Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Warb er um das Mädchen bei dem König'. Stumm und schwelgend gab sie ihm der König. Marko drauf zu Fingerring und Apfel, Zu Gewanden für das schöne Mädchen, Und zu Gaben für der Braut Verwandten, 55 Gab er her drei Saumeslasten Goldes, Fest in Mondesfrist die Hochzeit setzend, Daß indeß er in die Heimath gehe, Die geschmückten Gäste einzuladen. Sieh', da sprach zu ihm der Jungfrau Mutter: 60 "O mein Eidam, Du Priliper Marko! Nicht ein Fremder darf die Braut mir führen, Nur ein Bruder oder Sohn des Bruders. Allzu schön ist dieses Mädchen, daß wir Große Schande nicht zu fürchten hätten!" 65 Da verweilte nur die Nacht noch Marko; Doch am Morgen sattelt' er den Scharatz, Reitet nach Prilip, der weißen Feste. Als er nach Prilip nun kam, der Feste: Schon von fern erblickt' ihn seine Mutter; 70 Als er nahte, gieng sie ihm entgegen, Ihn umarmend, ihm die Wangen küssend, Während ihre weißen Hände Marko. Und sie sprach zum Königsohne Marko: "O mein Sohn, Du Königsprosse Marko! 75 Sage, war mir Deine Reise friedlich? Hast Du mir die liebe Schnur erfreiet? Warb er um das Mädchen bei dem König'. Stumm und schwelgend gab sie ihm der König. Marko drauf zu Fingerring und Apfel, Zu Gewanden für das schöne Mädchen, Und zu Gaben für der Braut Verwandten, 55 Gab er her drei Saumeslasten Goldes, Fest in Mondesfrist die Hochzeit setzend, Daß indeß er in die Heimath gehe, Die geschmückten Gäste einzuladen. Sieh', da sprach zu ihm der Jungfrau Mutter: 60 „O mein Eidam, Du Priliper Marko! Nicht ein Fremder darf die Braut mir führen, Nur ein Bruder oder Sohn des Bruders. Allzu schön ist dieses Mädchen, daß wir Große Schande nicht zu fürchten hätten!“ 65 Da verweilte nur die Nacht noch Marko; Doch am Morgen sattelt' er den Scharatz, Reitet nach Prilip, der weißen Feste. Als er nach Prilip nun kam, der Feste: Schon von fern erblickt' ihn seine Mutter; 70 Als er nahte, gieng sie ihm entgegen, Ihn umarmend, ihm die Wangen küssend, Während ihre weißen Hände Marko. Und sie sprach zum Königsohne Marko: „O mein Sohn, Du Königsprosse Marko! 75 Sage, war mir Deine Reise friedlich? Hast Du mir die liebe Schnur erfreiet? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0254" n="188"/> <lg> <l>Warb er um das Mädchen bei dem König'.</l><lb/> <l>Stumm und schwelgend gab sie ihm der König.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Marko drauf zu Fingerring und Apfel,</l><lb/> <l>Zu Gewanden für das schöne Mädchen,</l><lb/> <l>Und zu Gaben für der Braut Verwandten, <note place="right">55</note></l><lb/> <l>Gab er her drei Saumeslasten Goldes,</l><lb/> <l>Fest in Mondesfrist die Hochzeit setzend,</l><lb/> <l>Daß indeß er in die Heimath gehe,</l><lb/> <l>Die geschmückten Gäste einzuladen.</l><lb/> <l>Sieh', da sprach zu ihm der Jungfrau Mutter: <note place="right">60</note></l><lb/> <l>„O mein Eidam, Du Priliper Marko!</l><lb/> <l>Nicht ein Fremder darf die Braut mir führen,</l><lb/> <l>Nur ein Bruder oder Sohn des Bruders.</l><lb/> <l>Allzu schön ist dieses Mädchen, daß wir</l><lb/> <l>Große Schande nicht zu fürchten hätten!“ <note place="right">65</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Da verweilte nur die Nacht noch Marko;</l><lb/> <l>Doch am Morgen sattelt' er den Scharatz,</l><lb/> <l>Reitet nach Prilip, der weißen Feste.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Als er nach Prilip nun kam, der Feste:</l><lb/> <l>Schon von fern erblickt' ihn seine Mutter; <note place="right">70</note></l><lb/> <l>Als er nahte, gieng sie ihm entgegen,</l><lb/> <l>Ihn umarmend, ihm die Wangen küssend,</l><lb/> <l>Während ihre weißen Hände Marko.</l><lb/> <l>Und sie sprach zum Königsohne Marko:</l><lb/> <l>„O mein Sohn, Du Königsprosse Marko! <note place="right">75</note></l><lb/> <l>Sage, war mir Deine Reise friedlich?</l><lb/> <l>Hast Du mir die liebe Schnur erfreiet?</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0254]
Warb er um das Mädchen bei dem König'.
Stumm und schwelgend gab sie ihm der König.
Marko drauf zu Fingerring und Apfel,
Zu Gewanden für das schöne Mädchen,
Und zu Gaben für der Braut Verwandten,
Gab er her drei Saumeslasten Goldes,
Fest in Mondesfrist die Hochzeit setzend,
Daß indeß er in die Heimath gehe,
Die geschmückten Gäste einzuladen.
Sieh', da sprach zu ihm der Jungfrau Mutter:
„O mein Eidam, Du Priliper Marko!
Nicht ein Fremder darf die Braut mir führen,
Nur ein Bruder oder Sohn des Bruders.
Allzu schön ist dieses Mädchen, daß wir
Große Schande nicht zu fürchten hätten!“
Da verweilte nur die Nacht noch Marko;
Doch am Morgen sattelt' er den Scharatz,
Reitet nach Prilip, der weißen Feste.
Als er nach Prilip nun kam, der Feste:
Schon von fern erblickt' ihn seine Mutter;
Als er nahte, gieng sie ihm entgegen,
Ihn umarmend, ihm die Wangen küssend,
Während ihre weißen Hände Marko.
Und sie sprach zum Königsohne Marko:
„O mein Sohn, Du Königsprosse Marko!
Sage, war mir Deine Reise friedlich?
Hast Du mir die liebe Schnur erfreiet?
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