Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Immer wächst und blüht Verlangen Am Geliebten festzuhangen, Ihn im Innern zu empfangen, Eins mit ihm zu seyn, Seinem Durste nicht zu wehren, Sich im Wechsel zu verzehren, Von einander sich zu nähren, Von einander nur allein. So in Lieb' und hoher Wollust Sind wir immerdar versunken, Seit der wilde trübe Funken Jener Welt erlosch; Seit der Hügel sich geschlossen, Und der Scheiterhaufen sprühte, Und dem schauernden Gemüthe Nun das Erdgesicht zerfloß. Zauber der Erinnerungen, Heilger Wehmuth süße Schaue[r] Immer wächſt und blüht Verlangen Am Geliebten feſtzuhangen, Ihn im Innern zu empfangen, Eins mit ihm zu ſeyn, Seinem Durſte nicht zu wehren, Sich im Wechſel zu verzehren, Von einander ſich zu nähren, Von einander nur allein. So in Lieb' und hoher Wolluſt Sind wir immerdar verſunken, Seit der wilde trübe Funken Jener Welt erloſch; Seit der Hügel ſich geſchloſſen, Und der Scheiterhaufen ſprühte, Und dem ſchauernden Gemüthe Nun das Erdgeſicht zerfloß. Zauber der Erinnerungen, Heilger Wehmuth ſüße Schaue[r] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0406" n="60"/> <lg n="9"> <l>Immer wächſt und blüht Verlangen</l><lb/> <l>Am Geliebten feſtzuhangen,</l><lb/> <l>Ihn im Innern zu empfangen,</l><lb/> <l>Eins mit ihm zu ſeyn,</l><lb/> <l>Seinem Durſte nicht zu wehren,</l><lb/> <l>Sich im Wechſel zu verzehren,</l><lb/> <l>Von einander ſich zu nähren,</l><lb/> <l>Von einander nur allein.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>So in Lieb' und hoher Wolluſt</l><lb/> <l>Sind wir immerdar verſunken,</l><lb/> <l>Seit der wilde trübe Funken</l><lb/> <l>Jener Welt erloſch;</l><lb/> <l>Seit der Hügel ſich geſchloſſen,</l><lb/> <l>Und der Scheiterhaufen ſprühte,</l><lb/> <l>Und dem ſchauernden Gemüthe</l><lb/> <l>Nun das Erdgeſicht zerfloß.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Zauber der Erinnerungen,</l><lb/> <l>Heilger Wehmuth ſüße Schaue<supplied>r</supplied></l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0406]
Immer wächſt und blüht Verlangen
Am Geliebten feſtzuhangen,
Ihn im Innern zu empfangen,
Eins mit ihm zu ſeyn,
Seinem Durſte nicht zu wehren,
Sich im Wechſel zu verzehren,
Von einander ſich zu nähren,
Von einander nur allein.
So in Lieb' und hoher Wolluſt
Sind wir immerdar verſunken,
Seit der wilde trübe Funken
Jener Welt erloſch;
Seit der Hügel ſich geſchloſſen,
Und der Scheiterhaufen ſprühte,
Und dem ſchauernden Gemüthe
Nun das Erdgeſicht zerfloß.
Zauber der Erinnerungen,
Heilger Wehmuth ſüße Schauer
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