Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Ein traurig Loos ward mir beschieden, Ich irre ganz verlassen hier, Ich brachte Allen Lust und Frieden, Doch keiner theilte sie mit mir. Es wird ein jeder seiner Habe Und seines Lebens froh durch mich; Doch weisen sie mit karger Gabe Des Herzens Forderung von sich. Man läßt mich ruhig Abschied nehmen, Wie man den Frühling wandern sieht; Es wird sich keiner um ihn grämen, Wenn er betrübt von dannen zieht. Verlangend sehn sie nach den Früchten, Und wissen nicht, daß er sie sät; Ich kann den Himmel für sie dichten, Doch meiner denkt nicht Ein Gebet. Ich fühle dankbar Zaubermächte An diese Lippen festgebannt. O!
Ein traurig Loos ward mir beſchieden, Ich irre ganz verlaſſen hier, Ich brachte Allen Luſt und Frieden, Doch keiner theilte ſie mit mir. Es wird ein jeder ſeiner Habe Und ſeines Lebens froh durch mich; Doch weiſen ſie mit karger Gabe Des Herzens Forderung von ſich. Man läßt mich ruhig Abſchied nehmen, Wie man den Frühling wandern ſieht; Es wird ſich keiner um ihn grämen, Wenn er betrübt von dannen zieht. Verlangend ſehn ſie nach den Früchten, Und wiſſen nicht, daß er ſie ſät; Ich kann den Himmel für ſie dichten, Doch meiner denkt nicht Ein Gebet. Ich fühle dankbar Zaubermächte An dieſe Lippen feſtgebannt. O!
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Ein traurig Loos ward mir beſchieden,
Ich irre ganz verlaſſen hier,
Ich brachte Allen Luſt und Frieden,
Doch keiner theilte ſie mit mir.
Es wird ein jeder ſeiner Habe
Und ſeines Lebens froh durch mich;
Doch weiſen ſie mit karger Gabe
Des Herzens Forderung von ſich.
Man läßt mich ruhig Abſchied nehmen,
Wie man den Frühling wandern ſieht;
Es wird ſich keiner um ihn grämen,
Wenn er betrübt von dannen zieht.
Verlangend ſehn ſie nach den Früchten,
Und wiſſen nicht, daß er ſie ſät;
Ich kann den Himmel für ſie dichten,
Doch meiner denkt nicht Ein Gebet.
Ich fühle dankbar Zaubermächte
An dieſe Lippen feſtgebannt.
O!
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