bien wieder zu erobern. In Epirus stand um diese Zeit der berühmte Skanderbeg auf, der sich mit den Feinden des Sul- tans verband, und seine Streitkräfte theilte. So kam der Frieden von Szegedin zu Stande, der dem Despoten Georg sein ganzes Land wieder gab.1444
Bey dem kurz darauf wieder ausbrechenden Kriege zeig- te er sich wenig dankbar dafür. Sein ganzes Trachten gieng jetzt dahin, auch von Murat im Besitze des Herrscherstuhls bestätigt zu werden. Daher hielt er sich bey der blutigen Schlacht bey Varna neutral, und half dadurch dem Mu- rat den Sieg erringen. Noch entschiedner zeigte er sich dem1448 Interesse der Christenheit entgegen, als in einer nochmali- gen ungeheuren Schlacht auf dem Amselfelde der Sultan Hunyad zum andern Male besiegte. Die genauern Umstände dieser Begebenheit gehören in die ungarische Geschichte. Hier nur so viel, genug um Georgs verrätherischen Sinn kennen zu lernen. Der geschlagne Feldherr hatte sich von seinen Be- gleitern getrennt; waffenlos und verkleidet suchte er durch Ser- bien nach Ungarn zu entfliehen. In solchem Drangsale fiel er in die Hände Georgs, der ihn in Semendria gefangen hielt, bis die Drohungen der ungarischen Stände, und große Versprechungen von Hunyad selbst, ihn befreiten. Serbien mußte seines Herrn Verrath büßen; denn im folgenden Jahre rächten die entsetzlichsten Verwüstungen die Beleidigung des Feldherrn, und mühsam errangen nun des Despoten Ver- sprechungen und Bitten den Frieden wieder.
Unterdeß war Murat gestorben, und sein Nachfolger Mahomed II. fand es der Klugheit gemäß, die Vernichtung Serbiens bis zur gänzlichen Besiegung des griechischen Reichs aufzuschiebcn. Coustantinopel fiel; unthätig sahen Ungern1453 und Serben zu. Jetzt wendete sich Mahomed gegen diese. Abermals suchte Georg in Ungarn Hülfe. Die Festen Ser- biens hielten sich gut, aber die Zwietracht einiger Großen,
bien wieder zu erobern. In Epirus stand um diese Zeit der berühmte Skanderbeg auf, der sich mit den Feinden des Sul- tans verband, und seine Streitkräfte theilte. So kam der Frieden von Szegedin zu Stande, der dem Despoten Georg sein ganzes Land wieder gab.1444
Bey dem kurz darauf wieder ausbrechenden Kriege zeig- te er sich wenig dankbar dafür. Sein ganzes Trachten gieng jetzt dahin, auch von Murat im Besitze des Herrscherstuhls bestätigt zu werden. Daher hielt er sich bey der blutigen Schlacht bey Varna neutral, und half dadurch dem Mu- rat den Sieg erringen. Noch entschiedner zeigte er sich dem1448 Interesse der Christenheit entgegen, als in einer nochmali- gen ungeheuren Schlacht auf dem Amselfelde der Sultan Hunyad zum andern Male besiegte. Die genauern Umstände dieser Begebenheit gehören in die ungarische Geschichte. Hier nur so viel, genug um Georgs verrätherischen Sinn kennen zu lernen. Der geschlagne Feldherr hatte sich von seinen Be- gleitern getrennt; waffenlos und verkleidet suchte er durch Ser- bien nach Ungarn zu entfliehen. In solchem Drangsale fiel er in die Hände Georgs, der ihn in Semendria gefangen hielt, bis die Drohungen der ungarischen Stände, und große Versprechungen von Hunyad selbst, ihn befreiten. Serbien mußte seines Herrn Verrath büßen; denn im folgenden Jahre rächten die entsetzlichsten Verwüstungen die Beleidigung des Feldherrn, und mühsam errangen nun des Despoten Ver- sprechungen und Bitten den Frieden wieder.
Unterdeß war Murat gestorben, und sein Nachfolger Mahomed II. fand es der Klugheit gemäß, die Vernichtung Serbiens bis zur gänzlichen Besiegung des griechischen Reichs aufzuschiebcn. Coustantinopel fiel; unthätig sahen Ungern1453 und Serben zu. Jetzt wendete sich Mahomed gegen diese. Abermals suchte Georg in Ungarn Hülfe. Die Festen Ser- biens hielten sich gut, aber die Zwietracht einiger Großen,
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bien wieder zu erobern. In Epirus stand um diese Zeit der
berühmte Skanderbeg auf, der sich mit den Feinden des Sul-
tans verband, und seine Streitkräfte theilte. So kam der
Frieden von Szegedin zu Stande, der dem Despoten Georg
sein ganzes Land wieder gab.
1444
Bey dem kurz darauf wieder ausbrechenden Kriege zeig-
te er sich wenig dankbar dafür. Sein ganzes Trachten gieng
jetzt dahin, auch von Murat im Besitze des Herrscherstuhls
bestätigt zu werden. Daher hielt er sich bey der blutigen
Schlacht bey Varna neutral, und half dadurch dem Mu-
rat den Sieg erringen. Noch entschiedner zeigte er sich dem
Interesse der Christenheit entgegen, als in einer nochmali-
gen ungeheuren Schlacht auf dem Amselfelde der Sultan
Hunyad zum andern Male besiegte. Die genauern Umstände
dieser Begebenheit gehören in die ungarische Geschichte. Hier
nur so viel, genug um Georgs verrätherischen Sinn kennen
zu lernen. Der geschlagne Feldherr hatte sich von seinen Be-
gleitern getrennt; waffenlos und verkleidet suchte er durch Ser-
bien nach Ungarn zu entfliehen. In solchem Drangsale fiel
er in die Hände Georgs, der ihn in Semendria gefangen
hielt, bis die Drohungen der ungarischen Stände, und große
Versprechungen von Hunyad selbst, ihn befreiten. Serbien
mußte seines Herrn Verrath büßen; denn im folgenden Jahre
rächten die entsetzlichsten Verwüstungen die Beleidigung des
Feldherrn, und mühsam errangen nun des Despoten Ver-
sprechungen und Bitten den Frieden wieder.
1448
Unterdeß war Murat gestorben, und sein Nachfolger
Mahomed II. fand es der Klugheit gemäß, die Vernichtung
Serbiens bis zur gänzlichen Besiegung des griechischen Reichs
aufzuschiebcn. Coustantinopel fiel; unthätig sahen Ungern
und Serben zu. Jetzt wendete sich Mahomed gegen diese.
Abermals suchte Georg in Ungarn Hülfe. Die Festen Ser-
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/60>, abgerufen am 24.11.2024.
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