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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Empfang, hütet und schützt sie auf jede Weise, steht ihr bei
in der Bedienung der Gäste, und schläft in ihrem Gemache,
bis sie dem Bräutigam, nach der Trauung in dessen Hause,
übergeben wird. 5) der Tschausch, die lustige Person
der Gesellschaft. Wunderlich aufgeputzt, und in amtlich-
witziger Laune, ist er zu allen Harlequinaden und Insolenzen
berechtigt. Alles wird belacht, was er sagt oder thut. 6)
ein Gadlar ober Dudelsackspfeifer, dessen Geschäft man aus
seinem Namen ersieht. Alle andern Gäste heißen: amtlose
Hochzeitleute, oder scherzhaft, Schmarotzer. Frauen, zum
Beistand der Braut, Jendjebulen genannt, ziehen nur in
den serbischen und boßnischen Städten, und in den sirmi-
schen und batschkischen Dörfern mit.
4) Einen Stern begrüßt die Jungfrau Bruder.
Im Original: Schwester, da Stern im Serbischen
weiblichen Geschlechtes ist. Durchgängig stellt sich der Ser-
be die Gestirne theilnehmend an menschlichen Angelegenhei-
ten vor. Die Sitte der Vergeschwisterung einander nicht
leiblich Angehörender (mehr hiervon s. unten), erstreckt sich
auch über sie, so wie auch über thierische Geschöpfe. In
einem großen Gedichte, welches die Schlacht auf dem Mi-
scharfelde 1806 zum Gegenstand hat, grüßt eine vornehme
Frau zwei Raben "ihre Brüder in Gott."
5) Da begannen graue Kuckuksweibchen.
Nach der serbischen Fabel war der Kuckuk (weiblich:
kukawitza) ein Mädchen, das um den gestorbnen Bruder
so viel weinte, daß sie in einen Vogel verwandelt ward, der
endlos sein eintöniges Wehklagen durch die Lüste schickt.
Nach Einigen verdammte der Fluch des Bruders selbst, des-
sen Geist durch ihren Schmerz an die Erde gekettet ward,
und dadurch Pein erlitt, sie zu dieser traurigen Rolle. Eine
Empfang, hütet und schützt sie auf jede Weise, steht ihr bei
in der Bedienung der Gäste, und schläft in ihrem Gemache,
bis sie dem Bräutigam, nach der Trauung in dessen Hause,
übergeben wird. 5) der Tschausch, die lustige Person
der Gesellschaft. Wunderlich aufgeputzt, und in amtlich-
witziger Laune, ist er zu allen Harlequinaden und Insolenzen
berechtigt. Alles wird belacht, was er sagt oder thut. 6)
ein Gadlar ober Dudelsackspfeifer, dessen Geschäft man aus
seinem Namen ersieht. Alle andern Gäste heißen: amtlose
Hochzeitleute, oder scherzhaft, Schmarotzer. Frauen, zum
Beistand der Braut, Jendjebulen genannt, ziehen nur in
den serbischen und boßnischen Städten, und in den sirmi-
schen und batschkischen Dörfern mit.
4) Einen Stern begrüßt die Jungfrau Bruder.
Im Original: Schwester, da Stern im Serbischen
weiblichen Geschlechtes ist. Durchgängig stellt sich der Ser-
be die Gestirne theilnehmend an menschlichen Angelegenhei-
ten vor. Die Sitte der Vergeschwisterung einander nicht
leiblich Angehörender (mehr hiervon s. unten), erstreckt sich
auch über sie, so wie auch über thierische Geschöpfe. In
einem großen Gedichte, welches die Schlacht auf dem Mi-
scharfelde 1806 zum Gegenstand hat, grüßt eine vornehme
Frau zwei Raben „ihre Brüder in Gott.“
5) Da begannen graue Kuckuksweibchen.
Nach der serbischen Fabel war der Kuckuk (weiblich:
kukawitza) ein Mädchen, das um den gestorbnen Bruder
so viel weinte, daß sie in einen Vogel verwandelt ward, der
endlos sein eintöniges Wehklagen durch die Lüste schickt.
Nach Einigen verdammte der Fluch des Bruders selbst, des-
sen Geist durch ihren Schmerz an die Erde gekettet ward,
und dadurch Pein erlitt, sie zu dieser traurigen Rolle. Eine
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[274/0340] ³⁾ Empfang, hütet und schützt sie auf jede Weise, steht ihr bei in der Bedienung der Gäste, und schläft in ihrem Gemache, bis sie dem Bräutigam, nach der Trauung in dessen Hause, übergeben wird. 5) der Tschausch, die lustige Person der Gesellschaft. Wunderlich aufgeputzt, und in amtlich- witziger Laune, ist er zu allen Harlequinaden und Insolenzen berechtigt. Alles wird belacht, was er sagt oder thut. 6) ein Gadlar ober Dudelsackspfeifer, dessen Geschäft man aus seinem Namen ersieht. Alle andern Gäste heißen: amtlose Hochzeitleute, oder scherzhaft, Schmarotzer. Frauen, zum Beistand der Braut, Jendjebulen genannt, ziehen nur in den serbischen und boßnischen Städten, und in den sirmi- schen und batschkischen Dörfern mit. ⁴⁾ Einen Stern begrüßt die Jungfrau Bruder. Im Original: Schwester, da Stern im Serbischen weiblichen Geschlechtes ist. Durchgängig stellt sich der Ser- be die Gestirne theilnehmend an menschlichen Angelegenhei- ten vor. Die Sitte der Vergeschwisterung einander nicht leiblich Angehörender (mehr hiervon s. unten), erstreckt sich auch über sie, so wie auch über thierische Geschöpfe. In einem großen Gedichte, welches die Schlacht auf dem Mi- scharfelde 1806 zum Gegenstand hat, grüßt eine vornehme Frau zwei Raben „ihre Brüder in Gott.“ ⁵⁾ Da begannen graue Kuckuksweibchen. Nach der serbischen Fabel war der Kuckuk (weiblich: kukawitza) ein Mädchen, das um den gestorbnen Bruder so viel weinte, daß sie in einen Vogel verwandelt ward, der endlos sein eintöniges Wehklagen durch die Lüste schickt. Nach Einigen verdammte der Fluch des Bruders selbst, des- sen Geist durch ihren Schmerz an die Erde gekettet ward, und dadurch Pein erlitt, sie zu dieser traurigen Rolle. Eine

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/340>, abgerufen am 25.11.2024.