Bergleute verehrten ihren Vater in ihm, und so lange Eula steht, wird auch sein Name mit Rührung und Dankbarkeit genannt wer¬ den. Er war seiner Geburt nach ein Lausit¬ zer und hieß Werner. Seine einzige Tochter war noch ein Kind, wie ich zu ihm ins Haus kam. Meine Ämsigkeit, meine Treue, und meine leidenschaftliche Anhänglichkeit an ihn, gewannen mir seine Liebe mit jedem Tage mehr. Er gab mir seinen Namen und machte mich zu seinem Sohne. Das kleine Mädchen ward nach gerade ein wack¬ res, muntres Geschöpf, deren Gesicht so freundlich glatt und weiß war, wie ihr Ge¬ müth. Der Alte sagte mir oft, wenn er sah, daß sie mir zugethan war, daß ich gern mit ihr schäkerte, und kein Auge von den ihrigen verwandte, die so blau und offen, wie der Himmel waren, und wie die Krystalle glänz¬ ten: wenn ich ein rechtlicher Bergmann we[r]
Bergleute verehrten ihren Vater in ihm, und ſo lange Eula ſteht, wird auch ſein Name mit Rührung und Dankbarkeit genannt wer¬ den. Er war ſeiner Geburt nach ein Lauſit¬ zer und hieß Werner. Seine einzige Tochter war noch ein Kind, wie ich zu ihm ins Haus kam. Meine Ämſigkeit, meine Treue, und meine leidenſchaftliche Anhänglichkeit an ihn, gewannen mir ſeine Liebe mit jedem Tage mehr. Er gab mir ſeinen Namen und machte mich zu ſeinem Sohne. Das kleine Mädchen ward nach gerade ein wack¬ res, muntres Geſchöpf, deren Geſicht ſo freundlich glatt und weiß war, wie ihr Ge¬ müth. Der Alte ſagte mir oft, wenn er ſah, daß ſie mir zugethan war, daß ich gern mit ihr ſchäkerte, und kein Auge von den ihrigen verwandte, die ſo blau und offen, wie der Himmel waren, und wie die Kryſtalle glänz¬ ten: wenn ich ein rechtlicher Bergmann we[r]
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Bergleute verehrten ihren Vater in ihm, und
ſo lange Eula ſteht, wird auch ſein Name
mit Rührung und Dankbarkeit genannt wer¬
den. Er war ſeiner Geburt nach ein Lauſit¬
zer und hieß Werner. Seine einzige Tochter
war noch ein Kind, wie ich zu ihm ins
Haus kam. Meine Ämſigkeit, meine Treue,
und meine leidenſchaftliche Anhänglichkeit
an ihn, gewannen mir ſeine Liebe mit jedem
Tage mehr. Er gab mir ſeinen Namen
und machte mich zu ſeinem Sohne. Das
kleine Mädchen ward nach gerade ein wack¬
res, muntres Geſchöpf, deren Geſicht ſo
freundlich glatt und weiß war, wie ihr Ge¬
müth. Der Alte ſagte mir oft, wenn er ſah,
daß ſie mir zugethan war, daß ich gern mit
ihr ſchäkerte, und kein Auge von den ihrigen
verwandte, die ſo blau und offen, wie der
Himmel waren, und wie die Kryſtalle glänz¬
ten: wenn ich ein rechtlicher Bergmann wer
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/150>, abgerufen am 22.11.2024.
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