nen vermehren können, oder ob jeder Zu¬ wachs unsrer Erkenntniß, jede neue erworbe¬ ne Fähigkeit nur zur Ausbildung unsers ge¬ genwärtigen Weltsinns zu rechnen ist.
Vielleicht ist beides Eins, sagte Heinrich. Ich weiß nur so viel, daß für mich die Fa¬ bel Gesammtwerkzeug meiner gegenwärtigen Welt ist. Selbst das Gewissen, diese Sinn- und Weltenerzeugende Macht, dieser Keim aller Persönlichkeit, erscheint mir wie der Geist des Weltgedichts, wie der Zufall der ewigen romantischen Zusammenkunft des unendlich veränderlichen Gesammtlebens.
Werther Pilger, versetzte Sylvester, das Gewissen erscheint in jeder ernsten Vollen¬ dung, in jeder gebildeten Wahrheit. Jede durch Nachdenken zu einem Weltbild umge¬ arbeitete Neigung und Fertigkeit wird zu ei¬ ner Erscheinung, zu einer Verwandlung des Gewissens. Alle Bildung führt zu dem,
nen vermehren können, oder ob jeder Zu¬ wachs unſrer Erkenntniß, jede neue erworbe¬ ne Fähigkeit nur zur Ausbildung unſers ge¬ genwärtigen Weltſinns zu rechnen iſt.
Vielleicht iſt beides Eins, ſagte Heinrich. Ich weiß nur ſo viel, daß für mich die Fa¬ bel Geſammtwerkzeug meiner gegenwärtigen Welt iſt. Selbſt das Gewiſſen, dieſe Sinn- und Weltenerzeugende Macht, dieſer Keim aller Perſönlichkeit, erſcheint mir wie der Geiſt des Weltgedichts, wie der Zufall der ewigen romantiſchen Zuſammenkunft des unendlich veränderlichen Geſammtlebens.
Werther Pilger, verſetzte Sylveſter, das Gewiſſen erſcheint in jeder ernſten Vollen¬ dung, in jeder gebildeten Wahrheit. Jede durch Nachdenken zu einem Weltbild umge¬ arbeitete Neigung und Fertigkeit wird zu ei¬ ner Erſcheinung, zu einer Verwandlung des Gewiſſens. Alle Bildung führt zu dem,
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nen vermehren können, oder ob jeder Zu¬
wachs unſrer Erkenntniß, jede neue erworbe¬
ne Fähigkeit nur zur Ausbildung unſers ge¬
genwärtigen Weltſinns zu rechnen iſt.
Vielleicht iſt beides Eins, ſagte Heinrich.
Ich weiß nur ſo viel, daß für mich die Fa¬
bel Geſammtwerkzeug meiner gegenwärtigen
Welt iſt. Selbſt das Gewiſſen, dieſe Sinn-
und Weltenerzeugende Macht, dieſer Keim
aller Perſönlichkeit, erſcheint mir wie der
Geiſt des Weltgedichts, wie der Zufall der
ewigen romantiſchen Zuſammenkunft des
unendlich veränderlichen Geſammtlebens.
Werther Pilger, verſetzte Sylveſter, das
Gewiſſen erſcheint in jeder ernſten Vollen¬
dung, in jeder gebildeten Wahrheit. Jede
durch Nachdenken zu einem Weltbild umge¬
arbeitete Neigung und Fertigkeit wird zu ei¬
ner Erſcheinung, zu einer Verwandlung des
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/386>, abgerufen am 22.11.2024.
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