Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.tragen/ und ihm also von den Freunden mit grosser Pracht widerumb zu Hause gebracht. Die Begräbnüß der Todten wird auff folgende Weise bey ihnen angestellt: nemlich / sie schneiden den Leichnamb auff/ nehmen das Eingeweid herauß/ waschen es mit Wein/ so mit köstlichen Specereyen zubereitet ist/ sauber ab/ darnach legen sie es 70. Tage in Saltz/ und nachdem sie es wieder rein abgewaschen/ füllen sie es mit Myrrhen Zimmet und andern Specereyen/ und salbens mit köstlichem Balsam; Diese Zubereitung währet 30. Tage/ darnach setzen sie dasselbe in einen auß Steinen gewölbeten Keller/ in welchen sothane Cörper viele Jahre in ihrem Wesen erhalten werden. Die Religion und Gottesdienst der alten Egypter bestund in Anbetung verschiedener Abgötter/ Thiere und lebloser Creaturen/ also daß Egypten billich eine Mutter alles Aberglaubens und Abgötterey mag genennet werden. Sie hielten davor/ daß alle Dinge zu erst ihren Anfang genommen auß Schlamm oder Modde/ durch die Hitze und Einfluß der Sonnen/ deß Mondes und der Sternen/ welche die elementa vermenget/ und daraus Leiber zusammen gesetzet; daher schrieben sie diesen himlischen Liechtern und Elementen eine Gottheit zu/ und stifteten Tempel/ Bilder/ Feyertage/ und andere Göttliche Ceremonien ihnen zu Ehren / und beteten Sonn und Mond vornehmlich an/ unter dem Nahmen Osiris und Isis; die vier Elementa verehreten sie unter dem Nahmen Vulcanus, Juno, Neptunus, Ceres; und die 5. kleine Planeten unter dem Nahmen Saturnus, Jupiter, Mars, Venus und Mercurius. Ja die Zahl ihrer Götter vermehrete sich dermassen/ daß ein jegliches Thier/ Brunne/ Fluß/ Baum/ Handwerck und Profession in der Welt / ja auch eine jede Kranckheit und Schwachheit ihre besondere Gottheit bekam/ und waren in der Abgötterey so schrecklch unsinnig/ daß sie auch von dem männlichen Glied einen Gott machten/ unter dem Nahmen Phallus und Priapus; Ein rohter Stier wurde geweihet/ und darauff demselben Göttliche Ehre angethan; Welchen die Kinder Israel/ da sie in der Wüsten wanderten/ nachgefolget/ und mit einem jungen Stier oder güldenen Kalbe ihre Abgötterey getrieben. Heutiges Tages ist in Egypten überall deß Mahomets Lehr und Satzungen eingeführet / und wird gar strenge darüber gehalten. Jedennoch werden verschiedene Christen daselbsten gefunden/ als die Cophti, Nestorianer/ Marioniten/ Georgia- tragen/ und ihm also von den Freunden mit grosser Pracht widerumb zu Hause gebracht. Die Begräbnüß der Todten wird auff folgende Weise bey ihnen angestellt: nemlich / sie schneiden den Leichnamb auff/ nehmen das Eingeweid herauß/ waschen es mit Wein/ so mit köstlichen Specereyen zubereitet ist/ sauber ab/ darnach legen sie es 70. Tage in Saltz/ und nachdem sie es wieder rein abgewaschen/ füllen sie es mit Myrrhen Zimmet und andern Specereyen/ und salbens mit köstlichem Balsam; Diese Zubereitung währet 30. Tage/ darnach setzen sie dasselbe in einen auß Steinen gewölbeten Keller/ in welchen sothane Cörper viele Jahre in ihrem Wesen erhalten werden. Die Religion und Gottesdienst der alten Egypter bestund in Anbetung verschiedener Abgötter/ Thiere und lebloser Creaturen/ also daß Egypten billich eine Mutter alles Aberglaubens und Abgötterey mag genennet werden. Sie hielten davor/ daß alle Dinge zu erst ihren Anfang genommen auß Schlamm oder Modde/ durch die Hitze und Einfluß der Sonnen/ deß Mondes und der Sternen/ welche die elementa vermenget/ und daraus Leiber zusam̃en gesetzet; daher schrieben sie diesen himlischen Liechtern und Elementen eine Gottheit zu/ und stifteten Tempel/ Bilder/ Feyertage/ und andere Göttliche Ceremonien ihnen zu Ehren / und beteten Sonn und Mond vornehmlich an/ unter dem Nahmen Osiris und Isis; die vier Elementa verehreten sie unter dem Nahmen Vulcanus, Juno, Neptunus, Ceres; und die 5. kleine Planeten unter dem Nahmen Saturnus, Jupiter, Mars, Venus und Mercurius. Ja die Zahl ihrer Götter vermehrete sich dermassen/ daß ein jegliches Thier/ Brunne/ Fluß/ Baum/ Handwerck und Profession in der Welt / ja auch eine jede Kranckheit und Schwachheit ihre besondere Gottheit bekam/ und waren in der Abgötterey so schrecklch unsinnig/ daß sie auch von dem männlichen Glied einen Gott machten/ unter dem Nahmen Phallus und Priapus; Ein rohter Stier wurde geweihet/ und darauff demselben Göttliche Ehre angethan; Welchen die Kinder Israel/ da sie in der Wüsten wanderten/ nachgefolget/ und mit einem jungen Stier oder güldenen Kalbe ihre Abgötterey getrieben. Heutiges Tages ist in Egypten überall deß Mahomets Lehr und Satzungen eingeführet / und wird gar strenge darüber gehalten. Jedennoch werden verschiedene Christen daselbsten gefunden/ als die Cophti, Nestorianer/ Marioniten/ Georgia- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0034" n="22"/> tragen/ und ihm also von den Freunden mit grosser Pracht widerumb zu Hause gebracht.</p> <p>Die Begräbnüß der Todten wird auff folgende Weise bey ihnen angestellt: nemlich / sie schneiden den Leichnamb auff/ nehmen das Eingeweid herauß/ waschen es mit Wein/ so mit köstlichen Specereyen zubereitet ist/ sauber ab/ darnach legen sie es 70. Tage in Saltz/ und nachdem sie es wieder rein abgewaschen/ füllen sie es mit Myrrhen Zimmet und andern Specereyen/ und salbens mit köstlichem Balsam; Diese Zubereitung währet 30. Tage/ darnach setzen sie dasselbe in einen auß Steinen gewölbeten Keller/ in welchen sothane Cörper viele Jahre in ihrem Wesen erhalten werden.</p> <p>Die Religion und Gottesdienst der alten Egypter bestund in Anbetung verschiedener Abgötter/ Thiere und lebloser Creaturen/ also daß Egypten billich eine Mutter alles Aberglaubens und Abgötterey mag genennet werden. Sie hielten davor/ daß alle Dinge zu erst ihren Anfang genommen auß Schlamm oder Modde/ durch die Hitze und Einfluß der Sonnen/ deß Mondes und der Sternen/ welche die elementa vermenget/ und daraus Leiber zusam̃en gesetzet; daher schrieben sie diesen himlischen Liechtern und Elementen eine Gottheit zu/ und stifteten Tempel/ Bilder/ Feyertage/ und andere Göttliche Ceremonien ihnen zu Ehren / und beteten Sonn und Mond vornehmlich an/ unter dem Nahmen Osiris und Isis; die vier Elementa verehreten sie unter dem Nahmen Vulcanus, Juno, Neptunus, Ceres; und die 5. kleine Planeten unter dem Nahmen Saturnus, Jupiter, Mars, Venus und Mercurius. Ja die Zahl ihrer Götter vermehrete sich dermassen/ daß ein jegliches Thier/ Brunne/ Fluß/ Baum/ Handwerck und Profession in der Welt / ja auch eine jede Kranckheit und Schwachheit ihre besondere Gottheit bekam/ und waren in der Abgötterey so schrecklch unsinnig/ daß sie auch von dem männlichen Glied einen Gott machten/ unter dem Nahmen Phallus und Priapus; Ein rohter Stier wurde geweihet/ und darauff demselben Göttliche Ehre angethan; Welchen die Kinder Israel/ da sie in der Wüsten wanderten/ nachgefolget/ und mit einem jungen Stier oder güldenen Kalbe ihre Abgötterey getrieben.</p> <p>Heutiges Tages ist in Egypten überall deß Mahomets Lehr und Satzungen eingeführet / und wird gar strenge darüber gehalten.</p> <p>Jedennoch werden verschiedene Christen daselbsten gefunden/ als die Cophti, Nestorianer/ Marioniten/ Georgia- </p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0034]
tragen/ und ihm also von den Freunden mit grosser Pracht widerumb zu Hause gebracht.
