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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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man mit einem Spieß oder Degen nit kan durchstossen.

Wer viel Töchter hat wird vor reich geschätzet/ denn die Morgengab/ welche der Bräutigam der Braut schencket/ gibt die Braut ihren Eltern vor die Kosten ihrer Aufferziehung hin wider/ welche dieselbe nach ihrem Gutdüncken gebrauchen. Bey ihren Mahlzeiten haben sie diesen Gebrauch/ daß/ so manche Person ist eingeladen/ so manche Tafel wird bereitet; Diese Täfelein seynd sehr schön bemahlet/ vergüldet und außgezieret; rings umb den Rand mit seidenen Damast nach eines jeden Stande/ biß auff die Erde behangen; In der Mitte wird die Speise in Porceleynern oder silbern Schüsselen auffgesetzt/ welche vorhero zerschnitten/ und zum essen zugerichtet ist/ sintemal sie keine Speise mit den Händen antasten/ sondern wissen füglich die Stücke mit 2. schwartzen Höltzlein zu fassen/ und zum Munde zu bringen/ darumb sie auch keine Servietten/ ihre Hände zu reinigen/ gebrauchen. Im Trincken seyn sie gar mässig/ sie trincken wol offtmals/ aber allemal sehr wenig. Das gemeine Volck gebraucht dise Weise zu grüssen: Sie schliessen die lincke Hand/ und bedecken sie mit der rechten / und fügen sie also beyde an die Brust/ mit vielen biegen und neigen des Haupts niederwerts zur Erden. Der Adel oder die Mandoryni schliessen in ihrem Begegnen die Hände und Finger ineinander/ und machen also mit den Armen die Figur eines Bogens/ und alsdann bleiben sie stehen mit Beugen und Neigen deß Haupts und gantzen Leibs.

Die erudition und Wissenschafften werden unter ihnen sehr hoch geachtet/ und fleissig geübet. Ihren Götzendienst verrichten sie mit abscheulichen Bildern / und beten den Teuffel an/ daß er ihnen kein Böses thun solle.

Wann jemand in Todes-Nöhten und letzten Zügen liegt/ stellen sie ihm vor einen abgemahleten Teufel/ mit der Sonne in der lincken/ und mit einem Dolche in der rechten Hand/ und befehlen dem Krancken/ denselben scharff anzusehen / daß er ihn in der andern Welt möge zum Freunde haben. Sie beten auch die Sonne und den Mond an/ und wann einige Finsternüß sich begibt/ seyn sie sehr geschäfftig ihre Opffer zu verrichten/ dann sie fürchten sich/ daß sie alle sterben und vergehen sollen.

Von den Japanern.

DIe Insul Japan ist gegen über dem festen Lande China belege/ die Einwohner seyn denen in China in vielen Dingen gleich. Die Kleidung verändern sie von ihrer Kindheit an biß zu ihren vollerwachsenen Jahren. Ihr habit ist sehr köstlich; ihre Platten oder Cronen seyn beynahe geschoren nach der Münche Weise.

man mit einem Spieß oder Degen nit kan durchstossen.

Wer viel Töchter hat wird vor reich geschätzet/ denn die Morgengab/ welche der Bräutigam der Braut schencket/ gibt die Braut ihren Eltern vor die Kosten ihrer Aufferziehung hin wider/ welche dieselbe nach ihrem Gutdüncken gebrauchen. Bey ihren Mahlzeiten haben sie diesen Gebrauch/ daß/ so manche Person ist eingeladen/ so manche Tafel wird bereitet; Diese Täfelein seynd sehr schön bemahlet/ vergüldet und außgezieret; rings umb den Rand mit seidenen Damast nach eines jeden Stande/ biß auff die Erde behangen; In der Mitte wird die Speise in Porceleynern oder silbern Schüsselen auffgesetzt/ welche vorhero zerschnitten/ und zum essen zugerichtet ist/ sintemal sie keine Speise mit den Händen antasten/ sondern wissen füglich die Stücke mit 2. schwartzen Höltzlein zu fassen/ und zum Munde zu bringen/ darumb sie auch keine Servietten/ ihre Hände zu reinigen/ gebrauchen. Im Trincken seyn sie gar mässig/ sie trincken wol offtmals/ aber allemal sehr wenig. Das gemeine Volck gebraucht dise Weise zu grüssen: Sie schliessen die lincke Hand/ und bedecken sie mit der rechten / und fügen sie also beyde an die Brust/ mit vielen biegen und neigen des Haupts niederwerts zur Erden. Der Adel oder die Mandoryni schliessen in ihrem Begegnen die Hände uñ Finger ineinander/ und machen also mit den Armen die Figur eines Bogens/ und alsdann bleiben sie stehen mit Beugen und Neigen deß Haupts und gantzen Leibs.

