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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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hölzernen Instrumente, vor ihren Augen frey¬
willig ins Meer springen. Sie wußten recht
wohl, daß wenn sie seinen Zaubergesang hör¬
ten, ihre Herzen erweicht, und sie von Reue er¬
griffen werden würden; daher nahmen sie sich
vor, ihm zwar diese letzte Bitte zu gewähren,
während des Gesanges aber sich die Ohren
fest zu verstopfen, daß sie nichts davon ver¬
nähmen, und so bey ihrem Vorhaben bleiben
könnten. Dies geschah. Der Sänger stimm¬
te einen herrlichen, unendlich rührenden Ge¬
sang an. Das ganze Schiff tönte mit, die
Wellen klangen, die Sonne und die Gestirne
erschienen zugleich am Himmel, und aus den
grünen Fluten tauchten tanzende Schaaren
von Fischen und Meerungeheuern hervor.
Die Schiffer standen feindselig allein mit fest¬
verstopften Ohren, und warteten voll Unge¬
duld auf das Ende des Liedes. Bald war
es vorüber. Da sprang der Sänger mit hei¬

hölzernen Inſtrumente, vor ihren Augen frey¬
willig ins Meer ſpringen. Sie wußten recht
wohl, daß wenn ſie ſeinen Zaubergeſang hör¬
ten, ihre Herzen erweicht, und ſie von Reue er¬
griffen werden würden; daher nahmen ſie ſich
vor, ihm zwar dieſe letzte Bitte zu gewähren,
während des Geſanges aber ſich die Ohren
feſt zu verſtopfen, daß ſie nichts davon ver¬
nähmen, und ſo bey ihrem Vorhaben bleiben
könnten. Dies geſchah. Der Sänger ſtimm¬
te einen herrlichen, unendlich rührenden Ge¬
ſang an. Das ganze Schiff tönte mit, die
Wellen klangen, die Sonne und die Geſtirne
erſchienen zugleich am Himmel, und aus den
grünen Fluten tauchten tanzende Schaaren
von Fiſchen und Meerungeheuern hervor.
Die Schiffer ſtanden feindſelig allein mit feſt¬
verſtopften Ohren, und warteten voll Unge¬
duld auf das Ende des Liedes. Bald war
es vorüber. Da ſprang der Sänger mit hei¬

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[57/0065] hölzernen Inſtrumente, vor ihren Augen frey¬ willig ins Meer ſpringen. Sie wußten recht wohl, daß wenn ſie ſeinen Zaubergeſang hör¬ ten, ihre Herzen erweicht, und ſie von Reue er¬ griffen werden würden; daher nahmen ſie ſich vor, ihm zwar dieſe letzte Bitte zu gewähren, während des Geſanges aber ſich die Ohren feſt zu verſtopfen, daß ſie nichts davon ver¬ nähmen, und ſo bey ihrem Vorhaben bleiben könnten. Dies geſchah. Der Sänger ſtimm¬ te einen herrlichen, unendlich rührenden Ge¬ ſang an. Das ganze Schiff tönte mit, die Wellen klangen, die Sonne und die Geſtirne erſchienen zugleich am Himmel, und aus den grünen Fluten tauchten tanzende Schaaren von Fiſchen und Meerungeheuern hervor. Die Schiffer ſtanden feindſelig allein mit feſt¬ verſtopften Ohren, und warteten voll Unge¬ duld auf das Ende des Liedes. Bald war es vorüber. Da ſprang der Sänger mit hei¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/65>, abgerufen am 27.11.2024.