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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Etwas Persönliches läßt sich nicht be¬
stimmt abfragen.

Wie viel weniger also das Geheimniß
der höchsten Untheilbarkeit. Läßt sich Mu¬
sik dem Tauben erklären?

Also wäre der Sinn ein Antheil an der
neuen durch ihn eröffneten Welt selbst?
Man verstände die Sache nur, wenn man
sie hätte?

Das Weltall zerfällt in unendliche, im¬
mer von größern Welten wieder befaßte
Welten. Alle Sinne sind am Ende Ein
Sinn. Ein Sinn führt wie Eine Welt all¬
mählig zu allen Welten. Aber alles hat
seine Zeit und seine Weise. Nur die Person
des Weltalls vermag das Verhältniß unsrer
Welt einzusehn. Es ist schwer zu sagen, ob
wir innerhalb der sinnlichen Schranken
unsers Körpers wirklich unsre Welt mit
neuen Welten, unsre Sinne mit neuen Sin¬

Etwas Perſönliches läßt ſich nicht be¬
ſtimmt abfragen.

Wie viel weniger alſo das Geheimniß
der höchſten Untheilbarkeit. Läßt ſich Mu¬
ſik dem Tauben erklären?

Alſo wäre der Sinn ein Antheil an der
neuen durch ihn eröffneten Welt ſelbſt?
Man verſtände die Sache nur, wenn man
ſie hätte?

Das Weltall zerfällt in unendliche, im¬
mer von größern Welten wieder befaßte
Welten. Alle Sinne ſind am Ende Ein
Sinn. Ein Sinn führt wie Eine Welt all¬
mählig zu allen Welten. Aber alles hat
ſeine Zeit und ſeine Weiſe. Nur die Perſon
des Weltalls vermag das Verhältniß unſrer
Welt einzuſehn. Es iſt ſchwer zu ſagen, ob
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[39/0385] Etwas Perſönliches läßt ſich nicht be¬ ſtimmt abfragen. Wie viel weniger alſo das Geheimniß der höchſten Untheilbarkeit. Läßt ſich Mu¬ ſik dem Tauben erklären? Alſo wäre der Sinn ein Antheil an der neuen durch ihn eröffneten Welt ſelbſt? Man verſtände die Sache nur, wenn man ſie hätte? Das Weltall zerfällt in unendliche, im¬ mer von größern Welten wieder befaßte Welten. Alle Sinne ſind am Ende Ein Sinn. Ein Sinn führt wie Eine Welt all¬ mählig zu allen Welten. Aber alles hat ſeine Zeit und ſeine Weiſe. Nur die Perſon des Weltalls vermag das Verhältniß unſrer Welt einzuſehn. Es iſt ſchwer zu ſagen, ob wir innerhalb der ſinnlichen Schranken unſers Körpers wirklich unſre Welt mit neuen Welten, unſre Sinne mit neuen Sin¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/385>, abgerufen am 27.05.2024.