Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Dann in Tropfen zu zerfließen Uns ward erst die Liebe, Leben; Innig wie die Elemente Mischen wir des Daseyns Fluten, Brausend Herz mit Herz. Lüstern scheiden sich die Fluten, Denn der Kampf der Elemente Ist der Liebe höchstes Leben, Und des Herzens eignes Herz. Leiser Wünsche süßes Plaudern
Hören wir allein, und schauen Immerdar in selge Augen, Schmecken nichts als Mund und Kuß. Alles was wir nur berühren Wird zu heißen Balsamfrüchten, Wird zu weichen zarten Brüsten, Opfer kühner Lust. Dann in Tropfen zu zerfließen Uns ward erſt die Liebe, Leben; Innig wie die Elemente Miſchen wir des Daſeyns Fluten, Brauſend Herz mit Herz. Lüſtern ſcheiden ſich die Fluten, Denn der Kampf der Elemente Iſt der Liebe höchſtes Leben, Und des Herzens eignes Herz. Leiſer Wünſche ſüßes Plaudern
Hören wir allein, und ſchauen Immerdar in ſelge Augen, Schmecken nichts als Mund und Kuß. Alles was wir nur berühren Wird zu heißen Balſamfrüchten, Wird zu weichen zarten Brüſten, Opfer kühner Luſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0405" n="59"/> <l>Dann in Tropfen zu zerfließen</l><lb/> <l>Und zu nippen auch zugleich.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Uns ward erſt die Liebe, Leben;</l><lb/> <l>Innig wie die Elemente</l><lb/> <l>Miſchen wir des Daſeyns Fluten,</l><lb/> <l>Brauſend Herz mit Herz.</l><lb/> <l>Lüſtern ſcheiden ſich die Fluten,</l><lb/> <l>Denn der Kampf der Elemente</l><lb/> <l>Iſt der Liebe höchſtes Leben,</l><lb/> <l>Und des Herzens eignes Herz.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Leiſer Wünſche ſüßes Plaudern</l><lb/> <l>Hören wir allein, und ſchauen</l><lb/> <l>Immerdar in ſelge Augen,</l><lb/> <l>Schmecken nichts als Mund und Kuß.</l><lb/> <l>Alles was wir nur berühren</l><lb/> <l>Wird zu heißen Balſamfrüchten,</l><lb/> <l>Wird zu weichen zarten Brüſten,</l><lb/> <l>Opfer kühner Luſt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0405]
Dann in Tropfen zu zerfließen
Und zu nippen auch zugleich.
Uns ward erſt die Liebe, Leben;
Innig wie die Elemente
Miſchen wir des Daſeyns Fluten,
Brauſend Herz mit Herz.
Lüſtern ſcheiden ſich die Fluten,
Denn der Kampf der Elemente
Iſt der Liebe höchſtes Leben,
Und des Herzens eignes Herz.
Leiſer Wünſche ſüßes Plaudern
Hören wir allein, und ſchauen
Immerdar in ſelge Augen,
Schmecken nichts als Mund und Kuß.
Alles was wir nur berühren
Wird zu heißen Balſamfrüchten,
Wird zu weichen zarten Brüſten,
Opfer kühner Luſt.
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