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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Kehret seine Mütze um von Wolfsfell;
Schnallt sein Roß mit sieben Sattelgurten,
Hängt den Schlauch mit Wein ihm an die Seite, 325
An die andre ihm den schweren Kolben,
Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige.
Drauf nimmt er die kriegerische Lanze,
Und dem Scharatz auf die Schultern springend,
Treibt das Roß er nach dem Marktplatz' Stambuls. 330
Als er eingeholt die Hochzeitgäste:
Suchet Streit sogleich er anzufangen,
Jagt die Letzten vor bis zu den Ersten;
Aber wie er nun die Braut erreichet,
Tödtet er den Pathen und den Führer. 335
Schnell kommt das Gerücht zum schwarzen Mohren:
"Weh Dir! schwarzer Mohr! es hat ein Held sich
Deinen Hochzeitgästen zugesellet,
Der ein Roß hat, nicht wie andre Rosse,
Sondern buntgesprenkelt, wie ein Rind ist. 340
Nicht ist er ein Held, wie andre Helden,
Einen Pelzrock hat er an von Wolfsfell,
Auf dem Haupt' von Wolfsfell eine Mütze,
Etwas Schwarzes hat er an den Zähnen,
Wie die jungen Lämmer von sechs Monden. 345
Wie er nahte, fieng er auch schon Streit an,
Jagte vor die Letzten zu den Ersten,
Tödtete Dir Pathen und Brautführer!" --
Wendet schnell der Mohr die graue Stute,
Und zum Königsohne Marko sprach er: 350
Kehret seine Mütze um von Wolfsfell;
Schnallt sein Roß mit sieben Sattelgurten,
Hängt den Schlauch mit Wein ihm an die Seite, 325
An die andre ihm den schweren Kolben,
Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige.
Drauf nimmt er die kriegerische Lanze,
Und dem Scharatz auf die Schultern springend,
Treibt das Roß er nach dem Marktplatz' Stambuls. 330
Als er eingeholt die Hochzeitgäste:
Suchet Streit sogleich er anzufangen,
Jagt die Letzten vor bis zu den Ersten;
Aber wie er nun die Braut erreichet,
Tödtet er den Pathen und den Führer. 335
Schnell kommt das Gerücht zum schwarzen Mohren:
„Weh Dir! schwarzer Mohr! es hat ein Held sich
Deinen Hochzeitgästen zugesellet,
Der ein Roß hat, nicht wie andre Rosse,
Sondern buntgesprenkelt, wie ein Rind ist. 340
Nicht ist er ein Held, wie andre Helden,
Einen Pelzrock hat er an von Wolfsfell,
Auf dem Haupt' von Wolfsfell eine Mütze,
Etwas Schwarzes hat er an den Zähnen,
Wie die jungen Lämmer von sechs Monden. 345
Wie er nahte, fieng er auch schon Streit an,
Jagte vor die Letzten zu den Ersten,
Tödtete Dir Pathen und Brautführer!“ —
Wendet schnell der Mohr die graue Stute,
Und zum Königsohne Marko sprach er: 350
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[236/0302] Kehret seine Mütze um von Wolfsfell; Schnallt sein Roß mit sieben Sattelgurten, Hängt den Schlauch mit Wein ihm an die Seite, An die andre ihm den schweren Kolben, Daß er hierhin nicht, noch dorthin neige. Drauf nimmt er die kriegerische Lanze, Und dem Scharatz auf die Schultern springend, Treibt das Roß er nach dem Marktplatz' Stambuls. Als er eingeholt die Hochzeitgäste: Suchet Streit sogleich er anzufangen, Jagt die Letzten vor bis zu den Ersten; Aber wie er nun die Braut erreichet, Tödtet er den Pathen und den Führer. Schnell kommt das Gerücht zum schwarzen Mohren: „Weh Dir! schwarzer Mohr! es hat ein Held sich Deinen Hochzeitgästen zugesellet, Der ein Roß hat, nicht wie andre Rosse, Sondern buntgesprenkelt, wie ein Rind ist. Nicht ist er ein Held, wie andre Helden, Einen Pelzrock hat er an von Wolfsfell, Auf dem Haupt' von Wolfsfell eine Mütze, Etwas Schwarzes hat er an den Zähnen, Wie die jungen Lämmer von sechs Monden. Wie er nahte, fieng er auch schon Streit an, Jagte vor die Letzten zu den Ersten, Tödtete Dir Pathen und Brautführer!“ — Wendet schnell der Mohr die graue Stute, Und zum Königsohne Marko sprach er:

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/302>, abgerufen am 07.05.2024.