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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744.

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Hingegen kan der Abt de la Ville die gehaltene Reprochen
derer Herren Staaten, die er von einer Zeit zur, andern bekömmt,
nicht gar zu wohl verdauen, daß es scheint, der Fenelonische Geist sey
zwiefältig auf ihn gekommen, denn er hat sich in einer Assemblee
letzthin dahin im hohen Ton verlautet: Es ist warlich nicht mehr
Zeit, sich bey denen Vorstellungen derer General-Staaten
weiter aufzuhalten, wenn man auch in Holland glauben
wolte, als fürchte sich das Frantzösische Ministerium; um
aber denen Herren Holländern aus dem Traum zu helffen,
wird es wohl die Noth erfordern, daß Franckreich in kurtzem
zur Thätlichkeit schreite, und ihnen zeige, wie vermögend der
Hof zu Versailles sey, diejenigen Verächtlichkeiten und groß-
thuigten Tone zu ahnden, in welchen man denen Frantzösis.
Ministern im Haag geantwortet. Jch will an meinen Hof
schreiben, und alles, was ich weiß, so genau berichten, daß ich
zum voraus versichert, es werde solches so einen Streich nach
sich ziehen, wovon Holland und dessen Nachbarn die völlige
Schwere empfinden sollen. Denn wenn man hier den gelin-
den Ton auf einmahl mit einem hohen verwechseln will, so
muß man erst bey sich selbst zu Rathe gehen, und überlegen,
ob man auch 200000. Mann denen Frantzösischen Völckern
ins Feld entgegen stellen könne, und ob man etliche hundert
Schiffe aufzubringen vermögend, um sich zur See furcht-
bar zu machen
? Unsere Leser können selbst schliessen, was solchen
Reden zu folge die Herren Holländer vor eine grosse Fante begangen, daß sie dem
Herrn Abt die Galle haben ins Gehirn steigen lassen. Mit seinen Soldaten und
Schiffs-Prahlereyen gemahnt er uns nicht anders, als wie Pompejus, der sich rühmte:
er könne gantze Legionen Soldaten mit seinem Fuß aus der Erde stampffen; als aber
einmahl die Zeit vorhanden war, daß er solche Wunder thun solte, und ihn der alte
Cato vermahnte, er möchte doch nun seine Kunst zeigen, muste sich Pompejus seiner
großsprecherischen Reden schämen. Eben so macht es der Abt de la Ville.

Gleichergestalt hat der Lord Trewor vorgestellt: Er müsse mit gröstem Ver-
druß vernehmen, daß einige Provintzien der Crone Franckreich Gehör gäben, deren
Promessen doch betrüglich. Se. Groß-Britannische Maj. wüsten alle Räncke und
Schliche, die man Frantzösischer Seits wider Dero Cron und Person geschmiedet;
Sie hätten authentique Beweißthümer von den Mitteln, die man ins Werck gesetzt,
die Gouverneurs der Englischen See-Häfen und andere um des Königs Person
seyende Minister zu corrumpi ren, damit eine Empörung in London, und
die Stadt in lichter-lohe Flammen gesetzt würde.

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Hingegen kan der Abt de la Ville die gehaltene Reprochen
derer Herren Staaten, die er von einer Zeit zur, andern bekömmt,
nicht gar zu wohl verdauen, daß es scheint, der Fenelonische Geist sey
zwiefältig auf ihn gekommen, denn er hat sich in einer Aſſemblée
letzthin dahin im hohen Ton verlautet: Es ist warlich nicht mehr
Zeit, sich bey denen Vorstellungen derer General-Staaten
weiter aufzuhalten, wenn man auch in Holland glauben
wolte, als fürchte sich das Frantzösische Ministerium; um
aber denen Herren Holländern aus dem Traum zu helffen,
wird es wohl die Noth erfordern, daß Franckreich in kurtzem
zur Thätlichkeit schreite, und ihnen zeige, wie vermögend der
Hof zu Versailles sey, diejenigen Verächtlichkeiten und groß-
thuigten Tone zu ahnden, in welchen man denen Frantzösis.
Ministern im Haag geantwortet. Jch will an meinen Hof
schreiben, und alles, was ich weiß, so genau berichten, daß ich
zum voraus versichert, es werde solches so einen Streich nach
sich ziehen, wovon Holland und dessen Nachbarn die völlige
Schwere empfinden sollen. Denn wenn man hier den gelin-
den Ton auf einmahl mit einem hohen verwechseln will, so
muß man erst bey sich selbst zu Rathe gehen, und überlegen,
ob man auch 200000. Mann denen Frantzösischen Völckern
ins Feld entgegen stellen könne, und ob man etliche hundert
Schiffe aufzubringen vermögend, um sich zur See furcht-
bar zu machen
? Unsere Leser können selbst schliessen, was solchen
Reden zu folge die Herren Holländer vor eine grosse Fante begangen, daß sie dem
Herrn Abt die Galle haben ins Gehirn steigen lassen. Mit seinen Soldaten und
Schiffs-Prahlereyen gemahnt er uns nicht anders, als wie Pompejus, der sich rühmte:
er könne gantze Legionen Soldaten mit seinem Fuß aus der Erde stampffen; als aber
einmahl die Zeit vorhanden war, daß er solche Wunder thun solte, und ihn der alte
Cato vermahnte, er möchte doch nun seine Kunst zeigen, muste sich Pompejus seiner
großsprecherischen Reden schämen. Eben so macht es der Abt de la Ville.

