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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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hört dir. Du wirst die Seele unsers Lebens
seyn. Jetzt wecke den Bräutigam auf. Der
Herold ruft, und Eros soll Freya suchen und
aufwecken.

Fabel freute sich unbeschreiblich bey die¬
sen Worten. Sie rief ihren Begleitern Gold
und Zink, und nahte sich dem Ruhebette.
Ginnistan sah erwartungsvoll ihrem Begin¬
nen zu. Gold schmolz die Münze und füll¬
te das Behältniß, worin der Vater lag, mit
einer glänzenden Flut. Zink schlang um
Ginnistans Busen eine Kette. Der Körper
schwamm auf den zitternden Wellen. Bücke
dich, liebe Mutter, sagte Fabel, und lege die
Hand auf das Herz des Geliebten.

Ginnistan bückte sich. Sie sah ihr viel¬
faches Bild. Die Kette berührte die Flut,
ihre Hand sein Herz; er erwachte und zog
die entzückte Braut an seine Brust. Das
Metall gerann, und ward ein heller Spie¬

hört dir. Du wirſt die Seele unſers Lebens
ſeyn. Jetzt wecke den Bräutigam auf. Der
Herold ruft, und Eros ſoll Freya ſuchen und
aufwecken.

Fabel freute ſich unbeſchreiblich bey die¬
ſen Worten. Sie rief ihren Begleitern Gold
und Zink, und nahte ſich dem Ruhebette.
Ginniſtan ſah erwartungsvoll ihrem Begin¬
nen zu. Gold ſchmolz die Münze und füll¬
te das Behältniß, worin der Vater lag, mit
einer glänzenden Flut. Zink ſchlang um
Ginniſtans Buſen eine Kette. Der Körper
ſchwamm auf den zitternden Wellen. Bücke
dich, liebe Mutter, ſagte Fabel, und lege die
Hand auf das Herz des Geliebten.

Ginniſtan bückte ſich. Sie ſah ihr viel¬
faches Bild. Die Kette berührte die Flut,
ihre Hand ſein Herz; er erwachte und zog
die entzückte Braut an ſeine Bruſt. Das
Metall gerann, und ward ein heller Spie¬

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[327/0335] hört dir. Du wirſt die Seele unſers Lebens ſeyn. Jetzt wecke den Bräutigam auf. Der Herold ruft, und Eros ſoll Freya ſuchen und aufwecken. Fabel freute ſich unbeſchreiblich bey die¬ ſen Worten. Sie rief ihren Begleitern Gold und Zink, und nahte ſich dem Ruhebette. Ginniſtan ſah erwartungsvoll ihrem Begin¬ nen zu. Gold ſchmolz die Münze und füll¬ te das Behältniß, worin der Vater lag, mit einer glänzenden Flut. Zink ſchlang um Ginniſtans Buſen eine Kette. Der Körper ſchwamm auf den zitternden Wellen. Bücke dich, liebe Mutter, ſagte Fabel, und lege die Hand auf das Herz des Geliebten. Ginniſtan bückte ſich. Sie ſah ihr viel¬ faches Bild. Die Kette berührte die Flut, ihre Hand ſein Herz; er erwachte und zog die entzückte Braut an ſeine Bruſt. Das Metall gerann, und ward ein heller Spie¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/335>, abgerufen am 22.11.2024.