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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744.

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Unternehmungen entgegen zu setzen, die man nicht anders als Feindseligkeiten hat be-
trachten können, von solchen Mächten, die sie auch zu solchem Ende formiret haben.
Jn solcher Absicht, nemlich Sr. Maj. dieserhalb genommene Entschliessungen auszu-
führen, und durch eigene Gegenwart Dero Trouppen anzufrischen, haben Selbte Jh-
ren Hof verlassen, sich an die Spitze Jhrer Armee zu stellen, und mit ihr die Gefahr
zu theilen, der sie nebst der schweren Arbeit vor die Ehre und Aufnehmen des Staats
ausgesetzt sind. Bey solchen uns so nah angehenden Umständen laßt uns den grossen
GOtt anruffen, daß er vor diesen seinem Volck so lieben Fürsten seinen Engel her-
sende, der vor seine Erhaltung wache, und alle Zufälle abwende, die wir wegen seiner
geheiligten Person besorgen müssen. Wir sind überzeugt, daß allein von GOtt
das Glück des Streits abhängt, und daß/ wenn es ihm gefällt, einer tausend
verfolgt/ und zwey zehntausend in die Flucht schlagen können. Lasset uns dem-
nach vereinigen, ihn anzuflehen, daß er die Völcker, die da gerne kriegen, zerstreue
und ihre Anschläge vereitle; hingegen dasjenige vor einen König benedeye,
welches er mit gewaffneter Hand wider Willen unternimmt, um nur dadurch
die öffentliche Ruhe wieder herzustellen. Jedoch, indem wir uns durch die Jn-
brunst unsers Gebeths eifrigst bemühen, das Glück unserer Waffen zu erlangen, so
lasset uns auch mit eben so anhaltendem Bitten den Frieden suchen. Bedienet euch
der Thränen und Reue zu der aufrichtigsten Busse, damit wir ein so kostbares Ge-
schenck, welches uns unsere Sünden entrissen haben, wieder erlangen! Die Wohl-
farth der Religion und unsere eigene vereinigen sich hier zusammen, daß wir uns
nach dem Ende solcher betrübten Spaltungen umsehen müssen, die allemahl der
unselige Ursprung unzehliger Ubelthaten, Unordnungen und Entheiligungen sind,
und auch so gar bey siegreichen und erobernden Fürsten, jedesmahl die Zucht-Ruthen
des Himmels vor die Unterthanen sind ec. ec.

Nebst der widrigen Gesinnung des Herrn Amelots gegen den
Spanischen Hof, schreibt man auch die Disharmonie mit dem Car-
dinal Tencin vor eine Ursache seiner Disgrace an, man merckt aber,
daß der sonst so friedfertige Hertzog von Orleans des martialischen
Herrn Cardinals von Tencin Parthey halte.

Damit die Mocqueurs wissen, warum kein Te Deum lauda-
mus
wegen des Vortheils in Piemont gehalten worden, so hat
man in Paris hoch und theuer versichert, es geschähe nur, weil der
König noch nicht an Sardinien den Krieg declarirt.

Die inventieusen Herren Frantzosen haben befohlen, daß wö-
chentlich eine Liste herauskommen solte, was die Capers denen En-
geländern vor Schaden thun und abnehmen. Laut dem ersten
Wochen-Zettel beläufft sich die Zahl der Engl. Schiffe auf 13.
Man hat nicht nöthig erachtet, den Frantzösischen Verlust gegen die
Engländer auch so genau bekandt zu machen, denn man erfährt ihn
ohnedem, ohne eine ordentliche Liste darüber zu führen.

Der junge Vice-Prätendent von England, der sich einige Zeit

Unternehmungen entgegen zu setzen, die man nicht anders als Feindseligkeiten hat be-
trachten können, von solchen Mächten, die sie auch zu solchem Ende formiret haben.
Jn solcher Absicht, nemlich Sr. Maj. dieserhalb genommene Entschliessungen auszu-
führen, und durch eigene Gegenwart Dero Trouppen anzufrischen, haben Selbte Jh-
ren Hof verlassen, sich an die Spitze Jhrer Armee zu stellen, und mit ihr die Gefahr
zu theilen, der sie nebst der schweren Arbeit vor die Ehre und Aufnehmen des Staats
ausgesetzt sind. Bey solchen uns so nah angehenden Umständen laßt uns den grossen
GOtt anruffen, daß er vor diesen seinem Volck so lieben Fürsten seinen Engel her-
sende, der vor seine Erhaltung wache, und alle Zufälle abwende, die wir wegen seiner
geheiligten Person besorgen müssen. Wir sind überzeugt, daß allein von GOtt
das Glück des Streits abhängt, und daß/ wenn es ihm gefällt, einer tausend
verfolgt/ und zwey zehntausend in die Flucht schlagen können. Lasset uns dem-
nach vereinigen, ihn anzuflehen, daß er die Völcker, die da gerne kriegen, zerstreue
und ihre Anschläge vereitle; hingegen dasjenige vor einen König benedeye,
welches er mit gewaffneter Hand wider Willen unternimmt, um nur dadurch
die öffentliche Ruhe wieder herzustellen. Jedoch, indem wir uns durch die Jn-
brunst unsers Gebeths eifrigst bemühen, das Glück unserer Waffen zu erlangen, so
lasset uns auch mit eben so anhaltendem Bitten den Frieden suchen. Bedienet euch
der Thränen und Reue zu der aufrichtigsten Busse, damit wir ein so kostbares Ge-
schenck, welches uns unsere Sünden entrissen haben, wieder erlangen! Die Wohl-
farth der Religion und unsere eigene vereinigen sich hier zusammen, daß wir uns
nach dem Ende solcher betrübten Spaltungen umsehen müssen, die allemahl der
unselige Ursprung unzehliger Ubelthaten, Unordnungen und Entheiligungen sind,
und auch so gar bey siegreichen und erobernden Fürsten, jedesmahl die Zucht-Ruthen
des Himmels vor die Unterthanen sind ec. ec.