Gleichergestalt hat der Lord Trewor vorgestellt: Er müsse mit gröstem Ver-
druß vernehmen, daß einige Provintzien der Crone Franckreich Gehör gäben, deren
Promessen doch betrüglich. Se. Groß-Britannische Maj. wüsten alle Räncke und
Schliche, die man Frantzösischer Seits wider Dero Cron und Person geschmiedet;
Sie hätten authentique Beweißthümer von den Mitteln, die man ins Werck gesetzt,
die Gouverneurs der Englischen See-Häfen und andere um des Königs Person
seyende Minister zu corrumpi ren, damit eine Empörung in London, und
die Stadt in lichter-lohe Flammen gesetzt würde.

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[344/0008] Hingegen kan der Abt de la Ville die gehaltene Reprochen derer Herren Staaten, die er von einer Zeit zur, andern bekömmt, nicht gar zu wohl verdauen, daß es scheint, der Fenelonische Geist sey zwiefältig auf ihn gekommen, denn er hat sich in einer Aſſemblée letzthin dahin im hohen Ton verlautet: Es ist warlich nicht mehr Zeit, sich bey denen Vorstellungen derer General-Staaten weiter aufzuhalten, wenn man auch in Holland glauben wolte, als fürchte sich das Frantzösische Ministerium; um aber denen Herren Holländern aus dem Traum zu helffen, wird es wohl die Noth erfordern, daß Franckreich in kurtzem zur Thätlichkeit schreite, und ihnen zeige, wie vermögend der Hof zu Versailles sey, diejenigen Verächtlichkeiten und groß- thuigten Tone zu ahnden, in welchen man denen Frantzösis. Ministern im Haag geantwortet. Jch will an meinen Hof schreiben, und alles, was ich weiß, so genau berichten, daß ich zum voraus versichert, es werde solches so einen Streich nach sich ziehen, wovon Holland und dessen Nachbarn die völlige Schwere empfinden sollen. Denn wenn man hier den gelin- den Ton auf einmahl mit einem hohen verwechseln will, so muß man erst bey sich selbst zu Rathe gehen, und überlegen, ob man auch 200000. Mann denen Frantzösischen Völckern ins Feld entgegen stellen könne, und ob man etliche hundert Schiffe aufzubringen vermögend, um sich zur See furcht- bar zu machen? Unsere Leser können selbst schliessen, was solchen Reden zu folge die Herren Holländer vor eine grosse Fante begangen, daß sie dem Herrn Abt die Galle haben ins Gehirn steigen lassen. Mit seinen Soldaten und Schiffs-Prahlereyen gemahnt er uns nicht anders, als wie Pompejus, der sich rühmte: er könne gantze Legionen Soldaten mit seinem Fuß aus der Erde stampffen; als aber einmahl die Zeit vorhanden war, daß er solche Wunder thun solte, und ihn der alte Cato vermahnte, er möchte doch nun seine Kunst zeigen, muste sich Pompejus seiner großsprecherischen Reden schämen. Eben so macht es der Abt de la Ville. Gleichergestalt hat der Lord Trewor vorgestellt: Er müsse mit gröstem Ver- druß vernehmen, daß einige Provintzien der Crone Franckreich Gehör gäben, deren Promessen doch betrüglich. Se. Groß-Britannische Maj. wüsten alle Räncke und Schliche, die man Frantzösischer Seits wider Dero Cron und Person geschmiedet; Sie hätten authentique Beweißthümer von den Mitteln, die man ins Werck gesetzt, die Gouverneurs der Englischen See-Häfen und andere um des Königs Person seyende Minister zu corrumpi ren, damit eine Empörung in London, und die Stadt in lichter-lohe Flammen gesetzt würde. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0243_1744/8>, abgerufen am 16.04.2024.