unbedenklich ein. Die Prinzessin ward aus das Prächtigste ausgestattet; zur Vorsicht aber sandte man einige hohe Geist- liche voraus, den Zustand des serbischen Hofes, und den, der Braut bereiteten, Empfang zu erforschen.
Die Abgeordneten fanden jenen so armselig, als diesen unwürdig. Eben so wenig befriedigte sie die Aufnahme des Königs, der ihre ceremoniöse Feyerlichkcit zum Gegenstand seines Spottes machte, und, als er hörte, daß das voraus- geschickte Gepäck nur einen Theil der Mitgift ausmachte, laut auf lachte, über all den unnützen Prunk. Er zeigte ihnen seine Schwiegertochter, die ungarische Catharina, im ärmlichen Kleide, am Wollenspinnrade sitzend, -- welche Aussicht für eine, an alle Verfeinerungen des Luxus gewöhnte Griechin! Durch solchen Bericht erschreckt, rückte der Patriarch mit der Prinzessin nur langsam vorwärts. Stephan Urosch schickte ihm zwar eine Gesandtschaft entgegen; als diese aber, von Straßenräubern angefallen und geplündert, zu ihnen ge- langte, schienen die Gefahren, welche sie selbst als Fremde zu gewärtigen hatten, dem Patriarchen allzubedenklich. Uner- wartete Forderungen, früher unberührt gebliebene Ansprüche an den Kaiser kamen dazu -- so wurden die Unterhandlun- gen plötzlich abgebrochen und die Prinzessin zu ihren Eltern zurückgeführt.
Den ältern Prinzen Dragutin hatte das Verfahren des Vaters höchlich erzürnt. Von seinem Schwäher, dem König von Ungarn, gedrängt, und dessen mächtigem Heer unterstützt, raubte er dem Vater mit Gewalt eine Krone, welche er längst als ihm gebührend betrachtete. Der alte König starb auf der Flucht vor Gram und Kummer. Kaum aber sah sich der sunge Stephan Dragutin im Besitz des so theuer Erkauften, als Reue und Gewissensangst ihn ergriffen. Umsonst suchte er sein Bewußtseyn durch frommen Lebenswandel zu versöhnen: nach wenigen Jahren übergab er den Scepter dem Bruder
unbedenklich ein. Die Prinzessin ward aus das Prächtigste ausgestattet; zur Vorsicht aber sandte man einige hohe Geist- liche voraus, den Zustand des serbischen Hofes, und den, der Braut bereiteten, Empfang zu erforschen.
Die Abgeordneten fanden jenen so armselig, als diesen unwürdig. Eben so wenig befriedigte sie die Aufnahme des Königs, der ihre ceremoniöse Feyerlichkcit zum Gegenstand seines Spottes machte, und, als er hörte, daß das voraus- geschickte Gepäck nur einen Theil der Mitgift ausmachte, laut auf lachte, über all den unnützen Prunk. Er zeigte ihnen seine Schwiegertochter, die ungarische Catharina, im ärmlichen Kleide, am Wollenspinnrade sitzend, — welche Aussicht für eine, an alle Verfeinerungen des Luxus gewöhnte Griechin! Durch solchen Bericht erschreckt, rückte der Patriarch mit der Prinzessin nur langsam vorwärts. Stephan Urosch schickte ihm zwar eine Gesandtschaft entgegen; als diese aber, von Straßenräubern angefallen und geplündert, zu ihnen ge- langte, schienen die Gefahren, welche sie selbst als Fremde zu gewärtigen hatten, dem Patriarchen allzubedenklich. Uner- wartete Forderungen, früher unberührt gebliebene Ansprüche an den Kaiser kamen dazu — so wurden die Unterhandlun- gen plötzlich abgebrochen und die Prinzessin zu ihren Eltern zurückgeführt.
Den ältern Prinzen Dragutin hatte das Verfahren des Vaters höchlich erzürnt. Von seinem Schwäher, dem König von Ungarn, gedrängt, und dessen mächtigem Heer unterstützt, raubte er dem Vater mit Gewalt eine Krone, welche er längst als ihm gebührend betrachtete. Der alte König starb auf der Flucht vor Gram und Kummer. Kaum aber sah sich der sunge Stephan Dragutin im Besitz des so theuer Erkauften, als Reue und Gewissensangst ihn ergriffen. Umsonst suchte er sein Bewußtseyn durch frommen Lebenswandel zu versöhnen: nach wenigen Jahren übergab er den Scepter dem Bruder
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[XV/0035]
unbedenklich ein. Die Prinzessin ward aus das Prächtigste
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liche voraus, den Zustand des serbischen Hofes, und den, der
Braut bereiteten, Empfang zu erforschen.
Die Abgeordneten fanden jenen so armselig, als diesen
unwürdig. Eben so wenig befriedigte sie die Aufnahme des
Königs, der ihre ceremoniöse Feyerlichkcit zum Gegenstand
seines Spottes machte, und, als er hörte, daß das voraus-
geschickte Gepäck nur einen Theil der Mitgift ausmachte, laut
auf lachte, über all den unnützen Prunk. Er zeigte ihnen
seine Schwiegertochter, die ungarische Catharina, im ärmlichen
Kleide, am Wollenspinnrade sitzend, — welche Aussicht für
eine, an alle Verfeinerungen des Luxus gewöhnte Griechin!
Durch solchen Bericht erschreckt, rückte der Patriarch mit der
Prinzessin nur langsam vorwärts. Stephan Urosch schickte
ihm zwar eine Gesandtschaft entgegen; als diese aber, von
Straßenräubern angefallen und geplündert, zu ihnen ge-
langte, schienen die Gefahren, welche sie selbst als Fremde zu
gewärtigen hatten, dem Patriarchen allzubedenklich. Uner-
wartete Forderungen, früher unberührt gebliebene Ansprüche
an den Kaiser kamen dazu — so wurden die Unterhandlun-
gen plötzlich abgebrochen und die Prinzessin zu ihren Eltern
zurückgeführt.
Den ältern Prinzen Dragutin hatte das Verfahren des
Vaters höchlich erzürnt. Von seinem Schwäher, dem König
von Ungarn, gedrängt, und dessen mächtigem Heer unterstützt,
raubte er dem Vater mit Gewalt eine Krone, welche er längst
als ihm gebührend betrachtete. Der alte König starb auf der
Flucht vor Gram und Kummer. Kaum aber sah sich der
sunge Stephan Dragutin im Besitz des so theuer Erkauften,
als Reue und Gewissensangst ihn ergriffen. Umsonst suchte
er sein Bewußtseyn durch frommen Lebenswandel zu versöhnen:
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/35>, abgerufen am 22.11.2024.
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