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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744.

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um Paris herum aufgehalten, ist kürtzlich mit 4. Bedienten unsicht-
bar worden. Einige meynen, er sey zur Armee nach Flandern gegan-
gen; andere aber sagen, seine Königs-Gedancken hätten ihn aber-
mahls nach Duynkirchen geführt, woselbst man von neuem eine
Descente in England vorhätte. Laut Briefen von Metz, formirt
der Marschall Bellisle 3. Linien, nemlich an der Maas, Saar und
Mosel, damit die Husaren, so ungebethener Weise in dasige Lande
einbrechen wolten, davon abgehalten werden könten.

Weil Hr. Amelot in Ungnaden gekommen, so weiß man noch
mehr dergleichen anzugeben, denn da heißt es, der Herr von Orry
solte Rechenschafft geben, wo die kleine Summe von etlichen Millio-
nen bey der Jndianischen Compagnie hingekommen. Der Cardi-
nal de Tencin habe auch keinen solchen Ingress mehr, wie sonst;
sondern habe Ordre bekommen, sich nach Lion, als seiner Dioeces,
zu verfügen. Hingegen wäre es ohne Grund, daß der Graf von
Maurepas in Disgrace. Die Confirmation von alle dem ist noch
zu erwarten.

Niederlande.

Seit der Ankunfft Jhro Allerchristl. Maj. bey Dero Armee in
Flandern sind nicht nur jedem Soldaten 30. Stüber ausge-
theilet worden, welches 160000. Livr. betragen hat, sondern die
Armee hat eo ipso eine Verstärckung von 10000. Mann erhalten,
denn in Franckreich ist es ein gemeines und ordentliches Sprichwort:
Qu'un Roi de France, a la Tete de l'Armee vaut dis mille hom-
mes
. Der König logirt im Jntendanten-Haus zu Valenciennes,
weshalber man die 6. nechst anstossenden Häuser durchbrechen müs-
sen; seine Hofstadt aber, ob sie gleich compendieux ist, hat dennoch
450. Logiamenter bezogen.

Der Graf von Wassenaer, dem man alle Ehren-Bezeigungen
erwiesen, die einem Minister vom ersten Rang gehören, ist den 14.
Maji bey Sr. Allerchristl. Maj. zur Audientz gewesen, man ver-
langt sehr zu wissen, ob er was ausgerichtet habe, oder nicht. Jhm
sey wie ihm wolle, so muß doch ein jeder diese Gesandtschafft vor ei-
ne besondere Staats-Rafinesse der Herren Holländer halten, wenn
sie auch nichts weiter dadurch erhielten, als einen guten Aufschub
der Frantzösis. Unternehmungen, die gewiß denen Alliirten Ungaris.
Mächten sehr zuträglich.


um Paris herum aufgehalten, ist kürtzlich mit 4. Bedienten unsicht-
bar worden. Einige meynen, er sey zur Armee nach Flandern gegan-
gen; andere aber sagen, seine Königs-Gedancken hätten ihn aber-
mahls nach Duynkirchen geführt, woselbst man von neuem eine
Deſcente in England vorhätte. Laut Briefen von Metz, formirt
der Marschall Bellisle 3. Linien, nemlich an der Maas, Saar und
Mosel, damit die Husaren, so ungebethener Weise in dasige Lande
einbrechen wolten, davon abgehalten werden könten.

Weil Hr. Amelot in Ungnaden gekommen, so weiß man noch
mehr dergleichen anzugeben, denn da heißt es, der Herr von Orry
solte Rechenschafft geben, wo die kleine Summe von etlichen Millio-
nen bey der Jndianischen Compagnie hingekommen. Der Cardi-
nal de Tencin habe auch keinen solchen Ingreſs mehr, wie sonst;
sondern habe Ordre bekommen, sich nach Lion, als seiner Diœces,
zu verfügen. Hingegen wäre es ohne Grund, daß der Graf von
Maurepas in Disgrace. Die Confirmation von alle dem ist noch
zu erwarten.

Niederlande.