Die Begräbnüß der Todten wird auff folgende Weise bey ihnen angestellt: nemlich / sie schneiden den Leichnamb auff/ nehmen das Eingeweid herauß/ waschen es mit Wein/ so mit köstlichen Specereyen zubereitet ist/ sauber ab/ darnach legen sie es 70. Tage in Saltz/ und nachdem sie es wieder rein abgewaschen/ füllen sie es mit Myrrhen Zimmet und andern Specereyen/ und salbens mit köstlichem Balsam; Diese Zubereitung währet 30. Tage/ darnach setzen sie dasselbe in einen auß Steinen gewölbeten Keller/ in welchen sothane Cörper viele Jahre in ihrem Wesen erhalten werden.
Die Religion und Gottesdienst der alten Egypter bestund in Anbetung verschiedener Abgötter/ Thiere und lebloser Creaturen/ also daß Egypten billich eine Mutter alles Aberglaubens und Abgötterey mag genennet werden. Sie hielten davor/ daß alle Dinge zu erst ihren Anfang genommen auß Schlamm oder Modde/ durch die Hitze und Einfluß der Sonnen/ deß Mondes und der Sternen/ welche die elementa vermenget/ und daraus Leiber zusam̃en gesetzet; daher schrieben sie diesen himlischen Liechtern und Elementen eine Gottheit zu/ und stifteten Tempel/ Bilder/ Feyertage/ und andere Göttliche Ceremonien ihnen zu Ehren / und beteten Sonn und Mond vornehmlich an/ unter dem Nahmen Osiris und Isis; die vier Elementa verehreten sie unter dem Nahmen Vulcanus, Juno, Neptunus, Ceres; und die 5. kleine Planeten unter dem Nahmen Saturnus, Jupiter, Mars, Venus und Mercurius. Ja die Zahl ihrer Götter vermehrete sich dermassen/ daß ein jegliches Thier/ Brunne/ Fluß/ Baum/ Handwerck und Profession in der Welt / ja auch eine jede Kranckheit und Schwachheit ihre besondere Gottheit bekam/ und waren in der Abgötterey so schrecklch unsinnig/ daß sie auch von dem männlichen Glied einen Gott machten/ unter dem Nahmen Phallus und Priapus; Ein rohter Stier wurde geweihet/ und darauff demselben Göttliche Ehre angethan; Welchen die Kinder Israel/ da sie in der Wüsten wanderten/ nachgefolget/ und mit einem jungen Stier oder güldenen Kalbe ihre Abgötterey getrieben.
Heutiges Tages ist in Egypten überall deß Mahomets Lehr und Satzungen eingeführet / und wird gar strenge darüber gehalten.
Jedennoch werden verschiedene Christen daselbsten gefunden/ als die Cophti, Nestorianer/ Marioniten/ Georgia-
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/34>, abgerufen am 22.07.2024. |