was man nicht anders wie Freiheit nennen kann, ohnerachtet damit nicht ein bloßer Begriff, sondern, der schaffende Grund alles Daseyns bezeichnet werden soll. Diese Frei¬ heit ist Meisterschaft. Der Meister übt freie Gewalt nach Absicht und in bestimmter und überdachter Folge aus. Die Gegenstände seiner Kunst sind sein, und stehen in seinem Belieben, und er wird von ihnen nicht gefesselt oder gehemmt. Und gerade diese allumfas¬ sende Freiheit, Meisterschaft oder Herrschaft ist das Wesen, der Trieb des Gewissens. In ihm offenbart sich die heilige Eigenthüm¬ lichkeit, das unmittelbare Schaffen der Per¬ sönlichkeit, und jede Handlung des Meisters ist zugleich Kundwerdung der hohen, ein¬ fachen, unverwickelten Welt, -- Gottes Wort.
Also ist auch das, was ehemals, wie mich däucht Tugendlehre genannt wurde, nur die
was man nicht anders wie Freiheit nennen kann, ohnerachtet damit nicht ein bloßer Begriff, ſondern, der ſchaffende Grund alles Daſeyns bezeichnet werden ſoll. Dieſe Frei¬ heit iſt Meiſterſchaft. Der Meiſter übt freie Gewalt nach Abſicht und in beſtimmter und überdachter Folge aus. Die Gegenſtände ſeiner Kunſt ſind ſein, und ſtehen in ſeinem Belieben, und er wird von ihnen nicht gefeſſelt oder gehemmt. Und gerade dieſe allumfaſ¬ ſende Freiheit, Meiſterſchaft oder Herrſchaft iſt das Weſen, der Trieb des Gewiſſens. In ihm offenbart ſich die heilige Eigenthüm¬ lichkeit, das unmittelbare Schaffen der Per¬ ſönlichkeit, und jede Handlung des Meiſters iſt zugleich Kundwerdung der hohen, ein¬ fachen, unverwickelten Welt, — Gottes Wort.
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was man nicht anders wie Freiheit nennen
kann, ohnerachtet damit nicht ein bloßer
Begriff, ſondern, der ſchaffende Grund alles
Daſeyns bezeichnet werden ſoll. Dieſe Frei¬
heit iſt Meiſterſchaft. Der Meiſter übt freie
Gewalt nach Abſicht und in beſtimmter und
überdachter Folge aus. Die Gegenſtände
ſeiner Kunſt ſind ſein, und ſtehen in ſeinem
Belieben, und er wird von ihnen nicht gefeſſelt
oder gehemmt. Und gerade dieſe allumfaſ¬
ſende Freiheit, Meiſterſchaft oder Herrſchaft
iſt das Weſen, der Trieb des Gewiſſens.
In ihm offenbart ſich die heilige Eigenthüm¬
lichkeit, das unmittelbare Schaffen der Per¬
ſönlichkeit, und jede Handlung des Meiſters
iſt zugleich Kundwerdung der hohen, ein¬
fachen, unverwickelten Welt, — Gottes
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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