Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.reichen biß an die Knie/ und seyn unten gar weit. Die Frauen flechten ihr Haar rings umb das Haupt/ und bindens hinter dem Genick/ ohne einige Zierde in einem Knauff zusammen. Sie zieren sich auß mit bunten Catounen Röcken/ und wenn sie außgehen/ bedecken sie ihr Angesicht mit Catounen Leinwad. Die Molucker sind guthertzig von Natur/ doch bettlerisch von Art/ welches nicht allein an den geringen und gemeinen Leuten/ sondern auch an den grossen und vornehmen/ ja auch an dem Könige selbst verspühret wird. Uber dem seynd sie sehr geneigt zum Müssiggang und Gemächligkeit/ dahero auch keine Handwercksleute unter ihnen gefunden werden/ sondern die Fraue gehen mit Spinnen und Weben deß Catouns umb. Vom Gelde wissen sie nichts/ habens auch nicht nöhtig/ weil sie umb ihre Nelcken alles/ was sie begehren/ von frembden tauschen können. Der Diebstahl wird bey ihnen sehr gehasset/ und wer auff der That ergriffen wird/ alsofort mit dem Strang hingerichtet. Die Könige/ und sonderlich der zu Ternate/ führet ein unumbschrenckte absolute Macht über seine Unterthanen/ welche ihm dergestalt verpflichtet seyn/ daß sie auff sein Gebott ohne einigen Sold und Unkosten müssen zu Felde ziehen. Sie seynd von Natur tapffere und streitbare Kriegesleute/ welche ihrem Feinde wol dürffen unter Augen gehen/ also daß sie den Indianischen Völckern an Großmühtigkeit und Tapfferkeit gar nicht weichen/ sie haltens vor die gröste Schande/ vor dem Feind fliehen/ aber mit fechtender Hand sterben/ wird bey ihnen für eine grosse Ehre gehalten. Ihre Gewehr und Waffen seyn höltzerne und roherne Wurffspiesse/ womit sie wohl wissen umbzugehen/ breite Schwerdt und lange Schilde. Etliche gebrauchen auch Handbüchsen. Ihre Wohnhäuser werden von ihren Sclaven schlecht von Holtz und Reht auffgebauet / in denselben ligen sie auff schlechten Matten/ so vom Bast einiger Bäume geflochten seyn; Ihr Haußgerähte bestehet in einigen Töpffen und Pfannen. Sie haben kein Vieh/ auch sonst nichtes umb die Hand/ als ihren Nelcken-Handel / es wächst auch allda sonst von Victualien nichtes sonderliches/ ohne daß sie auß etlichen Bäumen eine sonderliche Art Meel samlen/ aus welchem sie mit Vermischung ein wenig Reiß-Mehls brod backen. Die Heyrahten werden zwischen den Eltern oder Freunden beschlossen/ ohngeachtet / daß die Braut und der Bräutigamb einander nie gesehen noch reichen biß an die Knie/ und seyn unten gar weit. Die Frauen flechten ihr Haar rings umb das Haupt/ und bindens hinter dem Genick/ ohne einige Zierde in einem Knauff zusammen. Sie zieren sich auß mit bunten Catounen Röcken/ und wenn sie außgehen/ bedecken sie ihr Angesicht mit Catounen Leinwad. Die Molucker sind guthertzig von Natur/ doch bettlerisch von Art/ welches nicht allein an den geringen und gemeinen Leuten/ sondern auch an den grossen und vornehmen/ ja auch an dem Könige selbst verspühret wird. Uber dem seynd sie sehr geneigt zum Müssiggang und Gemächligkeit/ dahero auch keine Handwercksleute unter ihnen gefunden werden/ sondern die Frauë gehen mit Spinnen und Weben deß Catouns umb. Vom Gelde wissen sie nichts/ habens auch nicht nöhtig/ weil sie umb ihre Nelcken alles/ was sie begehren/ von frembden tauschen