Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.digt. Die bejahrten Dichter drückten den Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,
Zerreißt in Dornen sein Gewand; Er muß durch Fluß und Sümpfe baden, Und keins reicht hülfreich ihm die Hand. Einsam und pfadlos fließt in Klagen Jetzt über sein ermattet Herz; Er kann die Laute kaum noch tragen, Ihn übermannt ein tiefer Schmerz. digt. Die bejahrten Dichter drückten den Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,
Zerreißt in Dornen ſein Gewand; Er muß durch Fluß und Sümpfe baden, Und keins reicht hülfreich ihm die Hand. Einſam und pfadlos fließt in Klagen Jetzt über ſein ermattet Herz; Er kann die Laute kaum noch tragen, Ihn übermannt ein tiefer Schmerz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0103" n="95"/> digt. Die bejahrten Dichter drückten den<lb/> Jüngling mit Freudenthränen an ihre Bruſt.<lb/> Ein ſtilles inniges Jauchzen ging durch die<lb/> Verſammlung. Der König kam gerührt auf<lb/> ihn zu. Der Jüngling warf ſich ihm beſchei¬<lb/> den zu Füßen. Der König hob ihn auf,<lb/> umarmte ihn herzlich, und hieß ihn ſich eine<lb/> Gabe ausbitten. Da bat er mit glühenden<lb/> Wangen den König, noch ein Lied gnädig<lb/> anzuhören, und dann über ſeine Bitte<lb/> zu entſcheiden. Der König trat einige<lb/> Schritte zurück und der Fremdling fing an:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,</l><lb/> <l>Zerreißt in Dornen ſein Gewand;</l><lb/> <l>Er muß durch Fluß und Sümpfe baden,</l><lb/> <l>Und keins reicht hülfreich ihm die Hand.</l><lb/> <l>Einſam und pfadlos fließt in Klagen</l><lb/> <l>Jetzt über ſein ermattet Herz;</l><lb/> <l>Er kann die Laute kaum noch tragen,</l><lb/> <l>Ihn übermannt ein tiefer Schmerz.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0103]
digt. Die bejahrten Dichter drückten den
Jüngling mit Freudenthränen an ihre Bruſt.
Ein ſtilles inniges Jauchzen ging durch die
Verſammlung. Der König kam gerührt auf
ihn zu. Der Jüngling warf ſich ihm beſchei¬
den zu Füßen. Der König hob ihn auf,
umarmte ihn herzlich, und hieß ihn ſich eine
Gabe ausbitten. Da bat er mit glühenden
Wangen den König, noch ein Lied gnädig
anzuhören, und dann über ſeine Bitte
zu entſcheiden. Der König trat einige
Schritte zurück und der Fremdling fing an:
Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,
Zerreißt in Dornen ſein Gewand;
Er muß durch Fluß und Sümpfe baden,
Und keins reicht hülfreich ihm die Hand.
Einſam und pfadlos fließt in Klagen
Jetzt über ſein ermattet Herz;
Er kann die Laute kaum noch tragen,
Ihn übermannt ein tiefer Schmerz.
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