Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.kleine braune Augen/ grosse Augenlieder/ und sehr hohe Augenbrauen/ kleine und breite Nasen/ und kleine Bärte. Die Frauen suchen ihre Hoffart in kleinen Füssen/ die sie von Jugend auff so fest bewinden und umbwinden/ daß sie hernach zum Gehen fast ungeschickt werden. Man vermeinet/ daß diese Manier von den Männern zu dem Ende erdacht/ damit sie die Weiber desto besser im Hause behalten mögen/ doch die Jalousie oder Argwohn der Männer mag hierzu nicht wenig helffen. Die Vermögenden/ und die so mittelern Standes/ bekleiden sich mit seidenen Röcken von allerhand Farben/ die andere mit Catounen Leinwad und schwartzen oder sonst gefärbte Stoffen/ die Reichsten lassen an ihnen auch mercken/ daß sie nicht nöhtig haben zu arbeiten/ indem sie ihre Nägel an den Fingeren nicht abschneiden/ sondern lang hin wachsen lassen. Ins gemein seyn sie sehr zarte und weiche Leuthe/ halten nichts von der Mühseligkeit deß Krieges; Ihr Nachbar der Tartaren grosser Cham hat vor wenig Jahren/ mitler weil die Magnates von China deß Reichs halber streitig waren / sie überfallen/ und das gantze Land unter seine Gewalt gebracht. Sonsten seyn sie wol die Kunsterfahrnesten unter allen Ost-Indischen Völckeren / sie üben sich in verschiedenen Künsten; Die Druckerey-Kunst ist bey ihnen schon in altem Gebrauch gewesen. Das Porceleyn- und Lack-Werck zu bereiten/ seyn sie sonderliche Meistere/ inmassen solches noch heut zu Tag an einen porceleinern Thurn zu ersehen/ so von Grund auff biß zu einer sehr grossen Höhe gar künstlich und kostbar ist auffgeführet; Disen Thurn haben die Tartarn/ da sie sonst alles verwüsteten und verheereten/ wegen der grossen Schönheit und Kostbarkeit dieses Porceleynen Gebäudes/ in seinem Wesen bestehen lassen. Sie haben auch eine Erkändtnüß deß Büchsenpulvers/ und Wissenschafft mit groben und kleinen Geschütz umbzugehen. In den Manufacturen/ Seidenen / Catounen und andern Stoffen oder Zeuche zu webe/ seyn sie so nett und kunstreich/ daß sie die Europaeer darinnen in vielen übertreffen. Kein Mensch in gantz China darf einig Gewehr tragen/ oder im Hause haben/ dann allein die jenigen/ so dazu verordnet seyn/ und ihre Besoldung vom König als Soldaten haben/ deren Kinder ihnen in selbigem Soldaten-officio nachfolgen. Diese haben zum Zeichen einen runden gelben Hut auff ihrem Haupt/ und wann sie in Kriegs-Zeiten zu Feld gehen/ ziehen sie einen Rock an/ so mit Catoun so steiff gefuttert ist/ daß kleine braune Augen/ grosse Augenlieder/ und sehr hohe Augenbrauen/ kleine und breite Nasen/ und kleine Bärte. Die Frauen suchen ihre Hoffart in kleinen Füssen/ die sie von Jugend auff so fest bewinden und umbwinden/ daß sie hernach zum Gehen fast ungeschickt werden. Man vermeinet/ daß diese Manier von den Männern zu dem Ende erdacht/ damit sie die Weiber desto besser im Hause behalten mögen/ doch die Jalousie oder Argwohn der Männer mag hierzu nicht wenig helffen. Die Vermögenden/ und die so mittelern Standes/ bekleiden sich mit seidenen Röcken von allerhand Farben/ die andere mit Catounen Leinwad und schwartzen oder sonst gefärbtë Stoffen/ die Reichsten lassen an ihnen auch mercken/ daß sie nicht nöhtig haben zu arbeiten/ indem sie ihre Nägel an den Fingeren nicht abschneiden/ sondern lang hin wachsen lassen. Ins gemein seyn sie sehr zarte und weiche Leuthe/ halten nichts von der Mühseligkeit deß Krieges; Ihr Nachbar der Tartaren grosser Cham hat vor wenig Jahren/ mitler weil die Magnates von China deß Reichs halber streitig waren / sie überfallen/ und das gantze Land unter seine Gewalt gebracht. Sonsten seyn sie wol die Kunsterfahrnesten unter allen Ost-Indischen Völckeren / sie üben sich in verschiedenen Künsten; Die Druckerey-Kunst ist bey ihnen schon in altem Gebrauch gewesen. Das Porceleyn- und