können. Der Diebstahl wird bey ihnen sehr gehasset/ und wer auff der That ergriffen wird/ alsofort mit dem Strang hingerichtet. Die Könige/ und sonderlich der zu Ternate/ führet ein unumbschrenckte absolute Macht über seine Unterthanen/ welche ihm dergestalt verpflichtet seyn/ daß sie auff sein Gebott ohne einigen Sold und Unkosten müssen zu Felde ziehen. Sie seynd von Natur tapffere und streitbare Kriegesleute/ welche ihrem Feinde wol dürffen unter Augen gehen/ also daß sie den Indianischen Völckern an Großmühtigkeit und Tapfferkeit gar nicht weichen/ sie haltens vor die gröste Schande/ vor dem Feind fliehen/ aber mit fechtender Hand sterben/ wird bey ihnen für eine grosse Ehre gehalten. Ihre Gewehr und Waffen seyn höltzerne und roherne Wurffspiesse/ womit sie wohl wissen umbzugehen/ breite Schwerdt und lange Schilde. Etliche gebrauchen auch Handbüchsen. Ihre Wohnhäuser werden von ihren Sclaven schlecht von Holtz und Reht auffgebauet / in denselben ligen sie auff schlechten Matten/ so vom Bast einiger Bäume geflochten seyn; Ihr Haußgerähte bestehet in einigen Töpffen und Pfannen. Sie haben kein Vieh/ auch sonst nichtes umb die Hand/ als ihren Nelcken-Handel / es wächst auch allda sonst von Victualien nichtes sonderliches/ ohne daß sie auß etlichen Bäumen eine sonderliche Art Meel samlen/ aus welchem sie mit Vermischung ein wenig Reiß-Mehls brod backen. Die Heyrahten werden zwischen den Eltern oder Freunden beschlossen/ ohngeachtet / daß die Braut und der Bräutigamb einander nie gesehen noch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036" n="24"/> reichen biß an die Knie/ und seyn unten gar weit. Die Frauen flechten ihr Haar rings umb das Haupt/ und bindens hinter dem Genick/ ohne einige Zierde in einem Knauff zusammen.</p> <p>Sie zieren sich auß mit bunten Catounen Röcken/ und wenn sie außgehen/ bedecken sie ihr Angesicht mit Catounen Leinwad.</p> <p>Die Molucker sind guthertzig von Natur/ doch bettlerisch von Art/ welches nicht allein an den geringen und gemeinen Leuten/ sondern auch an den grossen und vornehmen/ ja auch an dem Könige selbst verspühret wird. Uber dem seynd sie sehr geneigt zum Müssiggang und Gemächligkeit/ dahero auch keine Handwercksleute unter ihnen gefunden werden/ sondern die Frauë gehen mit Spinnen und Weben deß Catouns umb. Vom Gelde wissen sie nichts/ habens auch nicht nöhtig/ weil sie umb ihre Nelcken alles/ was sie begehren/ von frembden tauschen können. Der Diebstahl wird bey ihnen sehr gehasset/ und wer auff der That ergriffen wird/ alsofort mit dem Strang hingerichtet.</p> <p>Die Könige/ und sonderlich der zu Ternate/ führet ein unumbschrenckte absolute Macht über seine Unterthanen/ welche ihm dergestalt verpflichtet seyn/ daß sie auff sein Gebott ohne einigen Sold und Unkosten müssen zu Felde ziehen.</p> <p>Sie seynd von Natur tapffere und streitbare Kriegesleute/ welche ihrem Feinde wol dürffen unter Augen gehen/ also daß sie den Indianischen Völckern an Großmühtigkeit und Tapfferkeit gar nicht weichen/ sie haltens vor die gröste Schande/ vor dem Feind fliehen/ aber mit fechtender Hand sterben/ wird bey ihnen für eine grosse Ehre gehalten.</p> <p>Ihre Gewehr und Waffen seyn höltzerne und roherne Wurffspiesse/ womit sie wohl wissen umbzugehen/ breite Schwerdt und lange Schilde. Etliche gebrauchen auch Handbüchsen.