihrer stoltzen Wellen niederlegen vor den Bergen/ Sandhügeln/ Klippen und Felsen/ welche ihnen der grosse Schöpffer aller Dinge gleichsamb zu ihrem Ziel und Gräntzen gestellet hat.
Meer und Wasser-Ströme krimmeln und wimmeln von vielfältiger und zwieträchtiger Menge der schwimmenden Wasser-Thiered Meer- und Strom-Fischen; Dahero die Alten das wunderbahre un/ künstliche Gebäu dieses grossen und herrlichen Welt-Kreyses mit Recht vivum theatrum genañt/ oder einen lebendigen Schauplatz / dero zusam̃en
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/8>, abgerufen am 16.02.2025. |