Die erudition und Wissenschafften werden unter ihnen sehr hoch geachtet/ und fleissig geübet. Ihren Götzendienst verrichten sie mit abscheulichen Bildern / und beten den Teuffel an/ daß er ihnen kein Böses thun solle.

Wann jemand in Todes-Nöhten uñ letzten Zügen liegt/ stellen sie ihm vor einen abgemahleten Teufel/ mit der Sonne in der lincken/ und mit einem Dolche in der rechten Hand/ und befehlen dem Krancken/ denselben scharff anzusehen / daß er ihn in der andern Welt möge zum Freunde haben. Sie beten auch die Sonne und den Mond an/ und wann einige Finsternüß sich begibt/ seyn sie sehr geschäfftig ihre Opffer zu verrichten/ dann sie fürchten sich/ daß sie alle sterben und vergehen sollen.

Von den Japanern.

DIe Insul Japan ist gegen über dem festen Lande China belegë/ die Einwohner seyn denen in China in vielen Dingen gleich. Die Kleidung verändern sie von ihrer Kindheit an biß zu ihren vollerwachsenen Jahren. Ihr habit ist sehr köstlich; ihre Platten oder Cronen seyn beynahe geschoren nach der Münche Weise.

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[3/0015] man mit einem Spieß oder Degen nit kan durchstossen. Wer viel Töchter hat wird vor reich geschätzet/ denn die Morgengab/ welche der Bräutigam der Braut schencket/ gibt die Braut ihren Eltern vor die Kosten ihrer Aufferziehung hin wider/ welche dieselbe nach ihrem Gutdüncken gebrauchen. Bey ihren Mahlzeiten haben sie diesen Gebrauch/ daß/ so manche Person ist eingeladen/ so manche Tafel wird bereitet; Diese Täfelein seynd sehr schön bemahlet/ vergüldet und außgezieret; rings umb den Rand mit seidenen Damast nach eines jeden Stande/ biß auff die Erde behangen; In der Mitte wird die Speise in Porceleynern oder silbern Schüsselen auffgesetzt/ welche vorhero zerschnitten/ und zum essen zugerichtet ist/ sintemal sie keine Speise mit den Händen antasten/ sondern wissen füglich die Stücke mit 2. schwartzen Höltzlein zu fassen/ und zum Munde zu bringen/ darumb sie auch keine Servietten/ ihre Hände zu reinigen/ gebrauchen. Im Trincken seyn sie gar mässig/ sie trincken wol offtmals/ aber allemal sehr wenig. Das gemeine Volck gebraucht dise Weise zu grüssen: Sie schliessen die lincke Hand/ und bedecken sie mit der rechten / und fügen sie also beyde an die Brust/ mit vielen biegen und neigen des Haupts niederwerts zur Erden. Der Adel oder die Mandoryni schliessen in ihrem Begegnen die Hände uñ Finger ineinander/ und machen also mit den Armen die Figur eines Bogens/ und alsdann bleiben sie stehen mit Beugen und Neigen deß Haupts und gantzen Leibs. Die erudition und Wissenschafften werden unter ihnen sehr hoch geachtet/ und fleissig geübet. Ihren Götzendienst verrichten sie mit abscheulichen Bildern / und beten den Teuffel an/ daß er ihnen kein Böses thun solle. Wann jemand in Todes-Nöhten uñ letzten Zügen liegt/ stellen sie ihm vor einen abgemahleten Teufel/ mit der Sonne in der lincken/ und mit einem Dolche in der rechten Hand/ und befehlen dem Krancken/ denselben scharff anzusehen / daß er ihn in der andern Welt möge zum Freunde haben. Sie beten auch die Sonne und den Mond an/ und wann einige Finsternüß sich begibt/ seyn sie sehr geschäfftig ihre Opffer zu verrichten/ dann sie fürchten sich/ daß sie alle sterben und vergehen sollen. Von den Japanern. DIe Insul Japan ist gegen über dem festen Lande China belegë/ die Einwohner seyn denen in China in vielen Dingen gleich. Die Kleidung verändern sie von ihrer Kindheit an biß zu ihren vollerwachsenen Jahren. Ihr habit ist sehr köstlich; ihre Platten oder Cronen seyn beynahe geschoren nach der Münche Weise.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/15>, abgerufen am 02.05.2024.