Nebst der widrigen Gesinnung des Herrn Amelots gegen den
Spanischen Hof, schreibt man auch die Disharmonie mit dem Car-
dinal Tencin vor eine Ursache seiner Disgrace an, man merckt aber,
daß der sonst so friedfertige Hertzog von Orleans des martialischen
Herrn Cardinals von Tencin Parthey halte.

Damit die Mocqueurs wissen, warum kein Te Deum lauda-
mus
wegen des Vortheils in Piemont gehalten worden, so hat
man in Paris hoch und theuer versichert, es geschähe nur, weil der
König noch nicht an Sardinien den Krieg declarirt.

Die inventieuſen Herren Frantzosen haben befohlen, daß wö-
chentlich eine Liste herauskommen solte, was die Capers denen En-
geländern vor Schaden thun und abnehmen. Laut dem ersten
Wochen-Zettel beläufft sich die Zahl der Engl. Schiffe auf 13.
Man hat nicht nöthig erachtet, den Frantzösischen Verlust gegen die
Engländer auch so genau bekandt zu machen, denn man erfährt ihn
ohnedem, ohne eine ordentliche Liste darüber zu führen.

Der junge Vice-Prätendent von England, der sich einige Zeit

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[342/0006] Unternehmungen entgegen zu setzen, die man nicht anders als Feindseligkeiten hat be- trachten können, von solchen Mächten, die sie auch zu solchem Ende formiret haben. Jn solcher Absicht, nemlich Sr. Maj. dieserhalb genommene Entschliessungen auszu- führen, und durch eigene Gegenwart Dero Trouppen anzufrischen, haben Selbte Jh- ren Hof verlassen, sich an die Spitze Jhrer Armee zu stellen, und mit ihr die Gefahr zu theilen, der sie nebst der schweren Arbeit vor die Ehre und Aufnehmen des Staats ausgesetzt sind. Bey solchen uns so nah angehenden Umständen laßt uns den grossen GOtt anruffen, daß er vor diesen seinem Volck so lieben Fürsten seinen Engel her- sende, der vor seine Erhaltung wache, und alle Zufälle abwende, die wir wegen seiner geheiligten Person besorgen müssen. Wir sind überzeugt, daß allein von GOtt das Glück des Streits abhängt, und daß/ wenn es ihm gefällt, einer tausend verfolgt/ und zwey zehntausend in die Flucht schlagen können. Lasset uns dem- nach vereinigen, ihn anzuflehen, daß er die Völcker, die da gerne kriegen, zerstreue und ihre Anschläge vereitle; hingegen dasjenige vor einen König benedeye, welches er mit gewaffneter Hand wider Willen unternimmt, um nur dadurch die öffentliche Ruhe wieder herzustellen. Jedoch, indem wir uns durch die Jn- brunst unsers Gebeths eifrigst bemühen, das Glück unserer Waffen zu erlangen, so lasset uns auch mit eben so anhaltendem Bitten den Frieden suchen. Bedienet euch der Thränen und Reue zu der aufrichtigsten Busse, damit wir ein so kostbares Ge- schenck, welches uns unsere Sünden entrissen haben, wieder erlangen! Die Wohl- farth der Religion und unsere eigene vereinigen sich hier zusammen, daß wir uns nach dem Ende solcher betrübten Spaltungen umsehen müssen, die allemahl der unselige Ursprung unzehliger Ubelthaten, Unordnungen und Entheiligungen sind, und auch so gar bey siegreichen und erobernden Fürsten, jedesmahl die Zucht-Ruthen des Himmels vor die Unterthanen sind ec. ec. Nebst der widrigen Gesinnung des Herrn Amelots gegen den Spanischen Hof, schreibt man auch die Disharmonie mit dem Car- dinal Tencin vor eine Ursache seiner Disgrace an, man merckt aber, daß der sonst so friedfertige Hertzog von Orleans des martialischen Herrn Cardinals von Tencin Parthey halte. Damit die Mocqueurs wissen, warum kein Te Deum lauda- mus wegen des Vortheils in Piemont gehalten worden, so hat man in Paris hoch und theuer versichert, es geschähe nur, weil der König noch nicht an Sardinien den Krieg declarirt. Die inventieuſen Herren Frantzosen haben befohlen, daß wö- chentlich eine Liste herauskommen solte, was die Capers denen En- geländern vor Schaden thun und abnehmen. Laut dem ersten Wochen-Zettel beläufft sich die Zahl der Engl. Schiffe auf 13. Man hat nicht nöthig erachtet, den Frantzösischen Verlust gegen die Engländer auch so genau bekandt zu machen, denn man erfährt ihn ohnedem, ohne eine ordentliche Liste darüber zu führen. Der junge Vice-Prätendent von England, der sich einige Zeit

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XLIII, 23. Woche, Erfurt (Thüringen), 1. Juni 1744, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0243_1744/6>, abgerufen am 26.04.2024.