Lack-Werck zu bereiten/ seyn sie sonderliche Meistere/ inmassen solches noch heut zu Tag an einen porceleinern Thurn zu ersehen/ so von Grund auff biß zu einer sehr grossen Höhe gar künstlich und kostbar ist auffgeführet; Disen Thurn haben die Tartarn/ da sie sonst alles verwüsteten und verheereten/ wegen der grossen Schönheit und Kostbarkeit dieses Porceleynen Gebäudes/ in seinem Wesen bestehen lassen. Sie haben auch eine Erkändtnüß deß Büchsenpulvers/ uñ Wissenschafft mit groben und kleinen Geschütz umbzugehen. In den Manufacturen/ Seidenen / Catounen und andern Stoffen oder Zeuche zu webë/ seyn sie so nett uñ kunstreich/ daß sie die Europaeer darinnen in vielen übertreffen. Kein Mensch in gantz China darf einig Gewehr tragen/ oder im Hause haben/ dann allein die jenigen/ so dazu verordnet seyn/ und ihre Besoldung vom König als Soldaten haben/ deren Kinder ihnen in selbigem Soldaten-officio nachfolgen. Diese haben zum Zeichen einen runden gelben Hut auff ihrem Haupt/ und wañ sie in Kriegs-Zeiten zu Feld gehen/ ziehen sie einen Rock an/ so mit Catoun so steiff gefuttert ist/ daß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0014" n="2"/> kleine braune Augen/ grosse Augenlieder/ und sehr hohe Augenbrauen/ kleine und breite Nasen/ und kleine Bärte.</p> <p>Die Frauen suchen ihre Hoffart in kleinen Füssen/ die sie von Jugend auff so fest bewinden und umbwinden/ daß sie hernach zum Gehen fast ungeschickt werden. Man vermeinet/ daß diese Manier von den Männern zu dem Ende erdacht/ damit sie die Weiber desto besser im Hause behalten mögen/ doch die Jalousie oder Argwohn der Männer mag hierzu nicht wenig helffen.</p> <p>Die Vermögenden/ und die so mittelern Standes/ bekleiden sich mit seidenen Röcken von allerhand Farben/ die andere mit Catounen Leinwad und schwartzen oder sonst gefärbtë Stoffen/ die Reichsten lassen an ihnen auch mercken/ daß sie nicht nöhtig haben zu arbeiten/ indem sie ihre Nägel an den Fingeren nicht abschneiden/ sondern lang hin wachsen lassen.</p> <p>Ins gemein seyn sie sehr zarte und weiche Leuthe/ halten nichts von der Mühseligkeit deß Krieges; Ihr Nachbar der Tartaren grosser Cham hat vor wenig Jahren/ mitler weil die Magnates von China deß Reichs halber streitig waren / sie überfallen/ und das gantze Land unter seine Gewalt gebracht.</p> <p>Sonsten seyn sie wol die Kunsterfahrnesten unter allen Ost-Indischen Völckeren / sie üben sich in verschiedenen Künsten; Die Druckerey-Kunst ist bey ihnen schon in altem Gebrauch gewesen. Das Porceleyn- und Lack-Werck zu bereiten/ seyn sie sonderliche Meistere/ inmassen solches noch heut zu Tag an einen porceleinern Thurn zu ersehen/ so von Grund auff biß zu einer sehr grossen Höhe gar künstlich und kostbar ist auffgeführet; Disen Thurn haben die Tartarn/ da sie sonst alles verwüsteten und verheereten/ wegen der grossen Schönheit und Kostbarkeit dieses Porceleynen Gebäudes/ in seinem Wesen bestehen lassen.</p> <p>Sie haben auch eine Erkändtnüß deß Büchsenpulvers/ uñ Wissenschafft mit groben und kleinen Geschütz umbzugehen. In den Manufacturen/ Seidenen / Catounen und andern Stoffen oder Zeuche zu webë/ seyn sie so nett uñ kunstreich/ daß sie die Europaeer darinnen in vielen übertreffen.</p> <p>Kein Mensch in gantz China darf einig Gewehr tragen/ oder im Hause haben/ dann allein die jenigen/ so dazu verordnet seyn/ und ihre Besoldung vom König als Soldaten haben/ deren Kinder ihnen in selbigem Soldaten-officio nachfolgen. Diese haben zum Zeichen einen runden gelben Hut auff ihrem Haupt/ und wañ sie in Kriegs-Zeiten zu Feld gehen/ ziehen sie einen Rock an/ so mit Catoun so steiff gefuttert ist/ daß </p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0014]
kleine braune Augen/ grosse Augenlieder/ und sehr hohe Augenbrauen/ kleine und breite Nasen/ und kleine Bärte.
