Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein traurig Loos ward mir beschieden,
Ich irre ganz verlassen hier,
Ich brachte Allen Lust und Frieden,
Doch keiner theilte sie mit mir.
Es wird ein jeder seiner Habe
Und seines Lebens froh durch mich;
Doch weisen sie mit karger Gabe
Des Herzens Forderung von sich.
Man läßt mich ruhig Abschied nehmen,
Wie man den Frühling wandern sieht;
Es wird sich keiner um ihn grämen,
Wenn er betrübt von dannen zieht.
Verlangend sehn sie nach den Früchten,
Und wissen nicht, daß er sie sät;
Ich kann den Himmel für sie dichten,
Doch meiner denkt nicht Ein Gebet.
Ich fühle dankbar Zaubermächte
An diese Lippen festgebannt.
O!
Ein traurig Loos ward mir beſchieden,
Ich irre ganz verlaſſen hier,
Ich brachte Allen Luſt und Frieden,
Doch keiner theilte ſie mit mir.
Es wird ein jeder ſeiner Habe
Und ſeines Lebens froh durch mich;
Doch weiſen ſie mit karger Gabe
Des Herzens Forderung von ſich.
Man läßt mich ruhig Abſchied nehmen,
Wie man den Frühling wandern ſieht;
Es wird ſich keiner um ihn grämen,
Wenn er betrübt von dannen zieht.
Verlangend ſehn ſie nach den Früchten,
Und wiſſen nicht, daß er ſie ſät;
Ich kann den Himmel für ſie dichten,
Doch meiner denkt nicht Ein Gebet.
Ich fühle dankbar Zaubermächte
An dieſe Lippen feſtgebannt.
O!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0104" n="96"/>
              <lg n="2">
                <l>Ein traurig Loos ward mir be&#x017F;chieden,</l><lb/>
                <l>Ich irre ganz verla&#x017F;&#x017F;en hier,</l><lb/>
                <l>Ich brachte Allen Lu&#x017F;t und Frieden,</l><lb/>
                <l>Doch keiner theilte &#x017F;ie mit mir.</l><lb/>
                <l>Es wird ein jeder &#x017F;einer Habe</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;eines Lebens froh durch mich;</l><lb/>
                <l>Doch wei&#x017F;en &#x017F;ie mit karger Gabe</l><lb/>
                <l>Des Herzens Forderung von &#x017F;ich.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Man läßt mich ruhig Ab&#x017F;chied nehmen,</l><lb/>
                <l>Wie man den Frühling wandern &#x017F;ieht;</l><lb/>
                <l>Es wird &#x017F;ich keiner um ihn grämen,</l><lb/>
                <l>Wenn er betrübt von dannen zieht.</l><lb/>
                <l>Verlangend &#x017F;ehn &#x017F;ie nach den Früchten,</l><lb/>
                <l>Und wi&#x017F;&#x017F;en nicht, daß er &#x017F;ie &#x017F;ät;</l><lb/>
                <l>Ich kann den Himmel für &#x017F;ie dichten,</l><lb/>
                <l>Doch meiner denkt nicht Ein Gebet.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Ich fühle dankbar Zaubermächte</l><lb/>
                <l>An die&#x017F;e Lippen fe&#x017F;tgebannt.</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">O!<lb/></fw>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0104] Ein traurig Loos ward mir beſchieden, Ich irre ganz verlaſſen hier, Ich brachte Allen Luſt und Frieden, Doch keiner theilte ſie mit mir. Es wird ein jeder ſeiner Habe Und ſeines Lebens froh durch mich; Doch weiſen ſie mit karger Gabe Des Herzens Forderung von ſich. Man läßt mich ruhig Abſchied nehmen, Wie man den Frühling wandern ſieht; Es wird ſich keiner um ihn grämen, Wenn er betrübt von dannen zieht. Verlangend ſehn ſie nach den Früchten, Und wiſſen nicht, daß er ſie ſät; Ich kann den Himmel für ſie dichten, Doch meiner denkt nicht Ein Gebet. Ich fühle dankbar Zaubermächte An dieſe Lippen feſtgebannt. O!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/104
Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/104>, abgerufen am 24.11.2024.