Talvj, Volkslieder der Serben, 1825Diese, Mutter, wär' für mich ein Mädchen, Und für Dich auch die Verwandtschaft ziemend. 25 Wolle leichte Reisekost bereiten, Daß ich reite, um die Maid zu freien." -- Kaum erwarten kann's die greise Mutter, 30 Nicht erwarten, bis der Morgen komme: Zuckerbrodt bereitet sie dem Sohne; Aber als der Morgen morgens anbricht, Rüstet Marko sich und seinen Scharatz, Füllet einen Schlauch mit rothem Weine, 35 Hängt ihn an des Sattels eine Seite, Und den starken Kolben an die andre; 19) Schwingt sich auf den wutherfüllten Scharatz, Reitet g'rad nach dem Bulgarenlande, Nach dem Hofe Schismanins, des Königs. 40 Schon von fern' erblickte ihn der König; Als er nahte, gieng er ihm entgegen. Sich umarmend, und die Wangen küßend, Fragten sie sich nach dem Heldenwohlseyn. Treue Diener nahmen ihm das Roß ab, 45 Führten's nach dem Stall' im Erdgeschosse, Doch ihn selbst führt in den Thurm der König. Nieder am bereit gehaltnen Eßtisch' Saßen sie, den schwarzen Wein zu trinken; Aber als der Wein begann zu wirken, Sprang der Marko auf die leichten Füße, Nahm die Mütz' ab, und mit tiefem Neigen 50 Diese, Mutter, wär' für mich ein Mädchen, Und für Dich auch die Verwandtschaft ziemend. 25 Wolle leichte Reisekost bereiten, Daß ich reite, um die Maid zu freien.“ — Kaum erwarten kann's die greise Mutter, 30 Nicht erwarten, bis der Morgen komme: Zuckerbrodt bereitet sie dem Sohne; Aber als der Morgen morgens anbricht, Rüstet Marko sich und seinen Scharatz, Füllet einen Schlauch mit rothem Weine, 35 Hängt ihn an des Sattels eine Seite, Und den starken Kolben an die andre; 19) Schwingt sich auf den wutherfüllten Scharatz, Reitet g'rad nach dem Bulgarenlande, Nach dem Hofe Schismanins, des Königs. 40 Schon von fern' erblickte ihn der König; Als er nahte, gieng er ihm entgegen. Sich umarmend, und die Wangen küßend, Fragten sie sich nach dem Heldenwohlseyn. Treue Diener nahmen ihm das Roß ab, 45 Führten's nach dem Stall' im Erdgeschosse, Doch ihn selbst führt in den Thurm der König. Nieder am bereit gehaltnen Eßtisch' Saßen sie, den schwarzen Wein zu trinken; Aber als der Wein begann zu wirken, Sprang der Marko auf die leichten Füße, Nahm die Mütz' ab, und mit tiefem Neigen 50 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0253" n="187"/> <lg> <l>Diese, Mutter, wär' für mich ein Mädchen,</l><lb/> <l>Und für Dich auch die Verwandtschaft ziemend. <note place="right">25</note></l><lb/> <l>Wolle leichte Reisekost bereiten,</l><lb/> <l>Daß ich reite, um die Maid zu freien.“ —</l> </lg><lb/> <lg> <l>Kaum erwarten kann's die greise Mutter, <note place="right">30</note></l><lb/> <l>Nicht erwarten, bis der Morgen komme:</l><lb/> <l>Zuckerbrodt bereitet sie dem Sohne;</l><lb/> <l>Aber als der Morgen morgens anbricht,</l><lb/> <l>Rüstet Marko sich und seinen Scharatz,</l><lb/> <l>Füllet einen Schlauch mit rothem Weine, <note place="right">35</note></l><lb/> <l>Hängt ihn an des Sattels eine Seite,</l><lb/> <l>Und den starken Kolben an die andre; <note xml:id="ed20" next="#edt20" place="end" n="19)"/></l><lb/> <l>Schwingt sich auf den wutherfüllten Scharatz,</l><lb/> <l>Reitet g'rad nach dem Bulgarenlande,</l><lb/> <l>Nach dem Hofe Schismanins, des Königs. <note place="right">40</note></l> </lg><lb/> <lg> <l>Schon von fern' erblickte ihn der König;</l><lb/> <l>Als er nahte, gieng er ihm entgegen.</l><lb/> <l>Sich umarmend, und die Wangen küßend,</l><lb/> <l>Fragten sie sich nach dem Heldenwohlseyn.</l><lb/> <l>Treue Diener nahmen ihm das Roß ab, <note place="right">45</note></l><lb/> <l>Führten's nach dem Stall' im Erdgeschosse,</l><lb/> <l>Doch ihn selbst führt in den Thurm der König.</l><lb/> <l>Nieder am bereit gehaltnen Eßtisch'</l><lb/> <l>Saßen sie, den schwarzen Wein zu trinken;</l><lb/> <l>Aber als der Wein begann zu wirken,</l><lb/> <l>Sprang der Marko auf die leichten Füße,</l><lb/> <l>Nahm die Mütz' ab, und mit tiefem Neigen <note place="right">50</note></l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0253]
Diese, Mutter, wär' für mich ein Mädchen,
Und für Dich auch die Verwandtschaft ziemend.
Wolle leichte Reisekost bereiten,
Daß ich reite, um die Maid zu freien.“ —
Kaum erwarten kann's die greise Mutter,
Nicht erwarten, bis der Morgen komme:
Zuckerbrodt bereitet sie dem Sohne;
Aber als der Morgen morgens anbricht,
Rüstet Marko sich und seinen Scharatz,
Füllet einen Schlauch mit rothem Weine,
Hängt ihn an des Sattels eine Seite,
Und den starken Kolben an die andre;
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Schwingt sich auf den wutherfüllten Scharatz,
Reitet g'rad nach dem Bulgarenlande,
Nach dem Hofe Schismanins, des Königs.
Schon von fern' erblickte ihn der König;
Als er nahte, gieng er ihm entgegen.
Sich umarmend, und die Wangen küßend,
Fragten sie sich nach dem Heldenwohlseyn.
Treue Diener nahmen ihm das Roß ab,
Führten's nach dem Stall' im Erdgeschosse,
Doch ihn selbst führt in den Thurm der König.
Nieder am bereit gehaltnen Eßtisch'
Saßen sie, den schwarzen Wein zu trinken;
Aber als der Wein begann zu wirken,
Sprang der Marko auf die leichten Füße,
Nahm die Mütz' ab, und mit tiefem Neigen
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