</p> <p>Ihre Wohnhäuser werden von ihren Sclaven schlecht von Holtz und Reht auffgebauet / in denselben ligen sie auff schlechten Matten/ so vom Bast einiger Bäume geflochten seyn; Ihr Haußgerähte bestehet in einigen Töpffen und Pfannen. Sie haben kein Vieh/ auch sonst nichtes umb die Hand/ als ihren Nelcken-Handel / es wächst auch allda sonst von Victualien nichtes sonderliches/ ohne daß sie auß etlichen Bäumen eine sonderliche Art Meel samlen/ aus welchem sie mit Vermischung ein wenig Reiß-Mehls brod backen.</p> <p>Die Heyrahten werden zwischen den Eltern oder Freunden beschlossen/ ohngeachtet / daß die Braut und der Bräutigamb einander nie gesehen noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0036]
reichen biß an die Knie/ und seyn unten gar weit. Die Frauen flechten ihr Haar rings umb das Haupt/ und bindens hinter dem Genick/ ohne einige Zierde in einem Knauff zusammen.
Sie zieren sich auß mit bunten Catounen Röcken/ und wenn sie außgehen/ bedecken sie ihr Angesicht mit Catounen Leinwad.
Die Molucker sind guthertzig von Natur/ doch bettlerisch von Art/ welches nicht allein an den geringen und gemeinen Leuten/ sondern auch an den grossen und vornehmen/ ja auch an dem Könige selbst verspühret wird. Uber dem seynd sie sehr geneigt zum Müssiggang und Gemächligkeit/ dahero auch keine Handwercksleute unter ihnen gefunden werden/ sondern die Frauë gehen mit Spinnen und Weben deß Catouns umb. Vom Gelde wissen sie nichts/ habens auch nicht nöhtig/ weil sie umb ihre Nelcken alles/ was sie begehren/ von frembden tauschen können. Der Diebstahl wird bey ihnen sehr gehasset/ und wer auff der That ergriffen wird/ alsofort mit dem Strang hingerichtet.
Die Könige/ und sonderlich der zu Ternate/ führet ein unumbschrenckte absolute Macht über seine Unterthanen/ welche ihm dergestalt verpflichtet seyn/ daß sie auff sein Gebott ohne einigen Sold und Unkosten müssen zu Felde ziehen.
Sie seynd von Natur tapffere und streitbare Kriegesleute/ welche ihrem Feinde wol dürffen unter Augen gehen/ also daß sie den Indianischen Völckern an Großmühtigkeit und Tapfferkeit gar nicht weichen/ sie haltens vor die gröste Schande/ vor dem Feind fliehen/ aber mit fechtender Hand sterben/ wird bey ihnen für eine grosse Ehre gehalten.
Ihre Gewehr und Waffen seyn höltzerne und roherne Wurffspiesse/ womit sie wohl wissen umbzugehen/ breite Schwerdt und lange Schilde. Etliche gebrauchen auch Handbüchsen.
Ihre Wohnhäuser werden von ihren Sclaven schlecht von Holtz und Reht auffgebauet / in denselben ligen sie auff schlechten Matten/ so vom Bast einiger Bäume geflochten seyn; Ihr Haußgerähte bestehet in einigen Töpffen und Pfannen. Sie haben kein Vieh/ auch sonst nichtes umb die Hand/ als ihren Nelcken-Handel / es wächst auch allda sonst von Victualien nichtes sonderliches/ ohne daß sie auß etlichen Bäumen eine sonderliche Art Meel samlen/ aus welchem sie mit Vermischung ein wenig Reiß-Mehls brod backen.
Die Heyrahten werden zwischen den Eltern oder Freunden beschlossen/ ohngeachtet / daß die Braut und der Bräutigamb einander nie gesehen noch
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/36>, abgerufen am 22.07.2024. |