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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825

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Oder sind sie drinn so dumm und thöricht,
Daß sie von der Furcht vor mir nichts wissen?" --
Nach dem Sultanshofe ritt der Mohre,
Und verweilte dort, so lang es Nacht war;
Aber als der Morgen morgens anbrach, 300
Uebergab der Sultan ihm die Jungfrau,
Machte auch der Braut Gewande fertig.
Womit zwölf der Rosse schwer beladen.
Durch das weiße Stambul zog der Mohre,
Mit der Jungfrau und den Hochzeitgästen; 305
Aber als sie sich der Herberg' nahten,
Wieder stand die Thür der Herberg' offen.
Sein arabisch Roß trieb jetzt der Mohr an,
Sehen will er, wer wohl in der Herberg'?
Marko sitzet mitten in der Herberg', 310
Sitzt und labet sich an schwarzem Weine;
Doch er trinkt nicht, wie man pflegt zu trinken,
Aus 'nem Becken trinkt er, das zwölf Maaß hält,
Leert es selbst halb, giebt es halb dem Scharatz.
Lust zu einem Streit' bekommt der Mohre, 315
Aber an der Thüre, festgebunden,
Steht der Scharatz, wehret ihm den Eingang,
Und die Stute schlägt er in die Seiten.
Zum Gefolge kehrt der Mohr zurücke,
Und sie reiten nach dem Markt' von Stambul. 320
Drauf erhebt sich Marko in der Herberg',
Kehret seinen Pelzrock um von Wolfsfell, *)
*) Verkehrt nimmt er Rock und Mütze, wenn er zürnt.
Oder sind sie drinn so dumm und thöricht,
Daß sie von der Furcht vor mir nichts wissen?“ —
Nach dem Sultanshofe ritt der Mohre,
Und verweilte dort, so lang es Nacht war;
Aber als der Morgen morgens anbrach, 300
Uebergab der Sultan ihm die Jungfrau,
Machte auch der Braut Gewande fertig.
Womit zwölf der Rosse schwer beladen.
Durch das weiße Stambul zog der Mohre,
Mit der Jungfrau und den Hochzeitgästen; 305
Aber als sie sich der Herberg' nahten,
Wieder stand die Thür der Herberg' offen.
Sein arabisch Roß trieb jetzt der Mohr an,
Sehen will er, wer wohl in der Herberg'?
Marko sitzet mitten in der Herberg', 310
Sitzt und labet sich an schwarzem Weine;
Doch er trinkt nicht, wie man pflegt zu trinken,
Aus 'nem Becken trinkt er, das zwölf Maaß hält,
Leert es selbst halb, giebt es halb dem Scharatz.
Lust zu einem Streit' bekommt der Mohre, 315
Aber an der Thüre, festgebunden,
Steht der Scharatz, wehret ihm den Eingang,
Und die Stute schlägt er in die Seiten.
Zum Gefolge kehrt der Mohr zurücke,
Und sie reiten nach dem Markt' von Stambul. 320
Drauf erhebt sich Marko in der Herberg',
Kehret seinen Pelzrock um von Wolfsfell, *)
*) Verkehrt nimmt er Rock und Mütze, wenn er zürnt.
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[235/0301] Oder sind sie drinn so dumm und thöricht, Daß sie von der Furcht vor mir nichts wissen?“ — Nach dem Sultanshofe ritt der Mohre, Und verweilte dort, so lang es Nacht war; Aber als der Morgen morgens anbrach, Uebergab der Sultan ihm die Jungfrau, Machte auch der Braut Gewande fertig. Womit zwölf der Rosse schwer beladen. Durch das weiße Stambul zog der Mohre, Mit der Jungfrau und den Hochzeitgästen; Aber als sie sich der Herberg' nahten, Wieder stand die Thür der Herberg' offen. Sein arabisch Roß trieb jetzt der Mohr an, Sehen will er, wer wohl in der Herberg'? Marko sitzet mitten in der Herberg', Sitzt und labet sich an schwarzem Weine; Doch er trinkt nicht, wie man pflegt zu trinken, Aus 'nem Becken trinkt er, das zwölf Maaß hält, Leert es selbst halb, giebt es halb dem Scharatz. Lust zu einem Streit' bekommt der Mohre, Aber an der Thüre, festgebunden, Steht der Scharatz, wehret ihm den Eingang, Und die Stute schlägt er in die Seiten. Zum Gefolge kehrt der Mohr zurücke, Und sie reiten nach dem Markt' von Stambul. Drauf erhebt sich Marko in der Herberg', Kehret seinen Pelzrock um von Wolfsfell, *) *) Verkehrt nimmt er Rock und Mütze, wenn er zürnt.

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Zitationshilfe: Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/301>, abgerufen am 22.11.2024.