Die Frauen suchen ihre Hoffart in kleinen Füssen/ die sie von Jugend auff so fest bewinden und umbwinden/ daß sie hernach zum Gehen fast ungeschickt werden. Man vermeinet/ daß diese Manier von den Männern zu dem Ende erdacht/ damit sie die Weiber desto besser im Hause behalten mögen/ doch die Jalousie oder Argwohn der Männer mag hierzu nicht wenig helffen.
Die Vermögenden/ und die so mittelern Standes/ bekleiden sich mit seidenen Röcken von allerhand Farben/ die andere mit Catounen Leinwad und schwartzen oder sonst gefärbtë Stoffen/ die Reichsten lassen an ihnen auch mercken/ daß sie nicht nöhtig haben zu arbeiten/ indem sie ihre Nägel an den Fingeren nicht abschneiden/ sondern lang hin wachsen lassen.
Ins gemein seyn sie sehr zarte und weiche Leuthe/ halten nichts von der Mühseligkeit deß Krieges; Ihr Nachbar der Tartaren grosser Cham hat vor wenig Jahren/ mitler weil die Magnates von China deß Reichs halber streitig waren / sie überfallen/ und das gantze Land unter seine Gewalt gebracht.
Sonsten seyn sie wol die Kunsterfahrnesten unter allen Ost-Indischen Völckeren / sie üben sich in verschiedenen Künsten; Die Druckerey-Kunst ist bey ihnen schon in altem Gebrauch gewesen. Das Porceleyn- und Lack-Werck zu bereiten/ seyn sie sonderliche Meistere/ inmassen solches noch heut zu Tag an einen porceleinern Thurn zu ersehen/ so von Grund auff biß zu einer sehr grossen Höhe gar künstlich und kostbar ist auffgeführet; Disen Thurn haben die Tartarn/ da sie sonst alles verwüsteten und verheereten/ wegen der grossen Schönheit und Kostbarkeit dieses Porceleynen Gebäudes/ in seinem Wesen bestehen lassen.
Sie haben auch eine Erkändtnüß deß Büchsenpulvers/ uñ Wissenschafft mit groben und kleinen Geschütz umbzugehen. In den Manufacturen/ Seidenen / Catounen und andern Stoffen oder Zeuche zu webë/ seyn sie so nett uñ kunstreich/ daß sie die Europaeer darinnen in vielen übertreffen.
Kein Mensch in gantz China darf einig Gewehr tragen/ oder im Hause haben/ dann allein die jenigen/ so dazu verordnet seyn/ und ihre Besoldung vom König als Soldaten haben/ deren Kinder ihnen in selbigem Soldaten-officio nachfolgen. Diese haben zum Zeichen einen runden gelben Hut auff ihrem Haupt/ und wañ sie in Kriegs-Zeiten zu Feld gehen/ ziehen sie einen Rock an/ so mit Catoun so steiff gefuttert ist/ daß
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/14>, abgerufen am 16.02.2025. |