Seit der Ankunfft Jhro Allerchristl. Maj. bey Dero Armee in
Flandern sind nicht nur jedem Soldaten 30. Stüber ausge-
theilet worden, welches 160000. Livr. betragen hat, sondern die
Armee hat eo ipſo eine Verstärckung von 10000. Mann erhalten,
denn in Franckreich ist es ein gemeines und ordentliches Sprichwort:
Qu'un Roi de France, a la Tete de l'Armee vaut dis mille hom-
mes
. Der König logirt im Jntendanten-Haus zu Valenciennes,
weshalber man die 6. nechst anstossenden Häuser durchbrechen müs-
sen; seine Hofstadt aber, ob sie gleich compendieux ist, hat dennoch
450. Logiamenter bezogen.

Der Graf von Wassenaer, dem man alle Ehren-Bezeigungen
erwiesen, die einem Minister vom ersten Rang gehören, ist den 14.
Maji bey Sr. Allerchristl. Maj. zur Audientz gewesen, man ver-
langt sehr zu wissen, ob er was ausgerichtet habe, oder nicht. Jhm
sey wie ihm wolle, so muß doch ein jeder diese Gesandtschafft vor ei-
ne besondere Staats-Rafineſſe der Herren Holländer halten, wenn
sie auch nichts weiter dadurch erhielten, als einen guten Aufschub
der Frantzösis. Unternehmungen, die gewiß denen Alliirten Ungaris.
Mächten sehr zuträglich.


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[343/0007] um Paris herum aufgehalten, ist kürtzlich mit 4. Bedienten unsicht- bar worden. Einige meynen, er sey zur Armee nach Flandern gegan- gen; andere aber sagen, seine Königs-Gedancken hätten ihn aber- mahls nach Duynkirchen geführt, woselbst man von neuem eine Deſcente in England vorhätte. Laut Briefen von Metz, formirt der Marschall Bellisle 3. Linien, nemlich an der Maas, Saar und Mosel, damit die Husaren, so ungebethener Weise in dasige Lande einbrechen wolten, davon abgehalten werden könten. Weil Hr. Amelot in Ungnaden gekommen, so weiß man noch mehr dergleichen anzugeben, denn da heißt es, der Herr von Orry solte Rechenschafft geben, wo die kleine Summe von etlichen Millio- nen bey der Jndianischen Compagnie hingekommen. Der Cardi- nal de Tencin habe auch keinen solchen Ingreſs mehr, wie sonst; sondern habe Ordre bekommen, sich nach Lion, als seiner Diœces, zu verfügen. Hingegen wäre es ohne Grund, daß der Graf von Maurepas in Disgrace. Die Confirmation von alle dem ist noch zu erwarten. Niederlande. Seit der Ankunfft Jhro Allerchristl. Maj. bey Dero Armee in Flandern sind nicht nur jedem Soldaten 30. Stüber ausge- theilet worden, welches 160000. Livr. betragen hat, sondern die Armee hat eo ipſo eine Verstärckung von 10000. Mann erhalten, denn in Franckreich ist es ein gemeines und ordentliches Sprichwort: Qu'un Roi de France, a la Tete de l'Armee vaut dis mille hom- mes . Der König logirt im Jntendanten-Haus zu Valenciennes, weshalber man die 6. nechst anstossenden Häuser durchbrechen müs- sen; seine Hofstadt aber, ob sie gleich compendieux ist, hat dennoch 450. Logiamenter bezogen. Der Graf von Wassenaer, dem man alle Ehren-Bezeigungen erwiesen, die einem Minister vom ersten Rang gehören, ist den 14. Maji bey Sr. Allerchristl. Maj. zur Audientz gewesen, man ver- langt sehr zu wissen, ob er was ausgerichtet habe, oder nicht. Jhm sey wie ihm wolle, so muß doch ein jeder diese Gesandtschafft vor ei- ne besondere Staats-Rafineſſe der Herren Holländer halten, wenn sie auch nichts weiter dadurch erhielten, als einen guten Aufschub der Frantzösis. Unternehmungen, die gewiß denen Alliirten Ungaris. Mächten sehr zuträglich.

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0243_1744/7>, abgerufen am 28.03.2024.